Bussschuld, dann auch im Ungehorsamsverfahren eine richterliche Pfändung zulässig, die das bewegliche Vermögen des Schuldners er- fasst. Unter den Karolingern erscheinen dann die Anfänge einer das ganze, auch das unbewegliche Vermögen ergreifenden Fronung mit exekutivem Charakter. Die Geltendmachung der Friedlosigkeit war ursprünglich kein Monopol des Richters. Aber im Lauf der fränkischen Periode haben sich von der Acht Strafen an Leib und Leben abge- spalten, deren Vollzug nach manchen Rechten wenigstens in gewissen Fällen Sache des Richters und seiner Organe geworden ist.
I. Das ordentliche Gerichtsverfahren.
1. Das einleitende Verfahren.
§ 98. Ladung und Streitgedinge.
Grimm, RA S. 842. Waitz, Das alte Recht der sal. Franken S. 154 ff. Der- selbe, VG IV 383 ff. Siegel, Geschichte des deutschen GV S. 63. Sohm, Pro- zess der Lex Salica S. 126. Derselbe, Reichs- und Gerichtsverfassung I 113 ff. v. Bethmann-Hollweg, Civilprozess IV 169. 242. 377. 497. V 111. 335. Von Amira, Recht in Pauls Grundriss II 2, S. 190. Glasson, Histoire III 403. Heinze, Zur Geschichte der Sicherheitsstellung im german. Strafverfahren Z. f. RG X 450 f. Arthur Schmidt, Echte Not 1888. H. O. Lehmann, Der Rechts- schutz gegenüber Eingriffen von Staatsbeamten nach altfränk. Recht 1883, S. 32 ff. Opet, Geschichte der Prozesseinleitungsformen I: Die Zeit der Volksrechte 1891. Dazu Ernst Mayer in den Götting. gel. Anz. 1891, S. 345 ff. Liebermann in der Deutschen Z. f. GW VI 173. -- Laughlin in den Essays in Anglo-Saxon Law S. 192. Marquardsen, Haft und Bürgschaft bei den Ags. 1852, S. 14 ff. -- Pertile, Storia del diritto VI 507. -- v. Amira, Vollstreckungsverfahren S. 242 ff. Stjernhöök, De iure Sueonum I, c. 6. K. Lehmann, Königsfriede der Nord- germanen S. 14. 93. 111. Vgl. oben I 179. 280. 379.
Die regelmässige Einleitung des Gerichtsverfahrens bestand in der Ladung1. Älteste Art der Ladung war die Ladung durch die Partei. In eigener Person musste sich der Kläger mit Zeugen in die Wohnung2 des Gegners begeben, um sein Recht von ihm zu verlangen und ihn in rechtmässiger Form vor Gericht zu laden. Traf er den Gegner nicht daheim, so mochte er die Ladung der Frau oder einem Haus- genossen verkünden. Der Akt der Parteiladung hiess den Franken
1 Got. lathon, ahd. ladon und laden, altsächs. lathian, ladoian, ags. ladian, fries. lathia, laia, anord. lada. Grimm, WB VI 45. Ladunga, lathunga vocatio, evocatio bei Graff, Sprachsch. II 166.
2 Wie strenge das fränkische Recht an dem Erforderuis der Ladung ad do- mum festhielt, ergiebt die oben I 379 f. besprochene Stelle des Edictum Pist. v. J. 864.
§ 98. Ladung und Streitgedinge.
Buſsschuld, dann auch im Ungehorsamsverfahren eine richterliche Pfändung zulässig, die das bewegliche Vermögen des Schuldners er- faſst. Unter den Karolingern erscheinen dann die Anfänge einer das ganze, auch das unbewegliche Vermögen ergreifenden Fronung mit exekutivem Charakter. Die Geltendmachung der Friedlosigkeit war ursprünglich kein Monopol des Richters. Aber im Lauf der fränkischen Periode haben sich von der Acht Strafen an Leib und Leben abge- spalten, deren Vollzug nach manchen Rechten wenigstens in gewissen Fällen Sache des Richters und seiner Organe geworden ist.
I. Das ordentliche Gerichtsverfahren.
1. Das einleitende Verfahren.
§ 98. Ladung und Streitgedinge.
Grimm, RA S. 842. Waitz, Das alte Recht der sal. Franken S. 154 ff. Der- selbe, VG IV 383 ff. Siegel, Geschichte des deutschen GV S. 63. Sohm, Pro- zeſs der Lex Salica S. 126. Derselbe, Reichs- und Gerichtsverfassung I 113 ff. v. Bethmann-Hollweg, Civilprozeſs IV 169. 242. 377. 497. V 111. 335. Von Amira, Recht in Pauls Grundriſs II 2, S. 190. Glasson, Histoire III 403. Heinze, Zur Geschichte der Sicherheitsstellung im german. Strafverfahren Z. f. RG X 450 f. Arthur Schmidt, Echte Not 1888. H. O. Lehmann, Der Rechts- schutz gegenüber Eingriffen von Staatsbeamten nach altfränk. Recht 1883, S. 32 ff. Opet, Geschichte der Prozeſseinleitungsformen I: Die Zeit der Volksrechte 1891. Dazu Ernst Mayer in den Götting. gel. Anz. 1891, S. 345 ff. Liebermann in der Deutschen Z. f. GW VI 173. — Laughlin in den Essays in Anglo-Saxon Law S. 192. Marquardsen, Haft und Bürgschaft bei den Ags. 1852, S. 14 ff. — Pertile, Storia del diritto VI 507. — v. Amira, Vollstreckungsverfahren S. 242 ff. Stjernhöök, De iure Sueonum I, c. 6. K. Lehmann, Königsfriede der Nord- germanen S. 14. 93. 111. Vgl. oben I 179. 280. 379.
