Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
gete den wachenden Kriegsknechten daselbst/ was ihm begegnet wahr/ und er nicht anders
muhtmassen könte/ als daß es Juden seyn müsten. Weil sie dann solches mit Augen selbst
gesehen hatten/ gingen ihrer etliche loß/ die Gewalttähter zu erhaschen/ deren sechse wah-
ren/ aber nur zween von ihnen ertappet und dem Hauptman übergeben wurden/ welcher
alsbald alles an den Groß Fürsten gelangen ließ/ der in grossem Eifer Herkules und La-
disla zu sich foderte/ und dem Christen Ammonius/ nach dem er verbunden wahr/ befahl/
alles zuerzählen. Die beyden Gefangenen wurden darauff vorgefodert/ und unter der be-
dräuung der grausamesten Pein/ absonderlich verhöret/ da der eine aus Furcht/ die War-
heit bekennete/ es hätte die ehrliche Judischeit dieser Stad sich gestern Abend verbunden/
nicht zu ruhen/ ehe dann der Zäuberer Ammonius von ihnen getödtet währe/ welcher durch
des Teuffels Hülffe den ehrlichen und beständigen Juden Eleasar so schandlich umbge-
bracht hätte. Der Groß Fürst fragete nach den Redelsführern/ bey deren benennung die-
ser sehr unbestendig redete/ daher er samt seinem Gesellen auff die Folter gelegt/ und alles
aus ihnen gebracht ward. Kaum wahr die befragung geschehen/ da zeigete ein Auffwar-
ter an/ es währen in die 100 Juden vor dem Schlosse/ und hielten demühtig an/ daß der
Groß Fürst sie gnädigst hören möchte. Er stellete alles mit Herkules und Ladisla in Raht/
und ließ sie alle in den Vorplaz kommen/ da sie von 200 Kriegsknechten umbgeben
wurden. Herkules ging zu ihnen hin/ und zeigete an/ daß Groß Fürstl. Durchl. sie hören
wolte/ jedoch daß sie zuvor zehn auff dem Zettel benennete vor seine Durchl. allein solten
treten lassen. Sie merketen daraus/ daß die Sache schon verrahten wahr/ und begehrten
Bedenkzeit/ welches ihnen Herkules verweißlich auffrückete/ und ihnen riet/ sich ja gehor-
sam zubezeigen; wor auff die begehreten mit gingen/ sahen die bey den Gefangenen in elen-
der gestalt zur Seite sitzen/ weil sie wegen der Folterungsschmerzen nicht stehen kunten/ und
erschraken darüber daß sie erzitterten. Des Großfürsten geheimer Schreiber fragete sie
aus der Uhrgicht/ ob nicht ihrer viere mit den zween Gefangenen in vermummeter gestalt
den Christen Ammonius verfolget hätten. Vors ander: Ob nicht die übrigen sechse den
Anschlag über Ammonius gemacht/ und daß sie ihn vor einen Zäuberer angeben wolten/
damit ihre Sache desto scheinbahrer/ und der Christ getödtet werden möchte. Die viere
kunten ihre Taht nicht leugnen; die sechs übrigen zeigeten an/ daß sie als Vorsteher ihres
Volkes sich der Sache billich angenommen hätten/ ihrer aller Ehre zu retten. Sie wurden
darauff absonderlich allezehne befraget/ ob die sechs vermummete mit vorbewust/ und aus
geheiß der sechs Vorsteher dem Christen Ammonius zugesezt hätten; welches die Ver-
folger mit schlechtem ja; die andern aber mit unbestendiger Rede beantworteten/ biß ihnen
die Peinigung angesaget ward/ und sie darauff mit einstimmeten; daher sie alle 12 hinab
geführet wurden/ und der geheime Schreiber diese Urtel vor allen Juden ablase: Dem-
nach gegenwärtige 12 Juden den gemeinen Frieden gebrochen/ und einen frommen un-
schuldigen Einwohner dieser Stad auff freier Gassen biß an das Groß Fürstliche Schloß
mit Stein-werffen verfolget/ des Vorsatzes/ denselben vom Leben zum tode zu bringen/
wo durch sie ihre Obrigkeit selbst geschändet/ und unerhörter Sache eine vermeinete Ra-
che anstellen wollen/ die ihnen keines Weges zustunde/ ob sie gleich von dem verfolgeten
(welches doch nicht geschehen) beleidiget währen; so hätte der Groß Fürst beschlossen an

die-
S s s s

Drittes Buch.
