Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887.
Als ein Volk, dem ein Städtewesen durchaus fehlte, bewegten Die Sesshaftigkeit ist aber noch eine lose, das Volk nicht fest 1 Über Vieh als Zahlungsmittel Inama-Sternegg I 181. 2 Vieh, got. faihu; Schatz, fries. sket. Vgl. got. maithms und s. Vilmar, Deutsche altertümer im Heliand S 32 f. 3 Caesar, De bello gall. VI 29: minime homines Germani agriculturae student. Pomponius Mela III 3: nam ne illa quidem enixe colunt. Tacitus, Germania c. 15. 4 Lamprecht I 1. 9. 15.
Als ein Volk, dem ein Städtewesen durchaus fehlte, bewegten Die Seſshaftigkeit ist aber noch eine lose, das Volk nicht fest 1 Über Vieh als Zahlungsmittel Inama-Sternegg I 181. 2 Vieh, got. faíhu; Schatz, fries. sket. Vgl. got. maiþms und s. Vilmar, Deutsche altertümer im Hêliand S 32 f. 3 Caesar, De bello gall. VI 29: minime homines Germani agriculturae student. Pomponius Mela III 3: nam ne illa quidem enixe colunt. Tacitus, Germania c. 15. 4 Lamprecht I 1. 9. 15.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <bibl><pb facs="#f0075" n="57"/><fw place="top" type="header">§ 10. Das Wirtschaftsleben der Urzeit.</fw><lb/> landes I 1, 1886. v. <hi rendition="#g">Sybel</hi>, Entstehung des deutschen Königthums, 2. Aufl. 1881.<lb/><hi rendition="#g">Waitz</hi>, Verfassungsgesch. I 97 ff. L. v. <hi rendition="#g">Maurer</hi>, Gesch. der Markverfassung,<lb/> 1856; <hi rendition="#g">derselbe</hi>, Einleitung zur Gesch. der Mark-, Hof-, Dorf- u. Stadtverfassung,<lb/> 1854; <hi rendition="#g">derselbe</hi>, Gesch. der Dorfverf., 1865. 1866. <hi rendition="#g">Thudichum</hi>, Die Gau- u.<lb/> Markverf., 1860. <hi rendition="#g">Gierke</hi>, Rechtsgesch. der deutschen Genossenschaft I 56. —<lb/><hi rendition="#g">Laveleye</hi>, Das Ureigenthum, übersetzt u. vervollständigt von Bücher 1879. Dazu<lb/><hi rendition="#g">Kohler</hi>, KrV XXIII 24. <hi rendition="#g">Viollet</hi>, Caractère collectif des premières propriétés<lb/> immobilières, Biblioth. de l’école des chartes 1872. <hi rendition="#g">Fustel de Coulanges</hi>,<lb/> Recherches sur quelques problèmes ch. 2 u. 3, 1885. <hi rendition="#g">Francesco Schupfer</hi>,<lb/> L’Allodio, studi sulla proprietà dei secoli barbarici, 1885. <hi rendition="#g">Denman Roſs</hi>, The<lb/> early history of landholding among the Germans, 1883. <hi rendition="#g">Seebohm</hi>, English Village<lb/> Community, 1. Ausg. 1883, übers. unter dem Titel: Die englische Dorfgemeinde in<lb/> ihren Beziehungen zur Gutsherrlichkeit … zur Flureinteilung und Feldgemein-<lb/><hi rendition="#c">schaft, nach der 3. Ausg. von Th. v. Bunsen 1885.</hi></bibl> </p><lb/> <p>Als ein Volk, dem ein Städtewesen durchaus fehlte, bewegten<lb/> sich die Germanen in einfachen wirtschaftlichen Zuständen, welchen<lb/> eine gewisse Gleichförmigkeit der Besitzverhältnisse entsprechen muſste.<lb/> Sie betreiben mit Vorliebe die Jagd, stehen aber nicht mehr auf der<lb/> Stufe des Jägervolkes. Vielmehr bildet den Mittelpunkt ihres Wirt-<lb/> schaftslebens die Viehzucht. Sie liefert die Hauptnahrung des Volkes.<lb/> Das Vieh ist Geld, in Viehhäuptern zahlt man die Buſsen <note place="foot" n="1">Über Vieh als Zahlungsmittel <hi rendition="#g">Inama-Sternegg</hi> I 181.</note>, der Vieh-<lb/> stand bestimmt den Reichtum des einzelnen, wie denn die ältesten,<lb/> Geld und Habe bezeichnenden Ausdrücke der Sprache auf ihn hin-<lb/> weisen <note place="foot" n="2">Vieh, got. faíhu; Schatz, fries. sket. Vgl. got. maiþms und s. <hi rendition="#g">Vilmar</hi>,<lb/> Deutsche altertümer im Hêliand S 32 f.</note>. Trotzdem sind die Germanen auch kein nomadisierendes<lb/> Hirtenvolk. Sie haben Wohnsitze und treiben Ackerbau.</p><lb/> <p>Die Seſshaftigkeit ist aber noch eine lose, das Volk nicht fest<lb/> mit Grund und Boden verwachsen, sondern leicht imstande und leicht<lb/> entschlossen seine Sitze aufzugeben. Und der Ackerbau, den schon<lb/> ihre arischen Ahnen gekannt haben müssen, wurde von den Germanen<lb/> nur nebensächlich und oberflächlich betrieben. Daſs sie auf die<lb/> Bebauung des Bodens geringe Sorgfalt verwendeten, sagen die überein-<lb/> stimmenden Berichte der Alten <note place="foot" n="3">Caesar, De bello gall. VI 29: minime homines Germani agriculturae student.<lb/> Pomponius Mela III 3: nam ne illa quidem enixe colunt. Tacitus, Germania c. 15.</note>, und noch in den fränkischen Volks-<lb/> rechten stehen die dürftigen Angaben über Ackergeräte und Hausein-<lb/> richtungen in bezeichnendem Gegensatze zu dem Reichtum an Rechts-<lb/> sätzen, welche den Viehstand und die Jagdbedürfnisse betreffen <note place="foot" n="4"><hi rendition="#g">Lamprecht</hi> I 1. 9. 15.</note>.<lb/> Über die herrschende Art der Bodenbewirtschaftung sind nur Ver-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0075]
§ 10. Das Wirtschaftsleben der Urzeit.