Die regelmäſsige Einleitung des Gerichtsverfahrens bestand in der Ladung1. Älteste Art der Ladung war die Ladung durch die Partei. In eigener Person muſste sich der Kläger mit Zeugen in die Wohnung2 des Gegners begeben, um sein Recht von ihm zu verlangen und ihn in rechtmäſsiger Form vor Gericht zu laden. Traf er den Gegner nicht daheim, so mochte er die Ladung der Frau oder einem Haus- genossen verkünden. Der Akt der Parteiladung hieſs den Franken
1 Got. laþôn, ahd. ladôn und ladên, altsächs. lathian, lađôian, ags. lađian, fries. lathia, laia, anord. lađa. Grimm, WB VI 45. Ladunga, lathunga vocatio, evocatio bei Graff, Sprachsch. II 166.
2 Wie strenge das fränkische Recht an dem Erforderuis der Ladung ad do- mum festhielt, ergiebt die oben I 379 f. besprochene Stelle des Edictum Pist. v. J. 864.
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§ 98. Ladung und Streitgedinge.
Buſsschuld, dann auch im Ungehorsamsverfahren eine richterliche
Pfändung zulässig, die das bewegliche Vermögen des Schuldners er-
faſst. Unter den Karolingern erscheinen dann die Anfänge einer das
ganze, auch das unbewegliche Vermögen ergreifenden Fronung mit
exekutivem Charakter. Die Geltendmachung der Friedlosigkeit war
ursprünglich kein Monopol des Richters. Aber im Lauf der fränkischen
Periode haben sich von der Acht Strafen an Leib und Leben abge-
spalten, deren Vollzug nach manchen Rechten wenigstens in gewissen
Fällen Sache des Richters und seiner Organe geworden ist.
I. Das ordentliche Gerichtsverfahren.
1. Das einleitende Verfahren.
§ 98. Ladung und Streitgedinge.
Grimm, RA S. 842. Waitz, Das alte Recht der sal. Franken S. 154 ff. Der-
selbe, VG IV 383 ff. Siegel, Geschichte des deutschen GV S. 63. Sohm, Pro-
zeſs der Lex Salica S. 126. Derselbe, Reichs- und Gerichtsverfassung I 113 ff.
v. Bethmann-Hollweg, Civilprozeſs IV 169. 242. 377. 497. V 111. 335. Von
Amira, Recht in Pauls Grundriſs II 2, S. 190. Glasson, Histoire III 403.
Heinze, Zur Geschichte der Sicherheitsstellung im german. Strafverfahren Z. f.
RG X 450 f. Arthur Schmidt, Echte Not 1888. H. O. Lehmann, Der Rechts-
schutz gegenüber Eingriffen von Staatsbeamten nach altfränk. Recht 1883, S. 32 ff.
Opet, Geschichte der Prozeſseinleitungsformen I: Die Zeit der Volksrechte 1891.
Dazu Ernst Mayer in den Götting. gel. Anz. 1891, S. 345 ff. Liebermann
in der Deutschen Z. f. GW VI 173. — Laughlin in den Essays in Anglo-Saxon
Law S. 192. Marquardsen, Haft und Bürgschaft bei den Ags. 1852, S. 14 ff. —
Pertile, Storia del diritto VI 507. — v. Amira, Vollstreckungsverfahren S. 242 ff.
Stjernhöök, De iure Sueonum I, c. 6. K. Lehmann, Königsfriede der Nord-
germanen S. 14. 93. 111. Vgl. oben I 179. 280. 379.
Die regelmäſsige Einleitung des Gerichtsverfahrens bestand in der
Ladung 1. Älteste Art der Ladung war die Ladung durch die Partei.
In eigener Person muſste sich der Kläger mit Zeugen in die Wohnung 2
des Gegners begeben, um sein Recht von ihm zu verlangen und ihn
in rechtmäſsiger Form vor Gericht zu laden. Traf er den Gegner
nicht daheim, so mochte er die Ladung der Frau oder einem Haus-
genossen verkünden. Der Akt der Parteiladung hieſs den Franken
1 Got. laþôn, ahd. ladôn und ladên, altsächs. lathian, lađôian, ags. lađian,
fries. lathia, laia, anord. lađa. Grimm, WB VI 45. Ladunga, lathunga vocatio,
evocatio bei Graff, Sprachsch. II 166.
2 Wie strenge das fränkische Recht an dem Erforderuis der Ladung ad do-
mum festhielt, ergiebt die oben I 379 f. besprochene Stelle des Edictum Pist.
v. J. 864.
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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/350>, abgerufen am 17.06.2024.
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