Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
aber weiß/ daß Ihrer Gn. nicht gefällig ist/ erkennet zuwerden/ gebühret mir nicht/ hiernach
zuforschen. Nun schreibet ihre Gn. mir dero Erlösung zu/ aber ich sehe nicht/ warumb.
Zwar daß auff mein Anhalten/ diese krafftigen Arme (die sie ihm züchtig anrührete) un-
gebunden blieben sind/ rechne ich vor das beste Werk/ welches ich je begangen; aber ihre
ungläubliche Stärke hat die Errettung selbst zuwegen bracht. Die Grausamkeit meines
gewesenen Eheherren (hier fing sie an zu weinen) hat meiner Seelen ungläublichen
Schmerzen verursachet/ und fehlete wenig/ ich währe vor Angst nidergesunken/ daß ich
mein Mitleiden nicht durffte merken lassen/ wie wol meine wässerige Augen dessen etwas
Anzeigung geben kunten; würde mir auch der Tod lieber/ als die Zeitung gewesen seyn/ dz
Charidemus Urtel währe volstrecket worden; und weil mir unmöglich wahr/ mich über
euer Gn. Flucht so betrübt anzustellen/ als Charidemus es gerne gesehen hätte/ habe ich
deßwegen nicht allein viel Scheltworte und harte Schläge in kurzer Zeit annehmen/ son-
dern/ welches mir ungleich mehr zu Herzen ging/ solche schmähe- und ehren-rürige Wor-
te einfressen müssen/ deren ich noch diese Stunde nicht vergessen kan; habe ihm aber solches
Zeit des Unglüks nicht geniessen lassen/ sondern hätte ihm das Leben gerne mit aller meiner
Haabseligkeit erkaufft; wie wol ich nicht willens wahr/ bey ihm länger zubleiben; dann er
hätte mich ohn zweiffel endlich ermordet; sondern wolte mich zu meines Vaters Bruder
nach Athen erhoben/ und bey demselben meine übrige Zeit zugebracht haben/ welcher ein
frommer alter Herr/ und Christlichen Glaubens ist/ wozu er mich gerne gebracht hätte/ wann
Charidemus es hätte zugeben wollen/ welcher mich auff solchen Fal öffentlich zuverbren-
nen dräuete. Meine in ehren geliebete Freundin/ sagte er/ ist auff sehr gutem Wege gewe-
sen/ und möchte wünschen/ daß sie des Vorsatzes annoch währe/ massen ich sie versichere/
daß ausser diesem Christlichen Glauben kein Mensch die Seligkeit erlangen kan; dann ich
bin auch ein Christ/ und wünsche nichts mehr/ als das alle meine Freunde darzu gelangen
möchten. Die Frau hörete solches gerne/ und versprach/ nicht allein forthin als eine Chri-
stin zu leben/ sondern auch ihren Markus eben dessen auff Gelegenheit zubereden. Worauf
er ihr kurzen Unterricht des Christentuhms gab/ und sie ermahnete/ mit seinem Wirte
Kundschafft zu machen/ der ein guter und fein gelehrter Christ währe/ und sie zu dem Leh-
rer daselbst führen könte. Sie versprach ihm solches alles zuverrichten/ bedankete sich we-
gen der Befoderung ihrer Seligkeit/ und kam nachgehends wieder auff ihr voriges/ da sie
baht/ ihre Gn. möchten des wenigen Geldes halben so grosse Danksagung nicht leisten/
nachdem sie ihm mit alle ihrem Vermögen herzlich gerne verbunden bliebe. Er bedankete
sich des Erbietens/ und begehrete von ihr/ dafern seine Freundschafft ihr angenehm währe/
möchte sie alle hohe Benennungen unter lassen/ und mit ihm als einen vertraueten Freund
und ihres gleichen umbgehen. Ich bin meinem Gn. Herren zugehorsamen schuldig/ ant-
wortete sie/ dafern mir solches zu keiner unhöffligkeit außgeleget wird; Zohe hiemit eine
köstliche Kette hervor/ in deren jedem Gliede etliche teure Demanten versetzet wahren/
welche Fürst Artaxerxes in Persen dem Parmenio geschenket/ da er ihn zu einem Kriegs-
Obristen bestellet/ und auff 36000 Kronen geschätzet ward. Parmenio hatte sie ihr als sei-
ner Schwägerin vor wenig Wochen verehret/ wegen daß sie seine geworbene Knechte (die
nun mehr alle verlauffen wahren) etliche Zeit gespeiset hatte. Diese Kette reichete sie ihm

in
D d d ij

Anderes Buch.
aber weiß/ daß Ihreꝛ Gn. nicht gefaͤllig iſt/ erkennet zuwerden/ gebuͤhret mir nicht/ hiernach
zuforſchen. Nun ſchreibet ihre Gn. mir dero Erloͤſung zu/ aber ich ſehe nicht/ warumb.
