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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Pantheon/ woselbst alles vorgelauffen währe; bey dem könte man sich erkunden/ und stün-
de er hieselbst/ den abscheuhlichsten Tod zu leiden/ wo sichs anders verhielte. Ninisla be-
gunte von seinem Gewissen geängstet zu werden/ welches ihm Krokus rührete/ da nach
Wenzesla gehaltener Rede er ihn träulich warnete/ sich wol vorzusehen/ um weitern Ver-
dacht zu meyden; er wüste daß ihm schon ungleiche Nachrede erwachsen währe/ darumb
daß er den König auff die Jagt gelocket/ woselbst er erschlagen worden. Ninisla sagte zu
ihm/ er wolte ihm bald Genügen tuhn; stund auff und meldete dem Kanzler an/ er und an-
dere mit ihm/ währen ihres zweiffels durch des alten Außreiters Erzählung entnommen/
daß er nichts vorzutragen hätte/ nur dz er hoffen wolte/ man würde einen redlichen Freund
des Vaterlandes seiner Freyheit nicht berauben/ bey Reichsversamlungen etwas vorzu-
tragen/ dann ob er gleich in keinen Reichsamtern sässe/ liesse er dannoch ohn Ruhm zumel-
den/ ihm des Landes Wolfahrt ja so eiferig/ als ein ander/ angelegen seyn. Daran handelt
ihr recht und löblich antwortete der Kanzler/ und wann mit etliche tausend Kronen ich
mich von meinem mühseligen Ampte loßkäuffen könte/ wolte ich solches mit freuden tuhn.
Jener taht/ als ginge ihn diese Rede nicht an/ sondern wendete sich zu Krokus/ und gab
vor; daß er seinen Weyland gnädigsten König auff die Jagt geruffen/ währe auff dessen
außdrüklichen Geheiß geschehen/ und da jemand deßwegen ichtwas auff ihn zu sprechen
hätte/ solte er solches mit recht tuhn/ alsdan wolte er demselben redlich zubegegnen wissen;
könte aber dannoch nicht unterlassen/ es seuffzend zu beklagen/ daß das Reich einen/ und
doch keinen König hätte; doch was die gesamten Stände vor gut achten würde/ solte ihm
mit gefallen. Dieselben nun/ nach kurzer beredung/ befahlen der Königin die oberste Auff-
sicht/ und den acht genenneten Herren die Mitherschafft; als sie auch vernahmen/ daß viel-
leicht ihr König noch wol zu Padua seyn möchte/ oder zum wenigsten daselbst unter den
Tohren Nachricht verlassen hätte/ welchen Weg er eigentlich genommen/ beschlossen sie/
etliche ihres mittels dahin zu senden; zu welcher Reise dann Herr Ninisla sich gutwillig
anerboht/ aber den Bescheid bekam/ die Königin mit zuziehung der Herren Reichs Rähte
würden schon wählen/ welche sie darzu düchtig erkenneten da es ihn so bald als einen an-
dern treffen könte. Als nun die ganze Versamlung vonein ander gehen wolte/ deutete ein
alter vornehmer Herr/ nahmens Pribisla an/ er hätte der hochansehnlichen Versamlung
etwas guter Meynung vorzutragen/ da er sonst könte gehöret werden; und auff erläubnis
fing er also an: Hochädle Herren und Freunde/ wir tuhn recht und wol/ daß wir unserm
Erbkönige/ dem Durchleuchtigsten Fürsten und Herren/ Herren Ladisla/ durch Abgesan-
ten unsern Gehorsam und untertähnigste Dienste anmelden wollen/ welches auch seine
Durchl. ohn zweiffel gnädigst annehmen und außdeuten wird; aber ihr meine Herren/
auff was Art und Weise wollen wir solches verrichten? ists etwan gnug/ daß die künfftige
Herren Abgesanten/ wer sie dann seyn werden/ ihre Werbung mündlich vortragen/ oder
etwa ein Schreiben/ von unser allerseits gnädigsten Königin/ und den hochansehnlichen
Herren Reichs Räthen versiegelt und unterzeichnet/ zum Beweißtuhm mit sich nehmen?
Solches wird ja niemand vor gut halten/ der nur bedenket/ daß unser Herr und König nit
zu Prag auff dem Schlosse/ noch in Teutschland bey seiner Fr. Mutter Herr Bruder dem
Großmächtigsten Großfürsten/ sondern in der Wildfremde sich auffhält/ wo selbst seine

Durchl.

