Grimm, RA S. 876. Noordewier, Regtsoudheden S. 414. Siegel, Gerichts- verfahren S. 78. Sohm, Prozess der Lex Salica S. 134. Konrad Maurer, Beweisverfahren Kr.Ü. V 338. R. Loening, Reinigungseid S. 24. 80 ff. Thonis- sen, L'organisation judiciaire .. de la loi Salique 1881, S. 285 ff. Schröder, RG S. 85. v. Amira, Recht S. 184. 191. H. Brunner, Abspaltungen der Fried- losigkeit, Z2 f. RG XI 76 ff. Esmein, Histoire de la procedure criminelle en France 1882, S. 49. Bennecke, Zur Geschichte des deutschen Strafprozesses 1886, S. 81 ff. Schmid, Gesetze der Angelsachsen S. 556 ff. Laughlin in den Essays in Anglo-Saxon Law S. 285 ff. Petersen in den Forschungen zur deutschen Geschichte VI 233 ff. Glasson, Etude historique sur la clameur de haro, Nouv. Revue hist. de droit francais 1882, S. 397. 517.
Handhafte That liegt vor, wenn der Thäter auf frischer That oder auf der Flucht nach der That ergriffen wird. Handhaft heisst die That nicht, weil sie gewissermassen mit Händen zu greifen ist, son- dern weil der Thäter, während er ergriffen wird, die Spuren der That in der Hand trägt; so etwa der Dieb die gestohlene Sache, der Tot- schläger die blutige Waffe, der Brandstifter die Fackel, welche Dach und Wände des Hauses leckt, das er anzünden will. Um die hand- hafte That zu bezeichnen, bedienen sich die Volksrechte in der Regel umschreibender Ausdrücke. Erst in den Rechtsdenkmälern der nach- fränkischen Zeit begegnet uns jenes Wort als ein technisches. Die angelsächsischen Quellen sagen von dem handhaften Missethäter, er sei gefangen aet haebbendre handa 1, und nennen ihn handhabbenda (handhabendus) 2.
Die Geltendmachung der handhaften That verlangt, dass diese offenkundig gemacht werde. Wer die That wahrnimmt, soll einen lauten Ruf erheben, der die Nachbarn auffordert, herbeizueilen, das sogenannte Gerüfte oder Gerüchte 3. Die angelsächsische Rechtssprache
1 Wihträd 26. Aethelstan II 1, V pr. 2. Als westfälisch ist uns derselbe Ausdruck bezeugt durch die Ruprechtschen Fragen qu. 21, Z2 f. RG V 197: wo man einen ubeltetigen man an frischer getate, das ist nach westfelischer sprach mit hebender hand und mit gitigem munde, vindet.
2 Aethelstan IV 6: fur ... sit handhabenda, sit non handhabenda. Vgl. Aethel- stan IV 3: fur inter manus habens inventus. Leges Henrici primi 59, 20: fur handhabendus; 59, 23: servus handhabbenda.
3 Schon althochdeutsche Glossen, Graff, Sprachschatz IV 1137, haben für clamor gehruafti, kihruoft.
Binding, Handbuch. II. 1. II: Brunner, Deutsche Rechtsgesch. II. 31
§ 116. Das Verfahren um handhafte That.
II. Besondere Arten des Verfahrens.
§ 116. Das Verfahren um handhafte That.
Grimm, RA S. 876. Noordewier, Regtsoudheden S. 414. Siegel, Gerichts- verfahren S. 78. Sohm, Prozeſs der Lex Salica S. 134. Konrad Maurer, Beweisverfahren Kr.Ü. V 338. R. Loening, Reinigungseid S. 24. 80 ff. Thonis- sen, L’organisation judiciaire .. de la loi Salique 1881, S. 285 ff. Schröder, RG S. 85. v. Amira, Recht S. 184. 191. H. Brunner, Abspaltungen der Fried- losigkeit, Z2 f. RG XI 76 ff. Esmein, Histoire de la procédure criminelle en France 1882, S. 49. Bennecke, Zur Geschichte des deutschen Strafprozesses 1886, S. 81 ff. Schmid, Gesetze der Angelsachsen S. 556 ff. Laughlin in den Essays in Anglo-Saxon Law S. 285 ff. Petersen in den Forschungen zur deutschen Geschichte VI 233 ff. Glasson, Étude historique sur la clameur de haro, Nouv. Revue hist. de droit français 1882, S. 397. 517.
Handhafte That liegt vor, wenn der Thäter auf frischer That oder auf der Flucht nach der That ergriffen wird. Handhaft heiſst die That nicht, weil sie gewissermaſsen mit Händen zu greifen ist, son- dern weil der Thäter, während er ergriffen wird, die Spuren der That in der Hand trägt; so etwa der Dieb die gestohlene Sache, der Tot- schläger die blutige Waffe, der Brandstifter die Fackel, welche Dach und Wände des Hauses leckt, das er anzünden will. Um die hand- hafte That zu bezeichnen, bedienen sich die Volksrechte in der Regel umschreibender Ausdrücke. Erst in den Rechtsdenkmälern der nach- fränkischen Zeit begegnet uns jenes Wort als ein technisches. Die angelsächsischen Quellen sagen von dem handhaften Missethäter, er sei gefangen æt hæbbendre handa 1, und nennen ihn handhabbenda (handhabendus) 2.
