Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
währen/ dann er wolte sich ihrer versichern/ daß sie nicht rükfällig würden/ und seine Leute
in ihrer Schwacheit erwürgeten; diese aber bedingeten sich dessen anfangs/ und als Her-
kules sie wolte angreiffen lassen/ gingen sie von einander/ ergriffen der ertödteten Schwer-
ter/ und überfielen die unsern mit grosser Verwägenheit; schriehen auch den übrigen in
der Höhle zu/ sie solten hervor steigen/ und den Sieg erstreiten helffen. Aber ihre Freude
wehrete nicht lange/ dann Herkules und Ladisla hieben alsbald ihrer fünffe danieder; der
Stathalter und sein Sohn neben den dreyen gesunden Reutern traten auch herzu/ daher
die annoch lebendige zum teil verwundete das Herz fallen liessen/ sich ergaben/ und gebun-
den angenommen wurden; welches die übrigen achte in der Höhle ersehend/ die schon er-
griffene Schwerter von sich legten/ und sich der vorigen Gnade ergeben wolten; Aber
Herkules sagte; sie solten hervor gehen und sich keiner Bedingung verlauten lassen/ wo s[i]e
nicht alsbald sterben wolten. Die geringe Hoffnung der gnade beredete sie/ daß sie einwil-
ligten/ und sich binden liessen/ wahren also XIII gefangene/ und der begnadete junge Räuber
von der ganzen Menge übrig/ und erfreueten die unsern sich des herlichen Sieges/ weil
nur zwölffe von ihrer Anzahl erschlagen/ und XXV verwundet wahren. Herkules ging
darauff ein wenig beyseit/ taht seinen Helm ab/ und mit gefaltenen Händen und trähnen-
den Augen richtete er dieses Gebeht kniend zu Gott. Mein Helffer Jesus Christ/ wie kan ich
dir gnug danken vor deinen Schutz und mächtigen Beystand/ über welchen sich alle Welt verwundern
wird; möchte wünschen/ daß sie ihn nur erkenneten. O stehe mir ferner bey/ du mein geträuer Hey-
land/ und gib/ daß ich ja nicht unschuldig Blut vergiesse/ sondern die Boßheit straffen/ und die Gerech-
tigkeit beschützen helffen möge. Dir mein Gott sey Lob/ Ehr/ Preiß und Herligkeit/ von nun an biß
in Ewigkeit/ Amen.

Nachgehends befahl er/ daß die Reuter sich alle entwapnen und Lufft schöpffen sol-
ten; ging zu den Gefangenen/ und fragete/ ob nicht Wundsalbe in der Höhle zubekommen.
Der älteste Räubersgenosse/ nahmens Servilius/ ein Mann von LXV Jahren/ antworte-
te: Mein Herr/ schenket mir Leben und Freyheit/ ich bin ein Wundarzt/ und habe allerhand
köstliche Wundsalben in der Höhle/ wil auch allen geträuen fleiß anwenden/ daß nicht al-
lein euren Wunden raht geschaffet/ sondern auch überfluß an Speise und Trank aufgetra-
gen werden sol. Ja Alter/ sagte Herkules/ ihr solt Leben und Freyheit/ darzu eine sonderli-
che Gnade haben/ da ihr eurem versprechen redlich nachkommet. Hieß ihn alsbald loßbin-
den/ und sprach ihn der Stathalter frey; wofür dieser auff den Knien und mit Trähnen
dankete; hohlete bald sein Bindezeug hervor/ und baht/ daß dem einen Gefangenen auch
Gnade wiederfahren möchte/ weil er nichts übels getahn/ und ihr Koch währe/ würde jh-
nen auch Speise gnug schaffen. Diesem ward gefolget/ und Ladisla samt Fabius/ Klodius
und Markus vorerst/ hernach auch die andern alle verbunden/ deren XXI wahren. Servi-
lius vertröstete sie alle der folgenden Gesundheit/ ohn dz ihrer vierehinkend/ einer an bey-
den Beinen/ und fünffe an einer Hand lahm bleiben würden/ welches auch erfolgete; der
Stathalter aber ihnen die Verheissung taht/ daß sie zeit ihres Lebens reichlichen Unterhalt
haben solten. Herkules ging unterdeß ungewapnet nach dem Frauenzimmer/ die wegen
des lezten Streites sich mehr als vorhin entsetzet hatten; dann die halbtrunkenen führeten
ein grausames Geschrey/ daher sie durch seine Ankunfft sehr erfreuet wurden/ und wahr
ihre erste frage/ ob die ihren noch alle lebeten/ und das blutvergiessen schier ein ende genom-

men
S ij

Erſtes Buch.