Zwar daß auff mein Anhalten/ dieſe krafftigen Arme (die ſie ihm zuͤchtig anruͤhrete) un-
gebunden blieben ſind/ rechne ich vor das beſte Werk/ welches ich je begangen; aber ihre
unglaͤubliche Staͤrke hat die Errettung ſelbſt zuwegen bracht. Die Grauſamkeit meines
geweſenen Eheherren (hier fing ſie an zu weinen) hat meiner Seelen unglaͤublichen
Schmerzen verurſachet/ und fehlete wenig/ ich waͤhre vor Angſt nidergeſunken/ daß ich
mein Mitleiden nicht durffte merken laſſen/ wie wol meine waͤſſerige Augen deſſen etwas
Anzeigung geben kunten; wuͤrde mir auch der Tod lieber/ als die Zeitung geweſen ſeyn/ dz
Charidemus Urtel waͤhre volſtrecket worden; und weil mir unmoͤglich wahr/ mich uͤber
euer Gn. Flucht ſo betruͤbt anzuſtellen/ als Charidemus es gerne geſehen haͤtte/ habe ich
deßwegen nicht allein viel Scheltworte und harte Schlaͤge in kurzer Zeit annehmen/ ſon-
dern/ welches mir ungleich mehr zu Herzen ging/ ſolche ſchmaͤhe- und ehren-ruͤrige Wor-
te einfreſſen muͤſſen/ deren ich noch dieſe Stunde nicht vergeſſẽ kan; habe ihm aber ſolches
Zeit des Ungluͤks nicht genieſſen laſſen/ ſondern haͤtte ihm das Leben gerne mit aller meiner
Haabſeligkeit erkaufft; wie wol ich nicht willens wahr/ bey ihm laͤnger zubleiben; dann er
haͤtte mich ohn zweiffel endlich ermordet; ſondern wolte mich zu meines Vaters Bruder
nach Athen erhoben/ und bey demſelben meine uͤbrige Zeit zugebracht haben/ welcher ein
frommer alter Herr/ uñ Chriſtlichen Glaubens iſt/ wozu er mich gerne gebracht haͤtte/ wañ
Charidemus es haͤtte zugeben wollen/ welcher mich auff ſolchen Fal oͤffentlich zuverbren-
nen draͤuete. Meine in ehren geliebete Freundin/ ſagte er/ iſt auff ſehr gutem Wege gewe-
ſen/ und moͤchte wuͤnſchen/ daß ſie des Vorſatzes annoch waͤhre/ maſſen ich ſie verſichere/
daß auſſer dieſem Chriſtlichen Glauben kein Menſch die Seligkeit erlangen kan; dann ich
bin auch ein Chriſt/ und wuͤnſche nichts mehr/ als das alle meine Freunde darzu gelangen
moͤchten. Die Frau hoͤrete ſolches gerne/ und verſprach/ nicht allein forthin als eine Chri-
ſtin zu leben/ ſondern auch ihren Markus eben deſſen auff Gelegenheit zubereden. Worauf
er ihr kurzen Unterricht des Chriſtentuhms gab/ und ſie ermahnete/ mit ſeinem Wirte
Kundſchafft zu machen/ der ein guter und fein gelehrter Chriſt waͤhre/ und ſie zu dem Leh-
rer daſelbſt fuͤhren koͤnte. Sie verſprach ihm ſolches alles zuverrichten/ bedankete ſich we-
gen der Befoderung ihrer Seligkeit/ und kam nachgehends wieder auff ihr voriges/ da ſie
baht/ ihre Gn. moͤchten des wenigen Geldes halben ſo groſſe Dankſagung nicht leiſten/
nachdem ſie ihm mit alle ihrem Vermoͤgen herzlich gerne verbunden bliebe. Er bedankete
ſich des Erbietens/ und begehrete von ihr/ dafern ſeine Freundſchafft ihr angenehm waͤhre/
moͤchte ſie alle hohe Benennungen unter laſſen/ und mit ihm als einen vertraueten Freund
und ihres gleichen umbgehen. Ich bin meinem Gn. Herren zugehorſamen ſchuldig/ ant-
wortete ſie/ dafern mir ſolches zu keiner unhoͤffligkeit außgeleget wird; Zohe hiemit eine
koͤſtliche Kette hervor/ in deren jedem Gliede etliche teure Demanten verſetzet wahren/
welche Fuͤrſt Artaxerxes in Perſen dem Parmenio geſchenket/ da er ihn zu einem Kriegs-
