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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
erschlagenen gefürchtet/ welche ihn wol ungepeiniget lassen werden/ aber der Gerechte
Gott/ mit welchem ihm das fromme/ ohn zweiffel Christliche Gottselige Weib gedräuet/
hat ihm andere Peiniger/ die bösen Teuffel in der Helle zugegeben/ welche ihm grössere
Angst werden zubereiten/ als Menschen Verstand nicht ergründen/ und keine Zunge auß-
sprechen kan. Des folgenden Tages bereiteten sich die Jünglinge zu der Reise nach der
Stad Eliß/ weil die Olympischen Spiele in derselben gegend gehalten wurden. Diese
sind mit unter den ältesten ritterlichen Ubungen/ deren bey den Geschichtschreibern mel-
dung geschihet. Pelops/ des Phrygischen Königes Tantalus Sohn/ hat sie dem Jupiter
Olympius zu ehren gewidmet/ im Jahr nach erschaffung der Welt 2634/ da Ehud die
Kinder Israel richtete; vor König Davids herschung 256 Jahr; vor zerstörung der Stad
Troja 133 Jahr; vor erbauung der Stad Rom 564 Jahr; vor Christus unsers Heylan-
des Geburt 1314 Jahr. Und als sie mit der Zeit in abgang kahmen/ erneuerten sie die Ge-
brüder Atreus und Thyestes/ zum ehrengedächtnis des ersten Stifters Pelops/ nachdem
sie vor 95 Jahren den ersten Anfang genommen hatten. Uber 19 Jahr hernach ersetzete
und bestätigte sie der Griechische Herkules Alkmenen Sohn/ abermahl/ wie vor ihm A-
treus; sie fielen aber wieder/ biß endlich im 427sten Jahr nach Herkules (wahr das andere
Jahr nach Romulus Geburt) Iphitus sie dem Herkules zu ehren wieder anrichtete/ von
welcher Zeit her sie in steter Ubung geblieben sind. Sie wurden aber allezeit nach verlauff
vier ganzer Jahr gehalten/ und zähleten die Griechen ihre Zeit nach diesen Spielen in ih-
ren Geschicht Büchern. Dasselbe/ welches vor dißmahl solte gehalten werden/ wahr von
Iphitus her zurechnen/ das 251ste Olympische Spiel. Die versamleten Jünglinge ehreten
unsern Valikules auff der Reise nach vermögen/ und hielten bey ihm an/ daß er bey den
Spielübungen sich mit findenlassen möchte; welches aber wieder sein Gewissen und Glau-
ben lieff/ massen er wuste/ daß es den Heidnischen Götzen zu ehren angefangen wahr; ent-
schuldigte sich demnach höfflich/ einwendend/ er währe in solchen Spielen nicht unterrich-
tet/ hätte auch derselben teils wenig/ teils gar nicht versuchet/ daher wolte er diesen Plaz
denen gerne gönnen/ welche hoffeten daselbst Ehre zuerwerben; jedoch wegerte er sich nit/
die Zeit des Feiers über/ alda zuverbleiben/ und der Lust zuzusehen/ dann er vorlängst ge-
wünschet hätte/ des Spiels eigenliche Erkäntnis zu haben. Auff der Reise nach Elis sties
ihnen nichts sonderliches zu/ ohn als sie etwa noch anderhalb Meile dahin hatten/ begeg-
neten ihnen vier geharnischte Ritter/ welche Valikules/ ihn so zart und jung in seinem Har-
nische reiten sehend/ mit höhnischen Worten zu Rede setzeten/ wer ihn so kühn gemacht
hätte/ daß er einen Ritter Harnisch anlegen dürffen/ und nicht/ wie die andern Jünglinge
in seinen Kleidern ritte. Denen er zur Antwort gab: Er hätte noch bißher seine Waffen
mit Ehren getragen/ vermeynete auch nicht/ daß einiger Mensch in der Welt lebete/ wel-
cher Ansprach darzuhätte; und kähme ihm zumahl fremde vor/ daß sie ihn als einen unbe-
kanten dergestalt auff freyer Landstrasse rechtfertigten. Diese macheten sich näher zu ihm/
und sageten mit spöttischer Rede: Sie wolten ihm die schwere Rüstung abnehmen/ daß
er nicht drinnen erstickete. Als auch einer ihm nach dem Helme griff/ ihm denselben abzu-
lösen/ traff er ihn mit dem Schilde dergestalt vor das Maul/ daß ihm die Zähne knirreten/
und das Blut aus den Lippen hervor floß; ergriff darauff sein Speer von Gallus/ und fra-

gete

Anderes Buch.