waͤhren/ dann er wolte ſich ihrer verſichern/ daß ſie nicht ruͤkfaͤllig wuͤrden/ und ſeine Leute
in ihrer Schwacheit erwuͤrgeten; dieſe aber bedingeten ſich deſſen anfangs/ und als Her-
kules ſie wolte angreiffen laſſen/ gingen ſie von einander/ ergriffen der ertoͤdteten Schwer-
ter/ und uͤberfielen die unſern mit groſſer Verwaͤgenheit; ſchriehen auch den uͤbrigen in
der Hoͤhle zu/ ſie ſolten hervor ſteigen/ und den Sieg erſtreiten helffen. Aber ihre Freude
wehrete nicht lange/ dann Herkules und Ladiſla hieben alsbald ihrer fuͤnffe danieder; der
Stathalter und ſein Sohn neben den dreyen geſunden Reutern traten auch herzu/ daher
die annoch lebendige zum teil verwundete das Herz fallen lieſſen/ ſich ergaben/ und gebun-
den angenommen wurden; welches die uͤbrigen achte in der Hoͤhle erſehend/ die ſchon er-
griffene Schwerter von ſich legten/ und ſich der vorigen Gnade ergeben wolten; Aber
Herkules ſagte; ſie ſolten hervor gehen und ſich keiner Bedingung verlauten laſſen/ wo ſ[i]e
nicht alsbald ſterben wolten. Die geringe Hoffnung der gnade beredete ſie/ daß ſie einwil-
ligten/ und ſich binden lieſſen/ wahren alſo XIII gefangene/ uñ der begnadete junge Raͤuber
von der ganzen Menge uͤbrig/ und erfreueten die unſern ſich des herlichen Sieges/ weil
nur zwoͤlffe von ihrer Anzahl erſchlagen/ und XXV verwundet wahren. Herkules ging
darauff ein wenig beyſeit/ taht ſeinen Helm ab/ und mit gefaltenen Haͤnden und traͤhnen-
den Augen richtete er dieſes Gebeht kniend zu Gott. Mein Helffer Jeſus Chriſt/ wie kan ich
dir gnug danken vor deinen Schutz und maͤchtigen Beyſtand/ uͤber welchen ſich alle Welt verwundern
wird; moͤchte wuͤnſchen/ daß ſie ihn nur erkenneten. O ſtehe mir ferner bey/ du mein getraͤuer Hey-
land/ und gib/ daß ich ja nicht unſchuldig Blut vergieſſe/ ſondern die Boßheit ſtraffen/ und die Gerech-
tigkeit beſchützen helffen moͤge. Dir mein Gott ſey Lob/ Ehr/ Preiß und Herligkeit/ von nun an biß
in Ewigkeit/ Amen.

Nachgehends befahl er/ daß die Reuter ſich alle entwapnen und Lufft ſchoͤpffen ſol-
ten; ging zu den Gefangenen/ und fragete/ ob nicht Wundſalbe in der Hoͤhle zubekom̃en.
Der aͤlteſte Raͤubersgenoſſe/ nahmens Servilius/ ein Mann von LXV Jahren/ antworte-
te: Mein Herr/ ſchenket mir Leben und Freyheit/ ich bin ein Wundarzt/ und habe allerhand
koͤſtliche Wundſalben in der Hoͤhle/ wil auch allen getraͤuen fleiß anwenden/ daß nicht al-
lein euren Wunden raht geſchaffet/ ſondern auch uͤberfluß an Speiſe und Trank aufgetra-
gen werden ſol. Ja Alter/ ſagte Herkules/ ihr ſolt Leben und Freyheit/ darzu eine ſonderli-
che Gnade haben/ da ihr eurem verſprechen redlich nachkommet. Hieß ihn alsbald loßbin-
den/ und ſprach ihn der Stathalter frey; wofuͤr dieſer auff den Knien und mit Traͤhnen
dankete; hohlete bald ſein Bindezeug hervor/ und baht/ daß dem einen Gefangenen auch
Gnade wiederfahren moͤchte/ weil er nichts uͤbels getahn/ und ihr Koch waͤhre/ wuͤrde jh-
nen auch Speiſe gnug ſchaffen. Dieſem ward gefolget/ und Ladiſla ſamt Fabius/ Klodius
und Markus vorerſt/ hernach auch die andern alle verbunden/ deren XXI wahren. Servi-
lius vertroͤſtete ſie alle der folgenden Geſundheit/ ohn dz ihrer vierehinkend/ einer an bey-
den Beinen/ und fuͤnffe an einer Hand lahm bleiben wuͤrden/ welches auch erfolgete; der
