Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
den König zubesuchen/ ob er sich vielleicht dessen etwas würde vernehmen lassen. Aber er
gedachte seiner Hirkaner mit keinem Worte/ nur den grossen Gamaxus rühmete er/ und
daß er ein Fürstentuhm drumb geben wolte/ daß ihm dieser unerschrockene Held vor der
Schlacht zugezogen währe/ als welcher nicht allein die Persischen Weichlinge solte ge-
dämpffet/ sondern auch die Teutschen Wagehälse als die Mücken nidergeschlagen haben;
jedoch wolte er noch zufrieden seyn/ wann er ihm nur die beyden Buben Herkules und La-
disla lebendig einbrächte/ an denen er sich dergestalt zu rächen vorhabens währe/ daß ande-
re sich an ihnen spiegeln solten. Vologeses gab zur Antwort: Was durch einen öffentlichen
Kampff geschähe/ wolte er mit rühmen; meynete auch/ es währen noch wol Ritter zufin-
den/ so den beyden gewachsen währen; hielte doch davor/ sie würden sich schwerlich leben-
dig greiffen lassen/ sondern viel lieber von Feindes Hand sterben; Daß aber Ihre Königl.
Hocheit ihnen so abscheuhliche Straffen dräuete/ da sie doch freye Könige und Groß Für-
sten währen/ die in ihren Ländern grosse Gewalt hätten/ schriebe er seinem Zorne zu/ nach
dessen Linderung seine Hocheit sich wol eines andern bedenken würde; welche Erinnerung
er aber mit grossem Unwillen aufnam/ und ihn fragete/ ob er Persiche oder Teutsche Jahrs-
bestallung hätte/ daß er so fleissig vor seine Feinde strebete; denen wir/ sagte er/ das Herz wol-
len aus dem Leibe reissen/ und den Hunden zufressen vorwerffen lassen/ und Troz gebohten/
der uns ein solches wehren sol/ da er sonst nicht in gleiche Straffe fallon wil. Ihre Königl.
Hocheit machen alles nach belieben/ sagte er; jedoch wann ich wissen solte/ daß dieselbe den
allergeringsten Verdacht auff mich geworffen hätte/ ob s[o]lte ich mit den Reichsfeinden ei-
nige Verständniß haben/ und durch das verfluchte Geld/ dessen ich zeit meines Lebens eben
so wenig als des schlimmen Kohts geachtet/ mich bestechen und zur Verrähterey bewägen
lassen/ müste mir leid seyn/ daß ich je gebohren währe; bitte demnach/ zum untertähnigsten/
Ihre Königl. Hocheit wolle mich alsbald meines Ampts allergnädigst erlassen/ und mir
den Ort benennen/ woselbst ich mein übriges Leben in aller Einsamkeit/ als in einem Gefäng-
niß zubringen solle/ wil ich solches vor eine gnugsame Vergeltung aller meiner bißher ge-
leisteten träuen Dienste halten. Wir haben euch in keinem Verdacht/ antwortete er/ könnet
auch eures Ampts durchaus nicht erlassen werden; nur vor unsere Erzfeinde allemahl so
frey zu reden können und wollen wir von niemande gewätig seyn. Fragete hernach/ wie es
mit den Werbungen beschaffen währe/ daß man solche alsbald fortsetzete/ und befahl/ daß
die Grenze Städte wol versehen/ und der tapffere Gamaxus mit 40000 Reutern dahin
begleitet würde; welches zubefodern Vologeses versprach/ und doch nicht unangezeiget
ließ/ wo nicht ein vorsichtiger Feld Herr darüber gesetzet würde/ dürffte das ganze Heer
verlohren gehen; dann der Feind würde keines weges unterlassen/ ihnen mit ganzer Macht
auff den Leib zufallen; welches er zu dem Ende anzeigete/ daß ihm schier heut oder morgen
nichts ungleiches zugemässen würde. Worauff der König nur sagte: Er wüste schon/ daß
die Unglüks Weissagungen zum Ende gelauffen währen. Das verleihen uns die gütigen
Götter/ und daß ich doch auch einmahl zum Lügener werden möge/ wornach mich bißher
immer verlanget hat/ antwortete Vologeses; ging hin/ und zeigete Pakorus alles an/ der
grossen Verdruß dran hatte/ daß der König keinen heilsamen Raht mehr annehmen/ und
überdas die wichtigsten Reichsgeschäffte mit seinen höchsten Bedieneten nicht mehr be-

reden

Fuͤnftes Buch.
