insbesondere von bairischen Kirchen, vergabt78. Den Unterschied vom Benefizium kennzeichnet die Thatsache, dass gelegentlich Bene- fizien in lebenslängliche Proprietät umgewandelt werden79. Anderer- seits kam es auch vor, dass eine lebenslängliche proprietas zu un- beschränktem Eigentum erhoben wurde, indem der König Veräusse- rungsfreiheit gewährte und sein Heimfallrecht aufgab80.
§ 92. Gefolgschaft und Vassallität.
Siehe die Litteratur zu § 91. Waitz, VG IV 234 ff. Derselbe, Über die An- fänge der Vassallität 1856 (Abhandl. der Gött. Ges. d. Wissensch.). Kaufmann, Die Entstehung der Vassallität in d. Jb. f. Nationalökonomie und Statistik XXIII 105. Ehrenberg, Commendation und Huldigung nach fränkischem Recht 1877. Dazu Sohm in der Jenaer Litteraturzeitung v. 31. Mai 1879. Oskar Dippe, Gefolg- schaft und Huldigung im Reiche der Merowinger, ein Beitrag zur Frage über die Entstehung des Lehnwesens 1889. Schröder, RG S. 153. 381. v. Amira, Recht S. 114. 132. 148. 189. Garsonnet, La recommandation et les benefices a l'epoque franque, Nouv. Revue histor. de droit francais II 443. Viollet, Precis de l'historie du droit francais S. 533. Boutaric, Des origines du regime feodal et particulierement de l'immunite (Revue des questions historiques) 1875. Beau- douin, Etude sur les origines du regime feodal. La recommandation et la justice seigneuriale 1889 (Annales de l'enseignement superieur de Grenoble). -- Pabst, Gesch. des langob. Herzogthums, Anhang 2: Das langob. Gesinde, Forschungen II 502. -- Konrad Maurer, Kr. Ü. II 388 ff.
Auch die Herkunft der Vassallität ist Gegenstand einer wissen- schaftlichen Streitfrage. Diese spitzt sich dahin zu, ob und wiefern die Vassallität im germanischen Gefolgswesen oder in davon unab- hängigen Schutz- und Dienstverhältnissen gallo-römischen Ursprungs ihre Keime getrieben habe. Die Lösung des Problems wird sich er- geben, wenn wir vor Darstellung der Vassallität die Ausgestaltungen ins Auge fassen, die das Gefolgswesen im fränkischen Reiche auf- zuweisen hat.
Als eine berittene Gefolgschaft des merowingischen Königs haben wir bereits oben S. 98 die Antrustionen kennen gelernt. Die dort betonte Thatsache, dass es Antrustionen gab, die nicht mehr am Königshofe lebten, erklärt sich am einfachsten daraus, dass sie nach längerem Hofdienst durch Landschenkungen abgeschichtet wurden oder
78 Der Erwerber empfängt die Investitur. Berl. SB a. O. Dazu Fantuzzi I 85: concedisti mihi omnibus diebus vite mee clausuram vinearum .. et dedisti mihi tuo misso, qui me investiat.
79Mühlbacher Nr. 1576. 1609.
80Mühlbacher Nr. 1754.
§ 92. Gefolgschaft und Vassallität.
insbesondere von bairischen Kirchen, vergabt78. Den Unterschied vom Benefizium kennzeichnet die Thatsache, daſs gelegentlich Bene- fizien in lebenslängliche Proprietät umgewandelt werden79. Anderer- seits kam es auch vor, daſs eine lebenslängliche proprietas zu un- beschränktem Eigentum erhoben wurde, indem der König Veräuſse- rungsfreiheit gewährte und sein Heimfallrecht aufgab80.
§ 92. Gefolgschaft und Vassallität.
Siehe die Litteratur zu § 91. Waitz, VG IV 234 ff. Derselbe, Über die An- fänge der Vassallität 1856 (Abhandl. der Gött. Ges. d. Wissensch.). Kaufmann, Die Entstehung der Vassallität in d. Jb. f. Nationalökonomie und Statistik XXIII 105. Ehrenberg, Commendation und Huldigung nach fränkischem Recht 1877. Dazu Sohm in der Jenaer Litteraturzeitung v. 31. Mai 1879. Oskar Dippe, Gefolg- schaft und Huldigung im Reiche der Merowinger, ein Beitrag zur Frage über die Entstehung des Lehnwesens 1889. Schröder, RG S. 153. 381. v. Amira, Recht S. 114. 132. 148. 189. Garsonnet, La recommandation et les bénéfices à l’époque franque, Nouv. Revue histor. de droit français II 443. Viollet, Précis de l’historie du droit français S. 533. Boutaric, Des origines du rêgime féodal et particulièrement de l’immunité (Revue des questions historiques) 1875. Beau- douin, Étude sur les origines du régime féodal. La recommandation et la justice seigneuriale 1889 (Annales de l’enseignement supérieur de Grenoble). — Pabst, Gesch. des langob. Herzogthums, Anhang 2: Das langob. Gesinde, Forschungen II 502. — Konrad Maurer, Kr. Ü. II 388 ff.
