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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
te: Und wann mein Diener solche schwache Gurt angelegt hätte/ müste ers mit dem Leben
büssen; schickete auch an die Amazonin/ mit Bitte/ ihm den vierden Ritt nicht zuversagen/
weil nicht er/ sondern der Sattel abgestochen währe. Herkules aber gab zur Antwort: Es
wäre freylich die schwache Gurt des Falles ursach; weil aber das vierde Treffen beydes wi-
der die abgelesene Satzungen/ und wider seine gewohnheit wäre/ bähte er/ ihn dessen günstig
biß auf morgen zuerlassen/ weil er seine Tapfferkeit gnug hätte zuerkennen geben/ und sich nit
vor überwunden schätzen dürfte; womit er sich auch befriedigen ließ. Pharnabazus übrige
fünffe hielten sich abermal wol/ dz nur einer den Sattel räumete; Worauff Ladisla und Leches
mit einen zierlichen Pferdetummeln die Bahn einnamen/ und nit wenig auf ihre festen Hengste
sich verliessen. Er setzete sich gleich gegen die Amazonin/ und wartete/ ob sich jemand stellen
würde/ welches nit lange anstund/ dann eben sie selbst und Pharnabazus liessen sich finden;
welches ihm doch noch zur Zeit ungelegen war/ und seiner Ritter einen mit dieser Werbung
an sie schickete: Mein Gn. Herr und sein Gefärte nähst anmeldung ihrer Dienste und Grus-
ses/ erfreuen sich/ die Ehre zu haben/ mit eurer Vortrefligkeit einen ritterlichen versuch zu
tuhn; weil sie aber bißdaher geruhet/ und hingegen eure Pferde sich hart bemühet haben/
ist ihr bitliches suchen/ ihnen die Ehre zu gönnen/ deren sie schon genossen/ damit sie auch
zuvor mit dreyen andern sich versuchen mögen/ hernach sind sie zu ihren pflichtschuldigen
Diensten bereit und willig/ welches Ansuchen/ weil es der Billigkeit gemäß/ sie umb so viel
desto leichter zuerhalten hoffen. Pharnabazus/ nach dem er zuvor der Amazonin Meinung
vernommen/ gab zur Antwort: Herr Ritter/ wir bedanken uns wegen des übergebrach-
ten Grusses von eurem ansehnlichen/ uns unbekanten Herrn/ ersetzen denselben mit glei-
chem/ und geben ihrem Begehren billich stat/ als wodurch sie ihre Herzhafftigkeit uns se-
hen lassen; sonsten wünschen wir ihnen/ zubehauptung ihrer Ehren/ Glük und Sieg. Hie-
mit ritten sie alsbald von der Bahn/ welches ein grosses auffsehen gab/ weil die wenigsten
ihre Rede verstehen kunten; doch funden sich bald zween andere/ die Lust hatten dieses tref-
lich geputzeten Herrn Mannheit zuversuchen/ kunten sich aber wegen des Gegenstechers
nicht vergleichen/ dann jeder wolte mit dem vornehmsten dieser kleinen Geselschaft es zu
ruhn haben/ biß sie Ladisla und Leches loßbrechen sahen/ denen diese zwar verwägen gnug
begegneten/ wurden aber so unsäuberlich empfangen/ daß sie beyde über und über purzelten/
und der von Ladisla getroffene den licken Arm zubrach/ da doch die unsern unbeweglich
vorbey gingen. Der Anfang ist trauen gut/ sagete die Amazonin zu ihrem Gesellen. Es hat-
ten aber schon zween andere die Bahn eingenommen/ und gaben durch winken ihr Begeh-
ren zuverstehen/ musten doch den vorigen gleich/ einen unwilligen harten Sprung tuhn/
daß ihnen das Gerippe knackete. Ein hochmuhiger Hirkaner fürchtete sich/ Ladisla würde
ihm an erwerbung des Preises hinderlich seyn/ rieff seinen Gesellen zu sich/ und begegnete
ihm frisch/ erhielt auch die Ehre/ daß er vom ersten Stosse ungefellet blieb/ aber der andere
streckete ihn dergestalt langs auff der Erden aus/ daß man ihn ohmächtig von der Bahn
tragen muste/ da Leches den seinen schon im ersten gange außgehoben hatte. Dieser gewal-
tige Ritter hat besser Glük und Ehre als wir/ sagte die Amazonin zu Pharnabazus/ weil
jederman sich an ihm reiben wil/ zweiffele auch nicht/ er werde sich äusserst bemühen/ den
schon erworbenen Preiß zu handhaben/ weil ich ihn noch nicht gesehen im Sattel wanken/

und

Drittes Buch.
