Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bucer, Martin]: Ayn schoner Dialogus. [Breslau], [1521].

Bild:
<< vorherige Seite
SChultheyß. herr Pfarrer. bona dies/ seind wilkum
ins wirtzhauß/ wo her ziecht ir/ was sagt yr newer
mehr/ was yetz vorhanden ist. Sagt mir etwas da
bit ich euch vmb.
Pfar. lieber Schultheyß ich kum
erst von Hagnau vnd hab vil seltzamer mehr gehort/ besond
sagt man vil vom Turcken/ auch von hertzog von Geller wie
im der kunig von Franckreich woll wöll/ auch vil von welschland
zwischen Bapst vnd mantaw/ vnd der gleich vil.
Schultheyß.
was hört yr dann vom Luther/ so yerz zu Wormbs gewesen
ist.
Pfarrer. was geht mich der Münch an. Er ist ayn ketzer/
er redt vnnd schreibt widernn glauben/ warlich er wirtt seinn
lon finden/ den er verdient hat/ vnnd alle die im an hangent.
Schultheyß. warumb herr Pfarrer. nun hat er doch gut vnd
Christenlich ding gelert vnd geschriben/ das dem glauben nicht
abnympt/ er macht in wol gut/ vnd vergrundt all sein geschrifft
in rechtem glauben/ vnd auß den heiligen Euangelien/ vnd auß sant
Paulus leer/ vnd fuert vns auß vil stricken dy vns dy geystlichen
lang her gelegtt haben/ vmb gelts vnd guts willen/ darzu hat
er vns erst ein guten rechten verstand in den heiligen gebett des
vatter vnßers gelert/ das er in eym buchlin/ so schönn erklert
hat/ des sich ein yetlich Christen mensch freunwen söl/ wer es list
als mir es dan mein schuler so gar hübsch gelesen hat/ darzu
hat er vns auch leeren recht vnd grüntlich beichten/ mit eim kur
tzen schönen begriff/ vnd vns auß vil yrsal entlediget/ vnd das
gebot gots vil ringer anzaygt/ das yr Pfaffen all vns vorhin
so gar schwer gemacht habt etc.
Pfarrer. wie kan dz sein/ was
von den Bapst vnnd von den seinen vorfaren gemachtt ist/ ist
güt vnd gerecht/ was aber der Luther schreibt ist wid dy Chri-
stenliche kirch/ vnd wider die gaistlichen recht.
Schultheyß. wer
ist die Christenlich kirch.
Pfarr. habt yr es nit offt von mir ann
der predig gehört der Bapst vnnd sein Cardinel all bischoff
vnd prelaten.
Schulthayß. solt dan der Bapst vnd diser anhang
die Christlich kirch sein/ das glaub ich nit. So sagt man er setz
selbs das geistlich recht/ das mag er machenn wie er will/ ich
A ij
SChultheyß. herꝛ Pfarrer. bona dies/ ſeind wilkum
ins wirtzhauß/ wo her ziecht ir/ was ſagt yr newer
mehr/ was yetz voꝛhandẽ iſt. Sagt mir etwas da
bit ich euch vmb.
Pfar. lieber Schultheyß ich kum
erſt von Hagnau vnd hab vil ſeltzamer mehr gehoꝛt/ beſond̕
ſagt man vil vom Turcken/ auch võ hertzog von Geller wie
im der kunig võ Frãckreich woll woͤll/ auch vil võ welſchlãd
zwiſchẽ Bapſt vnd mantaw/ vñ der gleich vil.
Schultheyß.
was hoͤꝛt yr dann vom Luther/ ſo yerz zů Woꝛmbs geweſen
iſt.
Pfarrer. was geht mich der Muͤnch an. Er iſt ayn ketzer/
er redt vnnd ſchꝛeibt widernn glauben/ warlich er wirtt ſeinn
lon finden/ den er verdient hat/ vnnd alle die im an hangent.
