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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Vorschlag tuhn/ wann er euch gefallen könte: Höret/ wie dünket euch/ wann ihr mir das
Leben geschenket/ und in aller Eile mit mir nach Eliß gelauffen währet/ da wolten wir vor
eurem unbarmherzigen Herrn schon sicher seyn/ und daß er unser Flucht nicht so bald inne
würde/ wolten wir unsere acht Nachfolger durch Zwang vor uns hintreiben/ daß sie mehr
als den halben Weg mit uns lauffen solten; währen wir dann zu Elis/ so währen wir schon
sicher/ und wolte ich darauff euch zu reichen Herren machen/ dessen ihr mir wol trauen mö-
get. O nein/ sagte der ansehnlichste/ das sind Dinge von nichts/ wir können so nicht davon
lauffen/ und unsere Weiber und Kinder zur Straffe hinter uns lassen; überdas ist unser
Herr so mächtig/ daß er nicht ruhen würde/ biß er dich und uns durch den schändlichsten
Tod hingerichtet hätte; must demnach solche Gedanken nicht fassen/ sondern bey deiner
freimühtigen Erklärung zum bevorstehenden Tode verbleiben. Er gedachte in seinem her-
zen: Wolan/ ich habe dein Leben zu retten gnug getahn; wolte auch umb Verdachts willen
nicht weiter darum anhalten/ sondern sagete: Ihr guten Leute sehet wol/ dz das Leben lieb
ist; wann euch aber mein Anschlag nicht gefallen wil/ muß ich wol zufrieden seyn/ und den
Tod annehmen/ wie ich mich demselben schon ergeben habe; Vergesset nur nicht die ver-
sprochenen Gelder zu Padua abzufodern/ und tuht mir noch diesen Gefallen/ dz mein Die-
ner auch auffgelöset werde/ und ohn gebunden sterben möge; ich wil euch gut davor seyn/
daß er euch nicht entlauffen sol/ dann er ist ohn das übel zu fusse. Es sol die Einfoderung
nicht vergessen werden/ sagete der vorige Scherge/ und daß du sehest/ wie günstig ich dir
bin/ wil ich deinen Diener alsbald auflösen; seines entlauffens befürchte ich mich ganz nit/
massen ich dergestalt hinter ihm anklopffen würde/ daß ihm das lauffen schon vergehen sol-
te; dann wie groß und schwer ich bin/ habe ich doch mannichem guten Pferde mit lauffen
angewonnen/ und mannichen Groschen damit verdienet; schnitte unter diesen Reden die
Stricke von Gallus Armen loß/ und ließ ihn also frey zwischen den bey den andern Scher-
gen gehen. Dieser merkete schon/ mit was Vorsatz sein Herr umging/ empfand eine grosse
Freude in seinem Herzen/ und gab genaue acht/ wie ers angreiffen würde. Hingegen ließ
Valikules sich im geringsten nichts merken/ sahe sich etliche mahl nach den folgen den Die-
nern umb/ und ward gewahr/ daß nur ihrer zween Seiten Gewehr/ die übrigen weisse Stä-
be hatten. Er sahe die stelle/ da er den Ritter erschlagen hatte/ nicht weit mehr seyn/ und sag-
te zu den Schergen: Ich merke wol/ je näher man dem Tode ist/ je mehr man sich vor ihm
fürchtet. Dieser wolte ihm ein Herz einsprechen/ und sagte: Ey der Tod ist so bitter nicht;
bleibe du nur fein beständig in deiner Herzhaftigkeit/ ich wil dir geschwinde davon helffen/
daß du des Todes nicht mehr als eines geringen Dornstiches empfinden solt. Das wil ich
tuhn/ sagete er/ und meinen einmahl genommenen Vorsaz nicht brechen; aber wie mag es
kommen/ daß euer Herr so wenig Zuseher verordnet hat? Das können wir nicht wissen/
antwortete der Scherge/ es möchte dann seyn/ daß er dieses Gerichte nicht wolle ausge-
breitet/ sondern verschwiegen haben. Ich bin dessen auch zufrieden/ sagte Valikules; keh-
rete sich damit umb nach Gallus/ welcher hinter ihm her geleitet ward/ und sagete zu ihm:
Mein ehrlicher Diener/ entsetze dich nicht vor des Schwertes Schärffe/ sondern nim
von mir ein Beyspiel/ weil es mir doch zum ersten gelten sol. Sie gingen hierauf etwa noch
XXX Schritte fort/ da ersahe Valikules seine Gelegenheit/ und sagte: Nun ihr guten Ge-

sellen;

Anderes Buch.
