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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
mahl eins solche alle/ diesen dreyen Fräulein in künfftig zum Brautgeschenke bey ihren
hochzeitlichen Ehrentagen einliefern können. Den hohen Ruhm/ von unserm gnädigen
Herrn dem Stathalter uns zugelegt/ schreiben wir billich seiner ungezweifelten väterlichen
Gewogenheit zu/ wollen uns auch befleissigen/ daß ob wir gleich keine gebohrne Söhne/ wir
dannoch keine andere Herzen/ so lange wir leben/ unserm Herrn als Vater erzeigen. Nach
geendigter Rede raffeten sie die Kleinoten wieder in die Lädichen/ und lieferten sie nebest
obgedachten Bechern den dreyen Frauen ein/ mit bitte/ dieselben in gute verwahrung an-
zunehmen. Die Anwesenden alle beantworteten dieses anmuhten mit einem freundlichen
Lachen. Nur der Stathalter sagte drauff: Ihr meine Herren und Freunde; wann eurer
Antwort auff meine gehaltene Rede ich mit einer neuen begegnen solte/ würde solches/ be-
kenne ich/ nicht sonder Anwendung der wolgegründeten Vernunfft geschehen können;
währe auch zu befahren/ dz entweder meine entgegen gestellete Ursachen zurük prallen/ oder
ihre angeführete ausflüchte angegriffen werden müsten; gestehe sonst gerne/ daß Herr Her-
kules uns anjetzo nicht weniger jhrer beyder hohen Verstand und wolgebildete Gering-
schätzung zeitlicher Güter/ als unsern Kindern/ ja auch unsern Feinden jhre unüberwindli-
che Herzhafftigkeit zu erkennen gegeben. Ich wil vor dißmahl weder ihre getahne Vereh-
rung an unsere Töchter wiederruffen/ noch mich der geschehenen wegerung beschweren/
sondern wie ihnen ich allen freyen Willen hierin lasse/ also werden sie/ ich müste dann gar
unglükselig seyn/ mir dieses mein an suchen weder streitig noch abschlägig machen/ da ich
sie freundlich ersuche/ nicht schleunig von uns hinweg zu zihen/ sondern umb bessere Kund-
schafft zu machen/ etliche Zeit bey uns zu verbleiben. Keine angenehmere Bitte hätte dem
verliebeten Ladisla können angelegt werden/ und kunte dannoch über sein Herz nicht brin-
gen/ sie zu beantworten/ weil Herkules Wille ihm unbewust wahr; welcher aber zu seines
Freundes Vergnügung diese Antwort gab: Höchstgewogener Herr als Vater/ wir mü-
sten zumahl baurisch und unbehöfelt seyn/ wann wir ohn Urlaub hinter der Tühr Abscheid
nehmen würden; erkennen uns schuldig/ unsern Herren/ Frauen und Fränlein gehorsam
und ehrerbietig auffzuwarten/ und zweifeln im wenigsten nicht/ sie werden auff geleistetes
begehren uns zu unser nöhtigen Reise hinwiederumb beförderlich seyn.

Der Stathalter kunte sich des jungen Herren unaußsinlicher Verschlagenheit nicht
gnug wundern/ daß er im Augenblick so vorträgliche Antwort zufinden wuste/ nicht allein
daß angebohtene höfflich außzuschlagen/ sondern auch daß begehrete auff solche Weise
zu verheissen/ daß er immerzu unverbunden bleiben/ und sein Versprechen nach belieben
auffruffen kunte. Sein Gemahl aber wolte weil der Abend einbrach/ dieses Gespräch auf-
heben/ daher sagete sie: Unsere Töchter/ wie ich merke/ solten fast mehr belieben nach ei-
nem Tanze als ferneren höfflichen reden tragen; hieß demnach die Spielleute und Die-
ner (welche bißher einen Abtrit genommen) wieder herein gehen/ und nach etlichen künstli-
chen stücken einen Tanz auffmachen/ da Frl. Sophia mit Frl. Ursulen einen zierlichen
Reihen Tanz mit gefasseten Händen; hernach jede einen absonderlich vor sich/ wiewol zu-
gleich/ und nahe bey einander hielt/ nach dessen Endigung diese zujener sagete: Betriegen
mich meine Augen nicht/ Herzen Schwester/ so werden die eure von Herr Ladisla nicht an-
gefeindet; und die Götter geben euch ja nimmermehr keinen unwirdigern Buhlen. Herz-

