Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
keit nach vermögen abzulegen/ mit mir reisen wollen. Meine Schwester Libussa kan durch
beredsamkeit ihre Notturft selber wol vortragen/ würde sie sich dessen etwa schämen/ erken
ne ich mich schuldig/ ihr Wort zu reden; kurz zu melden; sie kömt/ untertähnigst zu dan-
ken/ daß ihre Gn. den bewehrten Arzt ihrer Krankheit hat senden wollen/ der das geängstete
Herz gar sanft und glüklich geheilet hat; währe er aber fünff Stunden länger aussen blie-
ben/ hatte man sich schon erkläret/ ihn aus der vermeinten Gefängnis loß zu machen. Fr.
Brela/ halte ich/ sey meiner Gn. Fräulein halben mit überkommen/ umb zufragen/ was
vor einen Rükweg deren Durchl. zuhalten willens/ weil sie zu Tyrus durch freihische Ge-
danken verhindert worden/ solches zuerforschen; und nachdem sie etwas furchtsam ist/ und
nicht gerne allein schläfft/ hat sie ihren liebsten/ ihres liebsten Schwester wolt ich sagen/ mit
auff gesprochen. Das Frl. hatte grosses gefallen an dieser beredsamen Frauen Kurzweil/
da Libussa sich schon fertig hielt/ ihr eins wieder anzubringen/ durffte aber Herkules nicht
in die Rede fallen/ welcher Euphrosynen zur Antwort gab: Geliebte Freundin; ihr freund-
williges Herz gegen mich/ hat sie mir schon gnugsam zuerkennen gegeben/ da ich als ein U-
beltähter vor ihren Augen stund/ wovor ich ihr Zeit meines Lebens werde schuldig bleiben;
und nun folget sie meinem hochgeliebten Fräulein und mir/ einen so beschwerlichen fernen
Weg über Meer und Land; dürfte auch schier errahten/ daß die übrigen meine sämptlich
geliebte Freundinnen durch ihr Auffmahnen hierzu beredet sind/ und also auch deren ge-
wünschte Gegenwart wir ihrer guten befoderung zu danken haben; empfing hierauff die
andern ebenmässig/ und bedankete sich ihrer Ankunft. Noch hätte Libussa sich gerne an Eu-
phrosynen gerochen/ ward aber durch Klodius dran verhindert/ welcher sich vor Herku-
les in die Knie setzete/ und bey dieser Rede ihm die Hand küssete; Durchleuchtigster Fürst/
Gn. Herr; euer Durchl. ich unwirdiger Knecht habe nicht umbhin gekunt/ dieses gute
Glük zuergreiffen/ und deroselben untertähnigst zu folgen/ nachdem euer Durchl. ich alle
meine Wolfahrt nähst Gott zu danken habe; bitte demnach untertähnigst/ dieselbe wollen
mich in den ehmahls bedieneten Plaz gnädigst wieder auffnehmen/ welches mir ungleich
angenehmer als meine Paduanische Oberhäuptmanschaft seyn sol. Herkules richtete ihn
auff und antwortete: Mein geträuer und lieber Freund Klodius/ eure ankunft ist mir sehr
lieb/ werde mich auch bemühen solche Träue zuerkennen; daß ihr aber euch verringern/ und
in einen nidrigern Stand treten soltet/ würde ohn meine Undankbarkeit nicht geschehen
können; muß also dahin trachten/ daß ihr mit grössern Ehren und Nahmen aus diesen
Ländern scheidet/ als ihr hinein kommen seid; und nicht allein ihr/ sondern alle/ die aus gleich-
mässiger zuneigung uns gefolget sind. Nach diesem stelleten sich Markus/ Neda und Prins-
la bey Herkules ein/ und wurden sehr freundlich empfangen. Zu allerlezt trat auch Neklam
herzu/ der eine Feldwebelschaft unter den Böhmen bedienete/ hatte sich aber von dem Fräu-
lein noch nicht sehen lassen/ kniete dißmahl vor Herkules und ihr nider/ und sagte: O gnä-
digstes Fräulein/ daß ich nun von den Göttern Flügel erbitten könte/ umb nach Prage zu
fliegen/ und meiner allergnädigsten Königin ihrer Durchl. Wolergehen anzumelden. Si-
he da Neklam/ sagte sie/ hastu in dem unglükseligen Flecken nicht Wunden gnug empfan-
gen/ du must sie auch hier suchen gehen? Ja/ antwortete er; ich bin heut durch diesen Arm/
den linken zeigend/ geschossen/ aber sanftere Wunde ist mir nie geschlagen. Gib dich zufrie-

