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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
de klageten alle mit einander/ wie unzüchtig er sich bezeiget/ und gab endlich des Küh Hirten
Weib an/ er währe ihr diesen Morgenheimlich auf den Stroh Balken nachgeschlichen/ da
sie dem Vieh dz Futter herunter geworffen/ da hätte er sie notzüchtigen wollen/ würde auch
zweifels ohn nicht abgelassen haben/ wann nicht die eine Melke Magd darzu kommen wäh-
re/ und sie gerettet hätte; baht deswegen sehr/ ihr gn. Herr möchte diesen alten frechen und
wollüstigen Buben abschaffen/ damit sie und andere mehr vor ihn möchten gesichert seyn.
Nabarzanes hieß den Beklageten darauff antworten; welcher dann anfangs sich stark aufs
leugnen begab/ und sich doch in seinen Reden etliche mahl selbst verriet; Muste endlich einen
Abtrit nehmen/ und nach seines Herrn und Frauen Beredung wieder vortreten/ da ihm
sein Herr diese Urtel sprach: Nachdem unläugbar ist/ dz Kleon der entleibete/ mein Knecht
und Leibeigener gewesen/ so folget daraus unwidersprechlich/ daß alles/ was demselben zu-
gestanden/ mein Eigentuhm ist; Weil dann der Durchleuchtige Fürst von Susa selbst mei-
nem Kleon dich Orsillos zum Leibeigenen geschenket hat/ und solches umb deines schweren
verbrechens willen/ wird niemand als ein Wahnwitziger es leugnen/ daß Orsillos zugleich/
ja vornemlich auch mein Leibeigener sey. Nun aber hält derselbe nicht allein gar trotzig bey
mir umb die Freylassung an/ sondern hat sich überdas dergestalt ungehorsam/ frech und bü-
bisch erzeiget/ daß mein ganzes Gesinde/ niemand ausgeschlossen/ darüber klagen muß/ wo-
durch er dann verdienethat/ daß er nach meinem belieben gekreuziget/ oder den Fischen zur
Speise vorgeworffen/ oder sonst abscheulicher weise am Leben gestraffet werde/ damit an-
dere seines Standes sich an ihm spiegeln/ und gleiche Bosheit zubegehen scheuh tragen; je-
doch/ weil mit so unnützem Blute mir nicht gedienet ist/ sol er vor dißmahl nacket ausgezo-
gen/ an eine Säule gebunden/ und von oben an biß unten aus gestrichen werden/ damit ihm
der Kitzel zur Unzucht vergehe. Der arme Tropff fiel nider/ und baht umb Gnade/ aber es
halff nichts/ dann vier starke ihm ohn das ungewogene Knechte/ entblösseten ihn/ bunden ihn
an/ und richteten ihn mit scharffen Ruhten so jämmerlich zu/ daß ihm die Haut am ganzen
Leibe zerhauen ward. Nach vollendeter Geisselung ging Nabarzanes davon/ und hielt eine
kurze Rede an das Gesinde/ daß sie diese Straffe ihnen solten zur Warnung dienen lassen;
Sein Gemahl aber/ welche Kleons Schmach noch besser rächen wolte/ trat dem ohmäch-
tigen Orsillos näher/ ließ ihn mit starken Krafftwassern an der Säule erquicken/ und als er
hoffete abgelöset zuwerden/ hieß sie Honig herzubringen/ und ihn damit über den ganzen
Leib bestreichen/ da die Fliegen sich häuffig auf ihn setzeten/ und er so unsäglichen Jammer
trieb/ daß nur seine einige Bitte der Tod wahr; aber sie gab ihm zur antwort: Mit deinem
Tode ist weder mir noch deinem abgeleibeten Herrn gedienet/ sondern ich muß sehen/ ob ich
einige Bescheidenheit in dich bringen möge/ daß du hernähst etwas höflicher von deinem
Herrn reden lernest/ welcher mir alle behägliche Dienste erwiesen hat. Befahldarauf/ ihn
mit Salzwasser abzufpülen/ welches ihm noch die unleidlichsten Schmerzen verursachete/
biß er abgelöset/ gelabet/ und mit köstlichen Salben geschmieret ward/ durffte auch nach ge-
hends seiner Befreyung keine Erwähnung mehr tuhn/ sondern verrichtete seine Arbeit
besser als vor nie/ weil er in eine neue Haut gekrochen wahr; überdas wuste er sich fleissig
vorzusehen/ und seine Zunge im Zaum zuhalten/ daß er seines gewesenen Herrn weder in
bösem noch gutem gedachte/ von welchem jederman wähnete/ er währe im Pusche vollends

erschla-

Vierdes Buch.
de klageten alle mit einander/ wie unzuͤchtig er ſich bezeiget/ und gab endlich des Kuͤh Hiꝛten
Weib an/ er waͤhre ihr dieſen Morgenheimlich auf den Stroh Balken nachgeſchlichen/ da
ſie dem Vieh dz Futter herunter geworffen/ da haͤtte er ſie notzuͤchtigen wollẽ/ wuͤrde auch
zweifels ohn nicht abgelaſſen haben/ wann nicht die eine Melke Magd darzu kommen waͤh-
re/ und ſie gerettet haͤtte; baht deswegen ſehr/ ihr gn. Herr moͤchte dieſen alten frechen und
wolluͤſtigen Buben abſchaffen/ damit ſie und andere mehr vor ihn moͤchten geſichert ſeyn.
