Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
sehnlicher Griechischer Herr/ Nahmens Attalus/ zu Korinth an/ und legete sich bey Amyn-
tas zur Herberge; ließ folgendes Tages sich bey seiner unbekanten Wase Fr. Euphrosy-
nen anmelden/ und begehrete mit ihr in geheim zureden. Als ihm solches gerne zugelassen
ward/ und er zu ihr kam/ machete er seine Höffligkeiten guter massen/ die doch sehr gezwun-
gen und nach der Schuelart wahren/ stellete sich dabey ernsthafftig/ und nachdem er mit
züchtigen Geberden empfangen wahr/ zeigete er an/ die nahe Anverwandschafft/ (davon
doch weder sie noch er ichtwas wusten) hätte ihn kühn gemacht/ seine innigliche Begierden
vor ihr auszulassen/ zweiffelte nicht/ sie würde in Ansehung dessen/ ihm alle wolgültige Be-
foderung erzeigen/ ihn bey seiner höchstgeliebeten Freundin Fr. Agathen bester massen be-
liebt zumachen/ und die Sache (daß ers in die kürze zöge) dahin zubefodern/ daß nach abge-
legeter kurzen Trauer/ er deren Liebe im wirdigen Ehebette besitzen und geniessen möchte/
demnach er vor unsäglicher Liebe gegen dieselbe brennete; er wolte solches äusserst zuerken-
nen geflissen seyn/ und sich ihrer nicht anders als seiner leiblichen Schwester annehmen:
Zohe auch zween Ringe hervor/ den einen am Wert XX Kronen ihr selbst zuschenken/ als
eine Vergeltung künfftiger Befoderung; den andern von XL Kronen/ umb solchen seiner
Liebesten (wie er Fr. Agathen schon nennen durffte) auf künfftige eheliche Liebe und Träue
einzuliefern. Den Vogel am Gesange/ den Topff am Klange/ gedachte Fr. Euphrosyne;
sie hatte dieses Menschen gar keine Kundschafft/ nur daß sie ehmahls von ihm gehöret/ daß
er Leibes und Ansehens gnug/ aber wenig Wiz hätte; über das auch reich an Gütern/ aber
dabey überaus filzig und hundisch währe. Ihre Verwandschafft betreffend/ würde es mü-
he gekostet haben/ ehe man des zehnden Gliedes inne werden mögen; Doch als eine ver-
standige Frau ließ sie sich nichts widriges merken/ wegerte sich doch die Ringe zunehmen/
und sagete zu ihm: Sie bedankete sich sehr/ daß er sie in solchen wichtigen Geschäfften zu
gebrauchen wirdigte/ wolte ihm auch darinnen gerne bedienet seyn/ als viel ihr weniges
Vermögen leisten könte/ welches aber noch zu zeitigseyn würde/ angesehen ihrer Wasen
ausgestandenen grossen Elendes/ und daß sie noch in grosser Betrübniß währe/ daher von
Heyrahtsachen nicht mit ihr zu handeln seyn würde. Attalus hatte seiner Einbildung nach
sich dieser Antwort nicht versehen/ zog zwar die Ringe gerne wieder nach sich/ weil er sie
ohn das nicht gerne gemisset hätte/ wie geringe sie auch wahren; aber mit dieser ungewissen
Antwort sich abspeisen zulassen/ sagte er/ währe seine Gelegenheit nicht/ in Betrachtung/ er
der Ursach halben einen gefährlichen Weg über die sechs Meile mit seinem Hofmeister o-
der Verwalter geritten/ und nicht geringe Kosten angewendet hätte; wolte demnach aber-
mahl gebehten haben/ diese Werbung bey seiner Liebesten anzubringen/ die verhoffentlich/
da sie seinen Namen hören würde/ sich/ ehe sie meynete/ willig erklären dürffte. Fr. Euphro-
synen gereuete schon/ daß sie mit dem Gecken sich so weit eingelassen hatte/ dann sie sahe nit/
auff was weise sie sich seiner würde entbrechen können/ gedachte noch durch eine glimpffli-
che Verächtligkeit sein abzukommen/ und fragete ihn/ wer er dann währe. Dieser entrüste-
te sich in etwas/ und sagete: Ey meine Fr. Wase/ solte sie ihren so nahen Anverwanten nit
besser kennen/ den ohn Ruhm zumelden/ ansehnlichen reichen Freyherrn/ Herrn Attalus/
von dessen gutem Gerücht Griechenland hin und wieder redet? dessen Liebe und Holdschaft
so manniches Frey Fräulein gewünschet hat/ daß er fast täglich mit Ansuchungs-Briefen

über-
K k k

Anderes Buch.
