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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892.

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§ 94. Die Immunität.
§ 94. Die Immunität.

Siehe die Litteratur zu § 93. Montag, Geschichte der d. staatsbürgerlichen Frey-
heit oder der Rechte des gemeinen Freyen, des Adels und der Kirchen Deutsch-
lands 1812. Eichhorn, Über den Ursprung der städtischen Verfassungen in
Deutschland, Z. f. gesch. RW I 191 ff. Roth, Beneficialwesen S. 118 f. Waitz,
VG II 2, S. 336; IV 287; VII 227. v. Sybel, Entstehung des deutschen König-
thums S. 474 ff. v. Bethmann-Hollweg, Civilprocess IV 438, V 32 ff. Wetzell,
System des ordentlichen Civilprocesses, 3. A. 1878, S. 359 ff. Theod. Sickel,
Beiträge zur Diplomatik III, V. Edg. Loening, Kirchenrecht II 724 ff. von
Wickede
, Die Vogtei in den geistlichen Stiftern des fränkischen Reiches 1886.
Wilhelm Sickel in den Götting. gel. Anzeigen 1890, S. 584 f. Pardessus,
Loi Salique S. 588 ff. Fustel de Coulanges, Etude sur l'immunite mero-
vingienne, Revue historique XXII 249, XXIII 1 ff. Prost, L'immunite in der
Nouv. Revue hist. de droit francais 1882, S. 113. 262 ff. Beauchet, Histoire de
l'organisation judiciaire S. 418 ff. Viollet, Histoire I 328 ff. 400 ff. Pertile,
Storia del diritto italiano I 182. Salvioli, Storia delle immunita .. in Italia
1889. -- Konrad Maurer, Kritische Überschau II 58.

Die Immunität des fränkischen Reichsrechtes hat ihren Ausgangs-
punkt in der rechtlichen Stellung des fränkischen Königsgutes. Diese
geht aber ihrerseits auf die Immunität des römischen Rechtes zurück,
welche daher zunächst ins Auge zu fassen ist.

Im römischen Reiche bezeichnete das Wort 'immunitas' die Frei-
heit von Steuern und öffentlichen Fronden 1.

Immunität genossen in spätrömischer Zeit die kaiserlichen Do-
mänen. Sie waren befreit von ausserordentlichen Steuern und von
den sogenannten munera sordida 2, das heisst von gewissen Fronden,
besonders solchen, die in Hand- und Spanndiensten und in Natural-
lieferungen bestanden 3, eine Befreiung, welche auch den Pächtern und
Kolonen der kaiserlichen Güter zu statten kam. Im fünften Jahr-
hundert erstreckte sich die Immunität auch auf die ordentlichen Ab-
gaben, onera canonica. Eine Konstitution Valentinians III. v. J. 431
setzt sie in diesem Umfange als herkömmlich voraus 4.


1 Dig. L 4, 18. Cod. Theod. XI 12. Cod. Iust. X 25. Vgl. Mommsen,
Staatsrecht III 236 ff. 807 ff. 1234.
2 Cod. Theod. XI 16, 15. 18, Nov. Valent. III. 10, § 3 zählen sie im ein-
zelnen auf.
3 Diese Immunität wurde seit Konstantin zuerst in Afrika, dann auch in Ita-
lien geltend gemacht und wurde schliesslich allgemeines Reichsrecht. Cod. Theod.
XI 16, 1. 2. 5. 12. 13. 20. Zwischen fundi rei privatae, patrimoniales und fundi
emphyteutici wurde dabei nicht unterschieden.
4 Cod. Theod. XI 1, 36: excepto patrimonio pietatis nostrae, cuius quidem
§ 94. Die Immunität.
§ 94. Die Immunität.

Siehe die Litteratur zu § 93. Montag, Geschichte der d. staatsbürgerlichen Frey-
heit oder der Rechte des gemeinen Freyen, des Adels und der Kirchen Deutsch-
lands 1812. Eichhorn, Über den Ursprung der städtischen Verfassungen in
Deutschland, Z. f. gesch. RW I 191 ff. Roth, Beneficialwesen S. 118 f. Waitz,
VG II 2, S. 336; IV 287; VII 227. v. Sybel, Entstehung des deutschen König-
thums S. 474 ff. v. Bethmann-Hollweg, Civilproceſs IV 438, V 32 ff. Wetzell,
System des ordentlichen Civilprocesses, 3. A. 1878, S. 359 ff. Theod. Sickel,
Beiträge zur Diplomatik III, V. Edg. Loening, Kirchenrecht II 724 ff. von
Wickede
, Die Vogtei in den geistlichen Stiftern des fränkischen Reiches 1886.
Wilhelm Sickel in den Götting. gel. Anzeigen 1890, S. 584 f. Pardessus,
Loi Salique S. 588 ff. Fustel de Coulanges, Étude sur l’immunité méro-
vingienne, Revue historique XXII 249, XXIII 1 ff. Prost, L’immunité in der
Nouv. Revue hist. de droit français 1882, S. 113. 262 ff. Beauchet, Histoire de
l’organisation judiciaire S. 418 ff. Viollet, Histoire I 328 ff. 400 ff. Pertile,
Storia del diritto italiano I 182. Salvioli, Storia delle immunità .. in Italia
1889. — Konrad Maurer, Kritische Überschau II 58.

