Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
Fräulein Räuber Schuz gehalten/ auff seine Hocheit schimpflich geredet/ und seine Zim-
mer-Jungfer Kleofis wieder seinen Willen geheirahtet/ gefangen währe; denselben solte
er lassen in die Eisen schlagen/ dann er müste lebendig geschunden werden. Er aber gab zur
Antwort: Er sähe des Himmels ungewogenheit über Parthenland vor Augen/ welches
einig nur von dem fremden Fräulein herrührete; möchte wünschen/ daß Phraortes mit
ihr den Hals gebrochen/ da er in den Königlichen Saal den ersten Fuß gesetzet; und wolte
Gott/ sagte er/ wir könten die Schlacht mit halber Ehr auffruffen/ und der Fremden/ ach
ach der Fremden loß werden/ ich versichere ihre Königl. Hocheit/ daß den schon erlittenen
Verlust ich vor nichts achten wolte/ und solten der Perse und Mede mit ihrem übrigen
ganzen anhange uns in kurzen zun Füssen liegen. Ich begebe mich des Fräuleins nicht/
fiel ihm Artabanus in die Rede/ solten wir gleich unser ganzes all dran strecken. Mein
Gott/ antwortete er/ wie kan doch der König in diesem gefährlichen Stande noch mit sol-
chen Gedanken umbgehen? sihet dann ihre Hocheit noch nicht/ daß zwischen uns und dem
Verderben so wenig Raum ist/ daß wirs mit einem Pferdelauff abmässen können? gewiß-
lich wann ich wissen solte/ daß zu diesem Ende der Krieg geführet würde/ müste ich vor
trübnis in die Erde sinken/ daß man so viel tapfferes Menschen Blut vergossen hätte. Aber
hievon zu reden wil Zeit und Gefahr nicht leiden/ nur die beiden Vorträge ihrer Königl.
Hocheit müssen von mir beantwortet werden. Bagophanes der faule Fetwanst hat der-
selben gerahten/ einen unzeitigen Eifer wieder einen Gefengenen (der ohnzweiffel redlicher
als er ist) sehen zu lassen. O ihre Königl. Hocheit bedenke sich ja bald eines andern! dann
wer weiß/ was vor Helden gegen diesen noch heut wol müssen außgetauschet werden? wil
demnach mich dieses Gefangenen dergestalt annehmen/ als einem redlichen Feldmarschalk
gebühret; und wil eure Hocheit einen in die Eisen schlagen/ so schlage sie den Rahtgeber
hinein; diesem Gefangenen wird gewißlich solche Unbilligkeit nicht angelegt werden/ es
sey dann/ daß ich zu gleicher Straffe verdammet werde. Schließlich/ daß das Treffen zu
fusse sol gehalten werden/ währe wol mein Raht/ daß wir diese Völker zu unsers Landes
Schuz erhielten/ im Fall der Reuterstreit/ wie sichs ansehen lässet/ solte verlohren gehen; dann
also könten und wolten wir dem Feinde mit dieser Mannschaft noch solche händel machen/
daß sie ungejagt hinter sich zihen solten; weil ich aber weiß/ daß mein Raht vor eine klein-
mühtigkeit gescholten werden muß/ sol des Königes Befehl alsbald ins werk gerichtet wer-
den; der Himmel gebe/ daß es zum Siege diene/ welches aber Farbe kosten wird. Ritte
hiemit fort/ dann er wolte sich mit dem Könige weiters nicht zanken/ taht auch beyden Feld-
Herrn von der Reuterey zu wissen/ daß sie ihre gesunden Völker/ jeder an seinem Ort in
ein Heer zusammen zihen/ und etliche kleine Hauffen Schaarsweise ins Feld setzen solten/
wann etwa der Feind auff sie zudringen würde. Als dieses ins werk gerichtet ward/ wusten
die unsern nicht/ was es bedeuten solte. Herkules muhtmassete/ es würden die Elefanten
ansetzen; aber Ladisla ward gewahr/ daß des Feindes Fußvolk herzu nahete/ vor welchen
16000 Reuter in die quehre ausgedehnet/ vorher zogen; taht solches Artaxerxes zu wissen/
der nichts mehr als dieses wünschete/ und den seinen gleicher gestalt die Lose zum auffbruche
gab. Inzwischen ließ des Feindes Reuterey sich ansehen/ ob wolten sie mit ganzer Macht
den Angriff wagen/ aber bald zerteileten sich 6000 Mann/ welche hier und dar 60 Schaa-

ren/

Fuͤnftes Buch.
Fraͤulein Raͤuber Schuz gehalten/ auff ſeine Hocheit ſchimpflich geredet/ und ſeine Zim-
mer-Jungfer Kleofis wieder ſeinen Willen geheirahtet/ gefangen waͤhre; denſelben ſolte
er laſſen in die Eiſen ſchlagen/ dann er muͤſte lebendig geſchunden werden. Er aber gab zur
Antwort: Er ſaͤhe des Himmels ungewogenheit über Parthenland vor Augen/ welches
einig nur von dem fremden Fraͤulein herrührete; moͤchte wuͤnſchen/ daß Phraortes mit
ihr den Hals gebrochen/ da er in den Koͤniglichen Saal den erſten Fuß geſetzet; und wolte
Gott/ ſagte er/ wir koͤnten die Schlacht mit halber Ehr auffruffen/ und der Fremden/ ach
ach der Fremden loß werden/ ich verſichere ihre Koͤnigl. Hocheit/ daß den ſchon erlittenen
Verluſt ich vor nichts achten wolte/ und ſolten der Perſe und Mede mit ihrem uͤbrigen
ganzen anhange uns in kurzen zun Füſſen liegen. Ich begebe mich des Fraͤuleins nicht/
fiel ihm Artabanus in die Rede/ ſolten wir gleich unſer ganzes all dran ſtrecken. Mein
Gott/ antwortete er/ wie kan doch der Koͤnig in dieſem gefaͤhrlichen Stande noch mit ſol-
chen Gedanken umbgehen? ſihet dann ihre Hocheit noch nicht/ daß zwiſchen uns und dem
Verderben ſo wenig Raum iſt/ daß wirs mit einem Pferdelauff abmaͤſſen koͤnnen? gewiß-
lich wann ich wiſſen ſolte/ daß zu dieſem Ende der Krieg gefuͤhret wuͤrde/ muͤſte ich vor
truͤbnis in die Erde ſinken/ daß man ſo viel tapfferes Menſchen Blut vergoſſen haͤtte. Aber
hievon zu reden wil Zeit und Gefahr nicht leiden/ nur die beiden Vortraͤge ihrer Koͤnigl.
Hocheit muͤſſen von mir beantwortet werden. Bagophanes der faule Fetwanſt hat der-
ſelben gerahten/ einen unzeitigen Eifer wieder einen Gefengenen (der ohnzweiffel redlicher
als er iſt) ſehen zu laſſen. O ihre Koͤnigl. Hocheit bedenke ſich ja bald eines andern! dann
wer weiß/ was vor Helden gegen dieſen noch heut wol muͤſſen außgetauſchet werden? wil
demnach mich dieſes Gefangenen dergeſtalt annehmen/ als einem redlichen Feldmarſchalk
gebuͤhret; und wil eure Hocheit einen in die Eiſen ſchlagen/ ſo ſchlage ſie den Rahtgeber
hinein; dieſem Gefangenen wird gewißlich ſolche Unbilligkeit nicht angelegt werden/ es
ſey dann/ daß ich zu gleicher Straffe verdammet werde. Schließlich/ daß das Treffen zu
fuſſe ſol gehalten werden/ waͤhre wol mein Raht/ daß wir dieſe Voͤlker zu unſers Landes
Schuz erhielten/ im Fall der Reuterſtreit/ wie ſichs anſehẽ laͤſſet/ ſolte verlohren gehen; dañ
alſo koͤnten und wolten wir dem Feinde mit dieſer Mannſchaft noch ſolche haͤndel machen/
daß ſie ungejagt hinter ſich zihen ſolten; weil ich aber weiß/ daß mein Raht vor eine klein-
muͤhtigkeit geſcholten werden muß/ ſol des Koͤniges Befehl alsbald ins werk gerichtet wer-
den; der Himmel gebe/ daß es zum Siege diene/ welches aber Farbe koſten wird. Ritte
hiemit fort/ dañ er wolte ſich mit dem Koͤnige weiters nicht zanken/ taht auch beyden Feld-
Herrn von der Reuterey zu wiſſen/ daß ſie ihre geſunden Voͤlker/ jeder an ſeinem Ort in
ein Heer zuſammen zihen/ und etliche kleine Hauffen Schaarsweiſe ins Feld ſetzen ſolten/
wann etwa der Feind auff ſie zudringen wuͤrde. Als dieſes ins werk gerichtet ward/ wuſtẽ
die unſern nicht/ was es bedeuten ſolte. Herkules muhtmaſſete/ es wuͤrden die Elefanten
anſetzen; aber Ladiſla ward gewahr/ daß des Feindes Fußvolk herzu nahete/ vor welchen
16000 Reuter in die quehre ausgedehnet/ vorher zogen; taht ſolches Artaxerxes zu wiſſen/
der nichts mehr als dieſes wuͤnſchete/ uñ den ſeinen gleicher geſtalt die Loſe zum auffbruche
gab. Inzwiſchen ließ des Feindes Reuterey ſich anſehen/ ob wolten ſie mit ganzer Macht
den Angriff wagen/ aber bald zerteileten ſich 6000 Mann/ welche hier und dar 60 Schaa-

ren/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0110" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
Fra&#x0364;ulein Ra&#x0364;uber Schuz gehalten/ auff &#x017F;eine Hocheit &#x017F;chimpflich geredet/ und &#x017F;eine Zim-<lb/>
mer-Jungfer Kleofis wieder &#x017F;einen Willen geheirahtet/ gefangen wa&#x0364;hre; den&#x017F;elben &#x017F;olte<lb/>
er la&#x017F;&#x017F;en in die Ei&#x017F;en &#x017F;chlagen/ dann er mu&#x0364;&#x017F;te lebendig ge&#x017F;chunden werden. Er aber gab zur<lb/>
Antwort: Er &#x017F;a&#x0364;he des Himmels ungewogenheit über Parthenland vor Augen/ welches<lb/>
einig nur von dem fremden Fra&#x0364;ulein herrührete; mo&#x0364;chte wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß Phraortes mit<lb/>
ihr den Hals gebrochen/ da er in den Ko&#x0364;niglichen Saal den er&#x017F;ten Fuß ge&#x017F;etzet; und wolte<lb/>
Gott/ &#x017F;agte er/ wir ko&#x0364;nten die Schlacht mit halber Ehr auffruffen/ und der Fremden/ ach<lb/>
ach der Fremden loß werden/ ich ver&#x017F;ichere ihre Ko&#x0364;nigl. Hocheit/ daß den &#x017F;chon erlittenen<lb/>
Verlu&#x017F;t ich vor nichts achten wolte/ und &#x017F;olten der Per&#x017F;e und Mede mit ihrem u&#x0364;brigen<lb/>
ganzen anhange uns in kurzen zun Fü&#x017F;&#x017F;en liegen. Ich begebe mich des Fra&#x0364;uleins nicht/<lb/>
fiel ihm Artabanus in die Rede/ &#x017F;olten wir gleich un&#x017F;er ganzes all dran &#x017F;trecken. Mein<lb/>
Gott/ antwortete er/ wie kan doch der Ko&#x0364;nig in die&#x017F;em gefa&#x0364;hrlichen Stande noch mit &#x017F;ol-<lb/>
chen Gedanken umbgehen? &#x017F;ihet dann ihre Hocheit noch nicht/ daß zwi&#x017F;chen uns und dem<lb/>
Verderben &#x017F;o wenig Raum i&#x017F;t/ daß wirs mit einem Pferdelauff abma&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen? gewiß-<lb/>
lich wann ich wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte/ daß zu die&#x017F;em Ende der Krieg gefu&#x0364;hret wu&#x0364;rde/ mu&#x0364;&#x017F;te ich vor<lb/>
tru&#x0364;bnis in die Erde &#x017F;inken/ daß man &#x017F;o viel tapfferes Men&#x017F;chen Blut vergo&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte. Aber<lb/>
hievon zu reden wil Zeit und Gefahr nicht leiden/ nur die beiden Vortra&#x0364;ge ihrer Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Hocheit mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en von mir beantwortet werden. Bagophanes der faule Fetwan&#x017F;t hat der-<lb/>
&#x017F;elben gerahten/ einen unzeitigen Eifer wieder einen Gefengenen (der ohnzweiffel redlicher<lb/>
als er i&#x017F;t) &#x017F;ehen zu la&#x017F;&#x017F;en. O ihre Ko&#x0364;nigl. Hocheit bedenke &#x017F;ich ja bald eines andern! dann<lb/>
wer weiß/ was vor Helden gegen die&#x017F;en noch heut wol mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en außgetau&#x017F;chet werden? wil<lb/>
