Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. eigenen Vortel/ wann er sonst nichts zutuhn hat/ und rennet willig ins Verderben/ ehe manihn jaget; Das macht/ er schämet sich von Tugendhafften zulernen/ was ihm selig ist; ja verlachet noch wol denselben in seinem woltuhn/ ob er gleich sihet/ daß ein solcher von Gott durch alles Gewitter frey hindurch geführet wird; und wie könte etwas schädliches haff- ten/ da man Gott zum Führer wählet? Wie könte es anders als glüklich ausschlagen/ da Tugend das Fähnlein schwinget? Ich heisse aber das nicht Glük/ von Königlichem oder sonst ädlem Geblüt entsprossen seyn; Ich heisse das nicht Glük/ die Kasten und Säcke mit der Welt Narren-Schellen/ den güldenen und silbernen Pfennigen gefüllet haben; Ich heisse das nicht Glük/ des Leibes Kräffte in aller Gesundheit brauchen; wiewol auch diese Stücke eigentlich und an sich nicht unglüklich sind; sondern Glük ist Gottes Gnade; Glük ist ein gutes Gewissen; Glük ist ein fröliches Herz/ auch mitten im Tode/ und auff der Fol- terbank; dann Leibesweh ist so ein schädliches übel nicht/ wanns von Gott zur Besserung herrühret. Aber der Seelen Krankheit/ die trifft gar zustränge/ die verwundet gar zu ge- fährlich/ die tödtet gar zu herbe/ weil sie Gottes Hulde störet/ und dem innerlichen Peini- ger/ ich verstehe das böse Gewissen/ uns in die Hände liefert. O du undankbare Welt/ wie darffstu deine Augen gen Himmel wenden/ da du das höchste Gut/ dir von Gott verlihen/ ihm entgegen stellest? Die Seele meyne ich/ welche du zwingest/ dem Fleische unterwürf- fig zu seyn/ und der üppigkeit die folge durch Wasser und Feur zuleisten. Wer rühmets an einem Untertahnen/ daß er seines Fürsten Freygebigkeit zu dessen Verderben gebrauchet? wie ist dann derselbe in den Augen Gottes zuachten/ welcher das gröste Himmels geschenk wider den Himmel selbst kehret/ und stürmet auff den zu/ welcher ihm die Krafft zustürmen verlihen hat? Hieran sind alle muhtwillige schuldig/ die ihrer Seelen Wirkung durch Lie- be zur Leichtfertigkeit und Fleisches Wollust von der Bahn abzihen/ auf welcher sie zuwan- deln von Gott erschaffen sind/ könten auch folge leisten/ wann sie das böse diesem besten Teil nicht zustränge eindrücketen/ sondern dem Frevelmuht das Gebiß anlegeten/ wann er zur seiten ausweichet/ und mehr den süssen/ als gesunden Speisen nachhänget. Wer nun die- sem übel einzureden kühn genug ist/ der allein geneust des Lebensaffts/ welcher durch der Seelen Wirkung eingetrüpffet wird/ und umb so viel häuffiger/ je beständiger er auff die Tugend ansetzet. Ich bekenne/ daß einem Gottlosen Menschen besser währe/ ein Klotz zu seyn; Aber währe auch dem jezt erschlagenen Löuen nicht besser/ daß er zum Hasen oder Eichhörnichen gedien wäre? Noch bleibet Löuenadel wol über anderer Tihre Gültigkeit; aber weil er Wuht vor Krafft/ blinden Anfall vor Vorsichtigkeit brauchte/ muste ihn seine eigene Last stürzen. Also muß ich der Ursach halben menschliche Vortrefligkeit nicht schän- den/ ob gleich der boshaffte mehr übels als einiges wildes Tihr begehet/ sondern Vernunft bleibet in sich gut und heilsam/ wann das böse nur gemieden wird/ und wer seinen Verstand zum guten anwendet/ hat unter allen Geschöpffen Gottes seines gleichen nicht; Ja wann er diesem gehorsamet/ verbindet er ihm denselben/ daß er ihn weder in Nöhten stecken lassen/ noch die Hülffe ihm versagen kan. Mazeus und die seinen/ sahen ihn/ weil er dieses redete/ mit unverwendeten Augen an/ und gedauchte sie/ weder lieblichere Stimme/ noch holdseli- ger Angesicht/ noch züchtigere Geberden jemahls bey einigem Mannesbilde gespüret zuha- ben/ und nahm sie wunder/ daß er in seiner Rede des ergangenen Streites so gar mit kei- nem M m m m ij
Drittes Buch. eigenen Vortel/ wann er ſonſt nichts zutuhn hat/ und rennet willig ins Verdeꝛben/ ehe manihn jaget; Das macht/ er ſchaͤmet ſich von Tugendhafften zulernen/ was ihm ſelig iſt; ja verlachet noch wol denſelben in ſeinem woltuhn/ ob er gleich ſihet/ daß ein ſolcher von Gott durch alles Gewitter frey hindurch gefuͤhret wird; und wie koͤnte etwas ſchaͤdliches haff- ten/ da man Gott zum Fuͤhrer waͤhlet? Wie koͤnte es anders als gluͤklich ausſchlagen/ da Tugend das Faͤhnlein ſchwinget? Ich heiſſe aber das nicht Gluͤk/ von Koͤniglichem oder ſonſt aͤdlem Gebluͤt entſproſſen ſeyn; Ich heiſſe das nicht Gluͤk/ die Kaſten und Saͤcke mit der Welt Narren-Schellen/ den guͤldenen und ſilbernen Pfennigen gefuͤllet haben; Ich heiſſe das nicht Gluͤk/ des Leibes Kraͤffte in aller Geſundheit brauchen; wiewol auch dieſe Stuͤcke eigentlich und an ſich nicht ungluͤklich ſind; ſondern Gluͤk iſt Gottes Gnade; Gluͤk iſt ein gutes Gewiſſen; Gluͤk iſt ein froͤliches Herz/ auch mitten im Tode/ und auff der Fol- terbank; dann Leibesweh iſt ſo ein ſchaͤdliches uͤbel nicht/ wanns von Gott zur Beſſerung herruͤhret. Aber der Seelen Krankheit/ die trifft gar zuſtraͤnge/ die verwundet gar zu ge- faͤhrlich/ die toͤdtet gar zu herbe/ weil ſie Gottes Hulde ſtoͤret/ und dem innerlichen Peini- ger/ ich verſtehe das boͤſe Gewiſſen/ uns in die Haͤnde liefert. O du undankbare Welt/ wie darffſtu deine Augen gen Himmel wenden/ da du das hoͤchſte Gut/ dir von Gott verlihen/ ihm entgegen ſtelleſt? Die Seele meyne ich/ welche du zwingeſt/ dem Fleiſche unterwuͤrf- fig zu ſeyn/ und der uͤppigkeit die folge durch Waſſer und Feur zuleiſten. Wer ruͤhmets an einem Untertahnen/ daß er ſeines Fuͤrſten Freygebigkeit zu deſſen Verderben gebrauchet? wie iſt dann derſelbe in den Augen Gottes zuachten/ welcher das groͤſte Himmels geſchenk wider den Himmel ſelbſt kehret/ und ſtuͤrmet auff den zu/ welcher ihm die Krafft zuſtuͤrmen verlihen hat? Hieran ſind alle muhtwillige ſchuldig/ die ihrer Seelen Wirkung durch Lie- be zur Leichtfertigkeit und Fleiſches Wolluſt von der Bahn abzihen/ auf welcher ſie zuwan- deln von Gott erſchaffen ſind/ koͤnten auch folge leiſten/ wann ſie das boͤſe dieſem beſten Teil nicht zuſtraͤnge eindruͤcketen/ ſondern dem Frevelmuht das Gebiß anlegeten/ wann er zur ſeiten ausweichet/ und mehr den ſuͤſſen/ als geſunden Speiſen nachhaͤnget. Wer nun die- ſem uͤbel einzureden kuͤhn genug iſt/ der allein geneuſt des Lebenſaffts/ welcher durch der Seelen Wirkung eingetruͤpffet wird/ und umb ſo viel haͤuffiger/ je beſtaͤndiger er auff die Tugend anſetzet. Ich bekenne/ daß einem Gottloſen Menſchen beſſer waͤhre/ ein Klotz zu ſeyn; Aber waͤhre auch dem jezt erſchlagenen Loͤuen nicht beſſer/ daß er zum Haſen oder Eichhoͤrnichen gedien waͤre? Noch bleibet Loͤuenadel wol uͤber anderer Tihre Guͤltigkeit; aber weil er Wuht vor Krafft/ blinden Anfall vor Vorſichtigkeit brauchte/ muſte ihn ſeine eigene Laſt ſtuͤrzen. Alſo muß ich der Urſach halben menſchliche Vortrefligkeit nicht ſchaͤn- den/ ob gleich der boshaffte mehr uͤbels als einiges wildes Tihr begehet/ ſondern Vernunft bleibet in ſich gut und heilſam/ wann das boͤſe nur gemieden wird/ und wer ſeinen Verſtand zum guten anwendet/ hat unter allen Geſchoͤpffen Gottes ſeines gleichen nicht; Ja wann er dieſem gehorſamet/ verbindet er ihm denſelben/ daß er ihn weder in Noͤhten ſtecken laſſen/ noch die Huͤlffe ihm verſagen kan. Mazeus und die ſeinen/ ſahen ihn/ weil er dieſes redete/ mit unverwendeten Augen an/ und gedauchte ſie/ weder lieblichere Stimme/ noch holdſeli- ger Angeſicht/ noch zuͤchtigere Geberden jemahls bey einigem Mannesbilde geſpuͤret zuha- ben/ und nahm ſie wunder/ daß er in ſeiner Rede des ergangenen Streites ſo gar mit kei- nem M m m m ij
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Drittes Buch.
eigenen Vortel/ wann er ſonſt nichts zutuhn hat/ und rennet willig ins Verdeꝛben/ ehe man
ihn jaget; Das macht/ er ſchaͤmet ſich von Tugendhafften zulernen/ was ihm ſelig iſt; ja
verlachet noch wol denſelben in ſeinem woltuhn/ ob er gleich ſihet/ daß ein ſolcher von Gott
durch alles Gewitter frey hindurch gefuͤhret wird; und wie koͤnte etwas ſchaͤdliches haff-
ten/ da man Gott zum Fuͤhrer waͤhlet? Wie koͤnte es anders als gluͤklich ausſchlagen/ da
Tugend das Faͤhnlein ſchwinget? Ich heiſſe aber das nicht Gluͤk/ von Koͤniglichem oder
ſonſt aͤdlem Gebluͤt entſproſſen ſeyn; Ich heiſſe das nicht Gluͤk/ die Kaſten und Saͤcke mit
der Welt Narren-Schellen/ den guͤldenen und ſilbernen Pfennigen gefuͤllet haben; Ich
heiſſe das nicht Gluͤk/ des Leibes Kraͤffte in aller Geſundheit brauchen; wiewol auch dieſe
Stuͤcke eigentlich und an ſich nicht ungluͤklich ſind; ſondern Gluͤk iſt Gottes Gnade; Gluͤk
iſt ein gutes Gewiſſen; Gluͤk iſt ein froͤliches Herz/ auch mitten im Tode/ und auff der Fol-
terbank; dann Leibesweh iſt ſo ein ſchaͤdliches uͤbel nicht/ wanns von Gott zur Beſſerung
herruͤhret. Aber der Seelen Krankheit/ die trifft gar zuſtraͤnge/ die verwundet gar zu ge-
faͤhrlich/ die toͤdtet gar zu herbe/ weil ſie Gottes Hulde ſtoͤret/ und dem innerlichen Peini-
ger/ ich verſtehe das boͤſe Gewiſſen/ uns in die Haͤnde liefert. O du undankbare Welt/ wie
darffſtu deine Augen gen Himmel wenden/ da du das hoͤchſte Gut/ dir von Gott verlihen/
ihm entgegen ſtelleſt? Die Seele meyne ich/ welche du zwingeſt/ dem Fleiſche unterwuͤrf-
fig zu ſeyn/ und der uͤppigkeit die folge durch Waſſer und Feur zuleiſten. Wer ruͤhmets an
einem Untertahnen/ daß er ſeines Fuͤrſten Freygebigkeit zu deſſen Verderben gebrauchet?
