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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.

Ladisla sahe diese dunkele Reimen etlichemahl gar fleissig durch/ kunte aber den eigentlichen
Verstand nicht fassen/ und sagte zu ihr; was insonderheit alhie gemeldet wird/ werden we-
der ich noch ihr/ noch jemand anders errahten; aber dieses sehe ich gleichwol/ daß wir/ zwar
nicht ohn Mühe und Gefahr/ aber doch gleichwol hindurchkommen werden/ welches mir
auch gnug ist; es sey dann dieses alles ertichtet/ wie man dessen wol Begebnissen hat/ daß
die geizigen Pfaffen sich eines Dinges ingeheim erkündiget/ und hernach solche verschrau-
bete Worte gesetzet haben/ die einander nicht errahten/ sie aber solche hernach ihres gefal-
lens drehen und deuten können; jedoch kehre ich mich nicht groß daran; dann wie ich die
Götter nicht verachte/ also gläube ich nicht leicht/ was in Göttlichen Sachen mit Gelde
erkaufft wird. So wil ichs aber gläuben/ sagte sie/ weil es mich zum wenigsten in guter Hof-
nung erhalten kan. Ich muß euch aber/ ehe wir die Federn verlassen/ noch eins erzählen;
ohngefehr vor zwo Wochen/ hat sich ein treflicher Sternseher bey mir angeben lassen/ mir
meines Lebens-Laufs-Beschreibung/ aus des Himmelswirkung herrührend/ nach anlei-
tung des Gestirns zustellen/ und mein vergangenes und zukünfftiges Glük und Unglük
anzudeuten. Ich hatte von diesen Leuten unterschiedlichemahl reden hören/ da etliche ihre
Kunst lobeten und vor gewiß hielten; andere aber sie verachteten und verlacheten; ließ ihn
deswegen zu mir fodern/ und begehrete/ er solte nicht allein mir/ sondern euch/ Herrn Her-
kules/ und Frl. Sibyllen dieselbe stellen/ wovor ich ihm wolte gerecht seyn. Er verhieß mir
solches/ begehrete aber zuvor unser aller Geburt-stunde/ und den Ort zu wissen/ da wir ge-
zeuget währen; und als ich ihm solches nicht von allen sagen kunte/ nam er einen Stab/
machte einen Kreiß ümb sich/ und murrete viel Dinges/ kritzelte auch selzame Züge in den
Sand. Bald stund er auff dem linken/ bald auf dem rechten Fusse; hing den Kopff/ rieb die
Stirn; zopffete das Haar/ und hielt sich einem Narren nicht ungleich; endlich däuchte
mich/ wie ich einen mit ihm reden hörete/ dessen Worte er in ein Schreibtäfflein fleissig
auffzeichnete/ und sahe ich aus allen seinen Geberden/ dz er ein Schwarzkünstler seyn muste.
Da nun sein Affenspiel geendiget wahr/ sagte er zu mir: Gn. Frau; ihr fodert auff vier
Menschen/ ihres Glüks und Lebens Bericht von mir: nun wil ich euch in dreyen gerne zu
willen seyn/ dafern mir die Mühe vergolten wird; aber mit dem vierden haben weder ich
noch die Götter zuschaffen. Ich gab ihm zur Antwort: Der Zahlung halben solte er un-
bekümmert seyn/ weil mein Geldbeutel zimlich groß und schwer währe; hoffete aber nicht/
daß unter uns vieren einer solte gefunden werden/ auf welchen die Götter einen Unwillen
und feindlichen Zorn gefasset hätten; müste demnach wissen/ wer unter uns gemeinet wäh-
re/ sonst könte ich mich mit ihm in keine weitere Handlung einlassen. Dieser wahr willig
es anzuzeigen/ da ich ihm versprechen würde/ es inwendig XII Tagen nicht zuoffenbahren:
Und als ich ihm solches verhieß/ berichtete er mich; Herr Herkules währe derselbe/ von dem
seine Götter ihm weder gutes noch böses anzeigen wolten. Ich ward hierüber sehr bestür-
zet/ und baht ihn/ mich zuberichten/ auff was weise doch dieser fromme und meines wissens
unschuldige Herr/ den Göttern könte versöhnet werden; vermochte aber ein mehres aus
ihm nicht zubringen/ als daß er seinen Göttern hart angelegen/ hätte doch nichts erhalten/
ohn daß Herkules die Ursach schon wüste/ und niemand besser als er selbst/ es anzeigen kön-
te/ würde auch den ernstlichen Nachfragern es nicht verhehlen. Ladisla antwortete ihr mit

einem
Anderes Buch.