Auch die Herkunft der Vassallität ist Gegenstand einer wissen- schaftlichen Streitfrage. Diese spitzt sich dahin zu, ob und wiefern die Vassallität im germanischen Gefolgswesen oder in davon unab- hängigen Schutz- und Dienstverhältnissen gallo-römischen Ursprungs ihre Keime getrieben habe. Die Lösung des Problems wird sich er- geben, wenn wir vor Darstellung der Vassallität die Ausgestaltungen ins Auge fassen, die das Gefolgswesen im fränkischen Reiche auf- zuweisen hat.
Als eine berittene Gefolgschaft des merowingischen Königs haben wir bereits oben S. 98 die Antrustionen kennen gelernt. Die dort betonte Thatsache, daſs es Antrustionen gab, die nicht mehr am Königshofe lebten, erklärt sich am einfachsten daraus, daſs sie nach längerem Hofdienst durch Landschenkungen abgeschichtet wurden oder
78 Der Erwerber empfängt die Investitur. Berl. SB a. O. Dazu Fantuzzi I 85: concedisti mihi omnibus diebus vite mee clausuram vinearum .. et dedisti mihi tuo misso, qui me investiat.
79Mühlbacher Nr. 1576. 1609.
80Mühlbacher Nr. 1754.
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insbesondere von bairischen Kirchen, vergabt 78. Den Unterschied
vom Benefizium kennzeichnet die Thatsache, daſs gelegentlich Bene-
fizien in lebenslängliche Proprietät umgewandelt werden 79. Anderer-
seits kam es auch vor, daſs eine lebenslängliche proprietas zu un-
beschränktem Eigentum erhoben wurde, indem der König Veräuſse-
rungsfreiheit gewährte und sein Heimfallrecht aufgab 80.
§ 92. Gefolgschaft und Vassallität.
Siehe die Litteratur zu § 91. Waitz, VG IV 234 ff. Derselbe, Über die An-
fänge der Vassallität 1856 (Abhandl. der Gött. Ges. d. Wissensch.). Kaufmann,
Die Entstehung der Vassallität in d. Jb. f. Nationalökonomie und Statistik XXIII 105.
Ehrenberg, Commendation und Huldigung nach fränkischem Recht 1877. Dazu
Sohm in der Jenaer Litteraturzeitung v. 31. Mai 1879. Oskar Dippe, Gefolg-
schaft und Huldigung im Reiche der Merowinger, ein Beitrag zur Frage über die
Entstehung des Lehnwesens 1889. Schröder, RG S. 153. 381. v. Amira, Recht
S. 114. 132. 148. 189. Garsonnet, La recommandation et les bénéfices à
l’époque franque, Nouv. Revue histor. de droit français II 443. Viollet, Précis
de l’historie du droit français S. 533. Boutaric, Des origines du rêgime féodal
et particulièrement de l’immunité (Revue des questions historiques) 1875. Beau-
douin, Étude sur les origines du régime féodal. La recommandation et la justice
seigneuriale 1889 (Annales de l’enseignement supérieur de Grenoble). — Pabst,
Gesch. des langob. Herzogthums, Anhang 2: Das langob. Gesinde, Forschungen
II 502. — Konrad Maurer, Kr. Ü. II 388 ff.
Auch die Herkunft der Vassallität ist Gegenstand einer wissen-
schaftlichen Streitfrage. Diese spitzt sich dahin zu, ob und wiefern
die Vassallität im germanischen Gefolgswesen oder in davon unab-
hängigen Schutz- und Dienstverhältnissen gallo-römischen Ursprungs
ihre Keime getrieben habe. Die Lösung des Problems wird sich er-
geben, wenn wir vor Darstellung der Vassallität die Ausgestaltungen
ins Auge fassen, die das Gefolgswesen im fränkischen Reiche auf-
zuweisen hat.
Als eine berittene Gefolgschaft des merowingischen Königs haben
wir bereits oben S. 98 die Antrustionen kennen gelernt. Die dort
betonte Thatsache, daſs es Antrustionen gab, die nicht mehr am
Königshofe lebten, erklärt sich am einfachsten daraus, daſs sie nach
längerem Hofdienst durch Landschenkungen abgeschichtet wurden oder
78 Der Erwerber empfängt die Investitur. Berl. SB a. O. Dazu Fantuzzi
I 85: concedisti mihi omnibus diebus vite mee clausuram vinearum .. et dedisti
mihi tuo misso, qui me investiat.
79 Mühlbacher Nr. 1576. 1609.
80 Mühlbacher Nr. 1754.
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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/276>, abgerufen am 22.11.2024.
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