Die Immunität des fränkischen Reichsrechtes hat ihren Ausgangs-
punkt in der rechtlichen Stellung des fränkischen Königsgutes. Diese
geht aber ihrerseits auf die Immunität des römischen Rechtes zurück,
welche daher zunächst ins Auge zu fassen ist.

Im römischen Reiche bezeichnete das Wort ‘immunitas’ die Frei-
heit von Steuern und öffentlichen Fronden 1.

Immunität genossen in spätrömischer Zeit die kaiserlichen Do-
mänen. Sie waren befreit von auſserordentlichen Steuern und von
den sogenannten munera sordida 2, das heiſst von gewissen Fronden,
besonders solchen, die in Hand- und Spanndiensten und in Natural-
lieferungen bestanden 3, eine Befreiung, welche auch den Pächtern und
Kolonen der kaiserlichen Güter zu statten kam. Im fünften Jahr-
hundert erstreckte sich die Immunität auch auf die ordentlichen Ab-
gaben, onera canonica. Eine Konstitution Valentinians III. v. J. 431
setzt sie in diesem Umfange als herkömmlich voraus 4.


1 Dig. L 4, 18. Cod. Theod. XI 12. Cod. Iust. X 25. Vgl. Mommsen,
Staatsrecht III 236 ff. 807 ff. 1234.
2 Cod. Theod. XI 16, 15. 18, Nov. Valent. III. 10, § 3 zählen sie im ein-
zelnen auf.
3 Diese Immunität wurde seit Konstantin zuerst in Afrika, dann auch in Ita-
lien geltend gemacht und wurde schlieſslich allgemeines Reichsrecht. Cod. Theod.
XI 16, 1. 2. 5. 12. 13. 20. Zwischen fundi rei privatae, patrimoniales und fundi
emphyteutici wurde dabei nicht unterschieden.
4 Cod. Theod. XI 1, 36: excepto patrimonio pietatis nostrae, cuius quidem
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[287/0305] § 94. Die Immunität. § 94. Die Immunität. Siehe die Litteratur zu § 93. Montag, Geschichte der d. staatsbürgerlichen Frey- heit oder der Rechte des gemeinen Freyen, des Adels und der Kirchen Deutsch- lands 1812. Eichhorn, Über den Ursprung der städtischen Verfassungen in Deutschland, Z. f. gesch. RW I 191 ff. Roth, Beneficialwesen S. 118 f. Waitz, VG II 2, S. 336; IV 287; VII 227. v. Sybel, Entstehung des deutschen König- thums S. 474 ff. v. Bethmann-Hollweg, Civilproceſs IV 438, V 32 ff. Wetzell, System des ordentlichen Civilprocesses, 3. A. 1878, S. 359 ff. Theod. Sickel, Beiträge zur Diplomatik III, V. Edg. Loening, Kirchenrecht II 724 ff. von Wickede, Die Vogtei in den geistlichen Stiftern des fränkischen Reiches 1886. Wilhelm Sickel in den Götting. gel. Anzeigen 1890, S. 584 f. Pardessus, Loi Salique S. 588 ff. Fustel de Coulanges, Étude sur l’immunité méro- vingienne, Revue historique XXII 249, XXIII 1 ff. Prost, L’immunité in der Nouv. Revue hist. de droit français 1882, S. 113. 262 ff. Beauchet, Histoire de l’organisation judiciaire S. 418 ff. Viollet, Histoire I 328 ff. 400 ff. Pertile, Storia del diritto italiano I 182. Salvioli, Storia delle immunità .. in Italia 1889. — Konrad Maurer, Kritische Überschau II 58. Die Immunität des fränkischen Reichsrechtes hat ihren Ausgangs- punkt in der rechtlichen Stellung des fränkischen Königsgutes. Diese geht aber ihrerseits auf die Immunität des römischen Rechtes zurück, welche daher zunächst ins Auge zu fassen ist. Im römischen Reiche bezeichnete das Wort ‘immunitas’ die Frei- heit von Steuern und öffentlichen Fronden 1. Immunität genossen in spätrömischer Zeit die kaiserlichen Do- mänen. Sie waren befreit von auſserordentlichen Steuern und von den sogenannten munera sordida 2, das heiſst von gewissen Fronden, besonders solchen, die in Hand- und Spanndiensten und in Natural- lieferungen bestanden 3, eine Befreiung, welche auch den Pächtern und Kolonen der kaiserlichen Güter zu statten kam. Im fünften Jahr- hundert erstreckte sich die Immunität auch auf die ordentlichen Ab- gaben, onera canonica. Eine Konstitution Valentinians III. v. J. 431 setzt sie in diesem Umfange als herkömmlich voraus 4. 1 Dig. L 4, 18. Cod. Theod. XI 12. Cod. Iust. X 25. Vgl. Mommsen, Staatsrecht III 236 ff. 807 ff. 1234. 2 Cod. Theod. XI 16, 15. 18, Nov. Valent. III. 10, § 3 zählen sie im ein- zelnen auf. 3 Diese Immunität wurde seit Konstantin zuerst in Afrika, dann auch in Ita- lien geltend gemacht und wurde schlieſslich allgemeines Reichsrecht. Cod. Theod. XI 16, 1. 2. 5. 12. 13. 20. Zwischen fundi rei privatae, patrimoniales und fundi emphyteutici wurde dabei nicht unterschieden. 4 Cod. Theod. XI 1, 36: excepto patrimonio pietatis nostrae, cuius quidem

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/305>, abgerufen am 22.11.2024.