Schultheyß. warumb herꝛ Pfarrer. nun hat er doch gut vnd
Chꝛiſtẽlich ding gelert vñ geſchꝛiben/ das dem glauben nicht
abnympt/ er macht in wol gut/ vñ vergrũdt all ſein geſchꝛifft
in rechtem glauben/ vñ auß dẽ heiligẽ Euãgelien/ vñ auß ſant
Paulus leer/ vñ fůert vns auß vil ſtrickẽ dy vns dy geyſtlichẽ
lang her gelegtt haben/ vmb gelts vñ guts willen/ darzu hat
er vns erſt ein gůten rechten verſtãd in dẽ heiligen gebett des
vatter vnßers gelert/ das er in eym bůchlin/ ſo ſchoͤnn erklert
hat/ des ſich ein yetlich Chꝛiſten mẽſch freũwen ſoͤl/ wer es liſt
als mir es dan mein ſchůler ſo gar huͤbſch geleſen hat/ darzu
hat er vns auch leeren recht vñ gruͤntlich beichtẽ/ mit eim kur
tzen ſchoͤnen begriff/ vñ vns auß vil yrſal entlediget/ vnd das
gebot gots vil ringer anzaygt/ das yr Pfaffen all vns voꝛhin
ſo gar ſchwer gemacht habt ꝛc.
Pfarrer. wie kan dz ſein/ was
von dẽ Bapſt vnnd võ den ſeinen voꝛfaren gemachtt iſt/ iſt
guͤt vñ gerecht/ was aber der Luther ſchꝛeibt iſt wid̕ dy Chꝛi-
ſtenliche kirch/ vñ wider die gaiſtlichẽ recht.
Schultheyß. wer
iſt die Chꝛiſtẽlich kirch.
Pfarꝛ. habt yr es nit offt von mir ann
der pꝛedig gehoͤrt der Bapſt vnnd ſein Cardinel all biſchoff
vñ pꝛelaten.
Schulthayß. ſolt dan der Bapſt vñ diſer anhãg
die Chꝛiſtlich kirch ſein/ das glaub ich nit. So ſagt man er ſetz
ſelbs das geiſtlich recht/ das mag er machenn wie er will/ ich
A ij
<TEI>
  <text>
    <pb facs="#f0006"/>
    <body>
      <div>
        <sp>
          <speaker><hi rendition="#in">S</hi>Chultheyß.</speaker>
          <p>                         her&#xA75B; Pfarrer. bona dies/ &#x017F;eind wilkum<lb/>
ins wirtzhauß/ wo her ziecht ir/ was &#x017F;agt yr newer<lb/>
mehr/ was yetz vo&#xA75B;hande&#x0303; i&#x017F;t. Sagt mir etwas da<lb/>
bit ich euch vmb.                     </p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker>Pfar.</speaker>
          <p>                         lieber Schultheyß ich kum<lb/>
er&#x017F;t von Hagnau vnd hab vil &#x017F;eltzamer mehr geho&#xA75B;t/ be&#x017F;ond&#x0315;<lb/>
&#x017F;agt man vil vom Turcken/ auch vo&#x0303; hertzog von Geller wie<lb/>
im der kunig vo&#x0303; Fra&#x0303;ckreich woll wo&#x0364;ll/ auch vil vo&#x0303; wel&#x017F;chla&#x0303;d<lb/>
zwi&#x017F;che&#x0303; Bap&#x017F;t vnd mantaw/ vn&#x0303; der gleich vil.                     </p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker>Schultheyß.</speaker><lb/>
          <p>                         was ho&#x0364;&#xA75B;t yr dann vom Luther/ &#x017F;o yerz z&#x016F; Wo&#xA75B;mbs gewe&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t.                     </p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker>Pfarrer.</speaker>
          <p>                         was geht mich der Mu&#x0364;nch an. Er i&#x017F;t ayn ketzer/<lb/>
er redt vnnd &#x017F;ch&#xA75B;eibt widernn glauben/ warlich er wirtt &#x017F;einn<lb/>