ſehnlicher Griechiſcher Herꝛ/ Nahmens Attalus/ zu Korinth an/ und legete ſich bey Amyn-
tas zur Herberge; ließ folgendes Tages ſich bey ſeiner unbekanten Waſe Fr. Euphroſy-
nen anmelden/ und begehrete mit ihr in geheim zureden. Als ihm ſolches gerne zugelaſſen
ward/ und er zu ihr kam/ machete er ſeine Hoͤffligkeiten guter maſſen/ die doch ſehr gezwun-
gen und nach der Schuelart wahren/ ſtellete ſich dabey ernſthafftig/ und nachdem er mit
zuͤchtigen Geberden empfangen wahr/ zeigete er an/ die nahe Anverwandſchafft/ (davon
doch weder ſie noch er ichtwas wuſten) haͤtte ihn kuͤhn gemacht/ ſeine innigliche Begierden
vor ihr auszulaſſen/ zweiffelte nicht/ ſie wuͤrde in Anſehung deſſen/ ihm alle wolguͤltige Be-
foderung erzeigen/ ihn bey ſeiner hoͤchſtgeliebeten Freundin Fr. Agathen beſter maſſen be-
liebt zumachen/ und die Sache (daß ers in die kuͤrze zoͤge) dahin zubefodern/ daß nach abge-
legeter kurzen Trauer/ er deren Liebe im wirdigen Ehebette beſitzen und genieſſen moͤchte/
demnach er vor unſaͤglicher Liebe gegen dieſelbe brennete; er wolte ſolches aͤuſſerſt zuerken-
nen gefliſſen ſeyn/ und ſich ihrer nicht anders als ſeiner leiblichen Schweſter annehmen:
Zohe auch zween Ringe hervor/ den einen am Wert XX Kronen ihr ſelbſt zuſchenken/ als
eine Vergeltung kuͤnfftiger Befoderung; den andern von XL Kronen/ umb ſolchen ſeiner
Liebeſten (wie er Fr. Agathen ſchon nennen durffte) auf kuͤnfftige eheliche Liebe und Traͤue
einzuliefern. Den Vogel am Geſange/ den Topff am Klange/ gedachte Fr. Euphroſyne;
ſie hatte dieſes Menſchen gar keine Kundſchafft/ nur daß ſie ehmahls von ihm gehoͤret/ daß
er Leibes und Anſehens gnug/ aber wenig Wiz haͤtte; uͤber das auch reich an Guͤtern/ aber
dabey uͤberaus filzig und hundiſch waͤhre. Ihre Verwandſchafft betreffend/ wuͤrde es muͤ-
he gekoſtet haben/ ehe man des zehnden Gliedes inne werden moͤgen; Doch als eine ver-
ſtandige Frau ließ ſie ſich nichts widriges merken/ wegerte ſich doch die Ringe zunehmen/
und ſagete zu ihm: Sie bedankete ſich ſehr/ daß er ſie in ſolchen wichtigen Geſchaͤfften zu
gebrauchen wirdigte/ wolte ihm auch darinnen gerne bedienet ſeyn/ als viel ihr weniges
Vermoͤgen leiſten koͤnte/ welches aber noch zu zeitigſeyn wuͤrde/ angeſehen ihrer Waſen
ausgeſtandenen groſſen Elendes/ und daß ſie noch in groſſer Betruͤbniß waͤhre/ daher von
Heyrahtſachen nicht mit ihr zu handeln ſeyn wuͤrde. Attalus hatte ſeiner Einbildung nach
ſich dieſer Antwort nicht verſehen/ zog zwar die Ringe gerne wieder nach ſich/ weil er ſie
ohn das nicht gerne gemiſſet haͤtte/ wie geringe ſie auch wahren; aber mit dieſer ungewiſſẽ
Antwort ſich abſpeiſen zulaſſen/ ſagte er/ waͤhre ſeine Gelegenheit nicht/ in Betrachtung/ er