den Koͤnig zubeſuchen/ ob er ſich vielleicht deſſen etwas wuͤrde vernehmen laſſen. Aber er
gedachte ſeiner Hirkaner mit keinem Worte/ nur den groſſen Gamaxus ruͤhmete er/ und
daß er ein Fuͤrſtentuhm drumb geben wolte/ daß ihm dieſer unerſchrockene Held vor der
Schlacht zugezogen waͤhre/ als welcher nicht allein die Perſiſchen Weichlinge ſolte ge-
daͤmpffet/ ſondern auch die Teutſchen Wagehaͤlſe als die Muͤcken nidergeſchlagen haben;
jedoch wolte er noch zufrieden ſeyn/ wann er ihm nur die beyden Buben Herkules und La-
diſla lebendig einbraͤchte/ an denen er ſich dergeſtalt zu raͤchen vorhabens waͤhre/ daß ande-
re ſich an ihnen ſpiegeln ſolten. Vologeſes gab zur Antwort: Was durch einen oͤffentlichẽ
Kampff geſchaͤhe/ wolte er mit ruͤhmen; meynete auch/ es waͤhren noch wol Ritter zufin-
den/ ſo den beyden gewachſen waͤhren; hielte doch davor/ ſie würden ſich ſchwerlich leben-
dig greiffen laſſen/ ſondern viel lieber von Feindes Hand ſterben; Daß aber Ihre Koͤnigl.
Hocheit ihnen ſo abſcheuhliche Straffen draͤuete/ da ſie doch freye Koͤnige und Groß Fuͤr-
ſten waͤhren/ die in ihren Laͤndern groſſe Gewalt haͤtten/ ſchriebe er ſeinem Zorne zu/ nach
deſſen Linderung ſeine Hocheit ſich wol eines andern bedenken wuͤrde; welche Erinnerung
er aber mit groſſem Unwillen aufnam/ uñ ihn fragete/ ob er Perſiche oder Teutſche Jahrs-
beſtallung haͤtte/ daß er ſo fleiſſig vor ſeine Feinde ſtrebete; denen wir/ ſagte er/ das Herz wol-
len aus dem Leibe reiſſen/ und den Hunden zufreſſen vorwerffen laſſen/ und Troz gebohten/
der uns ein ſolches wehren ſol/ da er ſonſt nicht in gleiche Straffe fallon wil. Ihre Koͤnigl.
Hocheit machen alles nach belieben/ ſagte er; jedoch wann ich wiſſen ſolte/ daß dieſelbe den
allergeringſten Verdacht auff mich geworffen haͤtte/ ob ſ[o]lte ich mit den Reichsfeinden ei-
nige Verſtaͤndniß haben/ und durch das verfluchte Geld/ deſſen ich zeit meines Lebens eben
ſo wenig als des ſchlimmen Kohts geachtet/ mich beſtechen und zur Verraͤhterey bewaͤgen
laſſen/ muͤſte mir leid ſeyn/ daß ich je gebohren waͤhre; bitte demnach/ zum untertaͤhnigſten/
Ihre Koͤnigl. Hocheit wolle mich alsbald meines Ampts allergnaͤdigſt erlaſſen/ und mir
den Ort benennen/ woſelbſt ich mein uͤbriges Lebẽ in aller Einſamkeit/ als in einem Gefaͤng-
niß zubringen ſolle/ wil ich ſolches vor eine gnugſame Vergeltung aller meiner bißher ge-
leiſteten traͤuen Dienſte halten. Wir haben euch in keinem Verdacht/ antwortete er/ koͤnnet
auch eures Ampts durchaus nicht erlaſſen werden; nur vor unſere Erzfeinde allemahl ſo
frey zu reden koͤnnen und wollen wir von niemande gewaͤtig ſeyn. Fragete hernach/ wie es
mit den Werbungen beſchaffen waͤhre/ daß man ſolche alsbald fortſetzete/ und befahl/ daß
die Grenze Staͤdte wol verſehen/ und der tapffere Gamaxus mit 40000 Reutern dahin
begleitet wuͤrde; welches zubefodern Vologeſes verſprach/ und doch nicht unangezeiget
ließ/ wo nicht ein vorſichtiger Feld Herr daruͤber geſetzet würde/ duͤrffte das ganze Heer
verlohren gehen; dann der Feind wuͤrde keines weges unterlaſſen/ ihnẽ mit ganzer Macht
auff den Leib zufallen; welches er zu dem Ende anzeigete/ daß ihm ſchier heut oder morgen
nichts ungleiches zugemaͤſſen würde. Worauff der Koͤnig nur ſagte: Er wüſte ſchon/ daß
die Ungluͤks Weiſſagungen zum Ende gelauffen waͤhren. Das verleihen uns die guͤtigen