Obriſten beſtellet/ und auff 36000 Kronen geſchaͤtzet waꝛd. Parmenio hatte ſie ihr als ſei-
ner Schwaͤgerin vor wenig Wochen verehret/ wegen daß ſie ſeine geworbene Knechte (die
nun mehr alle verlauffen wahren) etliche Zeit geſpeiſet hatte. Dieſe Kette reichete ſie ihm

in
D d d ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0433" n="395"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
aber weiß/ daß Ihre&#xA75B; Gn. nicht gefa&#x0364;llig i&#x017F;t/ erkennet zuwerden/ gebu&#x0364;hret mir nicht/ hiernach<lb/>
zufor&#x017F;chen. Nun &#x017F;chreibet ihre Gn. mir dero Erlo&#x0364;&#x017F;ung zu/ aber ich &#x017F;ehe nicht/ warumb.<lb/>
Zwar daß auff mein Anhalten/ die&#x017F;e krafftigen Arme (die &#x017F;ie ihm zu&#x0364;chtig anru&#x0364;hrete) un-<lb/>
gebunden blieben &#x017F;ind/ rechne ich vor das be&#x017F;te Werk/ welches ich je begangen; aber ihre<lb/>
ungla&#x0364;ubliche Sta&#x0364;rke hat die Errettung &#x017F;elb&#x017F;t zuwegen bracht. Die Grau&#x017F;amkeit meines<lb/>
gewe&#x017F;enen Eheherren (hier fing &#x017F;ie an zu weinen) hat meiner Seelen ungla&#x0364;ublichen<lb/>
Schmerzen verur&#x017F;achet/ und fehlete wenig/ ich wa&#x0364;hre vor Ang&#x017F;t niderge&#x017F;unken/ daß ich<lb/>
mein Mitleiden nicht durffte merken la&#x017F;&#x017F;en/ wie wol meine wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erige Augen de&#x017F;&#x017F;en etwas<lb/>
Anzeigung geben kunten; wu&#x0364;rde mir auch der Tod lieber/ als die Zeitung gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/ dz<lb/>
Charidemus Urtel wa&#x0364;hre vol&#x017F;trecket worden; und weil mir unmo&#x0364;glich wahr/ mich u&#x0364;ber<lb/>
euer Gn. Flucht &#x017F;o betru&#x0364;bt anzu&#x017F;tellen/ als Charidemus es gerne ge&#x017F;ehen ha&#x0364;tte/ habe ich<lb/>
deßwegen nicht allein viel Scheltworte und harte Schla&#x0364;ge in kurzer Zeit annehmen/ &#x017F;on-<lb/>
dern/ welches mir ungleich mehr zu Herzen ging/ &#x017F;olche &#x017F;chma&#x0364;he- und ehren-ru&#x0364;rige Wor-<lb/>
te einfre&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ deren ich noch die&#x017F;e Stunde nicht verge&#x017F;&#x017F;e&#x0303; kan; habe ihm aber &#x017F;olches<lb/>
Zeit des Unglu&#x0364;ks nicht genie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern ha&#x0364;tte ihm das Leben gerne mit aller meiner<lb/>
Haab&#x017F;eligkeit erkaufft; wie wol ich nicht willens wahr/ bey ihm la&#x0364;nger zubleiben; dann er<lb/>
ha&#x0364;tte mich ohn zweiffel endlich ermordet; &#x017F;ondern wolte mich zu meines Vaters Bruder<lb/>
nach Athen erhoben/ und bey dem&#x017F;elben meine u&#x0364;brige Zeit zugebracht haben/ welcher ein<lb/>
frommer alter Herr/ un&#x0303; Chri&#x017F;tlichen Glaubens i&#x017F;t/ wozu er mich gerne gebracht ha&#x0364;tte/ wan&#x0303;<lb/>
Charidemus es ha&#x0364;tte zugeben wollen/ welcher mich auff &#x017F;olchen Fal o&#x0364;ffentlich zuverbren-<lb/>
nen dra&#x0364;uete. Meine in ehren geliebete Freundin/ &#x017F;agte er/ i&#x017F;t auff &#x017F;ehr gutem Wege gewe-<lb/>
&#x017F;en/ und mo&#x0364;chte wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß &#x017F;ie des Vor&#x017F;atzes annoch wa&#x0364;hre/ ma&#x017F;&#x017F;en ich &#x017F;ie ver&#x017F;ichere/<lb/>