der Urſach halben einen gefaͤhrlichen Weg uͤber die ſechs Meile mit ſeinem Hofmeiſter o-
der Verwalter geritten/ und nicht geringe Koſten angewendet haͤtte; wolte demnach aber-
mahl gebehten haben/ dieſe Werbung bey ſeiner Liebeſten anzubringen/ die verhoffentlich/
da ſie ſeinen Namen hoͤren wuͤrde/ ſich/ ehe ſie meynete/ willig erklaͤren duͤrffte. Fr. Euphro-
ſynen gereuete ſchon/ daß ſie mit dem Gecken ſich ſo weit eingelaſſen hatte/ dann ſie ſahe nit/
auff was weiſe ſie ſich ſeiner wuͤrde entbrechen koͤnnen/ gedachte noch durch eine glimpffli-
che Veraͤchtligkeit ſein abzukommen/ und fragete ihn/ wer er dann waͤhre. Dieſer entruͤſte-
te ſich in etwas/ und ſagete: Ey meine Fr. Waſe/ ſolte ſie ihren ſo nahen Anverwanten nit
beſſer kennen/ den ohn Ruhm zumelden/ anſehnlichen reichen Freyherrn/ Herrn Attalus/
von deſſen gutem Geruͤcht Griechenland hin uñ wieder redet? deſſen Liebe und Holdſchaft
ſo manniches Frey Fraͤulein gewuͤnſchet hat/ daß er faſt taͤglich mit Anſuchungs-Briefen

uͤber-
K k k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0479" n="441"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ehnlicher Griechi&#x017F;cher Her&#xA75B;/ Nahmens Attalus/ zu Korinth an/ und legete &#x017F;ich bey Amyn-<lb/>
tas zur Herberge; ließ folgendes Tages &#x017F;ich bey &#x017F;einer unbekanten Wa&#x017F;e Fr. Euphro&#x017F;y-<lb/>
nen anmelden/ und begehrete mit ihr in geheim zureden. Als ihm &#x017F;olches gerne zugela&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ward/ und er zu ihr kam/ machete er &#x017F;eine Ho&#x0364;ffligkeiten guter ma&#x017F;&#x017F;en/ die doch &#x017F;ehr gezwun-<lb/>
gen und nach der Schuelart wahren/ &#x017F;tellete &#x017F;ich dabey ern&#x017F;thafftig/ und nachdem er mit<lb/>
zu&#x0364;chtigen Geberden empfangen wahr/ zeigete er an/ die nahe Anverwand&#x017F;chafft/ (davon<lb/>
doch weder &#x017F;ie noch er ichtwas wu&#x017F;ten) ha&#x0364;tte ihn ku&#x0364;hn gemacht/ &#x017F;eine innigliche Begierden<lb/>
vor ihr auszula&#x017F;&#x017F;en/ zweiffelte nicht/ &#x017F;ie wu&#x0364;rde in An&#x017F;ehung de&#x017F;&#x017F;en/ ihm alle wolgu&#x0364;ltige Be-<lb/>
foderung erzeigen/ ihn bey &#x017F;einer ho&#x0364;ch&#x017F;tgeliebeten Freundin Fr. Agathen be&#x017F;ter ma&#x017F;&#x017F;en be-<lb/>
liebt zumachen/ und die Sache (daß ers in die ku&#x0364;rze zo&#x0364;ge) dahin zubefodern/ daß nach abge-<lb/>
legeter kurzen Trauer/ er deren Liebe im wirdigen Ehebette be&#x017F;itzen und genie&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chte/<lb/>
demnach er vor un&#x017F;a&#x0364;glicher Liebe gegen die&#x017F;elbe brennete; er wolte &#x017F;olches a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t zuerken-<lb/>