Vorſchlag tuhn/ wann er euch gefallen koͤnte: Hoͤret/ wie duͤnket euch/ wann ihr mir das
Leben geſchenket/ und in aller Eile mit mir nach Eliß gelauffen waͤhret/ da wolten wir vor
eurem unbarmherzigen Herrn ſchon ſicher ſeyn/ und daß er unſer Flucht nicht ſo bald inne
wuͤrde/ wolten wir unſere acht Nachfolger durch Zwang vor uns hintreiben/ daß ſie mehr
als den halben Weg mit uns lauffen ſolten; waͤhren wir dann zu Elis/ ſo waͤhrẽ wir ſchon
ſicher/ und wolte ich darauff euch zu reichen Herren machen/ deſſen ihꝛ mir wol trauen moͤ-
get. O nein/ ſagte der anſehnlichſte/ das ſind Dinge von nichts/ wir koͤnnen ſo nicht davon
lauffen/ und unſere Weiber und Kinder zur Straffe hinter uns laſſen; uͤberdas iſt unſer
Herr ſo maͤchtig/ daß er nicht ruhen wuͤrde/ biß er dich und uns durch den ſchaͤndlichſten
Tod hingerichtet haͤtte; muſt demnach ſolche Gedanken nicht faſſen/ ſondern bey deiner
freimuͤhtigen Erklaͤrung zum bevorſtehenden Tode verbleiben. Er gedachte in ſeinem heꝛ-
zen: Wolan/ ich habe dein Leben zu retten gnug getahn; wolte auch umb Verdachts willẽ
nicht weiter darum anhalten/ ſondern ſagete: Ihr guten Leute ſehet wol/ dz das Leben lieb
iſt; wann euch aber mein Anſchlag nicht gefallen wil/ muß ich wol zufrieden ſeyn/ und den
Tod annehmen/ wie ich mich demſelben ſchon ergeben habe; Vergeſſet nur nicht die ver-
ſprochenen Gelder zu Padua abzufodern/ und tuht mir noch dieſen Gefallen/ dz mein Die-
ner auch auffgeloͤſet werde/ und ohn gebunden ſterben moͤge; ich wil euch gut davor ſeyn/
daß er euch nicht entlauffen ſol/ dann er iſt ohn das uͤbel zu fuſſe. Es ſol die Einfoderung
nicht vergeſſen werden/ ſagete der vorige Scherge/ und daß du ſeheſt/ wie guͤnſtig ich dir
bin/ wil ich deinen Diener alsbald aufloͤſen; ſeines entlauffens befuͤrchte ich mich ganz nit/
maſſen ich dergeſtalt hinter ihm anklopffen wuͤꝛde/ daß ihm das lauffen ſchon veꝛgehen ſol-
te; dann wie groß und ſchwer ich bin/ habe ich doch mannichem guten Pferde mit lauffen
angewonnen/ und mannichen Groſchen damit verdienet; ſchnitte unter dieſen Reden die
Stricke von Gallus Armen loß/ und ließ ihn alſo frey zwiſchen den bey den andern Scher-
gen gehen. Dieſer merkete ſchon/ mit was Vorſatz ſein Herꝛ umging/ empfand eine groſſe
Freude in ſeinem Herzen/ und gab genaue acht/ wie ers angreiffen wuͤrde. Hingegen ließ
Valikules ſich im geringſten nichts merken/ ſahe ſich etliche mahl nach den folgen den Die-
nern umb/ und ward gewahr/ daß nur ihrer zween Seiten Gewehr/ die uͤbrigen weiſſe Staͤ-
be hatten. Er ſahe die ſtelle/ da er den Ritter erſchlagen hatte/ nicht weit mehr ſeyn/ uñ ſag-
te zu den Schergen: Ich merke wol/ je naͤher man dem Tode iſt/ je mehr man ſich vor ihm
fuͤrchtet. Dieſer wolte ihm ein Herz einſprechen/ und ſagte: Ey der Tod iſt ſo bitter nicht;
bleibe du nur fein beſtaͤndig in deiner Herzhaftigkeit/ ich wil dir geſchwinde davon helffen/
daß du des Todes nicht mehr als eines geringen Dornſtiches empfinden ſolt. Das wil ich
tuhn/ ſagete er/ und meinen einmahl genom̃enen Vorſaz nicht brechen; aber wie mag es
kommen/ daß euer Herr ſo wenig Zuſeher verordnet hat? Das koͤnnen wir nicht wiſſen/
antwortete der Scherge/ es moͤchte dann ſeyn/ daß er dieſes Gerichte nicht wolle ausge-
breitet/ ſondern verſchwiegen haben. Ich bin deſſen auch zufrieden/ ſagte Valikules; keh-
rete ſich damit umb nach Gallus/ welcher hinter ihm her geleitet ward/ und ſagete zu ihm:
Mein ehrlicher Diener/ entſetze dich nicht vor des Schwertes Schaͤrffe/ ſondern nim
von mir ein Beyſpiel/ weil es mir doch zum erſten gelten ſol. Sie gingen hierauf etwa noch