daß au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;em Chri&#x017F;tlichen Glauben kein Men&#x017F;ch die Seligkeit erlangen kan; dann ich<lb/>
bin auch ein Chri&#x017F;t/ und wu&#x0364;n&#x017F;che nichts mehr/ als das alle meine Freunde darzu gelangen<lb/>
mo&#x0364;chten. Die Frau ho&#x0364;rete &#x017F;olches gerne/ und ver&#x017F;prach/ nicht allein forthin als eine Chri-<lb/>
&#x017F;tin zu leben/ &#x017F;ondern auch ihren Markus eben de&#x017F;&#x017F;en auff Gelegenheit zubereden. Worauf<lb/>
er ihr kurzen Unterricht des Chri&#x017F;tentuhms gab/ und &#x017F;ie ermahnete/ mit &#x017F;einem Wirte<lb/>
Kund&#x017F;chafft zu machen/ der ein guter und fein gelehrter Chri&#x017F;t wa&#x0364;hre/ und &#x017F;ie zu dem Leh-<lb/>
rer da&#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;hren ko&#x0364;nte. Sie ver&#x017F;prach ihm &#x017F;olches alles zuverrichten/ bedankete &#x017F;ich we-<lb/>
gen der Befoderung ihrer Seligkeit/ und kam nachgehends wieder auff ihr voriges/ da &#x017F;ie<lb/>
baht/ ihre Gn. mo&#x0364;chten des wenigen Geldes halben &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Dank&#x017F;agung nicht lei&#x017F;ten/<lb/>
nachdem &#x017F;ie ihm mit alle ihrem Vermo&#x0364;gen herzlich gerne verbunden bliebe. Er bedankete<lb/>
&#x017F;ich des Erbietens/ und begehrete von ihr/ dafern &#x017F;eine Freund&#x017F;chafft ihr angenehm wa&#x0364;hre/<lb/>
mo&#x0364;chte &#x017F;ie alle hohe Benennungen unter la&#x017F;&#x017F;en/ und mit ihm als einen vertraueten Freund<lb/>
und ihres gleichen umbgehen. Ich bin meinem Gn. Herren zugehor&#x017F;amen &#x017F;chuldig/ ant-<lb/>
wortete &#x017F;ie/ dafern mir &#x017F;olches zu keiner unho&#x0364;ffligkeit außgeleget wird; Zohe hiemit eine<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tliche Kette hervor/ in deren jedem Gliede etliche teure Demanten ver&#x017F;etzet wahren/<lb/>
welche Fu&#x0364;r&#x017F;t Artaxerxes in Per&#x017F;en dem Parmenio ge&#x017F;chenket/ da er ihn zu einem Kriegs-<lb/>
Obri&#x017F;ten be&#x017F;tellet/ und auff 36000 Kronen ge&#x017F;cha&#x0364;tzet wa&#xA75B;d. Parmenio hatte &#x017F;ie ihr als &#x017F;ei-<lb/>
ner Schwa&#x0364;gerin vor wenig Wochen verehret/ wegen daß &#x017F;ie &#x017F;eine geworbene Knechte (die<lb/>
nun mehr alle verlauffen wahren) etliche Zeit ge&#x017F;pei&#x017F;et hatte. Die&#x017F;e Kette reichete &#x017F;ie ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d d ij</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[395/0433] Anderes Buch. aber weiß/ daß Ihreꝛ Gn. nicht gefaͤllig iſt/ erkennet zuwerden/ gebuͤhret mir nicht/ hiernach zuforſchen. Nun ſchreibet ihre Gn. mir dero Erloͤſung zu/ aber ich ſehe nicht/ warumb. Zwar daß auff mein Anhalten/ dieſe krafftigen Arme (die ſie ihm zuͤchtig anruͤhrete) un- gebunden blieben ſind/ rechne ich vor das beſte Werk/ welches ich je begangen; aber ihre unglaͤubliche Staͤrke hat die Errettung ſelbſt zuwegen bracht. Die Grauſamkeit meines geweſenen Eheherren (hier fing ſie an zu weinen) hat meiner Seelen unglaͤublichen Schmerzen verurſachet/ und fehlete wenig/ ich waͤhre vor Angſt nidergeſunken/ daß ich mein Mitleiden nicht durffte merken laſſen/ wie wol meine waͤſſerige Augen deſſen etwas Anzeigung geben kunten; wuͤrde mir auch der Tod lieber/ als die Zeitung geweſen ſeyn/ dz Charidemus Urtel waͤhre volſtrecket worden; und weil mir unmoͤglich wahr/ mich uͤber euer Gn. Flucht ſo betruͤbt anzuſtellen/ als Charidemus es gerne geſehen haͤtte/ habe ich deßwegen nicht allein viel Scheltworte und harte Schlaͤge in kurzer Zeit annehmen/ ſon- dern/ welches mir ungleich mehr zu Herzen ging/ ſolche ſchmaͤhe- und ehren-ruͤrige Wor- te einfreſſen muͤſſen/ deren ich noch dieſe Stunde nicht vergeſſẽ kan; habe ihm aber ſolches Zeit des Ungluͤks nicht genieſſen laſſen/ ſondern haͤtte ihm das Leben gerne mit aller meiner Haabſeligkeit erkaufft; wie wol ich nicht willens wahr/ bey ihm laͤnger zubleiben; dann er haͤtte mich ohn zweiffel endlich ermordet; ſondern wolte mich zu meines Vaters Bruder nach Athen erhoben/ und bey demſelben meine uͤbrige Zeit zugebracht haben/ welcher ein frommer alter Herr/ uñ Chriſtlichen Glaubens iſt/ wozu er mich gerne gebracht haͤtte/ wañ Charidemus es haͤtte zugeben wollen/ welcher mich auff ſolchen Fal oͤffentlich zuverbren- nen draͤuete. Meine in ehren geliebete Freundin/ ſagte er/ iſt auff ſehr gutem Wege gewe- ſen/ und moͤchte wuͤnſchen/ daß ſie des Vorſatzes annoch waͤhre/ maſſen ich ſie verſichere/ daß auſſer dieſem Chriſtlichen Glauben kein Menſch die Seligkeit erlangen kan; dann ich bin auch ein Chriſt/ und wuͤnſche nichts mehr/ als das alle meine Freunde darzu gelangen moͤchten. Die Frau hoͤrete ſolches gerne/ und verſprach/ nicht allein forthin als eine Chri- ſtin zu leben/ ſondern auch ihren Markus eben deſſen auff Gelegenheit zubereden. Worauf er ihr kurzen Unterricht des Chriſtentuhms gab/ und ſie ermahnete/ mit ſeinem Wirte Kundſchafft zu machen/ der ein guter und fein gelehrter Chriſt waͤhre/ und ſie zu dem Leh- rer daſelbſt fuͤhren koͤnte. Sie verſprach ihm ſolches alles zuverrichten/ bedankete ſich we- gen der Befoderung ihrer Seligkeit/ und kam nachgehends wieder auff ihr voriges/ da ſie baht/ ihre Gn. moͤchten des wenigen Geldes halben ſo groſſe Dankſagung nicht leiſten/ nachdem ſie ihm mit alle ihrem Vermoͤgen herzlich gerne verbunden bliebe. Er bedankete ſich des Erbietens/ und begehrete von ihr/ dafern ſeine Freundſchafft ihr angenehm waͤhre/ moͤchte ſie alle hohe Benennungen unter laſſen/ und mit ihm als einen vertraueten Freund und ihres gleichen umbgehen. Ich bin meinem Gn. Herren zugehorſamen ſchuldig/ ant- wortete ſie/ dafern mir ſolches zu keiner unhoͤffligkeit außgeleget wird; Zohe hiemit eine koͤſtliche Kette hervor/ in deren jedem Gliede etliche teure Demanten verſetzet wahren/ welche Fuͤrſt Artaxerxes in Perſen dem Parmenio geſchenket/ da er ihn zu einem Kriegs- Obriſten beſtellet/ und auff 36000 Kronen geſchaͤtzet waꝛd. Parmenio hatte ſie ihr als ſei- ner Schwaͤgerin vor wenig Wochen verehret/ wegen daß ſie ſeine geworbene Knechte (die nun mehr alle verlauffen wahren) etliche Zeit geſpeiſet hatte. Dieſe Kette reichete ſie ihm in D d d ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/433
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/433>, abgerufen am 02.06.2024.