Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892.§ 75. Die Beamten der Domänenverwaltung. stehen sie nach den comites21, manchmal auch nach den grafiones22,oft zwischen comites und grafiones23. Dagegen führt die Lex Ribua- ria in Titel 88 den domesticus vor comes und gravio an. Sie scheint dabei den Oberdomestikus am Hofe des Königs im Auge zu haben24. Einmal rückt ein Referendar zum domesticus25, ein andermal ein ex domestico zum dux auf26. Von Conda erzählt uns Fortunat, dass er zuerst comes, dann domesticus und zwar Hofdomestikus geworden sei. Und aus Marculf I 39 ersehen wir, dass ein Hofdomestikus als comes bezeichnet wurde27. Sicherlich hat Conda als domesticus den Comes- titel weiter geführt, da er den Titel domesticus mit dem im Rang unter dem comes stehenden Provinzialdomestikus teilte. An einen solchen zum Hofdomestikus ernannten comes ist wohl auch in der Marculfschen Formel zu denken. Daraus, dass es domestici gab, welche den Comestitel führten, mag sich die Ausbildung des Formu- lars erklären, welches die domestici zwischen comites und grafiones einschob. Wie die Stellung des fränkischen Königsgutes sich überhaupt eng An der Spitze der kaiserlichen Domänen stand im römischen 21 Pertz, Dipl. M. Nr. 70, A. Nr. 20. Carta Senon. 36. Cap. Niumag. v. J. 806, c. 18, I 132. Dazu die Belege in Anm. 22 und 23. 22 Pertz, Dipl. M. Nr. 66. Mühlbacher, Nr. 71 v. J. 753. 23 Pertz, Dipl. A. Nr. 23 v. J. 750. Mühlbacher, Nr. 241 v. J. 782, Nr. 349 v. J. 800, Nr. 609 v. J. 816. Form. imp. 29. 24 Es kann auch eine Einwirkung der nachgebildeten Stelle in Lex Burg. prima const. § 4 vorliegen, wo die domestici den comites civitatum vorangehen. 25 Bresslau, Urkundenlehre I 264. 26 Greg. Tur. VI 11. 27 Die Adresse lautet: Ille rex Francorum viro inlustre, illo comitae. 28 Ausser Betracht bleiben dabei selbstverständlicherweise die protectores do- mestici, welche auch domestici schlechtweg heissen. Siehe oben S. 99, Anm. 18. 29 Über diesen siehe Mommsen, De C. Caelii Saturnini titulo in den Me- morie dell' instituto di corrispondenza archeologica II (1865) S. 318 f. 30 Notitia dignitatum occid. c. 11.
§ 75. Die Beamten der Domänenverwaltung. stehen sie nach den comites21, manchmal auch nach den grafiones22,oft zwischen comites und grafiones23. Dagegen führt die Lex Ribua- ria in Titel 88 den domesticus vor comes und gravio an. Sie scheint dabei den Oberdomestikus am Hofe des Königs im Auge zu haben24. Einmal rückt ein Referendar zum domesticus25, ein andermal ein ex domestico zum dux auf26. Von Conda erzählt uns Fortunat, daſs er zuerst comes, dann domesticus und zwar Hofdomestikus geworden sei. Und aus Marculf I 39 ersehen wir, daſs ein Hofdomestikus als comes bezeichnet wurde27. Sicherlich hat Conda als domesticus den Comes- titel weiter geführt, da er den Titel domesticus mit dem im Rang unter dem comes stehenden Provinzialdomestikus teilte. An einen solchen zum Hofdomestikus ernannten comes ist wohl auch in der Marculfschen Formel zu denken. Daraus, daſs es domestici gab, welche den Comestitel führten, mag sich die Ausbildung des Formu- lars erklären, welches die domestici zwischen comites und grafiones einschob. Wie die Stellung des fränkischen Königsgutes sich überhaupt eng An der Spitze der kaiserlichen Domänen stand im römischen 21 Pertz, Dipl. M. Nr. 70, A. Nr. 20. Carta Senon. 36. Cap. Niumag. v. J. 806, c. 18, I 132. Dazu die Belege in Anm. 22 und 23. 22 Pertz, Dipl. M. Nr. 66. Mühlbacher, Nr. 71 v. J. 753. 23 Pertz, Dipl. A. Nr. 23 v. J. 750. Mühlbacher, Nr. 241 v. J. 782, Nr. 349 v. J. 800, Nr. 609 v. J. 816. Form. imp. 29. 24 Es kann auch eine Einwirkung der nachgebildeten Stelle in Lex Burg. prima const. § 4 vorliegen, wo die domestici den comites civitatum vorangehen. 25 Breſslau, Urkundenlehre I 264. 26 Greg. Tur. VI 11. 27 Die Adresse lautet: Ille rex Francorum viro inlustre, illo comitae. 28 Auſser Betracht bleiben dabei selbstverständlicherweise die protectores do- mestici, welche auch domestici schlechtweg heissen. Siehe oben S. 99, Anm. 18. 29 Über diesen siehe Mommsen, De C. Caelii Saturnini titulo in den Me- morie dell’ instituto di corrispondenza archeologica II (1865) S. 318 f. 30 Notitia dignitatum occid. c. 11.
