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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
ihre geendigte Reden stille/ weil er nicht wuste/ mit was Worten er seine Vergnügung
entwerffen solte/ biß endlich des Herzen Brun loßbrach/ und mit einem tieffgehohleten
Seufzer also anfing: O mein teurestes Seelichen/ ihr völlige Vergnügung meiner Sin-
nen/ die sich doch nimmermehr vergnügen können; wodurch hat euer unwirdiger Knecht
verdienet/ von euer unvergleichlichen Volkommenheit so hoch geliebet zu werden/ deren
mein schwaches Vermögen und unvermögene Kraftlosigkeit im geringsten nicht gleichen/
viel weniger die Vergeltung ergreiffen kan? Zwar die Verwägenheit hat mich kühn ge-
macht zu hoffen/ und das hoffen zubegehren/ und das begehren zu lieben; kühn sage ich/
aber nicht wirdig; deßwegen auch die wenigen in mir überbliebene Funken meines Wit-
zes/ die unter dem Begehren noch nicht allerdinge Tod/ wiewol leztzügig wahren/ mich al-
lemahl erinnerten/ in mich zu gehen/ und nicht über mein Vermögen zu denken; mein Fre-
vel aber reizete stark gegen/ und raunete mir ins Ohr/ nicht gar zu witzig zu seyn/ sondern es
auff Gottes Hülffe zu wagen/ nach dem mannicher durch Glüksfall eine Beute überkäh-
me/ die durch nachdenklichen Verstand nimmermehr könte erlanget werden. Dieses/ ge-
stehe ich/ hat meine Hofnung gelüftet/ die sonst im ersten Grase hätte müssen ersticken. A-
ber O ihr mein Stralen-blankes Kleinot! wie hoch schwinget sich noch mein Glük über
hoffen/ in dem ich nicht allein mit satter Ergezligkeit geniesse/ sondern auch mit ergetzender
Wollust genossen werde. Belüstiget sich auch ein Schaz mit dem Besitzer/ und nicht nur
der Besitzer mit dem Schatze? Noch muß ich in höchster Belüstigung wirklich empfinden/
daß mein Schaz sich erfreuet/ in dem ich durch ihn erfreuet werde. O so bleibet nun in sol-
cher Gewogenheit/ ihr meine Lustquillende Seele/ sagte er mit einem herzlichen Umbfan-
gen/ und was an meiner Unwirdigkeit und Tugend-Armut abgehet/ wie dann sehr viel ab-
gehet/ daß erstattet/ bitte ich/ mit der Fülle eures überflusses/ welcher tausend Königliche
Fräulein völlig hätte auszieren können/ und doch in dieser einigen Seele als in einem
Horn der Fülle/ ja als in einem unergründlichen Meer zusammen geflossen/ mich mehr ver-
wundern als gläuben machet. Daß ich aber auch die Liebes-betrachtung von meinem
Schatze eingeführet/ mit wenigem berühre/ halte ich/ man könne der Tichter Mahlerey/
wann sie die Liebe blind bilden/ in etwas entschüldigen/ wo nicht gar auff eine gute Deu-
tung zihen; dann freilich ist die wahre Liebe blind; aber wie und wann? Sie sihet offt das
tadelhafte an dem geliebeten nicht/ ob gleich dessen viel an ihm erscheinet/ sondern aus gros-
ser Zuneigung nimt sie das Unwerte unter den Mantel der Bescheidenheit/ weil der Ge-
liebte/ dem solches anklebet/ ihr viel zu angenehm ist; und was sol ich von ihrer Taubheit
sagen? kan sie auch geduldig anhören/ wann das geliebete gelästert und geschändet wird?
O nein O nein! hätte sie alsdann gleich tausendmahl tausend Ohren/ müsten sie alle davor
verstopfet seyn/ insonderheit/ wann Rache keine stat findet. Aber euer drittes/ mein Seeli-
chen/ lasse ich gerne gelten/ dann sonst müste ich mich selbst der Liebe entnehmen/ die in mei-
nem Herzen zwar ohn Ruhe brütet/ aber keine einige Zucht aus der Schalen recht außhec-
ken kan. Valiska kennete sein Herz wol/ und wie ferne er von aller Schmeicheley wahr:
nur eins taht ihr wehe/ daß Herkules/ welchen an Gottesfurcht/ Tugend und guter Ge-
stalt kein Mannesbilde übertraff/ sich ihren Unwerten nennete/ daher sie zu dieser Gegen-
antwort genöhtiget ward: Warumb schneidet ihr meiner Seele so unheilsame Wunden?

O ihr

Vierdes Buch.
ihre geendigte Reden ſtille/ weil er nicht wuſte/ mit was Worten er ſeine Vergnuͤgung
entwerffen ſolte/ biß endlich des Herzen Brun loßbrach/ und mit einem tieffgehohleten
Seufzer alſo anfing: O mein teureſtes Seelichen/ ihr voͤllige Vergnuͤgung meiner Sin-
nen/ die ſich doch nimmermehr vergnuͤgen koͤnnen; wodurch hat euer unwirdiger Knecht
verdienet/ von euer unvergleichlichen Volkommenheit ſo hoch geliebet zu werden/ deren
mein ſchwaches Vermoͤgen und unvermoͤgene Kraftloſigkeit im geringſten nicht gleichẽ/
viel weniger die Vergeltung ergreiffen kan? Zwar die Verwaͤgenheit hat mich kühn ge-
macht zu hoffen/ und das hoffen zubegehren/ und das begehren zu lieben; kuͤhn ſage ich/
aber nicht wirdig; deßwegen auch die wenigen in mir uͤberbliebene Funken meines Wit-
zes/ die unter dem Begehren noch nicht allerdinge Tod/ wiewol leztzuͤgig wahren/ mich al-
lemahl erinnerten/ in mich zu gehen/ und nicht uͤber mein Vermoͤgen zu denken; mein Fre-
vel aber reizete ſtark gegen/ und raunete mir ins Ohr/ nicht gar zu witzig zu ſeyn/ ſondern es
auff Gottes Huͤlffe zu wagen/ nach dem mannicher durch Gluͤksfall eine Beute uͤberkaͤh-
me/ die durch nachdenklichen Verſtand nimmermehr koͤnte erlanget werden. Dieſes/ ge-
ſtehe ich/ hat meine Hofnung geluͤftet/ die ſonſt im erſten Graſe haͤtte muͤſſen erſticken. A-
ber O ihr mein Stralen-blankes Kleinot! wie hoch ſchwinget ſich noch mein Gluͤk uͤber
hoffen/ in dem ich nicht allein mit ſatter Ergezligkeit genieſſe/ ſondern auch mit ergetzendeꝛ
Wolluſt genoſſen werde. Belüſtiget ſich auch ein Schaz mit dem Beſitzer/ und nicht nur
der Beſitzer mit dem Schatze? Noch muß ich in hoͤchſter Beluͤſtigung wirklich empfinden/
daß mein Schaz ſich erfreuet/ in dem ich durch ihn erfreuet weꝛde. O ſo bleibet nun in ſol-
cher Gewogenheit/ ihr meine Luſtquillende Seele/ ſagte er mit einem herzlichen Umbfan-
gen/ und was an meiner Unwirdigkeit und Tugend-Armut abgehet/ wie dann ſehr viel ab-
gehet/ daß erſtattet/ bitte ich/ mit der Fuͤlle eures uͤberfluſſes/ welcher tauſend Koͤnigliche
Fraͤulein voͤllig haͤtte auszieren koͤnnen/ und doch in dieſer einigen Seele als in einem
Horn der Fülle/ ja als in einem unergruͤndlichen Meer zuſammen gefloſſen/ mich mehr veꝛ-
wundern als glaͤuben machet. Daß ich aber auch die Liebes-betrachtung von meinem
Schatze eingefuͤhret/ mit wenigem beruͤhre/ halte ich/ man koͤnne der Tichter Mahlerey/
wann ſie die Liebe blind bilden/ in etwas entſchuͤldigen/ wo nicht gar auff eine gute Deu-
tung zihen; dann freilich iſt die wahre Liebe blind; aber wie und wann? Sie ſihet offt das
tadelhafte an dem geliebetẽ nicht/ ob gleich deſſen viel an ihm erſcheinet/ ſondern aus groſ-
ſer Zuneigung nimt ſie das Unweꝛte unter den Mantel der Beſcheidenheit/ weil der Ge-
liebte/ dem ſolches anklebet/ ihr viel zu angenehm iſt; und was ſol ich von ihrer Taubheit
ſagen? kan ſie auch geduldig anhoͤren/ wann das geliebete gelaͤſtert und geſchaͤndet wird?
O nein O nein! haͤtte ſie alsdann gleich tauſendmahl tauſend Ohren/ muͤſten ſie alle davoꝛ
verſtopfet ſeyn/ inſonderheit/ wann Rache keine ſtat findet. Aber euer drittes/ mein Seeli-
chen/ laſſe ich gerne gelten/ dann ſonſt müſte ich mich ſelbſt der Liebe entnehmen/ die in mei-
nem Herzen zwar ohn Ruhe bruͤtet/ aber keine einige Zucht aus der Schalen recht außhec-
ken kan. Valiſka kennete ſein Herz wol/ und wie ferne er von aller Schmeicheley wahr:
nur eins taht ihr wehe/ daß Herkules/ welchen an Gottesfurcht/ Tugend und guter Ge-
ſtalt kein Mannesbilde uͤbertraff/ ſich ihren Unwerten nennete/ daher ſie zu dieſer Gegen-
antwort genoͤhtiget ward: Warumb ſchneidet ihr meiner Seele ſo unheilſame Wunden?

O ihr
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 886. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/924>, abgerufen am 02.06.2024.