demnach mich die&#x017F;es Gefangenen derge&#x017F;talt annehmen/ als einem redlichen Feldmar&#x017F;chalk<lb/>
gebu&#x0364;hret; und wil eure Hocheit einen in die Ei&#x017F;en &#x017F;chlagen/ &#x017F;o &#x017F;chlage &#x017F;ie den Rahtgeber<lb/>
hinein; die&#x017F;em Gefangenen wird gewißlich &#x017F;olche Unbilligkeit nicht angelegt werden/ es<lb/>
&#x017F;ey dann/ daß ich zu gleicher Straffe verdammet werde. Schließlich/ daß das Treffen zu<lb/>
fu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ol gehalten werden/ wa&#x0364;hre wol mein Raht/ daß wir die&#x017F;e Vo&#x0364;lker zu un&#x017F;ers Landes<lb/>
Schuz erhielten/ im Fall der Reuter&#x017F;treit/ wie &#x017F;ichs an&#x017F;ehe&#x0303; la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;olte verlohren gehen; dan&#x0303;<lb/>
al&#x017F;o ko&#x0364;nten und wolten wir dem Feinde mit die&#x017F;er Mann&#x017F;chaft noch &#x017F;olche ha&#x0364;ndel machen/<lb/>
daß &#x017F;ie ungejagt hinter &#x017F;ich zihen &#x017F;olten; weil ich aber weiß/ daß mein Raht vor eine klein-<lb/>
mu&#x0364;htigkeit ge&#x017F;cholten werden muß/ &#x017F;ol des Ko&#x0364;niges Befehl alsbald ins werk gerichtet wer-<lb/>
den; der Himmel gebe/ daß es zum Siege diene/ welches aber Farbe ko&#x017F;ten wird. Ritte<lb/>
hiemit fort/ dan&#x0303; er wolte &#x017F;ich mit dem Ko&#x0364;nige weiters nicht zanken/ taht auch beyden Feld-<lb/>
Herrn von der Reuterey zu wi&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie ihre ge&#x017F;unden Vo&#x0364;lker/ jeder an &#x017F;einem Ort in<lb/>
ein Heer zu&#x017F;ammen zihen/ und etliche kleine Hauffen Schaarswei&#x017F;e ins Feld &#x017F;etzen &#x017F;olten/<lb/>
wann etwa der Feind auff &#x017F;ie zudringen wu&#x0364;rde. Als die&#x017F;es ins werk gerichtet ward/ wu&#x017F;te&#x0303;<lb/>
die un&#x017F;ern nicht/ was es bedeuten &#x017F;olte. Herkules muhtma&#x017F;&#x017F;ete/ es wu&#x0364;rden die Elefanten<lb/>
an&#x017F;etzen; aber Ladi&#x017F;la ward gewahr/ daß des Feindes Fußvolk herzu nahete/ vor welchen<lb/>
16000 Reuter in die quehre ausgedehnet/ vorher zogen; taht &#x017F;olches Artaxerxes zu wi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
der nichts mehr als die&#x017F;es wu&#x0364;n&#x017F;chete/ un&#x0303; den &#x017F;einen gleicher ge&#x017F;talt die Lo&#x017F;e zum auffbruche<lb/>
gab. Inzwi&#x017F;chen ließ des Feindes Reuterey &#x017F;ich an&#x017F;ehen/ ob wolten &#x017F;ie mit ganzer Macht<lb/>
den Angriff wagen/ aber bald zerteileten &#x017F;ich 6000 Mann/ welche hier und dar 60 Schaa-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ren/ </fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0110] Fuͤnftes Buch. Fraͤulein Raͤuber Schuz gehalten/ auff ſeine Hocheit ſchimpflich geredet/ und ſeine Zim- mer-Jungfer Kleofis wieder ſeinen Willen geheirahtet/ gefangen waͤhre; denſelben ſolte er laſſen in die Eiſen ſchlagen/ dann er muͤſte lebendig geſchunden werden. Er aber gab zur Antwort: Er ſaͤhe des Himmels ungewogenheit über Parthenland vor Augen/ welches einig nur von dem fremden Fraͤulein herrührete; moͤchte wuͤnſchen/ daß Phraortes mit ihr den Hals gebrochen/ da er in den Koͤniglichen Saal den erſten Fuß geſetzet; und wolte Gott/ ſagte er/ wir