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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
von zuhandeln. Servilius taht solches ungerne/ hielt auch zurük/ nur daß er bat/ sie möch-
ten mit ihm in die Höhle steigen/ da könte er seine worte wirklich leisten. Sie gingen samt
den Stathalter und Frauenzimmer hinein/ und verwunderten sich zum höchsten über der
Zierligkeit dieses verborgenen Gebäues/ in welchem alles so renlich und sauber wahr. Zu
unterst wahr es mit Steinen übersetzet/ und ganz durch und durch gewölbet; der gemeine
Platz drinnen war so weit begriffen/ daß 500 Mann sich daselbst auffhalten kunten. Das
Gewölbe lag auff herlichen Pfeilern/ welche fünff Ellen lang/ und wahr mit dicker Erde ü-
berschüttet/ und mit dornichten Hecken/ welche mit fleiß darauff gepflantzet/ so dichte be-
wachsen/ daß kein Hase hindurch kriechen mögen/ daher man die runden Klaffter-weiten
Löcher/ durch welche von oben herab das Liecht hinein fiel/ von aussen gar nicht sehen kunte.
Die drey Eingänge wahren rund und zwo Klaffter weit/ in welchen starke Leitern stunden/
darauff man ein und auß steigen kunte. Inwendig wahr ein gegrabener Brunnen von kla-
rem lieblichen Wasser/ worauß man mit der Hand schöpffen kunte. Vorne im ersten Ein-
gange hing eine Messinges Taffel/ deren eingegossene Schrift meldete dieses Gebäues Al-
ter/ daß es vor etliche und dreyssig Jahr/ nemlich im zwölfften Jahre Käysers L. Aurelius
Commodus/ da zu Rom die Friedes-wie auch die Vesten-Kirchen abgebrant war/ erbauet
währe. Die unsern besahen alles gar genaue/ verwunderten sich/ daß dieses Gebäu in sol-
cher stille hätte können verfertiget werden/ daß kein Mensch dessen inne worden. Da Ser-
vilius ihnen anzeigete/ es währe über Menschengedenken eine Mördergrube/ aber nit der-
gestalt außgeführet gewesen/ biß man sich nach Außsage der Taffel unterwunden/ das Ge-
mäuer zu legen; die Steine währen mehrenteils mit händen bey Nachtzeit herzugetragen;
Bauleute hätte man hin und wieder auffgefangen/ mit verbundenen Augen herbey gefüh-
ret/ und zeit wehrender Arbeit sie mit guter Speise und grossen Verheissungen auffgehal-
ten/ aber nachgehends sie alle im Schlaffe erwürget. Ich/ sagte Servilius/ bin nun mehr
38 Jahr in dieser Geselschafft gewesen/ und drey Jahr vor Außführung dieses Gebäues
zum Wund Arzt/ vor XX Jahren aber zum Schazmeister von ihnen bestellet; habe zwar
ihrer Beute/ so viel das Maul verzehret/ mit genossen/ aber nie keinen Mord oder Raub
volbringen oder befodern helffen/ dessen ich die Götter zu Zeugen ruffe. Herkules fragete
ihn/ ob nicht Nebengemächer währen/ in welchen die Räuber ihre Waffen und Speisen
hätten/ weil man in diesem grossen Platze dessen nichts fünde. Ja mein Herr/ antwortete
er/ wir wollen alles besichtigen; führete sie an die seite ostwerz/ und öfnete eine Tühr zu einem
langen und weiten Gemache/ woselbst ein solcher Vorraht an Früchten/ Meel/ gesalzenem
Fleisch und gedorreten Fischen/ auch an Wein und eingewürzeten köstlichen sachen war/ dz
4000 Mann etliche Jahr damit zu aller Notturft wären versorgt gewesen/ sintemal er auß
den Rechnungen darlegete/ dz dieser Vorraht sich auf 5 Tonnen Goldes belief. Hernach füh-
rete er sie nach der seite gegen Westen; öfnete ein Gemach gleicher grösse/ und zeigete ihnen die
treflichsten Harnische und Schwerter in so überflüssiger menge schimmern/ dz sie ein entsetzen
darob hatten; dann ein Kriegs heer von 6000 Reutern und 44000 zu fusse kunte alhier außge-
rüstet werden; und erstreckete sich seiner anzeige nach/ dieser Waffen ihr wert auf IX Tonnen
Goldes. Nun mein Gott/ sagte Herkules/ wer hat jemahls eine solche Rüstung in Räuber-
hölen gesuchet? aber ist man auch willens gewesen/ solche unter einer Mannschaft außzuteilen?