gete den wachenden Kriegsknechten daſelbſt/ was ihm begegnet wahr/ uñ er nicht anders
muhtmaſſen koͤnte/ als daß es Juden ſeyn muͤſten. Weil ſie dann ſolches mit Augen ſelbſt
geſehen hatten/ gingen ihrer etliche loß/ die Gewalttaͤhter zu erhaſchen/ deren ſechſe wah-
ren/ aber nur zween von ihnen ertappet und dem Hauptman uͤbergeben wurden/ welcher
alsbald alles an den Groß Fuͤrſten gelangen ließ/ der in groſſem Eifer Herkules und La-
diſla zu ſich foderte/ und dem Chriſten Ammonius/ nach dem er verbunden wahr/ befahl/
alles zuerzaͤhlen. Die beyden Gefangenen wuꝛden darauff vorgefodert/ und unter der be-
draͤuung der grauſameſten Pein/ abſonderlich verhoͤret/ da der eine aus Furcht/ die War-
heit bekennete/ es haͤtte die ehrliche Judiſcheit dieſer Stad ſich geſtern Abend verbunden/
nicht zu ruhen/ ehe dañ der Zaͤuberer Ammonius von ihnen getoͤdtet waͤhre/ welcher durch
des Teuffels Huͤlffe den ehrlichen und beſtaͤndigen Juden Eleaſar ſo ſchåndlich umbge-
bracht haͤtte. Der Groß Fuͤrſt fragete nach den Redelsfuͤhrern/ bey deren benennung die-
ſer ſehr unbeſtendig redete/ daher er ſamt ſeinem Geſellen auff die Folter gelegt/ und alles
aus ihnen gebracht ward. Kaum wahr die befragung geſchehen/ da zeigete ein Auffwar-
ter an/ es waͤhren in die 100 Juden vor dem Schloſſe/ und hielten demuͤhtig an/ daß der
Groß Fuͤrſt ſie gnaͤdigſt hoͤren moͤchte. Er ſtellete alles mit Herkules und Ladiſla in Raht/
und ließ ſie alle in den Vorplaz kommen/ da ſie von 200 Kriegsknechten umbgeben
wurden. Herkules ging zu ihnen hin/ und zeigete an/ daß Groß Fuͤrſtl. Durchl. ſie hoͤren
wolte/ jedoch daß ſie zuvor zehn auff dem Zettel benennete vor ſeine Durchl. allein ſolten
treten laſſen. Sie merketen daraus/ daß die Sache ſchon verrahten wahr/ und begehrten
Bedenkzeit/ welches ihnen Herkules verweißlich auffruͤckete/ und ihnen riet/ ſich ja gehor-
ſam zubezeigen; wor auff die begehreten mit gingen/ ſahen die bey den Gefangenen in elen-
der geſtalt zur Seite ſitzen/ weil ſie wegen der Folterungsſchmerzen nicht ſtehen kunten/ uñ
erſchraken daruͤber daß ſie erzitterten. Des Großfuͤrſten geheimer Schreiber fragete ſie
aus der Uhrgicht/ ob nicht ihrer viere mit den zween Gefangenen in vermummeter geſtalt
den Chriſten Ammonius verfolget haͤtten. Vors ander: Ob nicht die uͤbrigen ſechſe den
Anſchlag uͤber Ammonius gemacht/ und daß ſie ihn vor einen Zaͤuberer angeben wolten/
damit ihre Sache deſto ſcheinbahrer/ und der Chriſt getoͤdtet werden moͤchte. Die viere
kunten ihre Taht nicht leugnen; die ſechs uͤbrigen zeigeten an/ daß ſie als Vorſteher ihres
Volkes ſich der Sache billich angenom̃en haͤtten/ ihrer aller Ehre zu retten. Sie wurden
darauff abſonderlich allezehne befraget/ ob die ſechs vermum̃ete mit vorbewuſt/ und aus
geheiß der ſechs Vorſteher dem Chriſten Ammonius zugeſezt haͤtten; welches die Ver-
folger mit ſchlechtem ja; die andern aber mit unbeſtendiger Rede beantworteten/ biß ihnẽ
die Peinigung angeſaget ward/ und ſie darauff mit einſtimmeten; daher ſie alle 12 hinab
gefuͤhret wurden/ und der geheime Schreiber dieſe Urtel vor allen Juden ablaſe: Dem-
nach gegenwaͤrtige 12 Juden den gemeinen Frieden gebrochen/ und einen frommen un-
ſchuldigen Einwohner dieſer Stad auff freier Gaſſen biß an das Groß Fuͤrſtliche Schloß