Erſtes Buch.
Pantheon/ woſelbſt alles vorgelauffen waͤhre; bey dem koͤnte man ſich erkunden/ und ſtuͤn-
de er hieſelbſt/ den abſcheuhlichſten Tod zu leiden/ wo ſichs anders verhielte. Niniſla be-
gunte von ſeinem Gewiſſen geaͤngſtet zu werden/ welches ihm Krokus ruͤhrete/ da nach
Wenzeſla gehaltener Rede er ihn traͤulich warnete/ ſich wol vorzuſehen/ um weitern Ver-
dacht zu meyden; er wuͤſte daß ihm ſchon ungleiche Nachrede erwachſen waͤhre/ darumb
daß er den Koͤnig auff die Jagt gelocket/ woſelbſt er erſchlagen worden. Niniſla ſagte zu
ihm/ er wolte ihm bald Genuͤgen tuhn; ſtund auff und meldete dem Kanzler an/ er und an-
dere mit ihm/ waͤhren ihres zweiffels durch des alten Außreiters Erzaͤhlung entnommen/
daß er nichts vorzutragen haͤtte/ nur dz er hoffen wolte/ man wuͤrde einen redlichen Freund
des Vaterlandes ſeiner Freyheit nicht berauben/ bey Reichsverſamlungen etwas vorzu-
tragen/ dann ob er gleich in keinen Reichsamteꝛn ſaͤſſe/ lieſſe er dannoch ohn Ruhm zumel-
den/ ihm des Landes Wolfahrt ja ſo eiferig/ als ein ander/ angelegen ſeyn. Daran handelt
ihr recht und loͤblich antwortete der Kanzler/ und wann mit etliche tauſend Kronen ich
mich von meinem muͤhſeligen Ampte loßkaͤuffen koͤnte/ wolte ich ſolches mit freuden tuhn.
Jener taht/ als ginge ihn dieſe Rede nicht an/ ſondern wendete ſich zu Krokus/ und gab
vor; daß er ſeinen Weyland gnaͤdigſten Koͤnig auff die Jagt geruffen/ waͤhre auff deſſen
außdruͤklichen Geheiß geſchehen/ und da jemand deßwegen ichtwas auff ihn zu ſprechen
haͤtte/ ſolte er ſolches mit recht tuhn/ alsdan wolte er demſelben redlich zubegegnen wiſſẽ;
koͤnte aber dannoch nicht unterlaſſen/ es ſeuffzend zu beklagen/ daß das Reich einen/ und
doch keinen Koͤnig haͤtte; doch was die geſamten Staͤnde vor gut achten wuͤrde/ ſolte ihm
mit gefallen. Dieſelben nun/ nach kurzer beredung/ befahlen der Koͤnigin die oberſte Auff-
ſicht/ und den acht genenneten Herren die Mitherſchafft; als ſie auch vernahmen/ daß viel-
leicht ihr Koͤnig noch wol zu Padua ſeyn moͤchte/ oder zum wenigſten daſelbſt unter den
Tohren Nachricht verlaſſen haͤtte/ welchen Weg er eigentlich genommen/ beſchloſſen ſie/
etliche ihres mittels dahin zu ſenden; zu welcher Reiſe dann Herr Niniſla ſich gutwillig
anerboht/ aber den Beſcheid bekam/ die Koͤnigin mit zuziehung der Herren Reichs Raͤhte
wuͤrden ſchon waͤhlen/ welche ſie darzu duͤchtig erkenneten da es ihn ſo bald als einen an-
dern treffen koͤnte. Als nun die ganze Verſamlung vonein ander gehen wolte/ deutete ein
alter vornehmer Herr/ nahmens Pribiſla an/ er haͤtte der hochanſehnlichen Verſamlung
etwas guter Meynung vorzutragen/ da er ſonſt koͤnte gehoͤret werden; und auff erlaͤubnis
fing er alſo an: Hochaͤdle Herren und Freunde/ wir tuhn recht und wol/ daß wir unſerm
Erbkoͤnige/ dem Durchleuchtigſten Fuͤrſten und Herren/ Herren Ladiſla/ durch Abgeſan-
ten unſern Gehorſam und untertaͤhnigſte Dienſte anmelden wollen/ welches auch ſeine
Durchl. ohn zweiffel gnaͤdigſt annehmen und außdeuten wird; aber ihr meine Herren/
auff was Art und Weiſe wollen wir ſolches verrichten? iſts etwan gnug/ daß die kuͤnfftige
Herren Abgeſanten/ wer ſie dann ſeyn werden/ ihre Werbung muͤndlich vortragen/ oder
etwa ein Schreiben/ von unſer allerſeits gnaͤdigſten Koͤnigin/ und den hochanſehnlichen
Herren Reichs Raͤthen verſiegelt und unterzeichnet/ zum Beweißtuhm mit ſich nehmen?
Solches wird ja niemand vor gut halten/ der nur bedenket/ daß unſer Herr und Koͤnig nit
zu Prag auff dem Schloſſe/ noch in Teutſchland bey ſeiner Fr. Mutter Herr Bruder dem
Großmaͤchtigſten Großfuͤrſten/ ſondern in der Wildfremde ſich auffhaͤlt/ wo ſelbſt ſeine

Durchl.
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/244>, abgerufen am 22.12.2024.