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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
ihm den Spies auffs neue in den Rachen stieß/ ihn auch so lange quälete/ biß er dahin starb/
ungeachtet ihm das Blut hin und wieder auff die Kleider sprützete/ hernach dem Knaben
befahl etliche Jäger zu hohlen/ die den Wolff nach dem Schlosse schleppeten. Dieser be-
richtete in der Groß Fürstin Gegenwart/ was sich zugetragen hätte/ welches ihm niemand
gläuben wolte/ biß auff vielfältiges beteuren sie mit etlichen Dienern hinunter ging/ und
ihr liebes Söhnlein mit blutigem Spiesse und Kleidern gegen ihr daher lauffen sahe/ der
sie also anredete: Herzen Fr. Mutter/ sprechet forthin mehr/ der Wolff werde mich ver-
schlingen/ ich habe ihn gleich wol so geputzet/ daß er sich an mir ferner nicht reiben sol. Die
Groß Fürstin gedachte/ er würde etwa einen Hund erstochen haben; als sie aber das grau-
same Tihr in seinem rauchenden Blute liegen sahe/ erschrak sie über alle masse/ und schalt
hefftig mit ihm/ dz sie ihn auch zu ficken dräuete/ welches aber das Herrlein mit einem son-
derlichen Eifer und ernstlichem Angesichte beantwortete: Je Herzen Fr. Mutter/ sagte
er/ solte ich mich dann von diesem Ungeheur fressen lassen? So wahr ich ein Teutscher
Fürst gebohren bin/ werde ich mein Leben so liederlich nicht dahin geben/ und weis gewiß/
mein H. Vater wird mir ein grösseres Schwert geben/ daß ich hernähst der schändlichen
Schaff Räuber mehr aus dem Wege schaffe; stellete sich auch unter dem Reden so freu-
dig/ mit zierlichen springen/ Tanzen/ und zusammen schlagung der Hände/ daß seiner Fr.
Mutter die Freudenträhnen hervor drungen/ insonderheit/ da er auff dem Schlosse die
herzutretende Jäger mit höhnischen Worten angriff; was sie vor schlimme furchtsame
Kerle währen/ und einen Wolff zutödten/ vor ein grosses Werk außgeben dürfften. Der
Groß Fürst wahr des vorigen tages außgeritten/ und da er des folgen den wiederkam/ und
die Taht erfuhr/ auch das Tihr besahe/ kunte er vor verwunderung fast kein Wort reden/
biß er endlich zu seinem Gemahl sagete; Ich habe diesen unsern Sohn allemahl vor eine
sonderliche Gabe der Götter gehalten/ darumb haben sie mir ihn nun zum drittenmahl
beschützet; werden wir aber sein nicht besser acht haben/ dürffte der Himmel ihn bald wie-
der abfodern. Zwar die Götter haben uns noch einen männlichen Erben/ unsern Bald-
rich (der dazumahl im fünfften Jahr wahr/ und sich nunmehr zu allen fürstlichen Tugen-
den schicket) gegeben/ aber müssen wir darumb diesen in solcher Gefährligkeit/ als einen
Baurjungen allein umbher lauffen lassen? Hernach fuhr er dz junge Herrlein scharff an;
höre du Leckerchen/ sagte er/ wer hat dir befohlen die Püsche durch zukrichen/ und ohn Uhr-
laub vom Schlosse zu lauffen? wirstu das mehr tuhn/ sol dir mit frischen Ruhten geloh-
net werden. Herkules stellete sich etwas beleidiget seyn/ und antwortete: Mein Herr Va-
ter/ zürnet doch nicht so hart mit mir/ weil ich ja nichts böses begangen habe; meine Fr.
Mutter wolte mich schrecken/ da mich ein Wolff anträffe/ würde er mich verschlingen; ja
wie schön hat er mich verschlungen? Ich wahr ihm mit meinem prafen Degen viel zu be-
hende. Wie ungehalten nun der Groß Fürst wahr/ muste er doch des Knaben von Herzen
lachen/ und sagte zu ihm; wie aber/ wann er dich verschlungen hätte/ würde man dir das
Leben haben wieder geben können? Verschlungen? antwortete das Herrlein/ und wann
ihrer gleich zween gewesen/ solten sie mich nicht verschlungen haben; ich hatte ja den Vor-
tel im Pusche/ daß sie nach Willen nicht hätten können an mich kommen/ und wie leicht
hätte ich ihrer etliche/ einen nach dem andern übern hauffen stossen können; darumb bitte