Die Geltendmachung der handhaften That verlangt, daſs diese offenkundig gemacht werde. Wer die That wahrnimmt, soll einen lauten Ruf erheben, der die Nachbarn auffordert, herbeizueilen, das sogenannte Gerüfte oder Gerüchte 3. Die angelsächsische Rechtssprache
1 Wihträd 26. Aethelstan II 1, V pr. 2. Als westfälisch ist uns derselbe Ausdruck bezeugt durch die Ruprechtschen Fragen qu. 21, Z2 f. RG V 197: wo man einen ubeltetigen man an frischer getate, das ist nach westfelischer sprach mit hebender hand und mit gitigem munde, vindet.
2 Aethelstan IV 6: fur … sit handhabenda, sit non handhabenda. Vgl. Aethel- stan IV 3: fur inter manus habens inventus. Leges Henrici primi 59, 20: fur handhabendus; 59, 23: servus handhabbenda.
3 Schon althochdeutsche Glossen, Graff, Sprachschatz IV 1137, haben für clamor gehruafti, kihruoft.
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§ 116. Das Verfahren um handhafte That.
II. Besondere Arten des Verfahrens.
§ 116. Das Verfahren um handhafte That.
Grimm, RA S. 876. Noordewier, Regtsoudheden S. 414. Siegel, Gerichts-
verfahren S. 78. Sohm, Prozeſs der Lex Salica S. 134. Konrad Maurer,
Beweisverfahren Kr.Ü. V 338. R. Loening, Reinigungseid S. 24. 80 ff. Thonis-
sen, L’organisation judiciaire .. de la loi Salique 1881, S. 285 ff. Schröder,
RG S. 85. v. Amira, Recht S. 184. 191. H. Brunner, Abspaltungen der Fried-
losigkeit, Z2 f. RG XI 76 ff. Esmein, Histoire de la procédure criminelle en
France 1882, S. 49. Bennecke, Zur Geschichte des deutschen Strafprozesses
1886, S. 81 ff. Schmid, Gesetze der Angelsachsen S. 556 ff. Laughlin in den
Essays in Anglo-Saxon Law S. 285 ff. Petersen in den Forschungen zur deutschen
Geschichte VI 233 ff. Glasson, Étude historique sur la clameur de haro, Nouv.
Revue hist. de droit français 1882, S. 397. 517.
Handhafte That liegt vor, wenn der Thäter auf frischer That
oder auf der Flucht nach der That ergriffen wird. Handhaft heiſst die
That nicht, weil sie gewissermaſsen mit Händen zu greifen ist, son-
dern weil der Thäter, während er ergriffen wird, die Spuren der That
in der Hand trägt; so etwa der Dieb die gestohlene Sache, der Tot-
schläger die blutige Waffe, der Brandstifter die Fackel, welche Dach
und Wände des Hauses leckt, das er anzünden will. Um die hand-
hafte That zu bezeichnen, bedienen sich die Volksrechte in der Regel
umschreibender Ausdrücke. Erst in den Rechtsdenkmälern der nach-
fränkischen Zeit begegnet uns jenes Wort als ein technisches. Die
angelsächsischen Quellen sagen von dem handhaften Missethäter, er
sei gefangen æt hæbbendre handa 1, und nennen ihn handhabbenda
(handhabendus) 2.
Die Geltendmachung der handhaften That verlangt, daſs diese
offenkundig gemacht werde. Wer die That wahrnimmt, soll einen
lauten Ruf erheben, der die Nachbarn auffordert, herbeizueilen, das
sogenannte Gerüfte oder Gerüchte 3. Die angelsächsische Rechtssprache
1 Wihträd 26. Aethelstan II 1, V pr. 2. Als westfälisch ist uns derselbe
Ausdruck bezeugt durch die Ruprechtschen Fragen qu. 21, Z2 f. RG V 197: wo
man einen ubeltetigen man an frischer getate, das ist nach westfelischer sprach
mit hebender hand und mit gitigem munde, vindet.
2 Aethelstan IV 6: fur … sit handhabenda, sit non handhabenda. Vgl. Aethel-
stan IV 3: fur inter manus habens inventus. Leges Henrici primi 59, 20: fur
handhabendus; 59, 23: servus handhabbenda.
3 Schon althochdeutsche Glossen, Graff, Sprachschatz IV 1137, haben für
clamor gehruafti, kihruoft.
Binding, Handbuch. II. 1. II: Brunner, Deutsche Rechtsgesch. II. 31
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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/499>, abgerufen am 25.11.2024.
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