Stathalter aber ihnen die Verheiſſung taht/ daß ſie zeit ihres Lebens reichlichen Unterhalt
haben ſolten. Herkules ging unterdeß ungewapnet nach dem Frauenzimmer/ die wegen
des lezten Streites ſich mehr als vorhin entſetzet hatten; dann die halbtrunkenen fuͤhreten
ein grauſames Geſchrey/ daher ſie durch ſeine Ankunfft ſehr erfreuet wurden/ und wahr
ihre erſte frage/ ob die ihren noch alle lebeten/ und das blutvergieſſen ſchier ein ende genom-

men
S ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0177" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
wa&#x0364;hren/ dann er wolte &#x017F;ich ihrer ver&#x017F;ichern/ daß &#x017F;ie nicht ru&#x0364;kfa&#x0364;llig wu&#x0364;rden/ und &#x017F;eine Leute<lb/>
in ihrer Schwacheit erwu&#x0364;rgeten; die&#x017F;e aber bedingeten &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en anfangs/ und als Her-<lb/>
kules &#x017F;ie wolte angreiffen la&#x017F;&#x017F;en/ gingen &#x017F;ie von einander/ ergriffen der erto&#x0364;dteten Schwer-<lb/>
ter/ und u&#x0364;berfielen die un&#x017F;ern mit gro&#x017F;&#x017F;er Verwa&#x0364;genheit; &#x017F;chriehen auch den u&#x0364;brigen in<lb/>
der Ho&#x0364;hle zu/ &#x017F;ie &#x017F;olten hervor &#x017F;teigen/ und den Sieg er&#x017F;treiten helffen. Aber ihre Freude<lb/>
wehrete nicht lange/ dann Herkules und Ladi&#x017F;la hieben alsbald ihrer fu&#x0364;nffe danieder; der<lb/>
Stathalter und &#x017F;ein Sohn neben den dreyen ge&#x017F;unden Reutern traten auch herzu/ daher<lb/>
die annoch lebendige zum teil verwundete das Herz fallen lie&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ich ergaben/ und gebun-<lb/>
den angenommen wurden; welches die u&#x0364;brigen achte in der Ho&#x0364;hle er&#x017F;ehend/ die &#x017F;chon er-<lb/>
griffene Schwerter von &#x017F;ich legten/ und &#x017F;ich der vorigen Gnade ergeben wolten; Aber<lb/>
Herkules &#x017F;agte; &#x017F;ie &#x017F;olten hervor gehen und &#x017F;ich keiner Bedingung verlauten la&#x017F;&#x017F;en/ wo &#x017F;<supplied>i</supplied>e<lb/>
nicht alsbald &#x017F;terben wolten. Die geringe Hoffnung der gnade beredete &#x017F;ie/ daß &#x017F;ie einwil-<lb/>
ligten/ und &#x017F;ich binden lie&#x017F;&#x017F;en/ wahren al&#x017F;o <hi rendition="#aq">XIII</hi> gefangene/ un&#x0303; der begnadete junge Ra&#x0364;uber<lb/>
von der ganzen Menge u&#x0364;brig/ und erfreueten die un&#x017F;ern &#x017F;ich des herlichen Sieges/ weil<lb/>
nur zwo&#x0364;lffe von ihrer Anzahl er&#x017F;chlagen/ und <hi rendition="#aq">XXV</hi> verwundet wahren. Herkules ging<lb/>
darauff ein wenig bey&#x017F;eit/ taht &#x017F;einen Helm ab/ und mit gefaltenen Ha&#x0364;nden und tra&#x0364;hnen-<lb/>
den Augen richtete er die&#x017F;es Gebeht kniend zu Gott. Mein Helffer Je&#x017F;us Chri&#x017F;t/ wie kan ich<lb/>
dir gnug danken vor deinen Schutz und ma&#x0364;chtigen Bey&#x017F;tand/ u&#x0364;ber welchen &#x017F;ich alle Welt verwundern<lb/>
wird; mo&#x0364;chte wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß &#x017F;ie ihn nur erkenneten. O &#x017F;tehe mir ferner bey/ du mein getra&#x0364;uer Hey-<lb/>
land/ und gib/ daß ich ja nicht un&#x017F;chuldig Blut vergie&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;ondern die Boßheit &#x017F;traffen/ und die Gerech-<lb/>
