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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887.

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§ 44. Die Lex Burgundionum.

Herausgegeben in den Mon. Germ. LL III 525 von Bluhme. Die Absicht in
einer kleineren Handausgabe zu berichtigen und zu ergänzen, was er für die grössere,
nicht fehlerfreie Ausgabe nicht zu beschaffen vermochte, hat Bluhme nicht mehr
zur Ausführung gebracht. Einen auf Grundlage wichtiger, von Bluhme ungenügend
verwerteter Handschriften bereinigten Text giebt Binding in den Fontes rerum
Bernensium I, Bern 1880.
Litteratur: Türk, Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte, 1829, II 21 ff.
v. Savigny, Geschichte des röm. Rechts im Mittelalter, 2. Aufl. 1834, II 1 ff.
Gaupp, Die germ. Ansiedlungen S 296 ff. Bluhme, Das westburgund. Reich
und Recht, J des gem. deutschen Rechts I 48; derselbe, Der burg. Reichstag
zu Amberieux v. J. 501, a. O. V 207; derselbe, Praefatio in LL III 497 ff.; der-
selbe,
Die neueste Ausgabe der Lex Burg., in v. Sybels hist. Z XXI 234. Bin-
ding,
Das burgundisch-romanische Königreich, 1868. Hube, Histoire de la for-
mation de la loi bourguignonne, in der Revue hist. de droit franc. et etr. 1867.
Boretius, Über Gesetz und Gesch. der Burgunder, in v. Sybels hist. Z XXI 1 ff.
Jahn, Geschichte der Burgundionen, 1874, insbes. II 33 ff. 40. 62 ff. Vor Ab-
fassung dieses Paragraphen haben mir Bindings Vorarbeiten über die Entstehungs-
geschichte der Lex Burg. im Manuskripte vorgelegen.

Die Lex Burgundionum, eine amtliche Sammlung burgundischer
Königsgesetze, ist zum grössten Teile das Werk des Königs Gundobad,
welcher im burgundischen Reiche von 474 bis 516 regierte 1. Jahr-
hunderte hindurch haftete im Gedächtnis der Nachwelt sein Name
an der Lex, die nach ihm Liber legum Gundobadi oder Lex Gundo-
bada, Gombata 2 hiess. Nach ihm wird in karolingischer Zeit das
burgundische Recht schlechtweg als Lex Gundobada und werden die
nach diesem Rechte lebenden Burgunder als Guntbadingi, Gundobadi
bezeichnet 3.

Eine kurze Vorrede, welche Gundobads Namen an der Spitze
trägt, berichtet, dass dieser die Lex aus den Gesetzen seiner Vor-
fahren und aus seinen eigenen habe zusammenstellen lassen. Zwischen
dieser Vorrede und Titel 1 findet sich ein längeres Einführungsgesetz,
welches in Titel 81 als prima constitutio zitiert wird. Es enthält An-

1 König Gundobad teilte die Herrschaft anfänglich mit seinen Brüdern Hil-
perich und Godegisel. Als Hilperich starb, vermutlich gegen Ende der achtziger
Jahre, zog Gundobad dessen Anteil an sich. Seit 500 herrschte er als Alleinkönig.
Die rechtliche Stellung Gundobads zu seinen Brüdern ist streitig. Jahn will
nur Godegisel "als Vasallen" gelten lassen (I 88. 532. 545), Gaupp, Wieters-
heim u. Bethmann-Hollweg
betrachten sie als Unterkönige. Nach Binding
S 121 hätte eine mehr faktische als rechtliche Superiorität Gundobads bestanden.
2 Cap. I 170 pr. Hinkmar, De divortio, interrog. 5, Opera 1645, I 589.
3 Cap. I 58, c. 64 v. J. 789; I 77, c. 45 v. J. 794. Chartularium Langob.
(11. Jh.) LL IV 595.
§ 44. Die Lex Burgundionum.

Herausgegeben in den Mon. Germ. LL III 525 von Bluhme. Die Absicht in
einer kleineren Handausgabe zu berichtigen und zu ergänzen, was er für die gröſsere,
nicht fehlerfreie Ausgabe nicht zu beschaffen vermochte, hat Bluhme nicht mehr
zur Ausführung gebracht. Einen auf Grundlage wichtiger, von Bluhme ungenügend
verwerteter Handschriften bereinigten Text giebt Binding in den Fontes rerum
Bernensium I, Bern 1880.
Litteratur: Türk, Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte, 1829, II 21 ff.
v. Savigny, Geschichte des röm. Rechts im Mittelalter, 2. Aufl. 1834, II 1 ff.
Gaupp, Die germ. Ansiedlungen S 296 ff. Bluhme, Das westburgund. Reich
und Recht, J des gem. deutschen Rechts I 48; derselbe, Der burg. Reichstag
zu Ambérieux v. J. 501, a. O. V 207; derselbe, Praefatio in LL III 497 ff.; der-
selbe,
Die neueste Ausgabe der Lex Burg., in v. Sybels hist. Z XXI 234. Bin-
ding,
Das burgundisch-romanische Königreich, 1868. Hubé, Histoire de la for-
mation de la loi bourguignonne, in der Revue hist. de droit franç. et étr. 1867.
Boretius, Über Gesetz und Gesch. der Burgunder, in v. Sybels hist. Z XXI 1 ff.
Jahn, Geschichte der Burgundionen, 1874, insbes. II 33 ff. 40. 62 ff. Vor Ab-
fassung dieses Paragraphen haben mir Bindings Vorarbeiten über die Entstehungs-
geschichte der Lex Burg. im Manuskripte vorgelegen.