Ja
S iij

Erſtes Buch.
von zuhandeln. Servilius taht ſolches ungerne/ hielt auch zuruͤk/ nur daß er bat/ ſie moͤch-
ten mit ihm in die Hoͤhle ſteigen/ da koͤnte er ſeine worte wirklich leiſten. Sie gingen ſamt
den Stathalter und Frauenzimmer hinein/ und verwunderten ſich zum hoͤchſten uͤber der
Zierligkeit dieſes verborgenen Gebaͤues/ in welchem alles ſo renlich und ſauber wahr. Zu
unterſt wahr es mit Steinen uͤberſetzet/ und ganz durch und durch gewoͤlbet; der gemeine
Platz drinnen war ſo weit begriffen/ daß 500 Mann ſich daſelbſt auffhalten kunten. Das
Gewoͤlbe lag auff herlichen Pfeilern/ welche fuͤnff Ellen lang/ und wahr mit dicker Erde uͤ-
berſchuͤttet/ und mit dornichten Hecken/ welche mit fleiß darauff gepflantzet/ ſo dichte be-
wachſen/ daß kein Haſe hindurch kriechen moͤgen/ daher man die runden Klaffter-weiten
Loͤcher/ durch welche von oben herab das Liecht hinein fiel/ von auſſen gaꝛ nicht ſehen kunte.
Die drey Eingaͤnge wahren rund und zwo Klaffter weit/ in welchen ſtarke Leitern ſtundẽ/
darauff man ein und auß ſteigen kunte. Inwendig wahr ein gegrabener Brunnen von kla-
rem lieblichen Waſſer/ worauß man mit der Hand ſchoͤpffen kunte. Vorne im erſten Ein-
gange hing eine Meſſinges Taffel/ deren eingegoſſene Schrift meldete dieſes Gebaͤues Al-
ter/ daß es vor etliche und dreyſſig Jahr/ nemlich im zwoͤlfften Jahre Kaͤyſers L. Aurelius
Commodus/ da zu Rom die Friedes-wie auch die Veſten-Kirchen abgebrant war/ erbauet
waͤhre. Die unſern beſahen alles gar genaue/ verwunderten ſich/ daß dieſes Gebaͤu in ſol-
cher ſtille haͤtte koͤnnen verfertiget werden/ daß kein Menſch deſſen inne worden. Da Ser-
vilius ihnen anzeigete/ es waͤhre uͤber Menſchengedenken eine Moͤrdergrube/ aber nit der-
geſtalt außgefuͤhret geweſen/ biß man ſich nach Außſage der Taffel unterwunden/ das Ge-
maͤuer zu legen; die Steine waͤhren mehrenteils mit haͤnden bey Nachtzeit herzugetragẽ;
Bauleute haͤtte man hin und wieder auffgefangen/ mit verbundenen Augen herbey gefuͤh-
ret/ und zeit wehrender Arbeit ſie mit guter Speiſe und groſſen Verheiſſungen auffgehal-
ten/ aber nachgehends ſie alle im Schlaffe erwuͤrget. Ich/ ſagte Servilius/ bin nun mehr
38 Jahr in dieſer Geſelſchafft geweſen/ und drey Jahr vor Außfuͤhrung dieſes Gebaͤues
zum Wund Arzt/ vor XX Jahren aber zum Schazmeiſter von ihnen beſtellet; habe zwar
ihrer Beute/ ſo viel das Maul verzehret/ mit genoſſen/ aber nie keinen Mord oder Raub
volbringen oder befodern helffen/ deſſen ich die Goͤtter zu Zeugen ruffe. Herkules fragete
ihn/ ob nicht Nebengemaͤcher waͤhren/ in welchen die Raͤuber ihre Waffen und Speiſen
haͤtten/ weil man in dieſem groſſen Platze deſſen nichts fuͤnde. Ja mein Herr/ antwortete
er/ wir wollen alles beſichtigẽ; fuͤhrete ſie an die ſeite oſtwerz/ und oͤfnete eine Tuͤhr zu einem
langen und weiten Gemache/ woſelbſt ein ſolcher Vorraht an Fruͤchten/ Meel/ geſalzenem
Fleiſch und gedorreten Fiſchen/ auch an Wein uñ eingewuͤrzeten koͤſtlichen ſachen war/ dz
4000 Mañ etliche Jahr damit zu aller Notturft waͤren verſorgt geweſen/ ſintemal er auß
den Rechnungẽ darlegete/ dz dieſer Vorraht ſich auf 5 Toñen Goldes belief. Hernach fuͤh-
rete er ſie nach der ſeite gegen Weſten; oͤfnete ein Gemach gleicheꝛ gꝛoͤſſe/ uñ zeigete ihnẽ die
treflichſten Harniſche und Schwerter in ſo uͤberfluͤſſiger menge ſchim̃ern/ dz ſie ein entſetzẽ
darob hattẽ; dañ ein Kriegs heer von 6000 Reutern uñ 44000 zu fuſſe kunte alhieꝛ außge-
ruͤſtet werden; uñ erſtꝛeckete ſich ſeiner anzeige nach/ dieſer Waffen ihr wert auf IX Toñen
Goldes. Nun mein Gott/ ſagte Herkules/ wer hat jemahls eine ſolche Ruͤſtung in Raͤuber-
hoͤlẽ geſuchet? aber iſt man auch willens geweſen/ ſolche unteꝛ einer Mañſchaft außzuteilẽ?