landes I 1, 1886. v. Sybel, Entstehung des deutschen Königthums, 2. Aufl. 1881.
Waitz, Verfassungsgesch. I 97 ff. L. v. Maurer, Gesch. der Markverfassung,
1856; derselbe, Einleitung zur Gesch. der Mark-, Hof-, Dorf- u. Stadtverfassung,
1854; derselbe, Gesch. der Dorfverf., 1865. 1866. Thudichum, Die Gau- u.
Markverf., 1860. Gierke, Rechtsgesch. der deutschen Genossenschaft I 56. —
Laveleye, Das Ureigenthum, übersetzt u. vervollständigt von Bücher 1879. Dazu
Kohler, KrV XXIII 24. Viollet, Caractère collectif des premières propriétés
immobilières, Biblioth. de l’école des chartes 1872. Fustel de Coulanges,
Recherches sur quelques problèmes ch. 2 u. 3, 1885. Francesco Schupfer,
L’Allodio, studi sulla proprietà dei secoli barbarici, 1885. Denman Roſs, The
early history of landholding among the Germans, 1883. Seebohm, English Village
Community, 1. Ausg. 1883, übers. unter dem Titel: Die englische Dorfgemeinde in
ihren Beziehungen zur Gutsherrlichkeit … zur Flureinteilung und Feldgemein-
schaft, nach der 3. Ausg. von Th. v. Bunsen 1885.
Als ein Volk, dem ein Städtewesen durchaus fehlte, bewegten
sich die Germanen in einfachen wirtschaftlichen Zuständen, welchen
eine gewisse Gleichförmigkeit der Besitzverhältnisse entsprechen muſste.
Sie betreiben mit Vorliebe die Jagd, stehen aber nicht mehr auf der
Stufe des Jägervolkes. Vielmehr bildet den Mittelpunkt ihres Wirt-
schaftslebens die Viehzucht. Sie liefert die Hauptnahrung des Volkes.
Das Vieh ist Geld, in Viehhäuptern zahlt man die Buſsen 1, der Vieh-
stand bestimmt den Reichtum des einzelnen, wie denn die ältesten,
Geld und Habe bezeichnenden Ausdrücke der Sprache auf ihn hin-
weisen 2. Trotzdem sind die Germanen auch kein nomadisierendes
Hirtenvolk. Sie haben Wohnsitze und treiben Ackerbau.
Die Seſshaftigkeit ist aber noch eine lose, das Volk nicht fest
mit Grund und Boden verwachsen, sondern leicht imstande und leicht
entschlossen seine Sitze aufzugeben. Und der Ackerbau, den schon
ihre arischen Ahnen gekannt haben müssen, wurde von den Germanen
nur nebensächlich und oberflächlich betrieben. Daſs sie auf die
Bebauung des Bodens geringe Sorgfalt verwendeten, sagen die überein-
stimmenden Berichte der Alten 3, und noch in den fränkischen Volks-
rechten stehen die dürftigen Angaben über Ackergeräte und Hausein-
richtungen in bezeichnendem Gegensatze zu dem Reichtum an Rechts-
sätzen, welche den Viehstand und die Jagdbedürfnisse betreffen 4.
Über die herrschende Art der Bodenbewirtschaftung sind nur Ver-
1 Über Vieh als Zahlungsmittel Inama-Sternegg I 181.
2 Vieh, got. faíhu; Schatz, fries. sket. Vgl. got. maiþms und s. Vilmar,
Deutsche altertümer im Hêliand S 32 f.
3 Caesar, De bello gall. VI 29: minime homines Germani agriculturae student.
Pomponius Mela III 3: nam ne illa quidem enixe colunt. Tacitus, Germania c. 15.
4 Lamprecht I 1. 9. 15.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |