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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
nes gleichen/ und zwar älterern/ der Botmässigkeit annimt. Ich habe ihm diese Gewalt so
willig übergeben/ sagte er/ als gerne er mir ein gleichmässiges gönnet/ da ich michs nur ge-
brauchen wolte. Wol/ sagte sie/ so hat mein Herr seiner bedingung den Kauff selber auffge-
sagt/ und dafern er günstig und gewogen ist/ wird er sich auffs minste in diesem Stük/ seiner
Freyheit gebrauchen. Mit diesem Worte gelangeten sie bey Herkules an/ dem Frl. Sophia
sehr tieffe Ehrerbietung erzeigete/ und seine Gestalt fast vor übermenschlich hielt/ so daß sie
schier auff des ersten Räubers Wahn gerahten währe/ und redete ihn also an: Vortreff-
licher Ritter und Herr/ wann wir die Heldentahten nicht gesehen hätten/ die euer unüber-
windlicher Arm glüklich vollenbracht hat/ könten wir dem scheine nach/ anders nicht Ur-
teilen/ als daß ihr mit uns eines Geschlechtes währet; weil aber nicht vermuhtlich ist/ daß
unter einer weiblichen Brust solche Krafft und stärke wohnen solte/ müssen wir eure Man-
heit nicht in zweiffel ziehen; Ich und meine Gespielen schreiben es billich der himlischen
Allmacht zu/ welche euch meine hochwerte Herren zu unser Ehren- und lebens rettung hie-
her gesand hat/ die unkeusche boßheit der Räuber abzustraffen; welches zu erkennen/ die
Erbarkeit und die eingepflanzeten Rechte selbst uns zu ruffen/ dafern unser vermögen nur
so weit reichen wolte; da wir dann nicht zweiffeln/ die götter selbst werden unsere Stete
vertreten helffen/ damit diese hochrühmliche Taht mit gebührlichem preyse durch die gan-
ze Welt verehret werde/ nach dem eines Ritters höchstes Lob in dem bestehet/ daß er den
schwachen beystand/ den unschuldigen hülffe/ und den nohtleidenden rettung geleistet/ wel-
ches von meinen Herren vor dißmal uns allerdinge unbekanten/ so überflüssig begegnet ist/
daß niemand als die unbescheidene Undankbarkeit ein wiedriges reden und zeugen wird.
Aber mein Herr/ sagte sie zu Ladisla/ werde ich auch diese Kühnheit nehmen dürffen eine
gleichmässige Bitte an euren Freund/ wie an euch/ zu legen? Durchleuchtiges Fräulein/
antwortete er/ demnach sie nicht allein in betrachtung ihres Herrn Vaters/ des Hochmö-
genden Herrn Stadthalters zu Padua/ sondern auch wegen ihrer selbst eigenen wirdigkeit
uns zu befehlen hat/ wird sie diese Frage vor einen überflus erkennen. Herkules/ da er aus
dieser Rede die Hocheit dieser Fräulein vernam/ erzeigete ihr grosse Ehre/ und fing an:
Durchl. Fräulein/ ihre vernünfftige reden zeigen leicht an/ von was vortrefflichen Leuten
sie müsse gezeuget und erzogen seyn; das hohe Lob aber/ welches meiner geringfügig-
keit zuzulegen/ ihr gefallen wollen/ reichet bey weitem noch nicht an meine schlechte Tahten/
daher dieselben weit über Verdienst sind erhoben/ in dem mit ihren zierlichen reden sie sich
haben schmücken lassen/ gleich wie man ein unwirdiges Hölzlein mit güldenen Kleidern
behänget/ daß eine ansehnliche Tocke draus wird; woselbst meinem Fräulein einzureden/
ich die Kühnheit noch nicht ergreiffen kan. Daß aber dannoch der Gnädige Gott als Be-
schützer aller unschuld/ und Rächer aller Boßheit/ meinen lieben Freund und mich/ zu so
heil samer Stunde in diese Gegend geführet/ daß wir unser hochwerten Fräulein klägli-
ches Geschrey ohn gefehr vernehmen/ und wider die verfluchten Räuber/ ihnen Beystand
leisten können/ rechnen wir billig unter unsere Glükseligkeiten mit; gestaltsam ein redlicher
Ritter das Schwert zu dem Ende gebrauchen sol/ daß den unter drükten Hülffe/ und der
Boßheit eintrag geschehe; daher leicht erhellet/ daß unsere jetzige Verrichtung aus blos-
ser schuldigkeit/ damit wir der Erbarkeit und allen redlichen Menschen verhafftet sind/

herrüh-

Erſtes Buch.
nes gleichen/ und zwar aͤlterern/ der Botmaͤſſigkeit annimt. Ich habe ihm dieſe Gewalt ſo
willig uͤbergeben/ ſagte er/ als gerne er mir ein gleichmaͤſſiges goͤnnet/ da ich michs nur ge-
brauchen wolte. Wol/ ſagte ſie/ ſo hat mein Herr ſeiner bedingung den Kauff ſelber auffge-
ſagt/ und dafern er guͤnſtig und gewogen iſt/ wird er ſich auffs minſte in dieſem Stuͤk/ ſeiner
Freyheit gebrauchen. Mit dieſem Worte gelangeten ſie bey Herkules an/ dem Frl. Sophia
ſehr tieffe Ehrerbietung erzeigete/ und ſeine Geſtalt faſt vor uͤbermenſchlich hielt/ ſo daß ſie
ſchier auff des erſten Raͤubers Wahn gerahten waͤhre/ und redete ihn alſo an: Vortreff-
licher Ritter und Herr/ wann wir die Heldentahten nicht geſehen haͤtten/ die euer unuͤber-
windlicher Arm gluͤklich vollenbracht hat/ koͤnten wir dem ſcheine nach/ anders nicht Ur-
teilen/ als daß ihr mit uns eines Geſchlechtes waͤhret; weil aber nicht vermuhtlich iſt/ daß
unter einer weiblichen Bruſt ſolche Krafft und ſtaͤrke wohnen ſolte/ muͤſſen wir eure Man-
heit nicht in zweiffel ziehen; Ich und meine Geſpielen ſchreiben es billich der himliſchen
Allmacht zu/ welche euch meine hochwerte Herren zu unſer Ehren- und lebens rettung hie-
her geſand hat/ die unkeuſche boßheit der Raͤuber abzuſtraffen; welches zu erkennen/ die
Erbarkeit und die eingepflanzeten Rechte ſelbſt uns zu ruffen/ dafern unſer vermoͤgen nur
ſo weit reichen wolte; da wir dann nicht zweiffeln/ die goͤtter ſelbſt werden unſere Stete
vertreten helffen/ damit dieſe hochruͤhmliche Taht mit gebuͤhrlichem preyſe durch die gan-
ze Welt verehret werde/ nach dem eines Ritters hoͤchſtes Lob in dem beſtehet/ daß er den
ſchwachen beyſtand/ den unſchuldigen huͤlffe/ und den nohtleidenden rettung geleiſtet/ wel-
ches von meinen Herren vor dißmal uns allerdinge unbekanten/ ſo uͤberfluͤſſig begegnet iſt/
daß niemand als die unbeſcheidene Undankbarkeit ein wiedriges reden und zeugen wird.
Aber mein Herr/ ſagte ſie zu Ladiſla/ werde ich auch dieſe Kuͤhnheit nehmen duͤrffen eine
gleichmaͤſſige Bitte an euren Freund/ wie an euch/ zu legen? Durchleuchtiges Fraͤulein/
antwortete er/ demnach ſie nicht allein in betrachtung ihres Herrn Vaters/ des Hochmoͤ-
genden Herrn Stadthalters zu Padua/ ſondern auch wegen ihrer ſelbſt eigenen wirdigkeit
uns zu befehlen hat/ wird ſie dieſe Frage vor einen uͤberflus erkennen. Herkules/ da er aus
dieſer Rede die Hocheit dieſer Fraͤulein vernam/ erzeigete ihr groſſe Ehre/ und fing an:
Durchl. Fraͤulein/ ihre vernuͤnfftige reden zeigen leicht an/ von was vortrefflichen Leuten
ſie muͤſſe gezeuget und erzogen ſeyn; das hohe Lob aber/ welches meiner geringfuͤgig-
keit zuzulegen/ ihr gefallen wollen/ reichet bey weitem noch nicht an meine ſchlechte Tahtẽ/
daher dieſelben weit uͤber Verdienſt ſind erhoben/ in dem mit ihren zierlichen reden ſie ſich
haben ſchmuͤcken laſſen/ gleich wie man ein unwirdiges Hoͤlzlein mit guͤldenen Kleidern
behaͤnget/ daß eine anſehnliche Tocke draus wird; woſelbſt meinem Fraͤulein einzureden/
ich die Kuͤhnheit noch nicht ergreiffen kan. Daß aber dannoch der Gnaͤdige Gott als Be-
ſchuͤtzer aller unſchuld/ und Raͤcher aller Boßheit/ meinen lieben Freund und mich/ zu ſo
heil ſamer Stunde in dieſe Gegend gefuͤhret/ daß wir unſer hochwerten Fraͤulein klaͤgli-
ches Geſchrey ohn gefehr vernehmen/ und wider die verfluchten Raͤuber/ ihnen Beyſtand
leiſten koͤnnen/ rechnen wir billig unter unſere Gluͤkſeligkeiten mit; geſtaltſam ein redlicher
Ritter das Schwert zu dem Ende gebrauchen ſol/ daß den unter druͤkten Huͤlffe/ und der
Boßheit eintrag geſchehe; daher leicht erhellet/ daß unſere jetzige Verrichtung aus bloſ-
ſer ſchuldigkeit/ damit wir der Erbarkeit und allen redlichen Menſchen verhafftet ſind/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/68>, abgerufen am 18.05.2024.