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§ 75. Die Beamten der Domänenverwaltung.
stehen sie nach den comites 21, manchmal auch nach den grafiones 22,
oft zwischen comites und grafiones 23. Dagegen führt die Lex Ribua-
ria in Titel 88 den domesticus vor comes und gravio an. Sie scheint
dabei den Oberdomestikus am Hofe des Königs im Auge zu haben 24.
Einmal rückt ein Referendar zum domesticus 25, ein andermal ein ex
domestico zum dux auf 26. Von Conda erzählt uns Fortunat, daſs er
zuerst comes, dann domesticus und zwar Hofdomestikus geworden sei.
Und aus Marculf I 39 ersehen wir, daſs ein Hofdomestikus als comes
bezeichnet wurde 27. Sicherlich hat Conda als domesticus den Comes-
titel weiter geführt, da er den Titel domesticus mit dem im Rang
unter dem comes stehenden Provinzialdomestikus teilte. An einen
solchen zum Hofdomestikus ernannten comes ist wohl auch in der
Marculfschen Formel zu denken. Daraus, daſs es domestici gab,
welche den Comestitel führten, mag sich die Ausbildung des Formu-
lars erklären, welches die domestici zwischen comites und grafiones
einschob.
Wie die Stellung des fränkischen Königsgutes sich überhaupt eng
an die römische Ordnung des Domänenwesens anschlieſst, so dürften
auch Amt und Titel des domesticus aus den römischen Verhältnissen
herzuleiten sein 28.
An der Spitze der kaiserlichen Domänen stand im römischen
Reiche, als die Franken Gallien eroberten, der comes rerum priva-
tarum, der vormals rationalis privatae 29 oder magister rei summae
privatae hieſs. Die Domänen der einzelnen Provinzen hatten Provin-
zialprokuratoren, welche als rationales, procuratores und praepositi
rei privatae erscheinen und dem comes rerum privatarum unter-
geordnet waren 30. Sache der rationales in singulis quibusque provin-
21 Pertz, Dipl. M. Nr. 70, A. Nr. 20. Carta Senon. 36. Cap. Niumag.
v. J. 806, c. 18, I 132. Dazu die Belege in Anm. 22 und 23.
22 Pertz, Dipl. M. Nr. 66. Mühlbacher, Nr. 71 v. J. 753.
23 Pertz, Dipl. A. Nr. 23 v. J. 750. Mühlbacher, Nr. 241 v. J. 782,
Nr. 349 v. J. 800, Nr. 609 v. J. 816. Form. imp. 29.
24 Es kann auch eine Einwirkung der nachgebildeten Stelle in Lex Burg.
prima const. § 4 vorliegen, wo die domestici den comites civitatum vorangehen.
25 Breſslau, Urkundenlehre I 264.
26 Greg. Tur. VI 11.
27 Die Adresse lautet: Ille rex Francorum viro inlustre, illo comitae.
28 Auſser Betracht bleiben dabei selbstverständlicherweise die protectores do-
mestici, welche auch domestici schlechtweg heissen. Siehe oben S. 99, Anm. 18.
29 Über diesen siehe Mommsen, De C. Caelii Saturnini titulo in den Me-
morie dell’ instituto di corrispondenza archeologica II (1865) S. 318 f.
30 Notitia dignitatum occid. c. 11.
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