ich

Drittes Buch.
ihm den Spies auffs neue in den Rachen ſtieß/ ihn auch ſo lange quaͤlete/ biß er dahin ſtarb/
ungeachtet ihm das Blut hin und wieder auff die Kleider ſpruͤtzete/ hernach dem Knaben
befahl etliche Jaͤger zu hohlen/ die den Wolff nach dem Schloſſe ſchleppeten. Dieſer be-
richtete in der Groß Fuͤrſtin Gegenwart/ was ſich zugetragen haͤtte/ welches ihm niemand
glaͤuben wolte/ biß auff vielfaͤltiges beteuren ſie mit etlichen Dienern hinunter ging/ und
ihr liebes Soͤhnlein mit blutigem Spieſſe und Kleidern gegen ihr daher lauffen ſahe/ der
ſie alſo anredete: Herzen Fr. Mutter/ ſprechet forthin mehr/ der Wolff werde mich ver-
ſchlingen/ ich habe ihn gleich wol ſo geputzet/ daß er ſich an mir ferner nicht reiben ſol. Die
Groß Fuͤrſtin gedachte/ er wuͤrde etwa einen Hund erſtochen haben; als ſie aber das grau-
ſame Tihr in ſeinem rauchenden Blute liegen ſahe/ erſchrak ſie uͤber alle maſſe/ und ſchalt
hefftig mit ihm/ dz ſie ihn auch zu ficken draͤuete/ welches aber das Herꝛlein mit einem ſon-
derlichen Eifer und ernſtlichem Angeſichte beantwortete: Je Herzen Fr. Mutter/ ſagte
er/ ſolte ich mich dann von dieſem Ungeheur freſſen laſſen? So wahꝛ ich ein Teutſcher
Fuͤrſt gebohren bin/ werde ich mein Leben ſo liederlich nicht dahin geben/ und weis gewiß/
mein H. Vater wird mir ein groͤſſeres Schwert geben/ daß ich hernaͤhſt der ſchaͤndlichen
Schaff Raͤuber mehr aus dem Wege ſchaffe; ſtellete ſich auch unter dem Reden ſo freu-
dig/ mit zierlichen ſpringen/ Tanzen/ und zuſammen ſchlagung der Haͤnde/ daß ſeiner Fr.
Mutter die Freudentraͤhnen hervor drungen/ inſonderheit/ da er auff dem Schloſſe die
herzutretende Jaͤger mit hoͤhniſchen Worten angriff; was ſie vor ſchlimme furchtſame
Kerle waͤhren/ und einen Wolff zutoͤdten/ vor ein groſſes Werk außgeben duͤrfften. Der
Groß Fuͤrſt wahr des vorigen tages außgeritten/ und da er des folgen den wiederkam/ und
die Taht erfuhr/ auch das Tihr beſahe/ kunte er vor verwunderung faſt kein Wort reden/
biß er endlich zu ſeinem Gemahl ſagete; Ich habe dieſen unſern Sohn allemahl vor eine
ſonderliche Gabe der Goͤtter gehalten/ darumb haben ſie mir ihn nun zum drittenmahl
beſchuͤtzet; werden wir aber ſein nicht beſſer acht haben/ duͤrffte der Himmel ihn bald wie-
der abfodern. Zwar die Goͤtter haben uns noch einen maͤnnlichen Erben/ unſern Bald-
rich (der dazumahl im fuͤnfften Jahr wahr/ und ſich nunmehr zu allen fuͤrſtlichen Tugen-
den ſchicket) gegeben/ aber muͤſſen wir darumb dieſen in ſolcher Gefaͤhrligkeit/ als einen
Baurjungen allein umbher lauffen laſſen? Hernach fuhr er dz junge Herrlein ſcharff an;
hoͤre du Leckerchen/ ſagte er/ wer hat dir befohlen die Puͤſche durch zukrichen/ und ohn Uhr-
laub vom Schloſſe zu lauffen? wirſtu das mehr tuhn/ ſol dir mit friſchen Ruhten geloh-
net werden. Herkules ſtellete ſich etwas beleidiget ſeyn/ und antwortete: Mein Herr Va-
ter/ zuͤrnet doch nicht ſo hart mit mir/ weil ich ja nichts boͤſes begangen habe; meine Fr.
Mutter wolte mich ſchrecken/ da mich ein Wolff antraͤffe/ wuͤrde er mich verſchlingen; ja
wie ſchoͤn hat er mich verſchlungen? Ich wahr ihm mit meinem prafen Degen viel zu be-
hende. Wie ungehalten nun der Groß Fuͤrſt wahr/ muſte er doch des Knaben von Herzen
lachen/ und ſagte zu ihm; wie aber/ wann er dich verſchlungen haͤtte/ wuͤrde man dir das
Leben haben wieder geben koͤnnen? Verſchlungen? antwortete das Herrlein/ und wann
ihrer gleich zween geweſen/ ſolten ſie mich nicht verſchlungen haben; ich hatte ja den Vor-
tel im Puſche/ daß ſie nach Willen nicht haͤtten koͤnnen an mich kommen/ und wie leicht
haͤtte ich ihrer etliche/ einen nach dem andern uͤbern hauffen ſtoſſen koͤnnen; darumb bitte

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/613>, abgerufen am 22.12.2024.