wie iſt dann derſelbe in den Augen Gottes zuachten/ welcher das groͤſte Himmels geſchenk
wider den Himmel ſelbſt kehret/ und ſtuͤrmet auff den zu/ welcher ihm die Krafft zuſtuͤrmen
verlihen hat? Hieran ſind alle muhtwillige ſchuldig/ die ihrer Seelen Wirkung durch Lie-
be zur Leichtfertigkeit und Fleiſches Wolluſt von der Bahn abzihen/ auf welcher ſie zuwan-
deln von Gott erſchaffen ſind/ koͤnten auch folge leiſten/ wann ſie das boͤſe dieſem beſten Teil
nicht zuſtraͤnge eindruͤcketen/ ſondern dem Frevelmuht das Gebiß anlegeten/ wann er zur
ſeiten ausweichet/ und mehr den ſuͤſſen/ als geſunden Speiſen nachhaͤnget. Wer nun die-
ſem uͤbel einzureden kuͤhn genug iſt/ der allein geneuſt des Lebenſaffts/ welcher durch der
Seelen Wirkung eingetruͤpffet wird/ und umb ſo viel haͤuffiger/ je beſtaͤndiger er auff die
Tugend anſetzet. Ich bekenne/ daß einem Gottloſen Menſchen beſſer waͤhre/ ein Klotz zu
ſeyn; Aber waͤhre auch dem jezt erſchlagenen Loͤuen nicht beſſer/ daß er zum Haſen oder
Eichhoͤrnichen gedien waͤre? Noch bleibet Loͤuenadel wol uͤber anderer Tihre Guͤltigkeit;
aber weil er Wuht vor Krafft/ blinden Anfall vor Vorſichtigkeit brauchte/ muſte ihn ſeine
eigene Laſt ſtuͤrzen. Alſo muß ich der Urſach halben menſchliche Vortrefligkeit nicht ſchaͤn-
den/ ob gleich der boshaffte mehr uͤbels als einiges wildes Tihr begehet/ ſondern Vernunft
bleibet in ſich gut und heilſam/ wann das boͤſe nur gemieden wird/ und wer ſeinen Verſtand
zum guten anwendet/ hat unter allen Geſchoͤpffen Gottes ſeines gleichen nicht; Ja wann
er dieſem gehorſamet/ verbindet er ihm denſelben/ daß er ihn weder in Noͤhten ſtecken laſſen/
noch die Huͤlffe ihm verſagen kan. Mazeus und die ſeinen/ ſahen ihn/ weil er dieſes redete/
mit unverwendeten Augen an/ und gedauchte ſie/ weder lieblichere Stimme/ noch holdſeli-
ger Angeſicht/ noch zuͤchtigere Geberden jemahls bey einigem Mannesbilde geſpuͤret zuha-
ben/ und nahm ſie wunder/ daß er in ſeiner Rede des ergangenen Streites ſo gar mit kei-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/681>, abgerufen am 26.06.2024. |