tigkeit be&#x017F;chützen helffen mo&#x0364;ge. Dir mein Gott &#x017F;ey Lob/ Ehr/ Preiß und Herligkeit/ von nun an biß<lb/>
in Ewigkeit/ Amen.</p><lb/>
        <p>Nachgehends befahl er/ daß die Reuter &#x017F;ich alle entwapnen und Lufft &#x017F;cho&#x0364;pffen &#x017F;ol-<lb/>
ten; ging zu den Gefangenen/ und fragete/ ob nicht Wund&#x017F;albe in der Ho&#x0364;hle zubekom&#x0303;en.<lb/>
Der a&#x0364;lte&#x017F;te Ra&#x0364;ubersgeno&#x017F;&#x017F;e/ nahmens Servilius/ ein Mann von <hi rendition="#aq">LXV</hi> Jahren/ antworte-<lb/>
te: Mein Herr/ &#x017F;chenket mir Leben und Freyheit/ ich bin ein Wundarzt/ und habe allerhand<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tliche Wund&#x017F;alben in der Ho&#x0364;hle/ wil auch allen getra&#x0364;uen fleiß anwenden/ daß nicht al-<lb/>
lein euren Wunden raht ge&#x017F;chaffet/ &#x017F;ondern auch u&#x0364;berfluß an Spei&#x017F;e und Trank aufgetra-<lb/>
gen werden &#x017F;ol. Ja Alter/ &#x017F;agte Herkules/ ihr &#x017F;olt Leben und Freyheit/ darzu eine &#x017F;onderli-<lb/>
che Gnade haben/ da ihr eurem ver&#x017F;prechen redlich nachkommet. Hieß ihn alsbald loßbin-<lb/>
den/ und &#x017F;prach ihn der Stathalter frey; wofu&#x0364;r die&#x017F;er auff den Knien und mit Tra&#x0364;hnen<lb/>
dankete; hohlete bald &#x017F;ein Bindezeug hervor/ und baht/ daß dem einen Gefangenen auch<lb/>
Gnade wiederfahren mo&#x0364;chte/ weil er nichts u&#x0364;bels getahn/ und ihr Koch wa&#x0364;hre/ wu&#x0364;rde jh-<lb/>
nen auch Spei&#x017F;e gnug &#x017F;chaffen. Die&#x017F;em ward gefolget/ und Ladi&#x017F;la &#x017F;amt Fabius/ Klodius<lb/>
und Markus vorer&#x017F;t/ hernach auch die andern alle verbunden/ deren <hi rendition="#aq">XXI</hi> wahren. Servi-<lb/>
lius vertro&#x0364;&#x017F;tete &#x017F;ie alle der folgenden Ge&#x017F;undheit/ ohn dz ihrer vierehinkend/ einer an bey-<lb/>
den Beinen/ und fu&#x0364;nffe an einer Hand lahm bleiben wu&#x0364;rden/ welches auch erfolgete; der<lb/>
Stathalter aber ihnen die Verhei&#x017F;&#x017F;ung taht/ daß &#x017F;ie zeit ihres Lebens reichlichen Unterhalt<lb/>
haben &#x017F;olten. Herkules ging unterdeß ungewapnet nach dem Frauenzimmer/ die wegen<lb/>
des lezten Streites &#x017F;ich mehr als vorhin ent&#x017F;etzet hatten; dann die halbtrunkenen fu&#x0364;hreten<lb/>
ein grau&#x017F;ames Ge&#x017F;chrey/ daher &#x017F;ie durch &#x017F;eine Ankunfft &#x017F;ehr erfreuet wurden/ und wahr<lb/>
ihre er&#x017F;te frage/ ob die ihren noch alle lebeten/ und das blutvergie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chier ein ende genom-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S ij</fw><fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0177] Erſtes Buch. waͤhren/ dann er wolte ſich ihrer verſichern/ daß ſie nicht ruͤkfaͤllig wuͤrden/ und ſeine Leute in ihrer Schwacheit erwuͤrgeten; dieſe aber bedingeten ſich deſſen anfangs/ und als Her- kules ſie wolte angreiffen laſſen/ gingen ſie von einander/ ergriffen der ertoͤdteten Schwer- ter/ und uͤberfielen die unſern mit groſſer Verwaͤgenheit; ſchriehen auch den uͤbrigen in der Hoͤhle zu/ ſie ſolten hervor ſteigen/ und den Sieg erſtreiten helffen. Aber ihre Freude wehrete nicht lange/ dann Herkules und Ladiſla hieben alsbald ihrer fuͤnffe danieder; der Stathalter und ſein Sohn neben