te: Und wann mein Diener ſolche ſchwache Gurt angelegt haͤtte/ muͤſte ers mit dem Leben
buͤſſen; ſchickete auch an die Amazonin/ mit Bitte/ ihm den vierden Ritt nicht zuverſagen/
weil nicht er/ ſondern der Sattel abgeſtochen waͤhre. Herkules aber gab zur Antwort: Es
waͤre freylich die ſchwache Gurt des Falles urſach; weil aber das vierde Treffen beydes wi-
der die abgeleſene Satzungen/ uñ wider ſeine gewohnheit waͤre/ baͤhte er/ ihn deſſen guͤnſtig
biß auf morgen zuerlaſſen/ weil er ſeine Tapfferkeit gnug haͤtte zuerkeñen gebẽ/ und ſich nit
vor uͤberwunden ſchaͤtzen duͤrfte; womit er ſich auch befriedigen ließ. Pharnabazus uͤbrige
fuͤnffe hieltẽ ſich abermal wol/ dz nur einer den Sattel raͤumete; Worauff Ladiſla uñ Leches
mit einẽ zierlichen Pferdetum̃eln die Bahn einnamen/ uñ nit wenig auf ihre feſten Hengſte
ſich verlieſſen. Er ſetzete ſich gleich gegen die Amazonin/ und waꝛtete/ ob ſich jemand ſtellen
wuͤrde/ welches nit lange anſtund/ dañ eben ſie ſelbſt und Pharnabazus lieſſen ſich finden;
welches ihm doch noch zur Zeit ungelegen war/ und ſeiner Ritter einẽ mit dieſer Werbung
an ſie ſchickete: Mein Gn. Herr uñ ſein Gefaͤrte naͤhſt anmeldung ihrer Dienſte uñ Gruſ-
ſes/ erfreuen ſich/ die Ehre zu haben/ mit eurer Vortrefligkeit einen ritterlichen verſuch zu
tuhn; weil ſie aber bißdaher geruhet/ und hingegen eure Pferde ſich hart bemuͤhet haben/
iſt ihr bitliches ſuchen/ ihnen die Ehre zu goͤnnen/ deren ſie ſchon genoſſen/ damit ſie auch
zuvor mit dreyen andern ſich verſuchen moͤgen/ hernach ſind ſie zu ihren pflichtſchuldigen
Dienſten bereit und willig/ welches Anſuchen/ weil es der Billigkeit gemaͤß/ ſie umb ſo viel
deſto leichter zuerhalten hoffen. Pharnabazus/ nach dem er zuvor deꝛ Amazonin Meinung
vernommen/ gab zur Antwort: Herr Ritter/ wir bedanken uns wegen des uͤbergebrach-
ten Gruſſes von eurem anſehnlichen/ uns unbekanten Herrn/ erſetzen denſelben mit glei-
chem/ und geben ihrem Begehren billich ſtat/ als wodurch ſie ihre Herzhafftigkeit uns ſe-
hen laſſen; ſonſten wuͤnſchen wir ihnen/ zubehauptung ihrer Ehren/ Gluͤk und Sieg. Hie-
mit ritten ſie alsbald von der Bahn/ welches ein groſſes auffſehen gab/ weil die wenigſten
ihre Rede verſtehen kunten; doch funden ſich bald zween andere/ die Luſt hatten dieſes tref-
lich geputzeten Herrn Mannheit zuverſuchen/ kunten ſich aber wegen des Gegenſtechers
nicht vergleichen/ dann jeder wolte mit dem vornehmſten dieſer kleinen Geſelſchaft es zu
ruhn haben/ biß ſie Ladiſla und Leches loßbrechen ſahen/ denen dieſe zwar verwaͤgen gnug
begegnetẽ/ wurden aber ſo unſaͤuberlich empfangen/ daß ſie beyde uͤber und uͤber purzeltẽ/
und der von Ladiſla getroffene den licken Arm zubrach/ da doch die unſern unbeweglich
vorbey gingen. Der Anfang iſt trauen gut/ ſagete die Amazonin zu ihrem Geſellẽ. Es hat-
ten aber ſchon zween andere die Bahn eingenommen/ und gaben durch winken ihr Begeh-
ren zuverſtehen/ muſten doch den vorigen gleich/ einen unwilligen harten Sprung tuhn/
daß ihnen das Gerippe knackete. Ein hochmuhiger Hirkaner fuͤrchtete ſich/ Ladiſla wuͤrde
ihm an erwerbung des Preiſes hinderlich ſeyn/ rieff ſeinen Geſellen zu ſich/ und begegnete
ihm friſch/ erhielt auch die Ehre/ daß er vom erſten Stoſſe ungefellet blieb/ aber der andere
ſtreckete ihn dergeſtalt langs auff der Erden aus/ daß man ihn ohmaͤchtig von der Bahn
tragen muſte/ da Leches den ſeinen ſchon im erſten gange außgehoben hatte. Dieſer gewal-
tige Ritter hat beſſer Gluͤk und Ehre als wir/ ſagte die Amazonin zu Pharnabazus/ weil
jederman ſich an ihm reiben wil/ zweiffele auch nicht/ er werde ſich aͤuſſeꝛſt bemuͤhen/ den
ſchon erworbenen Preiß zu handhaben/ weil ich ihn noch nicht geſehen im Sattel wanken/