koͤnten die Schlacht mit halber Ehr auffruffen/ und der Fremden/ ach ach der Fremden loß werden/ ich verſichere ihre Koͤnigl. Hocheit/ daß den ſchon erlittenen Verluſt ich vor nichts achten wolte/ und ſolten der Perſe und Mede mit ihrem uͤbrigen ganzen anhange uns in kurzen zun Füſſen liegen. Ich begebe mich des Fraͤuleins nicht/ fiel ihm Artabanus in die Rede/ ſolten wir gleich unſer ganzes all dran ſtrecken. Mein Gott/ antwortete er/ wie kan doch der Koͤnig in dieſem gefaͤhrlichen Stande noch mit ſol- chen Gedanken umbgehen? ſihet dann ihre Hocheit noch nicht/ daß zwiſchen uns und dem Verderben ſo wenig Raum iſt/ daß wirs mit einem Pferdelauff abmaͤſſen koͤnnen? gewiß- lich wann ich wiſſen ſolte/ daß zu dieſem Ende der Krieg gefuͤhret wuͤrde/ muͤſte ich vor truͤbnis in die Erde ſinken/ daß man ſo viel tapfferes Menſchen Blut vergoſſen haͤtte. Aber hievon zu reden wil Zeit und Gefahr nicht leiden/ nur die beiden Vortraͤge ihrer Koͤnigl. Hocheit muͤſſen von mir beantwortet werden. Bagophanes der faule Fetwanſt hat der- ſelben gerahten/ einen unzeitigen Eifer wieder einen Gefengenen (der ohnzweiffel redlicher als er iſt) ſehen zu laſſen. O ihre Koͤnigl. Hocheit bedenke ſich ja bald eines andern! dann wer weiß/ was vor Helden gegen dieſen noch heut wol muͤſſen außgetauſchet werden? wil demnach mich dieſes Gefangenen dergeſtalt annehmen/ als einem redlichen Feldmarſchalk gebuͤhret; und wil eure Hocheit einen in die Eiſen ſchlagen/ ſo ſchlage ſie den Rahtgeber hinein; dieſem Gefangenen wird gewißlich ſolche Unbilligkeit nicht angelegt werden/ es ſey dann/ daß ich zu gleicher Straffe verdammet werde. Schließlich/ daß das Treffen zu fuſſe ſol gehalten werden/ waͤhre wol mein Raht/ daß wir dieſe Voͤlker zu unſers Landes Schuz erhielten/ im Fall der Reuterſtreit/ wie ſichs anſehẽ laͤſſet/ ſolte verlohren gehen; dañ alſo koͤnten und wolten wir dem Feinde mit dieſer Mannſchaft noch ſolche haͤndel machen/ daß ſie ungejagt hinter ſich zihen ſolten; weil ich aber weiß/ daß mein Raht vor eine klein- muͤhtigkeit geſcholten werden muß/ ſol des Koͤniges Befehl alsbald ins werk gerichtet wer- den; der Himmel gebe/ daß es zum Siege diene/ welches aber Farbe koſten wird. Ritte hiemit fort/ dañ er wolte ſich mit dem Koͤnige weiters nicht zanken/ taht auch beyden Feld- Herrn von der Reuterey zu wiſſen/ daß ſie ihre geſunden Voͤlker/ jeder an ſeinem Ort in ein Heer zuſammen zihen/ und etliche kleine Hauffen Schaarsweiſe ins Feld ſetzen ſolten/ wann etwa der Feind auff ſie zudringen wuͤrde. Als dieſes ins werk gerichtet ward/ wuſtẽ die unſern nicht/ was es bedeuten ſolte. Herkules muhtmaſſete/ es wuͤrden die Elefanten anſetzen; aber Ladiſla ward gewahr/ daß des Feindes Fußvolk herzu nahete/ vor welchen 16000 Reuter in die quehre ausgedehnet/ vorher zogen; taht ſolches Artaxerxes zu wiſſen/ der nichts mehr als dieſes wuͤnſchete/ uñ den ſeinen gleicher geſtalt die Loſe zum auffbruche gab. Inzwiſchen ließ des Feindes Reuterey ſich anſehen/ ob wolten ſie mit ganzer Macht den Angriff wagen/ aber bald zerteileten ſich 6000 Mann/ welche hier und dar 60 Schaa- ren/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/110
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/110>, abgerufen am 21.11.2024.