Ladiſla ſahe dieſe dunkele Reimen etlichemahl gar fleiſſig durch/ kunte aber den eigentlichẽ
Verſtand nicht faſſen/ und ſagte zu ihr; was inſonderheit alhie gemeldet wird/ werden we-
der ich noch ihr/ noch jemand anders errahten; abeꝛ dieſes ſehe ich gleichwol/ daß wir/ zwaꝛ
nicht ohn Muͤhe und Gefahr/ aber doch gleichwol hindurchkommen werden/ welches mir
auch gnug iſt; es ſey dann dieſes alles ertichtet/ wie man deſſen wol Begebniſſen hat/ daß
die geizigen Pfaffen ſich eines Dinges ingeheim erkuͤndiget/ uñ hernach ſolche verſchrau-
bete Worte geſetzet haben/ die einander nicht errahten/ ſie aber ſolche hernach ihres gefal-
lens drehen und deuten koͤnnen; jedoch kehre ich mich nicht groß daran; dann wie ich die
Goͤtter nicht verachte/ alſo glaͤube ich nicht leicht/ was in Goͤttlichen Sachen mit Gelde
erkaufft wird. So wil ichs aber glaͤuben/ ſagte ſie/ weil es mich zum wenigſtẽ in guter Hof-
nung erhalten kan. Ich muß euch aber/ ehe wir die Federn verlaſſen/ noch eins erzaͤhlen;
ohngefehr vor zwo Wochen/ hat ſich ein treflicher Sternſeher bey mir angeben laſſen/ mir
meines Lebens-Laufs-Beſchreibung/ aus des Himmelswirkung herruͤhrend/ nach anlei-
tung des Geſtirns zuſtellen/ und mein vergangenes und zukuͤnfftiges Gluͤk und Ungluͤk
anzudeuten. Ich hatte von dieſen Leuten unterſchiedlichemahl reden hoͤren/ da etliche ihre
Kunſt lobeten und vor gewiß hielten; andere aber ſie verachteten und verlacheten; ließ ihn
deswegen zu mir fodern/ und begehrete/ er ſolte nicht allein mir/ ſondern euch/ Herꝛn Her-
kules/ und Frl. Sibyllen dieſelbe ſtellen/ wovor ich ihm wolte gerecht ſeyn. Er verhieß mir
ſolches/ begehrete aber zuvor unſer aller Geburt-ſtunde/ und den Ort zu wiſſen/ da wir ge-
zeuget waͤhren; und als ich ihm ſolches nicht von allen ſagen kunte/ nam er einen Stab/
machte einen Kreiß uͤmb ſich/ und murrete viel Dinges/ kritzelte auch ſelzame Zuͤge in den
Sand. Bald ſtund er auff dem linken/ bald auf dem rechten Fuſſe; hing den Kopff/ rieb die
Stirn; zopffete das Haar/ und hielt ſich einem Narren nicht ungleich; endlich daͤuchte
mich/ wie ich einen mit ihm reden hoͤrete/ deſſen Worte er in ein Schreibtaͤfflein fleiſſig
auffzeichnete/ und ſahe ich aus allen ſeinen Geberden/ dz eꝛ ein Schwaꝛzkuͤnſtler ſeyn muſte.
Da nun ſein Affenſpiel geendiget wahr/ ſagte er zu mir: Gn. Frau; ihr fodert auff vier
Menſchen/ ihres Gluͤks und Lebens Bericht von mir: nun wil ich euch in dreyen gerne zu
willen ſeyn/ dafern mir die Muͤhe vergolten wird; aber mit dem vierden haben weder ich
noch die Goͤtter zuſchaffen. Ich gab ihm zur Antwort: Der Zahlung halben ſolte er un-
bekuͤmmert ſeyn/ weil mein Geldbeutel zimlich gꝛoß und ſchwer waͤhre; hoffete aber nicht/
daß unter uns vieren einer ſolte gefunden werden/ auf welchen die Goͤtter einen Unwillen
und feindlichen Zorn gefaſſet haͤtten; muͤſte demnach wiſſen/ weꝛ unter uns gemeinet waͤh-
re/ ſonſt koͤnte ich mich mit ihm in keine weitere Handlung einlaſſen. Dieſer wahr willig
es anzuzeigen/ da ich ihm verſprechen wuͤrde/ es inwendig XII Tagen nicht zuoffenbahren:
Und als ich ihm ſolches veꝛhieß/ berichtete er mich; Herꝛ Herkules waͤhre deꝛſelbe/ von dem
ſeine Goͤtter ihm weder gutes noch boͤſes anzeigen wolten. Ich ward hieruͤber ſehr beſtuͤr-
zet/ und baht ihn/ mich zuberichten/ auff was weiſe doch dieſer fromme und meines wiſſens
unſchuldige Herꝛ/ den Goͤttern koͤnte verſoͤhnet werden; vermochte aber ein mehres aus
ihm nicht zubringen/ als daß er ſeinen Goͤttern hart angelegen/ haͤtte doch nichts erhalten/
ohn daß Herkules die Urſach ſchon wuͤſte/ uñ niemand beſſer als er ſelbſt/ es anzeigen koͤn-