Die Lex Burgundionum, eine amtliche Sammlung burgundischer
Königsgesetze, ist zum gröſsten Teile das Werk des Königs Gundobad,
welcher im burgundischen Reiche von 474 bis 516 regierte 1. Jahr-
hunderte hindurch haftete im Gedächtnis der Nachwelt sein Name
an der Lex, die nach ihm Liber legum Gundobadi oder Lex Gundo-
bada, Gombata 2 hieſs. Nach ihm wird in karolingischer Zeit das
burgundische Recht schlechtweg als Lex Gundobada und werden die
nach diesem Rechte lebenden Burgunder als Guntbadingi, Gundobadi
bezeichnet 3.

Eine kurze Vorrede, welche Gundobads Namen an der Spitze
trägt, berichtet, daſs dieser die Lex aus den Gesetzen seiner Vor-
fahren und aus seinen eigenen habe zusammenstellen lassen. Zwischen
dieser Vorrede und Titel 1 findet sich ein längeres Einführungsgesetz,
welches in Titel 81 als prima constitutio zitiert wird. Es enthält An-

1 König Gundobad teilte die Herrschaft anfänglich mit seinen Brüdern Hil-
perich und Godegisel. Als Hilperich starb, vermutlich gegen Ende der achtziger
Jahre, zog Gundobad dessen Anteil an sich. Seit 500 herrschte er als Alleinkönig.
Die rechtliche Stellung Gundobads zu seinen Brüdern ist streitig. Jahn will
nur Godegisel „als Vasallen“ gelten lassen (I 88. 532. 545), Gaupp, Wieters-
heim u. Bethmann-Hollweg
betrachten sie als Unterkönige. Nach Binding
S 121 hätte eine mehr faktische als rechtliche Superiorität Gundobads bestanden.
2 Cap. I 170 pr. Hinkmar, De divortio, interrog. 5, Opera 1645, I 589.
3 Cap. I 58, c. 64 v. J. 789; I 77, c. 45 v. J. 794. Chartularium Langob.
(11. Jh.) LL IV 595.
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[332/0350] § 44. Die Lex Burgundionum. Herausgegeben in den Mon. Germ. LL III 525 von Bluhme. Die Absicht in einer kleineren Handausgabe zu berichtigen und zu ergänzen, was er für die gröſsere, nicht fehlerfreie Ausgabe nicht zu beschaffen vermochte, hat Bluhme nicht mehr zur Ausführung gebracht. Einen auf Grundlage wichtiger, von Bluhme ungenügend verwerteter Handschriften bereinigten Text giebt Binding in den Fontes rerum Bernensium I, Bern 1880. Litteratur: Türk, Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte, 1829, II 21 ff. v. Savigny, Geschichte des röm. Rechts im Mittelalter, 2. Aufl. 1834, II 1 ff. Gaupp, Die germ. Ansiedlungen S 296 ff. Bluhme, Das westburgund. Reich und Recht, J des gem. deutschen Rechts I 48; derselbe, Der burg. Reichstag zu Ambérieux v. J. 501, a. O. V 207; derselbe, Praefatio in LL III 497 ff.; der- selbe, Die neueste Ausgabe der Lex Burg., in v. Sybels hist. Z XXI 234. Bin- ding, Das burgundisch-romanische Königreich, 1868. Hubé, Histoire de la for- mation de la loi bourguignonne, in der Revue hist. de droit franç. et étr. 1867. Boretius, Über Gesetz und Gesch. der Burgunder, in v. Sybels hist. Z XXI 1 ff. Jahn, Geschichte der Burgundionen, 1874, insbes. II 33 ff. 40. 62 ff. Vor Ab- fassung dieses Paragraphen haben mir Bindings Vorarbeiten über die Entstehungs- geschichte der Lex Burg. im Manuskripte vorgelegen. Die Lex Burgundionum, eine amtliche Sammlung burgundischer Königsgesetze, ist zum gröſsten Teile das Werk des Königs Gundobad, welcher im burgundischen Reiche von 474 bis 516 regierte 1. Jahr- hunderte hindurch haftete im Gedächtnis der Nachwelt sein Name an der Lex, die nach ihm Liber legum Gundobadi oder Lex Gundo- bada, Gombata 2 hieſs. Nach ihm wird in karolingischer Zeit das burgundische Recht schlechtweg als Lex Gundobada und werden die nach diesem Rechte lebenden Burgunder als Guntbadingi, Gundobadi bezeichnet 3. Eine kurze Vorrede, welche Gundobads Namen an der Spitze trägt, berichtet, daſs dieser die Lex aus den Gesetzen seiner Vor- fahren und aus seinen eigenen habe zusammenstellen lassen. Zwischen dieser Vorrede und Titel 1 findet sich ein längeres Einführungsgesetz, welches in Titel 81 als prima constitutio zitiert wird. Es enthält An- 1 König Gundobad teilte die Herrschaft anfänglich mit seinen Brüdern Hil- perich und Godegisel. Als Hilperich starb, vermutlich gegen Ende der achtziger Jahre, zog Gundobad dessen Anteil an sich. Seit 500 herrschte er als Alleinkönig. Die rechtliche Stellung Gundobads zu seinen Brüdern ist streitig. Jahn will nur Godegisel „als Vasallen“ gelten lassen (I 88. 532. 545), Gaupp, Wieters- heim u. Bethmann-Hollweg betrachten sie als Unterkönige. Nach Binding S 121 hätte eine mehr faktische als rechtliche Superiorität Gundobads bestanden. 2 Cap. I 170 pr. Hinkmar, De divortio, interrog. 5, Opera 1645, I 589. 3 Cap. I 58, c. 64 v. J. 789; I 77, c. 45 v. J. 794. Chartularium Langob. (11. Jh.) LL IV 595.

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte01_1887/350>, abgerufen am 22.11.2024.