erſchlagenen gefuͤrchtet/ welche ihn wol ungepeiniget laſſen werden/ aber der Gerechte
Gott/ mit welchem ihm das fromme/ ohn zweiffel Chꝛiſtliche Gottſelige Weib gedraͤuet/
hat ihm andere Peiniger/ die boͤſen Teuffel in der Helle zugegeben/ welche ihm groͤſſere
Angſt werden zubereiten/ als Menſchen Verſtand nicht ergruͤnden/ und keine Zunge auß-
ſprechen kan. Des folgenden Tages bereiteten ſich die Juͤnglinge zu der Reiſe nach der
Stad Eliß/ weil die Olympiſchen Spiele in derſelben gegend gehalten wurden. Dieſe
ſind mit unter den aͤlteſten ritterlichen Ubungen/ deren bey den Geſchichtſchreibern mel-
dung geſchihet. Pelops/ des Phrygiſchen Koͤniges Tantalus Sohn/ hat ſie dem Jupiter
Olympius zu ehren gewidmet/ im Jahr nach erſchaffung der Welt 2634/ da Ehud die
Kinder Iſrael richtete; vor Koͤnig Davids herſchung 256 Jahr; vor zerſtoͤrung der Stad
Troja 133 Jahr; vor erbauung der Stad Rom 564 Jahr; vor Chriſtus unſers Heylan-
des Geburt 1314 Jahr. Und als ſie mit der Zeit in abgang kahmen/ erneuerten ſie die Ge-
bruͤder Atreus und Thyeſtes/ zum ehrengedaͤchtnis des erſten Stifters Pelops/ nachdem
ſie vor 95 Jahren den erſten Anfang genommen hatten. Uber 19 Jahr hernach erſetzete
und beſtaͤtigte ſie der Griechiſche Herkules Alkmenen Sohn/ abermahl/ wie vor ihm A-
treus; ſie fielen aber wieder/ biß endlich im 427ſten Jahr nach Herkules (wahr das andere
Jahr nach Romulus Geburt) Iphitus ſie dem Herkules zu ehren wieder anrichtete/ von
welcher Zeit her ſie in ſteter Ubung geblieben ſind. Sie wurden aber allezeit nach verlauff
vier ganzer Jahr gehalten/ und zaͤhleten die Griechen ihre Zeit nach dieſen Spielen in ih-
ren Geſchicht Buͤchern. Daſſelbe/ welches vor dißmahl ſolte gehalten werden/ wahr von
Iphitus her zurechnen/ das 251ſte Olympiſche Spiel. Die verſamleten Juͤnglinge ehretẽ
unſern Valikules auff der Reiſe nach vermoͤgen/ und hielten bey ihm an/ daß er bey den
Spieluͤbungẽ ſich mit findenlaſſen moͤchte; welches aber wieder ſein Gewiſſen und Glau-
ben lieff/ maſſen er wuſte/ daß es den Heidniſchen Goͤtzen zu ehren angefangen wahr; ent-
ſchuldigte ſich demnach hoͤfflich/ einwendend/ er waͤhre in ſolchen Spielen nicht unterꝛich-
tet/ haͤtte auch derſelben teils wenig/ teils gar nicht verſuchet/ daher wolte er dieſen Plaz
denen gerne goͤnnen/ welche hoffeten daſelbſt Ehre zuerwerben; jedoch wegerte er ſich nit/
die Zeit des Feiers uͤber/ alda zuverbleiben/ und der Luſt zuzuſehen/ dann er vorlaͤngſt ge-
wuͤnſchet haͤtte/ des Spiels eigenliche Erkaͤntnis zu haben. Auff der Reiſe nach Elis ſties
ihnen nichts ſonderliches zu/ ohn als ſie etwa noch anderhalb Meile dahin hatten/ begeg-
neten ihnen vier geharniſchte Ritter/ welche Valikules/ ihn ſo zart und jung in ſeinem Haꝛ-
niſche reiten ſehend/ mit hoͤhniſchen Worten zu Rede ſetzeten/ wer ihn ſo kuͤhn gemacht
haͤtte/ daß er einen Ritter Harniſch anlegen duͤrffen/ und nicht/ wie die andern Juͤnglinge
in ſeinen Kleidern ritte. Denen er zur Antwort gab: Er haͤtte noch bißher ſeine Waffen
mit Ehren getragen/ vermeynete auch nicht/ daß einiger Menſch in der Welt lebete/ wel-
cher Anſprach darzuhaͤtte; und kaͤhme ihm zumahl fremde vor/ daß ſie ihn als einen unbe-
kanten dergeſtalt auff freyer Landſtraſſe rechtfertigten. Dieſe macheten ſich naͤher zu ihm/
und ſageten mit ſpoͤttiſcher Rede: Sie wolten ihm die ſchwere Ruͤſtung abnehmen/ daß
er nicht drinnen erſtickete. Als auch einer ihm nach dem Helme griff/ ihm denſelben abzu-
loͤſen/ traff er ihn mit dem Schilde dergeſtalt vor das Maul/ daß ihm die Zaͤhne knirreten/