Nabarzanes hieß den Beklageten darauff antworten; welcher dañ anfangs ſich ſtark aufs
leugnen begab/ und ſich doch in ſeinen Reden etliche mahl ſelbſt verriet; Muſte endlich einẽ
Abtrit nehmen/ und nach ſeines Herrn und Frauen Beredung wieder vortreten/ da ihm
ſein Herr dieſe Urtel ſprach: Nachdem unlaͤugbar iſt/ dz Kleon der entleibete/ mein Knecht
und Leibeigener geweſen/ ſo folget daraus unwiderſprechlich/ daß alles/ was demſelben zu-
geſtanden/ mein Eigentuhm iſt; Weil dañ der Durchleuchtige Fuͤrſt von Suſa ſelbſt mei-
nem Kleon dich Orſillos zum Leibeigenen geſchenket hat/ und ſolches umb deines ſchweren
verbrechens willen/ wird niemand als ein Wahnwitziger es leugnen/ daß Orſillos zugleich/
ja vornemlich auch mein Leibeigener ſey. Nun aber haͤlt derſelbe nicht allein gar trotzig bey
mir umb die Freylaſſung an/ ſondern hat ſich uͤberdas dergeſtalt ungehorſam/ frech uñ buͤ-
biſch erzeiget/ daß mein ganzes Geſinde/ niemand ausgeſchloſſen/ daruͤber klagen muß/ wo-
durch er dann verdienethat/ daß er nach meinem belieben gekreuziget/ oder den Fiſchen zur
Speiſe vorgeworffen/ oder ſonſt abſcheulicher weiſe am Leben geſtraffet werde/ damit an-
dere ſeines Standes ſich an ihm ſpiegeln/ uñ gleiche Bosheit zubegehen ſcheuh tragen; je-
doch/ weil mit ſo unnuͤtzem Blute mir nicht gedienet iſt/ ſol er vor dißmahl nacket ausgezo-
gen/ an eine Saͤule gebunden/ und von oben an biß unten aus geſtrichen werden/ damit ihm
der Kitzel zur Unzucht vergehe. Der arme Tropff fiel nider/ und baht umb Gnade/ aber es
halff nichts/ dann vier ſtarke ihm ohn das ungewogene Knechte/ entbloͤſſeten ihn/ bundẽ ihn
an/ und richteten ihn mit ſcharffen Ruhten ſo jaͤmmerlich zu/ daß ihm die Haut am ganzen
Leibe zerhauen ward. Nach vollendeter Geiſſelung ging Nabarzanes davon/ und hielt eine
kurze Rede an das Geſinde/ daß ſie dieſe Straffe ihnen ſolten zur Warnung dienen laſſen;
Sein Gemahl aber/ welche Kleons Schmach noch beſſer raͤchen wolte/ trat dem ohmaͤch-
tigen Orſillos naͤher/ ließ ihn mit ſtarken Krafftwaſſern an der Saͤule erquicken/ und als er
hoffete abgeloͤſet zuwerden/ hieß ſie Honig herzubringen/ und ihn damit uͤber den ganzen
Leib beſtreichen/ da die Fliegen ſich haͤuffig auf ihn ſetzeten/ und er ſo unſaͤglichen Jam̃er
trieb/ daß nur ſeine einige Bitte der Tod wahr; aber ſie gab ihm zur antwort: Mit deinem
Tode iſt weder mir noch deinem abgeleibeten Herꝛn gedienet/ ſondern ich muß ſehen/ ob ich
einige Beſcheidenheit in dich bringen moͤge/ daß du hernaͤhſt etwas hoͤflicher von deinem
Herrn reden lerneſt/ welcher mir alle behaͤgliche Dienſte erwieſen hat. Befahldarauf/ ihn
mit Salzwaſſer abzufpuͤlen/ welches ihm noch die unleidlichſten Schmerzen verurſachete/
biß er abgeloͤſet/ gelabet/ und mit koͤſtlichen Salben geſchmieret ward/ durffte auch nach ge-
hends ſeiner Befreyung keine Erwaͤhnung mehr tuhn/ ſondern verrichtete ſeine Arbeit
beſſer als vor nie/ weil er in eine neue Haut gekrochen wahr; uͤberdas wuſte er ſich fleiſſig
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/754>, abgerufen am 22.12.2024.