nen gefli&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn/ und &#x017F;ich ihrer nicht anders als &#x017F;einer leiblichen Schwe&#x017F;ter annehmen:<lb/>
Zohe auch zween Ringe hervor/ den einen am Wert <hi rendition="#aq">XX</hi> Kronen ihr &#x017F;elb&#x017F;t zu&#x017F;chenken/ als<lb/>
eine Vergeltung ku&#x0364;nfftiger Befoderung; den andern von <hi rendition="#aq">XL</hi> Kronen/ umb &#x017F;olchen &#x017F;einer<lb/>
Liebe&#x017F;ten (wie er Fr. Agathen &#x017F;chon nennen durffte) auf ku&#x0364;nfftige eheliche Liebe und Tra&#x0364;ue<lb/>
einzuliefern. Den Vogel am Ge&#x017F;ange/ den Topff am Klange/ gedachte Fr. Euphro&#x017F;yne;<lb/>
&#x017F;ie hatte die&#x017F;es Men&#x017F;chen gar keine Kund&#x017F;chafft/ nur daß &#x017F;ie ehmahls von ihm geho&#x0364;ret/ daß<lb/>
er Leibes und An&#x017F;ehens gnug/ aber wenig Wiz ha&#x0364;tte; u&#x0364;ber das auch reich an Gu&#x0364;tern/ aber<lb/>
dabey u&#x0364;beraus filzig und hundi&#x017F;ch wa&#x0364;hre. Ihre Verwand&#x017F;chafft betreffend/ wu&#x0364;rde es mu&#x0364;-<lb/>
he geko&#x017F;tet haben/ ehe man des zehnden Gliedes inne werden mo&#x0364;gen; Doch als eine ver-<lb/>
&#x017F;tandige Frau ließ &#x017F;ie &#x017F;ich nichts widriges merken/ wegerte &#x017F;ich doch die Ringe zunehmen/<lb/>
und &#x017F;agete zu ihm: Sie bedankete &#x017F;ich &#x017F;ehr/ daß er &#x017F;ie in &#x017F;olchen wichtigen Ge&#x017F;cha&#x0364;fften zu<lb/>
gebrauchen wirdigte/ wolte ihm auch darinnen gerne bedienet &#x017F;eyn/ als viel ihr weniges<lb/>
Vermo&#x0364;gen lei&#x017F;ten ko&#x0364;nte/ welches aber noch zu zeitig&#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ ange&#x017F;ehen ihrer Wa&#x017F;en<lb/>
ausge&#x017F;tandenen gro&#x017F;&#x017F;en Elendes/ und daß &#x017F;ie noch in gro&#x017F;&#x017F;er Betru&#x0364;bniß wa&#x0364;hre/ daher von<lb/>
Heyraht&#x017F;achen nicht mit ihr zu handeln &#x017F;eyn wu&#x0364;rde. Attalus hatte &#x017F;einer Einbildung nach<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;er Antwort nicht ver&#x017F;ehen/ zog zwar die Ringe gerne wieder nach &#x017F;ich/ weil er &#x017F;ie<lb/>
ohn das nicht gerne gemi&#x017F;&#x017F;et ha&#x0364;tte/ wie geringe &#x017F;ie auch wahren; aber mit die&#x017F;er ungewi&#x017F;&#x017F;e&#x0303;<lb/>
Antwort &#x017F;ich ab&#x017F;pei&#x017F;en zula&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;agte er/ wa&#x0364;hre &#x017F;eine Gelegenheit nicht/ in Betrachtung/ er<lb/>
der Ur&#x017F;ach halben einen gefa&#x0364;hrlichen Weg u&#x0364;ber die &#x017F;echs Meile mit &#x017F;einem Hofmei&#x017F;ter o-<lb/>
der Verwalter geritten/ und nicht geringe Ko&#x017F;ten angewendet ha&#x0364;tte; wolte demnach aber-<lb/>