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[320/0358] Anderes Buch. erſchlagenen gefuͤrchtet/ welche ihn wol ungepeiniget laſſen werden/ aber der Gerechte Gott/ mit welchem ihm das fromme/ ohn zweiffel Chꝛiſtliche Gottſelige Weib gedraͤuet/ hat ihm andere Peiniger/ die boͤſen Teuffel in der Helle zugegeben/ welche ihm groͤſſere Angſt werden zubereiten/ als Menſchen Verſtand nicht ergruͤnden/ und keine Zunge auß- ſprechen kan. Des folgenden Tages bereiteten ſich die Juͤnglinge zu der Reiſe nach der Stad Eliß/ weil die Olympiſchen Spiele in derſelben gegend gehalten wurden. Dieſe ſind mit unter den aͤlteſten ritterlichen Ubungen/ deren bey den Geſchichtſchreibern mel- dung geſchihet. Pelops/ des Phrygiſchen Koͤniges Tantalus Sohn/ hat ſie dem Jupiter Olympius zu ehren gewidmet/ im Jahr nach erſchaffung der Welt 2634/ da Ehud die Kinder Iſrael richtete; vor Koͤnig Davids herſchung 256 Jahr; vor zerſtoͤrung der Stad Troja 133 Jahr; vor erbauung der Stad Rom 564 Jahr; vor Chriſtus unſers Heylan- des Geburt 1314 Jahr. Und als ſie mit der Zeit in abgang kahmen/ erneuerten ſie die Ge- bruͤder Atreus und Thyeſtes/ zum ehrengedaͤchtnis des erſten Stifters Pelops/ nachdem ſie vor 95 Jahren den erſten Anfang genommen hatten. Uber 19 Jahr hernach erſetzete und beſtaͤtigte ſie der Griechiſche Herkules Alkmenen Sohn/ abermahl/ wie vor ihm A- treus; ſie fielen aber wieder/ biß endlich im 427ſten Jahr nach Herkules (wahr das andere Jahr nach Romulus Geburt) Iphitus ſie dem Herkules zu ehren wieder anrichtete/ von welcher Zeit her ſie in ſteter Ubung geblieben ſind. Sie wurden aber allezeit nach verlauff vier ganzer Jahr gehalten/ und zaͤhleten die Griechen ihre Zeit nach dieſen Spielen in ih- ren Geſchicht Buͤchern. Daſſelbe/ welches vor dißmahl ſolte gehalten werden/ wahr von Iphitus her zurechnen/ das 251ſte Olympiſche Spiel. Die verſamleten Juͤnglinge ehretẽ unſern Valikules auff der Reiſe nach vermoͤgen/ und hielten bey ihm an/ daß er bey den Spieluͤbungẽ ſich mit findenlaſſen moͤchte; welches aber wieder ſein Gewiſſen und Glau- ben lieff/ maſſen er wuſte/ daß es den Heidniſchen Goͤtzen zu ehren angefangen wahr; ent- ſchuldigte ſich demnach hoͤfflich/ einwendend/ er waͤhre in ſolchen Spielen nicht unterꝛich- tet/ haͤtte auch derſelben teils wenig/ teils gar nicht verſuchet/ daher wolte er dieſen Plaz denen gerne goͤnnen/ welche hoffeten daſelbſt Ehre zuerwerben; jedoch wegerte er ſich nit/ die Zeit des Feiers uͤber/ alda zuverbleiben/ und der Luſt zuzuſehen/ dann er vorlaͤngſt ge- wuͤnſchet haͤtte/ des Spiels eigenliche Erkaͤntnis zu haben. Auff der Reiſe nach Elis ſties ihnen nichts ſonderliches zu/ ohn als ſie etwa noch anderhalb Meile dahin hatten/ begeg- neten ihnen vier geharniſchte Ritter/ welche Valikules/ ihn ſo zart und jung in ſeinem Haꝛ- niſche reiten ſehend/ mit hoͤhniſchen Worten zu Rede ſetzeten/ wer ihn ſo kuͤhn gemacht haͤtte/ daß er einen Ritter Harniſch anlegen duͤrffen/ und nicht/ wie die andern Juͤnglinge in ſeinen Kleidern ritte. Denen er zur Antwort gab: Er haͤtte noch bißher ſeine Waffen mit Ehren getragen/ vermeynete auch nicht/ daß einiger Menſch in der Welt lebete/ wel- cher Anſprach darzuhaͤtte; und kaͤhme ihm zumahl fremde vor/ daß ſie ihn als einen unbe- kanten dergeſtalt auff freyer Landſtraſſe rechtfertigten. Dieſe macheten ſich naͤher zu ihm/ und ſageten mit ſpoͤttiſcher Rede: Sie wolten ihm die ſchwere Ruͤſtung abnehmen/ daß er nicht drinnen erſtickete. Als auch einer ihm nach dem Helme griff/ ihm denſelben abzu- loͤſen/ traff er ihn mit dem Schilde dergeſtalt vor das Maul/ daß ihm die Zaͤhne knirreten/ und das Blut aus den Lippen hervor floß; ergriff darauff ſein Speer von Gallus/ und fra- gete

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/358>, abgerufen am 22.12.2024.