Goͤtter/ und daß ich doch auch einmahl zum Luͤgener werden moͤge/ wornach mich bißher
immer verlanget hat/ antwortete Vologeſes; ging hin/ und zeigete Pakorus alles an/ der
groſſen Verdruß dran hatte/ daß der Koͤnig keinen heilſamen Raht mehr annehmen/ und
uͤberdas die wichtigſten Reichsgeſchaͤffte mit ſeinen hoͤchſten Bedieneten nicht mehr be-

reden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0152" n="146"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
den Ko&#x0364;nig zube&#x017F;uchen/ ob er &#x017F;ich vielleicht de&#x017F;&#x017F;en etwas wu&#x0364;rde vernehmen la&#x017F;&#x017F;en. Aber er<lb/>
gedachte &#x017F;einer Hirkaner mit keinem Worte/ nur den gro&#x017F;&#x017F;en Gamaxus ru&#x0364;hmete er/ und<lb/>
daß er ein Fu&#x0364;r&#x017F;tentuhm drumb geben wolte/ daß ihm die&#x017F;er uner&#x017F;chrockene Held vor der<lb/>
Schlacht zugezogen wa&#x0364;hre/ als welcher nicht allein die Per&#x017F;i&#x017F;chen Weichlinge &#x017F;olte ge-<lb/>
da&#x0364;mpffet/ &#x017F;ondern auch die Teut&#x017F;chen Wageha&#x0364;l&#x017F;e als die Mu&#x0364;cken niderge&#x017F;chlagen haben;<lb/>
jedoch wolte er noch zufrieden &#x017F;eyn/ wann er ihm nur die beyden Buben Herkules und La-<lb/>
di&#x017F;la lebendig einbra&#x0364;chte/ an denen er &#x017F;ich derge&#x017F;talt zu ra&#x0364;chen vorhabens wa&#x0364;hre/ daß ande-<lb/>
re &#x017F;ich an ihnen &#x017F;piegeln &#x017F;olten. Vologe&#x017F;es gab zur Antwort: Was durch einen o&#x0364;ffentliche&#x0303;<lb/>
Kampff ge&#x017F;cha&#x0364;he/ wolte er mit ru&#x0364;hmen; meynete auch/ es wa&#x0364;hren noch wol Ritter zufin-<lb/>
den/ &#x017F;o den beyden gewach&#x017F;en wa&#x0364;hren; hielte doch davor/ &#x017F;ie würden &#x017F;ich &#x017F;chwerlich leben-<lb/>
dig greiffen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern viel lieber von Feindes Hand &#x017F;terben; Daß aber Ihre Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Hocheit ihnen &#x017F;o ab&#x017F;cheuhliche Straffen dra&#x0364;uete/ da &#x017F;ie doch freye Ko&#x0364;nige und Groß Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten wa&#x0364;hren/ die in ihren La&#x0364;ndern gro&#x017F;&#x017F;e Gewalt ha&#x0364;tten/ &#x017F;chriebe er &#x017F;einem Zorne zu/ nach<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Linderung &#x017F;eine Hocheit &#x017F;ich wol eines andern bedenken wu&#x0364;rde; welche Erinnerung<lb/>
er aber mit gro&#x017F;&#x017F;em Unwillen aufnam/ un&#x0303; ihn fragete/ ob er Per&#x017F;iche oder Teut&#x017F;che Jahrs-<lb/>
be&#x017F;tallung ha&#x0364;tte/ daß er &#x017F;o flei&#x017F;&#x017F;ig vor &#x017F;eine Feinde &#x017F;trebete; denen wir/ &#x017F;agte er/ das Herz wol-<lb/>
len aus dem Leibe rei&#x017F;&#x017F;en/ und den Hunden zufre&#x017F;&#x017F;en vorwerffen la&#x017F;&#x017F;en/ und Troz gebohten/<lb/>
der uns ein &#x017F;olches wehren &#x017F;ol/ da er &#x017F;on&#x017F;t nicht in gleiche Straffe fallon wil. Ihre Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Hocheit machen alles nach belieben/ &#x017F;agte er; jedoch wann ich wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte/ daß die&#x017F;elbe den<lb/>
allergering&#x017F;ten Verdacht auff mich geworffen ha&#x0364;tte/ ob &#x017F;<supplied>o</supplied>lte ich mit den Reichsfeinden ei-<lb/>