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[671/0709] Drittes Buch. te: Und wann mein Diener ſolche ſchwache Gurt angelegt haͤtte/ muͤſte ers mit dem Leben buͤſſen; ſchickete auch an die Amazonin/ mit Bitte/ ihm den vierden Ritt nicht zuverſagen/ weil nicht er/ ſondern der Sattel abgeſtochen waͤhre. Herkules aber gab zur Antwort: Es waͤre freylich die ſchwache Gurt des Falles urſach; weil aber das vierde Treffen beydes wi- der die abgeleſene Satzungen/ uñ wider ſeine gewohnheit waͤre/ baͤhte er/ ihn deſſen guͤnſtig biß auf morgen zuerlaſſen/ weil er ſeine Tapfferkeit gnug haͤtte zuerkeñen gebẽ/ und ſich nit vor uͤberwunden ſchaͤtzen duͤrfte; womit er ſich auch befriedigen ließ. Pharnabazus uͤbrige fuͤnffe hieltẽ ſich abermal wol/ dz nur einer den Sattel raͤumete; Worauff Ladiſla uñ Leches mit einẽ zierlichen Pferdetum̃eln die Bahn einnamen/ uñ nit wenig auf ihre feſten Hengſte ſich verlieſſen. Er ſetzete ſich gleich gegen die Amazonin/ und waꝛtete/ ob ſich jemand ſtellen wuͤrde/ welches nit lange anſtund/ dañ eben ſie ſelbſt und Pharnabazus lieſſen ſich finden; welches ihm doch noch zur Zeit ungelegen war/ und ſeiner Ritter einẽ mit dieſer Werbung an ſie ſchickete: Mein Gn. Herr uñ ſein Gefaͤrte naͤhſt anmeldung ihrer Dienſte uñ Gruſ- ſes/ erfreuen ſich/ die Ehre zu haben/ mit eurer Vortrefligkeit einen ritterlichen verſuch zu tuhn; weil ſie aber bißdaher geruhet/ und hingegen eure Pferde ſich hart bemuͤhet haben/ iſt ihr bitliches ſuchen/ ihnen die Ehre zu goͤnnen/ deren ſie ſchon genoſſen/ damit ſie auch zuvor mit dreyen andern ſich verſuchen moͤgen/ hernach ſind ſie zu ihren pflichtſchuldigen Dienſten bereit und willig/ welches Anſuchen/ weil es der Billigkeit gemaͤß/ ſie umb ſo viel deſto leichter zuerhalten hoffen. Pharnabazus/ nach dem er zuvor deꝛ Amazonin Meinung vernommen/ gab zur Antwort: Herr Ritter/ wir bedanken uns wegen des uͤbergebrach- ten Gruſſes von eurem anſehnlichen/ uns unbekanten Herrn/ erſetzen denſelben mit glei- chem/ und geben ihrem Begehren billich ſtat/ als wodurch ſie ihre Herzhafftigkeit uns ſe- hen laſſen; ſonſten wuͤnſchen wir ihnen/ zubehauptung ihrer Ehren/ Gluͤk und Sieg. Hie- mit ritten ſie alsbald von der Bahn/ welches ein groſſes auffſehen gab/ weil die wenigſten ihre Rede verſtehen kunten; doch funden ſich bald zween andere/ die Luſt hatten dieſes tref- lich geputzeten Herrn Mannheit zuverſuchen/ kunten ſich aber wegen des Gegenſtechers nicht vergleichen/ dann jeder wolte mit dem vornehmſten dieſer kleinen Geſelſchaft es zu ruhn haben/ biß ſie Ladiſla und Leches loßbrechen ſahen/ denen dieſe zwar verwaͤgen gnug begegnetẽ/ wurden aber ſo unſaͤuberlich empfangen/ daß ſie beyde uͤber und uͤber purzeltẽ/ und der von Ladiſla getroffene den licken Arm zubrach/ da doch die unſern unbeweglich vorbey gingen. Der Anfang iſt trauen gut/ ſagete die Amazonin zu ihrem Geſellẽ. Es hat- ten aber ſchon zween andere die Bahn eingenommen/ und gaben durch winken ihr Begeh- ren zuverſtehen/ muſten doch den vorigen gleich/ einen unwilligen harten Sprung tuhn/ daß ihnen das Gerippe knackete. Ein hochmuhiger Hirkaner fuͤrchtete ſich/ Ladiſla wuͤrde ihm an erwerbung des Preiſes hinderlich ſeyn/ rieff ſeinen Geſellen zu ſich/ und begegnete ihm friſch/ erhielt auch die Ehre/ daß er vom erſten Stoſſe ungefellet blieb/ aber der andere ſtreckete ihn dergeſtalt langs auff der Erden aus/ daß man ihn ohmaͤchtig von der Bahn tragen muſte/ da Leches den ſeinen ſchon im erſten gange außgehoben hatte. Dieſer gewal- tige Ritter hat beſſer Gluͤk und Ehre als wir/ ſagte die Amazonin zu Pharnabazus/ weil jederman ſich an ihm reiben wil/ zweiffele auch nicht/ er werde ſich aͤuſſeꝛſt bemuͤhen/ den ſchon erworbenen Preiß zu handhaben/ weil ich ihn noch nicht geſehen im Sattel wanken/ und

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/709>, abgerufen am 22.12.2024.