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[372/0410] Anderes Buch. Vorſchlag tuhn/ wann er euch gefallen koͤnte: Hoͤret/ wie duͤnket euch/ wann ihr mir das Leben geſchenket/ und in aller Eile mit mir nach Eliß gelauffen waͤhret/ da wolten wir vor eurem unbarmherzigen Herrn ſchon ſicher ſeyn/ und daß er unſer Flucht nicht ſo bald inne wuͤrde/ wolten wir unſere acht Nachfolger durch Zwang vor uns hintreiben/ daß ſie mehr als den halben Weg mit uns lauffen ſolten; waͤhren wir dann zu Elis/ ſo waͤhrẽ wir ſchon ſicher/ und wolte ich darauff euch zu reichen Herren machen/ deſſen ihꝛ mir wol trauen moͤ- get. O nein/ ſagte der anſehnlichſte/ das ſind Dinge von nichts/ wir koͤnnen ſo nicht davon lauffen/ und unſere Weiber und Kinder zur Straffe hinter uns laſſen; uͤberdas iſt unſer Herr ſo maͤchtig/ daß er nicht ruhen wuͤrde/ biß er dich und uns durch den ſchaͤndlichſten Tod hingerichtet haͤtte; muſt demnach ſolche Gedanken nicht faſſen/ ſondern bey deiner freimuͤhtigen Erklaͤrung zum bevorſtehenden Tode verbleiben. Er gedachte in ſeinem heꝛ- zen: Wolan/ ich habe dein Leben zu retten gnug getahn; wolte auch umb Verdachts willẽ nicht weiter darum anhalten/ ſondern ſagete: Ihr guten Leute ſehet wol/ dz das Leben lieb iſt; wann euch aber mein Anſchlag nicht gefallen wil/ muß ich wol zufrieden ſeyn/ und den Tod annehmen/ wie ich mich demſelben ſchon ergeben habe; Vergeſſet nur nicht die ver- ſprochenen Gelder zu Padua abzufodern/ und tuht mir noch dieſen Gefallen/ dz mein Die- ner auch auffgeloͤſet werde/ und ohn gebunden ſterben moͤge; ich wil euch gut davor ſeyn/ daß er euch nicht entlauffen ſol/ dann er iſt ohn das uͤbel zu fuſſe. Es ſol die Einfoderung nicht vergeſſen werden/ ſagete der vorige Scherge/ und daß du ſeheſt/ wie guͤnſtig ich dir bin/ wil ich deinen Diener alsbald aufloͤſen; ſeines entlauffens befuͤrchte ich mich ganz nit/ maſſen ich dergeſtalt hinter ihm anklopffen wuͤꝛde/ daß ihm das lauffen ſchon veꝛgehen ſol- te; dann wie groß und ſchwer ich bin/ habe ich doch mannichem guten Pferde mit lauffen angewonnen/ und mannichen Groſchen damit verdienet; ſchnitte unter dieſen Reden die Stricke von Gallus Armen loß/ und ließ ihn alſo frey zwiſchen den bey den andern Scher- gen gehen. Dieſer merkete ſchon/ mit was Vorſatz ſein Herꝛ umging/ empfand eine groſſe Freude in ſeinem Herzen/ und gab genaue acht/ wie ers angreiffen wuͤrde. Hingegen ließ Valikules ſich im geringſten nichts merken/ ſahe ſich etliche mahl nach den folgen den Die- nern umb/ und ward gewahr/ daß nur ihrer zween Seiten Gewehr/ die uͤbrigen weiſſe Staͤ- be hatten. Er ſahe die ſtelle/ da er den Ritter erſchlagen hatte/ nicht weit mehr ſeyn/ uñ ſag- te zu den Schergen: Ich merke wol/ je naͤher man dem Tode iſt/ je mehr man ſich vor ihm fuͤrchtet. Dieſer wolte ihm ein Herz einſprechen/ und ſagte: Ey der Tod iſt ſo bitter nicht; bleibe du nur fein beſtaͤndig in deiner Herzhaftigkeit/ ich wil dir geſchwinde davon helffen/ daß du des Todes nicht mehr als eines geringen Dornſtiches empfinden ſolt. Das wil ich tuhn/ ſagete er/ und meinen einmahl genom̃enen Vorſaz nicht brechen; aber wie mag es kommen/ daß euer Herr ſo wenig Zuſeher verordnet hat? Das koͤnnen wir nicht wiſſen/ antwortete der Scherge/ es moͤchte dann ſeyn/ daß er dieſes Gerichte nicht wolle ausge- breitet/ ſondern verſchwiegen haben. Ich bin deſſen auch zufrieden/ ſagte Valikules; keh- rete ſich damit umb nach Gallus/ welcher hinter ihm her geleitet ward/ und ſagete zu ihm: Mein ehrlicher Diener/ entſetze dich nicht vor des Schwertes Schaͤrffe/ ſondern nim von mir ein Beyſpiel/ weil es mir doch zum erſten gelten ſol. Sie gingen hierauf etwa noch XXX Schritte fort/ da erſahe Valikules ſeine Gelegenheit/ und ſagte: Nun ihr guten Ge- ſellen;

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/410>, abgerufen am 22.12.2024.