nige Ver&#x017F;ta&#x0364;ndniß haben/ und durch das verfluchte Geld/ de&#x017F;&#x017F;en ich zeit meines Lebens eben<lb/>
&#x017F;o wenig als des &#x017F;chlimmen Kohts geachtet/ mich be&#x017F;techen und zur Verra&#x0364;hterey bewa&#x0364;gen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ mu&#x0364;&#x017F;te mir leid &#x017F;eyn/ daß ich je gebohren wa&#x0364;hre; bitte demnach/ zum unterta&#x0364;hnig&#x017F;ten/<lb/>
Ihre Ko&#x0364;nigl. Hocheit wolle mich alsbald meines Ampts allergna&#x0364;dig&#x017F;t erla&#x017F;&#x017F;en/ und mir<lb/>
den Ort benennen/ wo&#x017F;elb&#x017F;t ich mein u&#x0364;briges Lebe&#x0303; in aller Ein&#x017F;amkeit/ als in einem Gefa&#x0364;ng-<lb/>
niß zubringen &#x017F;olle/ wil ich &#x017F;olches vor eine gnug&#x017F;ame Vergeltung aller meiner bißher ge-<lb/>
lei&#x017F;teten tra&#x0364;uen Dien&#x017F;te halten. Wir haben euch in keinem Verdacht/ antwortete er/ ko&#x0364;nnet<lb/>
auch eures Ampts durchaus nicht erla&#x017F;&#x017F;en werden; nur vor un&#x017F;ere Erzfeinde allemahl &#x017F;o<lb/>
frey zu reden ko&#x0364;nnen und wollen wir von niemande gewa&#x0364;tig &#x017F;eyn. Fragete hernach/ wie es<lb/>
mit den Werbungen be&#x017F;chaffen wa&#x0364;hre/ daß man &#x017F;olche alsbald fort&#x017F;etzete/ und befahl/ daß<lb/>
die Grenze Sta&#x0364;dte wol ver&#x017F;ehen/ und der tapffere Gamaxus mit 40000 Reutern dahin<lb/>
begleitet wu&#x0364;rde; welches zubefodern Vologe&#x017F;es ver&#x017F;prach/ und doch nicht unangezeiget<lb/>
ließ/ wo nicht ein vor&#x017F;ichtiger Feld Herr daru&#x0364;ber ge&#x017F;etzet würde/ du&#x0364;rffte das ganze Heer<lb/>
verlohren gehen; dann der Feind wu&#x0364;rde keines weges unterla&#x017F;&#x017F;en/ ihne&#x0303; mit ganzer Macht<lb/>
auff den Leib zufallen; welches er zu dem Ende anzeigete/ daß ihm &#x017F;chier heut oder morgen<lb/>
nichts ungleiches zugema&#x0364;&#x017F;&#x017F;en würde. Worauff der Ko&#x0364;nig nur &#x017F;agte: Er wü&#x017F;te &#x017F;chon/ daß<lb/>
die Unglu&#x0364;ks Wei&#x017F;&#x017F;agungen zum Ende gelauffen wa&#x0364;hren. Das verleihen uns die gu&#x0364;tigen<lb/>
Go&#x0364;tter/ und daß ich doch auch einmahl zum Lu&#x0364;gener werden mo&#x0364;ge/ wornach mich bißher<lb/>
immer verlanget hat/ antwortete Vologe&#x017F;es; ging hin/ und zeigete Pakorus alles an/ der<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Verdruß dran hatte/ daß der Ko&#x0364;nig keinen heil&#x017F;amen Raht mehr annehmen/ und<lb/>
u&#x0364;berdas die wichtig&#x017F;ten Reichsge&#x017F;cha&#x0364;ffte mit &#x017F;einen ho&#x0364;ch&#x017F;ten Bedieneten nicht mehr be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">reden</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0152] Fuͤnftes Buch. den Koͤnig zubeſuchen/ ob er ſich vielleicht deſſen etwas wuͤrde vernehmen laſſen. Aber er gedachte ſeiner Hirkaner mit keinem Worte/ nur den groſſen Gamaxus ruͤhmete er/ und daß er ein Fuͤrſtentuhm drumb geben wolte/ daß ihm dieſer unerſchrockene Held vor der Schlacht zugezogen waͤhre/ als welcher nicht allein die Perſiſchen Weichlinge ſolte ge- daͤmpffet/ ſondern auch die Teutſchen Wagehaͤlſe als die Muͤcken nidergeſchlagen haben; jedoch wolte er noch zufrieden ſeyn/ wann er ihm nur die beyden Buben Herkules