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[141/0179] Erſtes Buch. von zuhandeln. Servilius taht ſolches ungerne/ hielt auch zuruͤk/ nur daß er bat/ ſie moͤch- ten mit ihm in die Hoͤhle ſteigen/ da koͤnte er ſeine worte wirklich leiſten. Sie gingen ſamt den Stathalter und Frauenzimmer hinein/ und verwunderten ſich zum hoͤchſten uͤber der Zierligkeit dieſes verborgenen Gebaͤues/ in welchem alles ſo renlich und ſauber wahr. Zu unterſt wahr es mit Steinen uͤberſetzet/ und ganz durch und durch gewoͤlbet; der gemeine Platz drinnen war ſo weit begriffen/ daß 500 Mann ſich daſelbſt auffhalten kunten. Das Gewoͤlbe lag auff herlichen Pfeilern/ welche fuͤnff Ellen lang/ und wahr mit dicker Erde uͤ- berſchuͤttet/ und mit dornichten Hecken/ welche mit fleiß darauff gepflantzet/ ſo dichte be- wachſen/ daß kein Haſe hindurch kriechen moͤgen/ daher man die runden Klaffter-weiten Loͤcher/ durch welche von oben herab das Liecht hinein fiel/ von auſſen gaꝛ nicht ſehen kunte. Die drey Eingaͤnge wahren rund und zwo Klaffter weit/ in welchen ſtarke Leitern ſtundẽ/ darauff man ein und auß ſteigen kunte. Inwendig wahr ein gegrabener Brunnen von kla- rem lieblichen Waſſer/ worauß man mit der Hand ſchoͤpffen kunte. Vorne im erſten Ein- gange hing eine Meſſinges Taffel/ deren eingegoſſene Schrift meldete dieſes Gebaͤues Al- ter/ daß es vor etliche und dreyſſig Jahr/ nemlich im zwoͤlfften Jahre Kaͤyſers L. Aurelius Commodus/ da zu Rom die Friedes-wie auch die Veſten-Kirchen abgebrant war/ erbauet waͤhre. Die unſern beſahen alles gar genaue/ verwunderten ſich/ daß dieſes Gebaͤu in ſol- cher ſtille haͤtte koͤnnen verfertiget werden/ daß kein Menſch deſſen inne worden. Da Ser- vilius ihnen anzeigete/ es waͤhre uͤber Menſchengedenken eine Moͤrdergrube/ aber nit der- geſtalt außgefuͤhret geweſen/ biß man ſich nach Außſage der Taffel unterwunden/ das Ge- maͤuer zu legen; die Steine waͤhren mehrenteils mit haͤnden bey Nachtzeit herzugetragẽ; Bauleute haͤtte man hin und wieder auffgefangen/ mit verbundenen Augen herbey gefuͤh- ret/ und zeit wehrender Arbeit ſie mit guter Speiſe und groſſen Verheiſſungen auffgehal- ten/ aber nachgehends ſie alle im Schlaffe erwuͤrget. Ich/ ſagte Servilius/ bin nun mehr 38 Jahr in dieſer Geſelſchafft geweſen/ und drey Jahr vor Außfuͤhrung dieſes Gebaͤues zum Wund Arzt/ vor XX Jahren aber zum Schazmeiſter von ihnen beſtellet; habe zwar ihrer Beute/ ſo viel das Maul verzehret/ mit genoſſen/ aber nie keinen Mord oder Raub volbringen oder befodern helffen/ deſſen ich die Goͤtter zu Zeugen ruffe. Herkules fragete ihn/ ob nicht Nebengemaͤcher waͤhren/ in welchen die Raͤuber ihre Waffen und Speiſen haͤtten/ weil man in dieſem groſſen Platze deſſen nichts fuͤnde. Ja mein Herr/ antwortete er/ wir wollen alles beſichtigẽ; fuͤhrete ſie an die ſeite oſtwerz/ und oͤfnete eine Tuͤhr zu einem langen und weiten Gemache/ woſelbſt ein ſolcher Vorraht an Fruͤchten/ Meel/ geſalzenem Fleiſch und gedorreten Fiſchen/ auch an Wein uñ eingewuͤrzeten koͤſtlichen ſachen war/ dz 4000 Mañ etliche Jahr damit zu aller Notturft waͤren verſorgt geweſen/ ſintemal er auß den Rechnungẽ darlegete/ dz dieſer Vorraht ſich auf 5 Toñen Goldes belief. Hernach fuͤh- rete er ſie nach der ſeite gegen Weſten; oͤfnete ein Gemach gleicheꝛ gꝛoͤſſe/ uñ zeigete ihnẽ die treflichſten Harniſche und Schwerter in ſo uͤberfluͤſſiger menge ſchim̃ern/ dz ſie ein entſetzẽ darob hattẽ; dañ ein Kriegs heer von 6000 Reutern uñ 44000 zu fuſſe kunte alhieꝛ außge- ruͤſtet werden; uñ erſtꝛeckete ſich ſeiner anzeige nach/ dieſer Waffen ihr wert auf IX Toñen Goldes. Nun mein Gott/ ſagte Herkules/ wer hat jemahls eine ſolche Ruͤſtung in Raͤuber- hoͤlẽ geſuchet? aber iſt man auch willens geweſen/ ſolche unteꝛ einer Mañſchaft außzuteilẽ? Ja S iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/179>, abgerufen am 22.12.2024.