mahl gebehten haben/ die&#x017F;e Werbung bey &#x017F;einer Liebe&#x017F;ten anzubringen/ die verhoffentlich/<lb/>
da &#x017F;ie &#x017F;einen Namen ho&#x0364;ren wu&#x0364;rde/ &#x017F;ich/ ehe &#x017F;ie meynete/ willig erkla&#x0364;ren du&#x0364;rffte. Fr. Euphro-<lb/>
&#x017F;ynen gereuete &#x017F;chon/ daß &#x017F;ie mit dem Gecken &#x017F;ich &#x017F;o weit eingela&#x017F;&#x017F;en hatte/ dann &#x017F;ie &#x017F;ahe nit/<lb/>
auff was wei&#x017F;e &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;einer wu&#x0364;rde entbrechen ko&#x0364;nnen/ gedachte noch durch eine glimpffli-<lb/>
che Vera&#x0364;chtligkeit &#x017F;ein abzukommen/ und fragete ihn/ wer er dann wa&#x0364;hre. Die&#x017F;er entru&#x0364;&#x017F;te-<lb/>
te &#x017F;ich in etwas/ und &#x017F;agete: Ey meine Fr. Wa&#x017F;e/ &#x017F;olte &#x017F;ie ihren &#x017F;o nahen Anverwanten nit<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er kennen/ den ohn Ruhm zumelden/ an&#x017F;ehnlichen reichen Freyherrn/ Herrn Attalus/<lb/>
von de&#x017F;&#x017F;en gutem Geru&#x0364;cht Griechenland hin un&#x0303; wieder redet? de&#x017F;&#x017F;en Liebe und Hold&#x017F;chaft<lb/>
&#x017F;o manniches Frey Fra&#x0364;ulein gewu&#x0364;n&#x017F;chet hat/ daß er fa&#x017F;t ta&#x0364;glich mit An&#x017F;uchungs-Briefen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k k</fw><fw place="bottom" type="catch">u&#x0364;ber-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[441/0479] Anderes Buch. ſehnlicher Griechiſcher Herꝛ/ Nahmens Attalus/ zu Korinth an/ und legete ſich bey Amyn- tas zur Herberge; ließ folgendes Tages ſich bey ſeiner unbekanten Waſe Fr. Euphroſy- nen anmelden/ und begehrete mit ihr in geheim zureden. Als ihm ſolches gerne zugelaſſen ward/ und er zu ihr kam/ machete er ſeine Hoͤffligkeiten guter maſſen/ die doch ſehr gezwun- gen und nach der Schuelart wahren/ ſtellete ſich dabey ernſthafftig/ und nachdem er mit zuͤchtigen Geberden empfangen wahr/ zeigete er an/ die nahe Anverwandſchafft/ (davon doch weder ſie noch er ichtwas wuſten) haͤtte ihn kuͤhn gemacht/ ſeine innigliche Begierden vor ihr auszulaſſen/ zweiffelte nicht/ ſie wuͤrde in Anſehung deſſen/ ihm alle wolguͤltige Be- foderung erzeigen/ ihn bey ſeiner hoͤchſtgeliebeten Freundin Fr. Agathen beſter maſſen be- liebt zumachen/ und die Sache (daß ers in die kuͤrze zoͤge) dahin zubefodern/ daß nach abge- legeter kurzen Trauer/ er deren Liebe im wirdigen Ehebette beſitzen und genieſſen moͤchte/ demnach er vor unſaͤglicher Liebe gegen dieſelbe brennete; er wolte ſolches aͤuſſerſt zuerken- nen gefliſſen ſeyn/ und ſich ihrer nicht anders als ſeiner leiblichen