liebe

Erſtes Buch.
mahl eins ſolche alle/ dieſen dreyen Fraͤulein in kuͤnfftig zum Brautgeſchenke bey ihren
hochzeitlichen Ehrentagen einliefern koͤnnen. Den hohen Ruhm/ von unſerm gnaͤdigen
Herrn dem Stathalter uns zugelegt/ ſchreiben wir billich ſeiner ungezweifelten vaͤterlichẽ
Gewogenheit zu/ wollen uns auch befleiſſigen/ daß ob wir gleich keine gebohrne Soͤhne/ wir
dannoch keine andere Herzen/ ſo lange wir leben/ unſerm Herrn als Vater erzeigen. Nach
geendigter Rede raffeten ſie die Kleinoten wieder in die Laͤdichen/ und lieferten ſie nebeſt
obgedachten Bechern den dreyen Frauen ein/ mit bitte/ dieſelben in gute verwahrung an-
zunehmen. Die Anweſenden alle beantworteten dieſes anmuhten mit einem freundlichẽ
Lachen. Nur der Stathalter ſagte drauff: Ihr meine Herren und Freunde; wann eurer
Antwort auff meine gehaltene Rede ich mit einer neuen begegnen ſolte/ wuͤrde ſolches/ be-
kenne ich/ nicht ſonder Anwendung der wolgegruͤndeten Vernunfft geſchehen koͤnnen;
waͤhꝛe auch zu befahren/ dz entwedeꝛ meine entgegen geſtellete Urſachen zuruͤk prallen/ oder
ihre angefuͤhrete ausfluͤchte angegriffen werden muͤſten; geſtehe ſonſt gerne/ daß Herꝛ Heꝛ-
kules uns anjetzo nicht weniger jhrer beyder hohen Verſtand und wolgebildete Gering-
ſchaͤtzung zeitlicher Guͤter/ als unſern Kindern/ ja auch unſern Feinden jhre unuͤberwindli-
che Herzhafftigkeit zu erkennen gegeben. Ich wil vor dißmahl weder ihre getahne Vereh-
rung an unſere Toͤchter wiederruffen/ noch mich der geſchehenen wegerung beſchweren/
ſondern wie ihnen ich allen freyen Willen hierin laſſe/ alſo werden ſie/ ich muͤſte dann gar
ungluͤkſelig ſeyn/ mir dieſes mein an ſuchen weder ſtreitig noch abſchlaͤgig machen/ da ich
ſie freundlich erſuche/ nicht ſchleunig von uns hinweg zu zihen/ ſondern umb beſſere Kund-
ſchafft zu machen/ etliche Zeit bey uns zu verbleiben. Keine angenehmere Bitte haͤtte dem
verliebeten Ladiſla koͤnnen angelegt werden/ und kunte dannoch uͤber ſein Herz nicht brin-
gen/ ſie zu beantworten/ weil Herkules Wille ihm unbewuſt wahr; welcher aber zu ſeines
Freundes Vergnuͤgung dieſe Antwort gab: Hoͤchſtgewogener Herr als Vater/ wir muͤ-
ſten zumahl bauriſch und unbehoͤfelt ſeyn/ wann wir ohn Urlaub hinter der Tuͤhr Abſcheid
nehmen wuͤrden; erkennen uns ſchuldig/ unſern Herren/ Frauen und Fraͤnlein gehorſam
und ehrerbietig auffzuwarten/ und zweifeln im wenigſten nicht/ ſie werden auff geleiſtetes
begehren uns zu unſer noͤhtigen Reiſe hinwiederumb befoͤrderlich ſeyn.

Der Stathalter kunte ſich des jungen Herren unaußſinlicher Verſchlagenheit nicht
gnug wundern/ daß er im Augenblick ſo vortraͤgliche Antwort zufinden wuſte/ nicht allein
daß angebohtene hoͤfflich außzuſchlagen/ ſondern auch daß begehrete auff ſolche Weiſe
zu verheiſſen/ daß er immerzu unverbunden bleiben/ und ſein Verſprechen nach belieben
auffruffen kunte. Sein Gemahl aber wolte weil der Abend einbrach/ dieſes Geſpraͤch auf-
heben/ daher ſagete ſie: Unſere Toͤchter/ wie ich merke/ ſolten faſt mehr belieben nach ei-
nem Tanze als ferneren hoͤfflichen reden tragen; hieß demnach die Spielleute und Die-
ner (welche bißher einen Abtrit genommen) wieder herein gehen/ und nach etlichen kuͤnſtli-
chen ſtuͤcken einen Tanz auffmachen/ da Frl. Sophia mit Frl. Urſulen einen zierlichen
Reihen Tanz mit gefaſſeten Haͤnden; hernach jede einen abſonderlich vor ſich/ wiewol zu-
gleich/ und nahe bey einander hielt/ nach deſſen Endigung dieſe zujener ſagete: Betriegẽ
mich meine Augen nicht/ Herzen Schweſter/ ſo werden die eure von Herr Ladiſla nicht an-
gefeindet; und die Goͤtter geben euch ja nimmermehr keinen unwirdigern Buhlen. Heꝛz-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/100>, abgerufen am 22.12.2024.