mit Stein-werffen verfolget/ des Vorſatzes/ denſelben vom Leben zum tode zu bringen/
wo durch ſie ihre Obrigkeit ſelbſt geſchaͤndet/ und unerhoͤrter Sache eine vermeinete Ra-
che anſtellen wollen/ die ihnen keines Weges zuſtunde/ ob ſie gleich von dem verfolgeten
(welches doch nicht geſchehen) beleidiget waͤhren; ſo haͤtte der Groß Fuͤrſt beſchloſſen an

die-
S ſ ſ ſ
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0727" n="689"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
gete den wachenden Kriegsknechten da&#x017F;elb&#x017F;t/ was ihm begegnet wahr/ un&#x0303; er nicht anders<lb/>
muhtma&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nte/ als daß es Juden &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;ten. Weil &#x017F;ie dann &#x017F;olches mit Augen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ge&#x017F;ehen hatten/ gingen ihrer etliche loß/ die Gewaltta&#x0364;hter zu erha&#x017F;chen/ deren &#x017F;ech&#x017F;e wah-<lb/>
ren/ aber nur zween von ihnen ertappet und dem Hauptman u&#x0364;bergeben wurden/ welcher<lb/>
alsbald alles an den Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten gelangen ließ/ der in gro&#x017F;&#x017F;em Eifer Herkules und La-<lb/>
di&#x017F;la zu &#x017F;ich foderte/ und dem Chri&#x017F;ten Ammonius/ nach dem er verbunden wahr/ befahl/<lb/>
alles zuerza&#x0364;hlen. Die beyden Gefangenen wu&#xA75B;den darauff vorgefodert/ und unter der be-<lb/>
dra&#x0364;uung der grau&#x017F;ame&#x017F;ten Pein/ ab&#x017F;onderlich verho&#x0364;ret/ da der eine aus Furcht/ die War-<lb/>
heit bekennete/ es ha&#x0364;tte die ehrliche Judi&#x017F;cheit die&#x017F;er Stad &#x017F;ich ge&#x017F;tern Abend verbunden/<lb/>
nicht zu ruhen/ ehe dan&#x0303; der Za&#x0364;uberer Ammonius von ihnen geto&#x0364;dtet wa&#x0364;hre/ welcher durch<lb/>
des Teuffels Hu&#x0364;lffe den ehrlichen und be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Juden Elea&#x017F;ar &#x017F;o &#x017F;chåndlich umbge-<lb/>
bracht ha&#x0364;tte. Der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t fragete nach den Redelsfu&#x0364;hrern/ bey deren benennung die-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;ehr unbe&#x017F;tendig redete/ daher er &#x017F;amt &#x017F;einem Ge&#x017F;ellen auff die Folter gelegt/ und alles<lb/>
aus ihnen gebracht ward. Kaum wahr die befragung ge&#x017F;chehen/ da zeigete ein Auffwar-<lb/>
ter an/ es wa&#x0364;hren in die 100 Juden vor dem Schlo&#x017F;&#x017F;e/ und hielten demu&#x0364;htig an/ daß der<lb/>
Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t &#x017F;ie gna&#x0364;dig&#x017F;t ho&#x0364;ren mo&#x0364;chte. Er &#x017F;tellete alles mit Herkules und Ladi&#x017F;la in Raht/<lb/>
und ließ &#x017F;ie alle in den Vorplaz kommen/ da &#x017F;ie von 200 Kriegsknechten umbgeben<lb/>
wurden. Herkules ging zu ihnen hin/ und zeigete an/ daß Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Durchl. &#x017F;ie ho&#x0364;ren<lb/>
wolte/ jedoch daß &#x017F;ie zuvor zehn auff dem Zettel benennete vor &#x017F;eine Durchl. allein &#x017F;olten<lb/>
treten la&#x017F;&#x017F;en. Sie merketen daraus/ daß die Sache &#x017F;chon verrahten wahr/ und begehrten<lb/>