lon finden/ den er verdient hat/ vnnd alle die im an hangent.                     </p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker>Schultheyß.</speaker>
          <p>                         warumb her&#xA75B; Pfarrer. nun hat er doch gut vnd<lb/>
Ch&#xA75B;i&#x017F;te&#x0303;lich ding gelert vn&#x0303; ge&#x017F;ch&#xA75B;iben/ das dem glauben nicht<lb/>
abnympt/ er macht in wol gut/ vn&#x0303; vergru&#x0303;dt all &#x017F;ein ge&#x017F;ch&#xA75B;ifft<lb/>
in rechtem glauben/ vn&#x0303; auß de&#x0303; heilige&#x0303; Eua&#x0303;gelien/ vn&#x0303; auß &#x017F;ant<lb/>
Paulus leer/ vn&#x0303; f&#x016F;<note type="editorial">oder u&#x0364;?</note>ert vns auß vil &#x017F;tricke&#x0303; dy vns dy gey&#x017F;tliche&#x0303;<lb/>
lang her gelegtt haben/ vmb gelts vn&#x0303; guts willen/ darzu hat<lb/>
er vns er&#x017F;t ein g&#x016F;ten rechten ver&#x017F;ta&#x0303;d in de&#x0303; heiligen gebett des<lb/>
vatter vnßers gelert/ das er in eym b&#x016F;chlin/ &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nn erklert<lb/>
hat/ des &#x017F;ich ein yetlich Ch&#xA75B;i&#x017F;ten me&#x0303;&#x017F;ch freu&#x0303;wen &#x017F;o&#x0364;l/ wer es li&#x017F;t<lb/>
als mir es dan mein &#x017F;ch&#x016F;ler &#x017F;o gar hu&#x0364;b&#x017F;ch gele&#x017F;en hat/ darzu<lb/>
hat er vns auch leeren recht vn&#x0303; gru&#x0364;ntlich beichte&#x0303;/ mit eim kur<lb/>
tzen &#x017F;cho&#x0364;nen begriff/ vn&#x0303; vns auß vil yr&#x017F;al entlediget/ vnd das<lb/>
gebot gots vil ringer anzaygt/ das yr Pfaffen all vns vo&#xA75B;hin<lb/>
&#x017F;o gar &#x017F;chwer gemacht habt &#xA75B;c.                     </p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker>Pfarrer.</speaker>
          <p>                         wie kan dz &#x017F;ein/ was<lb/>
von de&#x0303; Bap&#x017F;t vnnd vo&#x0303; den &#x017F;einen vo&#xA75B;faren gemachtt i&#x017F;t/ i&#x017F;t<lb/>
gu&#x0364;t vn&#x0303; gerecht/ was aber der Luther &#x017F;ch&#xA75B;eibt i&#x017F;t wid&#x0315; dy Ch&#xA75B;i-<lb/>
&#x017F;tenliche kirch/ vn&#x0303; wider die gai&#x017F;tliche&#x0303; recht.                     </p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker>Schultheyß.</speaker>
          <p>                         wer<lb/>
i&#x017F;t die Ch&#xA75B;i&#x017F;te&#x0303;lich kirch.                     </p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker>Pfar&#xA75B;.</speaker>
          <p>                         habt yr es nit offt von mir ann<lb/>
der p&#xA75B;edig geho&#x0364;rt der Bap&#x017F;t vnnd &#x017F;ein Cardinel all bi&#x017F;choff<lb/>
vn&#x0303; p&#xA75B;elaten.                     </p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker>Schulthayß.</speaker>
          <p>                         &#x017F;olt dan der Bap&#x017F;t vn&#x0303; di&#x017F;er anha&#x0303;g<lb/>