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[336/0374] Anderes Buch. Ladiſla ſahe dieſe dunkele Reimen etlichemahl gar fleiſſig durch/ kunte aber den eigentlichẽ Verſtand nicht faſſen/ und ſagte zu ihr; was inſonderheit alhie gemeldet wird/ werden we- der ich noch ihr/ noch jemand anders errahten; abeꝛ dieſes ſehe ich gleichwol/ daß wir/ zwaꝛ nicht ohn Muͤhe und Gefahr/ aber doch gleichwol hindurchkommen werden/ welches mir auch gnug iſt; es ſey dann dieſes alles ertichtet/ wie man deſſen wol Begebniſſen hat/ daß die geizigen Pfaffen ſich eines Dinges ingeheim erkuͤndiget/ uñ hernach ſolche verſchrau- bete Worte geſetzet haben/ die einander nicht errahten/ ſie aber ſolche hernach ihres gefal- lens drehen und deuten koͤnnen; jedoch kehre ich mich nicht groß daran; dann wie ich die Goͤtter nicht verachte/ alſo glaͤube ich nicht leicht/ was in Goͤttlichen Sachen mit Gelde erkaufft wird. So wil ichs aber glaͤuben/ ſagte ſie/ weil es mich zum wenigſtẽ in guter Hof- nung erhalten kan. Ich muß euch aber/ ehe wir die Federn verlaſſen/ noch eins erzaͤhlen; ohngefehr vor zwo Wochen/ hat ſich ein treflicher Sternſeher bey mir angeben laſſen/ mir meines Lebens-Laufs-Beſchreibung/ aus des Himmelswirkung herruͤhrend/ nach anlei- tung des Geſtirns zuſtellen/ und mein vergangenes und zukuͤnfftiges Gluͤk und Ungluͤk anzudeuten. Ich hatte von dieſen Leuten unterſchiedlichemahl reden hoͤren/ da etliche ihre Kunſt lobeten und vor gewiß hielten; andere aber ſie verachteten und verlacheten; ließ ihn deswegen zu mir fodern/ und begehrete/ er ſolte nicht allein mir/ ſondern euch/ Herꝛn Her- kules/ und Frl. Sibyllen dieſelbe ſtellen/ wovor ich ihm wolte gerecht ſeyn. Er verhieß mir ſolches/ begehrete aber zuvor unſer aller Geburt-ſtunde/ und den Ort zu wiſſen/ da wir ge- zeuget waͤhren; und als ich ihm ſolches nicht von allen ſagen kunte/ nam er einen Stab/ machte einen Kreiß uͤmb ſich/ und murrete viel Dinges/ kritzelte auch ſelzame Zuͤge in den Sand. Bald ſtund er auff dem linken/ bald auf dem rechten Fuſſe; hing den Kopff/ rieb die Stirn; zopffete das Haar/ und hielt ſich einem Narren nicht ungleich; endlich daͤuchte mich/ wie ich einen mit ihm reden hoͤrete/ deſſen Worte er in ein Schreibtaͤfflein fleiſſig auffzeichnete/ und ſahe ich aus allen ſeinen Geberden/ dz eꝛ ein Schwaꝛzkuͤnſtler ſeyn muſte. Da nun ſein Affenſpiel geendiget wahr/ ſagte er zu mir: Gn. Frau; ihr fodert auff vier Menſchen/ ihres Gluͤks und Lebens Bericht von mir: nun wil ich euch in dreyen gerne zu willen ſeyn/ dafern mir die Muͤhe vergolten wird; aber mit dem vierden haben weder ich noch die Goͤtter zuſchaffen. Ich gab ihm zur Antwort: Der Zahlung halben ſolte er un- bekuͤmmert ſeyn/ weil mein Geldbeutel zimlich gꝛoß und ſchwer waͤhre; hoffete aber nicht/ daß unter uns vieren einer ſolte gefunden werden/ auf welchen die Goͤtter einen Unwillen und feindlichen Zorn gefaſſet haͤtten; muͤſte demnach wiſſen/ weꝛ unter uns gemeinet waͤh- re/ ſonſt koͤnte ich mich mit ihm in keine weitere Handlung einlaſſen. Dieſer wahr willig es anzuzeigen/ da ich ihm verſprechen wuͤrde/ es inwendig XII Tagen nicht zuoffenbahren: Und als ich ihm ſolches veꝛhieß/ berichtete er mich; Herꝛ Herkules waͤhre deꝛſelbe/ von dem ſeine Goͤtter ihm weder gutes noch boͤſes anzeigen wolten. Ich ward hieruͤber ſehr beſtuͤr- zet/ und baht ihn/ mich zuberichten/ auff was weiſe doch dieſer fromme und meines wiſſens unſchuldige Herꝛ/ den Goͤttern koͤnte verſoͤhnet werden; vermochte aber ein mehres aus ihm nicht zubringen/ als daß er ſeinen Goͤttern hart angelegen/ haͤtte doch nichts erhalten/ ohn daß Herkules die Urſach ſchon wuͤſte/ uñ niemand beſſer als er ſelbſt/ es anzeigen koͤn- te/ wuͤrde auch den ernſtlichen Nachfragern es nicht verhehlen. Ladiſla antwortete ihr mit einem

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/374>, abgerufen am 22.12.2024.