Bedenkzeit/ welches ihnen Herkules verweißlich auffru&#x0364;ckete/ und ihnen riet/ &#x017F;ich ja gehor-<lb/>
&#x017F;am zubezeigen; wor auff die begehreten mit gingen/ &#x017F;ahen die bey den Gefangenen in elen-<lb/>
der ge&#x017F;talt zur Seite &#x017F;itzen/ weil &#x017F;ie wegen der Folterungs&#x017F;chmerzen nicht &#x017F;tehen kunten/ un&#x0303;<lb/>
er&#x017F;chraken daru&#x0364;ber daß &#x017F;ie erzitterten. Des Großfu&#x0364;r&#x017F;ten geheimer Schreiber fragete &#x017F;ie<lb/>
aus der Uhrgicht/ ob nicht ihrer viere mit den zween Gefangenen in vermummeter ge&#x017F;talt<lb/>
den Chri&#x017F;ten Ammonius verfolget ha&#x0364;tten. Vors ander: Ob nicht die u&#x0364;brigen &#x017F;ech&#x017F;e den<lb/>
An&#x017F;chlag u&#x0364;ber Ammonius gemacht/ und daß &#x017F;ie ihn vor einen Za&#x0364;uberer angeben wolten/<lb/>
damit ihre Sache de&#x017F;to &#x017F;cheinbahrer/ und der Chri&#x017F;t geto&#x0364;dtet werden mo&#x0364;chte. Die viere<lb/>
kunten ihre Taht nicht leugnen; die &#x017F;echs u&#x0364;brigen zeigeten an/ daß &#x017F;ie als Vor&#x017F;teher ihres<lb/>
Volkes &#x017F;ich der Sache billich angenom&#x0303;en ha&#x0364;tten/ ihrer aller Ehre zu retten. Sie wurden<lb/>
darauff ab&#x017F;onderlich allezehne befraget/ ob die &#x017F;echs vermum&#x0303;ete mit vorbewu&#x017F;t/ und aus<lb/>
geheiß der &#x017F;echs Vor&#x017F;teher dem Chri&#x017F;ten Ammonius zuge&#x017F;ezt ha&#x0364;tten; welches die Ver-<lb/>
folger mit &#x017F;chlechtem ja; die andern aber mit unbe&#x017F;tendiger Rede beantworteten/ biß ihne&#x0303;<lb/>
die Peinigung ange&#x017F;aget ward/ und &#x017F;ie darauff mit ein&#x017F;timmeten; daher &#x017F;ie alle 12 hinab<lb/>
gefu&#x0364;hret wurden/ und der geheime Schreiber die&#x017F;e Urtel vor allen Juden abla&#x017F;e: Dem-<lb/>
nach gegenwa&#x0364;rtige 12 Juden den gemeinen Frieden gebrochen/ und einen frommen un-<lb/>
&#x017F;chuldigen Einwohner die&#x017F;er Stad auff freier Ga&#x017F;&#x017F;en biß an das Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Schloß<lb/>
mit Stein-werffen verfolget/ des Vor&#x017F;atzes/ den&#x017F;elben vom Leben zum tode zu bringen/<lb/>
wo durch &#x017F;ie ihre Obrigkeit &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;cha&#x0364;ndet/ und unerho&#x0364;rter Sache eine vermeinete Ra-<lb/>
che an&#x017F;tellen wollen/ die ihnen keines Weges zu&#x017F;tunde/ ob &#x017F;ie gleich von dem verfolgeten<lb/>
(welches doch nicht ge&#x017F;chehen) beleidiget wa&#x0364;hren; &#x017F;o ha&#x0364;tte der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en an<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S &#x017F; &#x017F; &#x017F;</fw><fw place="bottom" type="catch">die-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[689/0727] Drittes Buch. gete den wachenden Kriegsknechten daſelbſt/ was ihm begegnet wahr/ uñ er nicht anders muhtmaſſen koͤnte/ als daß es Juden ſeyn muͤſten. Weil ſie dann ſolches mit Augen ſelbſt geſehen hatten/ gingen ihrer etliche loß/ die Gewalttaͤhter zu erhaſchen/ deren ſechſe wah- ren/ aber nur zween von ihnen ertappet und dem Hauptman uͤbergeben wurden/ welcher alsbald alles an den Groß Fuͤrſten gelangen ließ/ der in groſſem Eifer Herkules und La- diſla zu ſich foderte/ und dem Chriſten Ammonius/ nach dem er verbunden wahr/ befahl/ alles zuerzaͤhlen. Die beyden Gefangenen wuꝛden darauff vorgefodert/ und unter der be- draͤuung der grauſameſten Pein/ abſonderlich verhoͤret/ da der eine aus Furcht/ die War- heit bekennete/ es haͤtte die ehrliche Judiſcheit dieſer Stad ſich geſtern Abend verbunden/ nicht zu ruhen/ ehe dañ der Zaͤuberer Ammonius von ihnen getoͤdtet waͤhre/ welcher durch des Teuffels Huͤlffe den ehrlichen und beſtaͤndigen Juden Eleaſar ſo ſchåndlich umbge- bracht haͤtte. Der Groß Fuͤrſt fragete nach den Redelsfuͤhrern/ bey deren benennung die- ſer ſehr unbeſtendig redete/ daher er ſamt ſeinem Geſellen auff die Folter gelegt/ und alles aus ihnen gebracht ward. Kaum wahr die befragung geſchehen/ da zeigete ein Auffwar- ter an/ es waͤhren in die 100 Juden vor dem Schloſſe/ und hielten demuͤhtig an/ daß der Groß Fuͤrſt ſie gnaͤdigſt hoͤren moͤchte. Er ſtellete alles mit Herkules und Ladiſla in Raht/ und ließ ſie alle in den Vorplaz kommen/ da ſie von 200 Kriegsknechten umbgeben wurden. Herkules ging zu ihnen hin/ und zeigete an/ daß Groß Fuͤrſtl. Durchl. ſie hoͤren wolte/ jedoch daß ſie zuvor zehn auff dem Zettel benennete vor ſeine Durchl. allein ſolten treten laſſen. Sie merketen daraus/ daß die Sache ſchon verrahten wahr/ und begehrten Bedenkzeit/ welches ihnen Herkules verweißlich auffruͤckete/ und ihnen riet/ ſich ja gehor- ſam zubezeigen; wor auff die begehreten mit gingen/ ſahen die bey den Gefangenen in elen- der geſtalt zur Seite ſitzen/ weil ſie wegen der Folterungsſchmerzen nicht ſtehen kunten/ uñ erſchraken daruͤber daß ſie erzitterten. Des Großfuͤrſten geheimer Schreiber fragete ſie aus der Uhrgicht/ ob nicht ihrer viere mit den zween Gefangenen in vermummeter geſtalt den Chriſten Ammonius verfolget haͤtten. Vors ander: Ob nicht die uͤbrigen ſechſe den Anſchlag uͤber Ammonius gemacht/ und daß ſie ihn vor einen Zaͤuberer angeben wolten/ damit ihre Sache deſto ſcheinbahrer/ und der Chriſt getoͤdtet werden moͤchte. Die viere kunten ihre Taht nicht leugnen; die ſechs uͤbrigen zeigeten an/ daß ſie als Vorſteher ihres Volkes ſich der Sache billich angenom̃en haͤtten/ ihrer aller Ehre zu retten. Sie wurden darauff abſonderlich allezehne befraget/ ob die ſechs vermum̃ete mit vorbewuſt/ und aus geheiß der ſechs Vorſteher dem Chriſten Ammonius zugeſezt haͤtten; welches die Ver- folger mit ſchlechtem ja; die andern aber mit unbeſtendiger Rede beantworteten/ biß ihnẽ die Peinigung angeſaget ward/ und ſie darauff mit einſtimmeten; daher ſie alle 12 hinab gefuͤhret wurden/ und der geheime Schreiber dieſe Urtel vor allen Juden ablaſe: Dem- nach gegenwaͤrtige 12 Juden den gemeinen Frieden gebrochen/ und einen frommen un- ſchuldigen Einwohner dieſer Stad auff freier Gaſſen biß an das Groß Fuͤrſtliche Schloß mit Stein-werffen verfolget/ des Vorſatzes/ denſelben vom Leben zum tode zu bringen/ wo durch ſie ihre Obrigkeit ſelbſt geſchaͤndet/ und unerhoͤrter Sache eine vermeinete Ra- che anſtellen wollen/ die ihnen keines Weges zuſtunde/ ob ſie gleich von dem verfolgeten (welches doch nicht geſchehen) beleidiget waͤhren; ſo haͤtte der Groß Fuͤrſt beſchloſſen an die- S ſ ſ ſ

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/727
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/727>, abgerufen am 22.12.2024.