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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
te/ und diese Worte dabey: Robur cedat fortitudini. Leibeskrafft muß der Hertzhaftigkeit weichen.
Seine Feldbinde wahr Karmesihn roht mit treflichen Perlen durch und durch gesticket/
und die Pferdedecke gleicher Farbe mit Silber durchwircket; sein Harnisch blau angelauf-
fen/ mit silbern Sternichen/ und sein Pferd weiß mit braunen Flecken/ als mit Aepffeln be-
worffen. Wie er auff die Bahn ritte/ schlug er den Helm auff/ und erwieß den Zusehern
grosse Ehr und Höfligkeit im grüssen/ daß niemand zweiffelte/ er müste ein grosser Herr
seyn/ wie er dann sechs wolgeputzete reitende Diener hatte; unter dem Angesicht wahr er
schwarzbraun/ doch lieblicher Gestalt/ seines Alters ohngefehr von XXIIX Jahren.

Nach ihm kam ein Ritter in schwarzem Harnische/ und überal schwarzem Zeuge/ wel-
ches so artig gemacht wahr/ als kröche es vol kleiner Würmlein. Im Schilde stund eine
Jungfer/ die einen Ritter umbfangen hielt/ und ein ander zohe sie/ wie [w]ol vergebens und
wieder ihren Willen zu sich; die Umbschrifft wahr: Aut tu meus, aut ego vetmium cibus;
Du must meine/ oder ich der Würmer Speise seyn. Auff dem Helm hatte er den Tod mit der
Sichel/ der diesen Spruch in der Linken führete: Praestat mori quam sperni: Besser Tod als
verachtet seyn. Es wahr dieser ein vornehmer Römischer Herr/ gegen Frl. Sibyllen mit Lie-
be verhafftet/ daher trug er gegen Herkules einen starken Eyfer/ weil er ihn vor ihren
Bräutigam hielt/ dz wo er sich vor dem Käyser nicht gefürchtet/ er ihn gewiß zum Kampf
außgefodert hätte. Der dritte wahr mit einer lichtblanken Rustung gezieret/ mit schwar-
zem Blumwerk; Feldzeichen und Pferdedecke wahren auch weiß/ mit schwarzen Koral-
len gesticket/ und das Pferd glänzend schwarz. Im Schilde stund ein Uberwundener mit
frölichem Angesicht/ ungeachtet ihm Helm/ Schild und Harnisch zuschlagen/ und das
Blut im aus den Wunden floß/ mit diesen Worten rings umbher: Victus saepe Victore for-
tior.
Der Uberwundene ist offt herzhaffter als der Uberwinder. Auff dem Helme lies sich ein ni-
dergelegter Löue sehen/ und diese Worte auff einem Nebentäflein; Succumbo Sorti. Ich
unterwerffe mich dem Glücke. Nach ihm folgeten die übrigen in feiner Ordnung; aber der
lezte hatte die meisten Anschauer/ dessen Harnisch mit fleiß geetzet wahr/ als ob er ganz re-
stig währe. Feldbinde und Pferde decke wahr Himmelblau/ aber mit Seide artig durch-
wircket/ als obs mit Koht hin und wieder beworffen währe/ daher etliche ihn den Kotigten/
andere den rostigen Ritter nenneten. Im Schilde führete er einen Hinkenden mit diesen
Worten; Pedis vitium me fecit ultimum. Meines Fusses Mangel macht daß ich der lezte bin.
Auff dem Helm stund ein heßlicher Mann/ welcher die linke Hand vor die Augen hielt/
und in der Rechten ein Täflein mit diesem Spruche: Nocte latent mendae. Bey Nachtzeit
sihet man den Mangel nicht. Als die Schranken geschlossen wahren/ stellete sich ein unbe-
wapneter Reuter vor die Schanbühne/ und fragete: Ob von dem Römischen Stathalter
ihm vergünstiget währe/ eine Frage vorzubringen. Und als ihm von demselben mit ja ge-
antwortet ward/ sagte er: Es währe ein vornehmer Herr unweit von hinnen/ welcher vor
etlichen Wochen einen sehr lieben Freud/ nahmens Silvan der Großtähtige/ durch un-
sal verlohren hätte; weil dann derselbe willens währe/ den Tod seines Freundes an dem
Tähter zurächen/ und aber er denselben nicht ausforschen könte/ als bähte er diese hoch-
löbliche Versamlung durch Rittersehre/ da ihrer einem solcher Tähter kund währe/ und
wo er anzutreffen/ ihn dessen zuverständigen/ damit er seinem Vorsaz ein genügen tuhn

könte.