den dreyen geſunden Reutern traten auch herzu/ daher die annoch lebendige zum teil verwundete das Herz fallen lieſſen/ ſich ergaben/ und gebun- den angenommen wurden; welches die uͤbrigen achte in der Hoͤhle erſehend/ die ſchon er- griffene Schwerter von ſich legten/ und ſich der vorigen Gnade ergeben wolten; Aber Herkules ſagte; ſie ſolten hervor gehen und ſich keiner Bedingung verlauten laſſen/ wo ſie nicht alsbald ſterben wolten. Die geringe Hoffnung der gnade beredete ſie/ daß ſie einwil- ligten/ und ſich binden lieſſen/ wahren alſo XIII gefangene/ uñ der begnadete junge Raͤuber von der ganzen Menge uͤbrig/ und erfreueten die unſern ſich des herlichen Sieges/ weil nur zwoͤlffe von ihrer Anzahl erſchlagen/ und XXV verwundet wahren. Herkules ging darauff ein wenig beyſeit/ taht ſeinen Helm ab/ und mit gefaltenen Haͤnden und traͤhnen- den Augen richtete er dieſes Gebeht kniend zu Gott. Mein Helffer Jeſus Chriſt/ wie kan ich dir gnug danken vor deinen Schutz und maͤchtigen Beyſtand/ uͤber welchen ſich alle Welt verwundern wird; moͤchte wuͤnſchen/ daß ſie ihn nur erkenneten. O ſtehe mir ferner bey/ du mein getraͤuer Hey- land/ und gib/ daß ich ja nicht unſchuldig Blut vergieſſe/ ſondern die Boßheit ſtraffen/ und die Gerech- tigkeit beſchützen helffen moͤge. Dir mein Gott ſey Lob/ Ehr/ Preiß und Herligkeit/ von nun an biß in Ewigkeit/ Amen. Nachgehends befahl er/ daß die Reuter ſich alle entwapnen und Lufft ſchoͤpffen ſol- ten; ging zu den Gefangenen/ und fragete/ ob nicht Wundſalbe in der Hoͤhle zubekom̃en. Der aͤlteſte Raͤubersgenoſſe/ nahmens Servilius/ ein Mann von LXV Jahren/ antworte- te: Mein Herr/ ſchenket mir Leben und Freyheit/ ich bin ein Wundarzt/ und habe allerhand koͤſtliche Wundſalben in der Hoͤhle/ wil auch allen getraͤuen fleiß anwenden/ daß nicht al- lein euren Wunden raht geſchaffet/ ſondern auch uͤberfluß an Speiſe und Trank aufgetra- gen werden ſol. Ja Alter/ ſagte Herkules/ ihr ſolt Leben und Freyheit/ darzu eine ſonderli- che Gnade haben/ da ihr eurem verſprechen redlich nachkommet. Hieß ihn alsbald loßbin- den/ und ſprach ihn der Stathalter frey; wofuͤr dieſer auff den Knien und mit Traͤhnen dankete; hohlete bald ſein Bindezeug hervor/ und baht/ daß dem einen Gefangenen auch Gnade wiederfahren moͤchte/ weil er nichts uͤbels getahn/ und ihr Koch waͤhre/ wuͤrde jh- nen auch Speiſe gnug ſchaffen. Dieſem ward gefolget/ und Ladiſla ſamt Fabius/ Klodius und Markus vorerſt/ hernach auch die andern alle verbunden/ deren XXI wahren. Servi- lius vertroͤſtete ſie alle der folgenden Geſundheit/ ohn dz ihrer vierehinkend/ einer an bey- den Beinen/ und fuͤnffe an einer Hand lahm bleiben wuͤrden/ welches auch erfolgete; der Stathalter aber ihnen die Verheiſſung taht/ daß ſie zeit ihres Lebens reichlichen Unterhalt haben ſolten. Herkules ging unterdeß ungewapnet nach dem Frauenzimmer/ die wegen des lezten Streites ſich mehr als vorhin entſetzet hatten; dann die halbtrunkenen fuͤhreten ein grauſames Geſchrey/ daher ſie durch ſeine Ankunfft ſehr erfreuet wurden/ und wahr ihre erſte frage/ ob die ihren noch alle lebeten/ und das blutvergieſſen ſchier ein ende genom- men S ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/177
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/177>, abgerufen am 22.12.2024.