Schweſter annehmen: Zohe auch zween Ringe hervor/ den einen am Wert XX Kronen ihr ſelbſt zuſchenken/ als eine Vergeltung kuͤnfftiger Befoderung; den andern von XL Kronen/ umb ſolchen ſeiner Liebeſten (wie er Fr. Agathen ſchon nennen durffte) auf kuͤnfftige eheliche Liebe und Traͤue einzuliefern. Den Vogel am Geſange/ den Topff am Klange/ gedachte Fr. Euphroſyne; ſie hatte dieſes Menſchen gar keine Kundſchafft/ nur daß ſie ehmahls von ihm gehoͤret/ daß er Leibes und Anſehens gnug/ aber wenig Wiz haͤtte; uͤber das auch reich an Guͤtern/ aber dabey uͤberaus filzig und hundiſch waͤhre. Ihre Verwandſchafft betreffend/ wuͤrde es muͤ- he gekoſtet haben/ ehe man des zehnden Gliedes inne werden moͤgen; Doch als eine ver- ſtandige Frau ließ ſie ſich nichts widriges merken/ wegerte ſich doch die Ringe zunehmen/ und ſagete zu ihm: Sie bedankete ſich ſehr/ daß er ſie in ſolchen wichtigen Geſchaͤfften zu gebrauchen wirdigte/ wolte ihm auch darinnen gerne bedienet ſeyn/ als viel ihr weniges Vermoͤgen leiſten koͤnte/ welches aber noch zu zeitigſeyn wuͤrde/ angeſehen ihrer Waſen ausgeſtandenen groſſen Elendes/ und daß ſie noch in groſſer Betruͤbniß waͤhre/ daher von Heyrahtſachen nicht mit ihr zu handeln ſeyn wuͤrde. Attalus hatte ſeiner Einbildung nach ſich dieſer Antwort nicht verſehen/ zog zwar die Ringe gerne wieder nach ſich/ weil er ſie ohn das nicht gerne gemiſſet haͤtte/ wie geringe ſie auch wahren; aber mit dieſer ungewiſſẽ Antwort ſich abſpeiſen zulaſſen/ ſagte er/ waͤhre ſeine Gelegenheit nicht/ in Betrachtung/ er der Urſach halben einen gefaͤhrlichen Weg uͤber die ſechs Meile mit ſeinem Hofmeiſter o- der Verwalter geritten/ und nicht geringe Koſten angewendet haͤtte; wolte demnach aber- mahl gebehten haben/ dieſe Werbung bey ſeiner Liebeſten anzubringen/ die verhoffentlich/ da ſie ſeinen Namen hoͤren wuͤrde/ ſich/ ehe ſie meynete/ willig erklaͤren duͤrffte. Fr. Euphro- ſynen gereuete ſchon/ daß ſie mit dem Gecken ſich ſo weit eingelaſſen hatte/ dann ſie ſahe nit/ auff was weiſe ſie ſich ſeiner wuͤrde entbrechen koͤnnen/ gedachte noch durch eine glimpffli- che Veraͤchtligkeit ſein abzukommen/ und fragete ihn/ wer er dann waͤhre. Dieſer entruͤſte- te ſich in etwas/ und ſagete: Ey meine Fr. Waſe/ ſolte ſie ihren ſo nahen Anverwanten nit beſſer kennen/ den ohn Ruhm zumelden/ anſehnlichen reichen Freyherrn/ Herrn Attalus/ von deſſen gutem Geruͤcht Griechenland hin uñ wieder redet? deſſen Liebe und Holdſchaft ſo manniches Frey Fraͤulein gewuͤnſchet hat/ daß er faſt taͤglich mit Anſuchungs-Briefen uͤber- K k k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/479
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/479>, abgerufen am 22.12.2024.