die Ch&#xA75B;i&#x017F;tlich kirch &#x017F;ein/ das glaub ich nit. So &#x017F;agt man <choice><sic>er&#x017F;etz</sic><corr>er &#x017F;etz</corr></choice><lb/>
&#x017F;elbs das gei&#x017F;tlich recht/ das mag er machenn wie er will/ ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A ij</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0006] SChultheyß. herꝛ Pfarrer. bona dies/ ſeind wilkum ins wirtzhauß/ wo her ziecht ir/ was ſagt yr newer mehr/ was yetz voꝛhandẽ iſt. Sagt mir etwas da bit ich euch vmb. Pfar. lieber Schultheyß ich kum erſt von Hagnau vnd hab vil ſeltzamer mehr gehoꝛt/ beſond̕ ſagt man vil vom Turcken/ auch võ hertzog von Geller wie im der kunig võ Frãckreich woll woͤll/ auch vil võ welſchlãd zwiſchẽ Bapſt vnd mantaw/ vñ der gleich vil. Schultheyß. was hoͤꝛt yr dann vom Luther/ ſo yerz zů Woꝛmbs geweſen iſt. Pfarrer. was geht mich der Muͤnch an. Er iſt ayn ketzer/ er redt vnnd ſchꝛeibt widernn glauben/ warlich er wirtt ſeinn lon finden/ den er verdient hat/ vnnd alle die im an hangent. Schultheyß. warumb herꝛ Pfarrer. nun hat er doch gut vnd Chꝛiſtẽlich ding gelert vñ geſchꝛiben/ das dem glauben nicht abnympt/ er macht in wol gut/ vñ vergrũdt all ſein geſchꝛifft in rechtem glauben/ vñ auß dẽ heiligẽ Euãgelien/ vñ auß ſant Paulus leer/ vñ fůert vns auß vil ſtrickẽ dy vns dy geyſtlichẽ lang her gelegtt haben/ vmb gelts vñ guts willen/ darzu hat er vns erſt ein gůten rechten verſtãd in dẽ heiligen gebett des vatter vnßers gelert/ das er in eym bůchlin/ ſo ſchoͤnn erklert hat/ des ſich ein yetlich Chꝛiſten mẽſch freũwen ſoͤl/ wer es liſt als mir es dan mein ſchůler ſo gar huͤbſch geleſen hat/ darzu hat er vns auch leeren recht vñ gruͤntlich beichtẽ/ mit eim kur tzen ſchoͤnen begriff/ vñ vns auß vil yrſal entlediget/ vnd das gebot gots vil ringer anzaygt/ das yr Pfaffen all vns voꝛhin ſo gar ſchwer gemacht habt ꝛc. Pfarrer. wie kan dz ſein/ was von dẽ Bapſt vnnd võ den ſeinen voꝛfaren gemachtt iſt/ iſt guͤt vñ gerecht/ was aber der Luther ſchꝛeibt iſt wid̕ dy Chꝛi- ſtenliche kirch/ vñ wider die gaiſtlichẽ recht. Schultheyß. wer iſt die Chꝛiſtẽlich kirch. Pfarꝛ. habt yr es nit offt von mir ann der pꝛedig gehoͤrt der Bapſt vnnd ſein Cardinel all biſchoff vñ pꝛelaten. Schulthayß. ſolt dan der Bapſt vñ diſer anhãg die Chꝛiſtlich kirch ſein/ das glaub ich nit. So ſagt man er ſetz ſelbs das geiſtlich recht/ das mag er machenn wie er will/ ich A ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ULB Sachsen-Anhalt: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-04T08:35:21Z)
Frank Wiegand: Transkription und Textauszeichnung nach DTA-Basisformat (2013-07-04T08:35:21Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bucer_dialogus_1521
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bucer_dialogus_1521/6
Zitationshilfe: [Bucer, Martin]: Ayn schoner Dialogus. [Breslau], [1521], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bucer_dialogus_1521/6>, abgerufen am 21.11.2024.