Erſtes Buch.
te/ und dieſe Worte dabey: Robur cedat fortitudini. Leibeskrafft muß der Hertzhaftigkeit weichẽ.
Seine Feldbinde wahr Karmeſihn roht mit treflichen Perlen durch und durch geſticket/
und die Pferdedecke gleicher Farbe mit Silber durchwircket; ſein Harniſch blau angelauf-
fen/ mit ſilbern Sternichen/ und ſein Pferd weiß mit braunen Flecken/ als mit Aepffeln be-
worffen. Wie er auff die Bahn ritte/ ſchlug er den Helm auff/ und erwieß den Zuſehern
groſſe Ehr und Hoͤfligkeit im gruͤſſen/ daß niemand zweiffelte/ er muͤſte ein groſſer Herr
ſeyn/ wie er dann ſechs wolgeputzete reitende Diener hatte; unter dem Angeſicht wahr er
ſchwarzbraun/ doch lieblicher Geſtalt/ ſeines Alters ohngefehr von XXIIX Jahren.

Nach ihm kam ein Ritter in ſchwarzem Harniſche/ und uͤberal ſchwarzem Zeuge/ wel-
ches ſo artig gemacht wahr/ als kroͤche es vol kleiner Wuͤrmlein. Im Schilde ſtund eine
Jungfer/ die einen Ritter umbfangen hielt/ und ein ander zohe ſie/ wie [w]ol vergebens und
wieder ihren Willen zu ſich; die Umbſchrifft wahr: Aut tu meus, aut ego vetmium cibus;
Du muſt meine/ oder ich der Wuͤrmer Speiſe ſeyn. Auff dem Helm hatte er den Tod mit der
Sichel/ der dieſen Spruch in der Linken fuͤhrete: Præſtat mori quam ſperni: Beſſer Tod als
verachtet ſeyn. Es wahr dieſer ein vornehmer Roͤmiſcher Herr/ gegen Frl. Sibyllen mit Lie-
be verhafftet/ daher trug er gegen Herkules einen ſtarken Eyfer/ weil er ihn vor ihren
Braͤutigam hielt/ dz wo er ſich vor dem Kaͤyſer nicht gefuͤrchtet/ er ihn gewiß zum Kampf
außgefodert haͤtte. Der dritte wahr mit einer lichtblanken Ruſtung gezieret/ mit ſchwar-
zem Blumwerk; Feldzeichen und Pferdedecke wahren auch weiß/ mit ſchwarzen Koral-
len geſticket/ und das Pferd glaͤnzend ſchwarz. Im Schilde ſtund ein Uberwundener mit
froͤlichem Angeſicht/ ungeachtet ihm Helm/ Schild und Harniſch zuſchlagen/ und das
Blut im aus den Wunden floß/ mit dieſen Worten rings umbher: Victus ſæpè Victore for-
tior.
Der Uberwundene iſt offt herzhaffter als der Uberwinder. Auff dem Helme lies ſich ein ni-
dergelegter Loͤue ſehen/ und dieſe Worte auff einem Nebentaͤflein; Succumbo Sorti. Ich
unterwerffe mich dem Gluͤcke. Nach ihm folgeten die uͤbrigen in feiner Ordnung; aber der
lezte hatte die meiſten Anſchauer/ deſſen Harniſch mit fleiß geetzet wahr/ als ob er ganz re-
ſtig waͤhre. Feldbinde und Pferde decke wahr Himmelblau/ aber mit Seide artig durch-
wircket/ als obs mit Koht hin und wieder bewoꝛffen waͤhre/ daher etliche ihn den Kotigten/
andere den roſtigen Ritter nenneten. Im Schilde fuͤhrete er einen Hinkenden mit dieſen
Worten; Pedis vitium me fecit ultimum. Meines Fuſſes Mangel macht daß ich der lezte bin.
Auff dem Helm ſtund ein heßlicher Mann/ welcher die linke Hand vor die Augen hielt/
und in der Rechten ein Taͤflein mit dieſem Spruche: Nocte latent mendæ. Bey Nachtzeit
ſihet man den Mangel nicht. Als die Schranken geſchloſſen wahren/ ſtellete ſich ein unbe-
wapneter Reuter vor die Schanbuͤhne/ und fragete: Ob von dem Roͤmiſchen Stathalter
ihm verguͤnſtiget waͤhre/ eine Frage vorzubringen. Und als ihm von demſelben mit ja ge-
antwortet ward/ ſagte er: Es waͤhre ein vornehmer Herr unweit von hinnen/ welcher vor
etlichen Wochen einen ſehr lieben Freud/ nahmens Silvan der Großtaͤhtige/ durch un-
ſal verlohren haͤtte; weil dann derſelbe willens waͤhre/ den Tod ſeines Freundes an dem
Taͤhter zuraͤchen/ und aber er denſelben nicht ausforſchen koͤnte/ als baͤhte er dieſe hoch-
loͤbliche Verſamlung durch Rittersehre/ da ihrer einem ſolcher Taͤhter kund waͤhre/ und
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/274>, abgerufen am 22.12.2024.