und La- diſla lebendig einbraͤchte/ an denen er ſich dergeſtalt zu raͤchen vorhabens waͤhre/ daß ande- re ſich an ihnen ſpiegeln ſolten. Vologeſes gab zur Antwort: Was durch einen oͤffentlichẽ Kampff geſchaͤhe/ wolte er mit ruͤhmen; meynete auch/ es waͤhren noch wol Ritter zufin- den/ ſo den beyden gewachſen waͤhren; hielte doch davor/ ſie würden ſich ſchwerlich leben- dig greiffen laſſen/ ſondern viel lieber von Feindes Hand ſterben; Daß aber Ihre Koͤnigl. Hocheit ihnen ſo abſcheuhliche Straffen draͤuete/ da ſie doch freye Koͤnige und Groß Fuͤr- ſten waͤhren/ die in ihren Laͤndern groſſe Gewalt haͤtten/ ſchriebe er ſeinem Zorne zu/ nach deſſen Linderung ſeine Hocheit ſich wol eines andern bedenken wuͤrde; welche Erinnerung er aber mit groſſem Unwillen aufnam/ uñ ihn fragete/ ob er Perſiche oder Teutſche Jahrs- beſtallung haͤtte/ daß er ſo fleiſſig vor ſeine Feinde ſtrebete; denen wir/ ſagte er/ das Herz wol- len aus dem Leibe reiſſen/ und den Hunden zufreſſen vorwerffen laſſen/ und Troz gebohten/ der uns ein ſolches wehren ſol/ da er ſonſt nicht in gleiche Straffe fallon wil. Ihre Koͤnigl. Hocheit machen alles nach belieben/ ſagte er; jedoch wann ich wiſſen ſolte/ daß dieſelbe den allergeringſten Verdacht auff mich geworffen haͤtte/ ob ſolte ich mit den Reichsfeinden ei- nige Verſtaͤndniß haben/ und durch das verfluchte Geld/ deſſen ich zeit meines Lebens eben ſo wenig als des ſchlimmen Kohts geachtet/ mich beſtechen und zur Verraͤhterey bewaͤgen laſſen/ muͤſte mir leid ſeyn/ daß ich je gebohren waͤhre; bitte demnach/ zum untertaͤhnigſten/ Ihre Koͤnigl. Hocheit wolle mich alsbald meines Ampts allergnaͤdigſt erlaſſen/ und mir den Ort benennen/ woſelbſt ich mein uͤbriges Lebẽ in aller Einſamkeit/ als in einem Gefaͤng- niß zubringen ſolle/ wil ich ſolches vor eine gnugſame Vergeltung aller meiner bißher ge- leiſteten traͤuen Dienſte halten. Wir haben euch in keinem Verdacht/ antwortete er/ koͤnnet auch eures Ampts durchaus nicht erlaſſen werden; nur vor unſere Erzfeinde allemahl ſo frey zu reden koͤnnen und wollen wir von niemande gewaͤtig ſeyn. Fragete hernach/ wie es mit den Werbungen beſchaffen waͤhre/ daß man ſolche alsbald fortſetzete/ und befahl/ daß die Grenze Staͤdte wol verſehen/ und der tapffere Gamaxus mit 40000 Reutern dahin begleitet wuͤrde; welches zubefodern Vologeſes verſprach/ und doch nicht unangezeiget ließ/ wo nicht ein vorſichtiger Feld Herr daruͤber geſetzet würde/ duͤrffte das ganze Heer verlohren gehen; dann der Feind wuͤrde keines weges unterlaſſen/ ihnẽ mit ganzer Macht auff den Leib zufallen; welches er zu dem Ende anzeigete/ daß ihm ſchier heut oder morgen nichts ungleiches zugemaͤſſen würde. Worauff der Koͤnig nur ſagte: Er wüſte ſchon/ daß die Ungluͤks Weiſſagungen zum Ende gelauffen waͤhren. Das verleihen uns die guͤtigen Goͤtter/ und daß ich doch auch einmahl zum Luͤgener werden moͤge/ wornach mich bißher immer verlanget hat/ antwortete Vologeſes; ging hin/ und zeigete Pakorus alles an/ der groſſen Verdruß dran hatte/ daß der Koͤnig keinen heilſamen Raht mehr annehmen/ und uͤberdas die wichtigſten Reichsgeſchaͤffte mit ſeinen hoͤchſten Bedieneten nicht mehr be- reden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/152
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/152>, abgerufen am 24.11.2024.