den/

Fuͤnftes Buch.
keit nach vermoͤgen abzulegen/ mit mir reiſen wollen. Meine Schweſter Libuſſa kan durch
beredſamkeit ihre Notturft ſelber wol vortragen/ würde ſie ſich deſſen etwa ſchaͤmen/ erken
ne ich mich ſchuldig/ ihr Wort zu reden; kurz zu melden; ſie koͤmt/ untertaͤhnigſt zu dan-
ken/ daß ihre Gn. den bewehrten Arzt ihrer Krankheit hat ſenden wollen/ der das geaͤngſtete
Herz gar ſanft und gluͤklich geheilet hat; waͤhre er aber fünff Stunden laͤnger auſſen blie-
ben/ hatte man ſich ſchon erklaͤret/ ihn aus der vermeinten Gefaͤngnis loß zu machen. Fr.
Brela/ halte ich/ ſey meiner Gn. Fraͤulein halben mit uͤberkommen/ umb zufragen/ was
vor einen Ruͤkweg deren Durchl. zuhalten willens/ weil ſie zu Tyrus durch freihiſche Ge-
danken verhindert worden/ ſolches zuerforſchen; und nachdem ſie etwas furchtſam iſt/ uñ
nicht gerne allein ſchlaͤfft/ hat ſie ihren liebſten/ ihres liebſten Schweſter wolt ich ſagen/ mit
auff geſprochen. Das Frl. hatte groſſes gefallen an dieſer beredſamen Frauen Kurzweil/
da Libuſſa ſich ſchon fertig hielt/ ihr eins wieder anzubringen/ durffte aber Herkules nicht
in die Rede fallen/ welcher Euphroſynen zur Antwort gab: Geliebte Freundin; ihr freund-
williges Herz gegen mich/ hat ſie mir ſchon gnugſam zuerkennen gegeben/ da ich als ein U-
beltaͤhter vor ihren Augen ſtund/ wovor ich ihr Zeit meines Lebens werde ſchuldig bleiben;
und nun folget ſie meinem hochgeliebten Fraͤulein und mir/ einen ſo beſchwerlichen fernen
Weg uͤber Meer und Land; duͤrfte auch ſchier errahten/ daß die uͤbrigen meine ſaͤmptlich
geliebte Freundinnen durch ihr Auffmahnen hierzu beredet ſind/ und alſo auch deren ge-
wuͤnſchte Gegenwart wir ihrer guten befoderung zu danken haben; empfing hierauff die
andern ebenmaͤſſig/ und bedankete ſich ihrer Ankunft. Noch haͤtte Libuſſa ſich gerne an Eu-
phroſynen gerochen/ ward aber durch Klodius dran verhindert/ welcher ſich vor Herku-
les in die Knie ſetzete/ und bey dieſer Rede ihm die Hand kuͤſſete; Durchleuchtigſter Fuͤrſt/
Gn. Herr; euer Durchl. ich unwirdiger Knecht habe nicht umbhin gekunt/ dieſes gute
Gluͤk zuergreiffen/ und deroſelben untertaͤhnigſt zu folgen/ nachdem euer Durchl. ich alle
meine Wolfahrt naͤhſt Gott zu danken habe; bitte demnach untertaͤhnigſt/ dieſelbe wollen
mich in den ehmahls bedieneten Plaz gnaͤdigſt wieder auffnehmen/ welches mir ungleich
angenehmer als meine Paduaniſche Oberhaͤuptmanſchaft ſeyn ſol. Herkules richtete ihn
auff und antwortete: Mein getraͤuer und lieber Freund Klodius/ eure ankunft iſt mir ſehr
lieb/ werde mich auch bemuͤhen ſolche Traͤue zuerkennen; daß ihr aber euch verringern/ uñ
in einen nidrigern Stand treten ſoltet/ wuͤrde ohn meine Undankbarkeit nicht geſchehen
koͤnnen; muß alſo dahin trachten/ daß ihr mit groͤſſern Ehren und Nahmen aus dieſen
Laͤndern ſcheidet/ als ihr hinein kom̃en ſeid; und nicht allein ihr/ ſondern alle/ die aus gleich-
maͤſſiger zuneigung uns gefolget ſind. Nach dieſem ſtelleten ſich Markus/ Neda uñ Prinſ-
la bey Herkules ein/ und wurden ſehr freundlich empfangen. Zu allerlezt trat auch Neklam
herzu/ der eine Feldwebelſchaft unter den Boͤhmen bedienete/ hatte ſich aber von dem Fraͤu-
lein noch nicht ſehen laſſen/ kniete dißmahl vor Herkules und ihr nider/ und ſagte: O gnaͤ-
digſtes Fraͤulein/ daß ich nun von den Goͤttern Flügel erbitten koͤnte/ umb nach Prage zu
fliegen/ und meiner allergnaͤdigſten Koͤnigin ihrer Durchl. Wolergehen anzumeldẽ. Si-
he da Neklam/ ſagte ſie/ haſtu in dem ungluͤkſeligen Flecken nicht Wunden gnug empfan-
gen/ du muſt ſie auch hier ſuchen gehen? Ja/ antwortete er; ich bin heut durch dieſen Arm/
den linken zeigend/ geſchoſſen/ aber ſanftere Wunde iſt mir nie geſchlagen. Gib dich zufrie-

den/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0016" n="10"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
keit nach vermo&#x0364;gen abzulegen/ mit mir rei&#x017F;en wollen. Meine Schwe&#x017F;ter Libu&#x017F;&#x017F;a kan durch<lb/>
bered&#x017F;amkeit ihre Notturft &#x017F;elber wol vortragen/ würde &#x017F;ie &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en etwa &#x017F;cha&#x0364;men/ erken<lb/>
ne ich mich &#x017F;chuldig/ ihr Wort zu reden; kurz zu melden; &#x017F;ie ko&#x0364;mt/ unterta&#x0364;hnig&#x017F;t zu dan-<lb/>
ken/ daß ihre Gn. den bewehrten Arzt ihrer Krankheit hat &#x017F;enden wollen/ der das gea&#x0364;ng&#x017F;tete<lb/>
Herz gar &#x017F;anft und glu&#x0364;klich geheilet hat; wa&#x0364;hre er aber fünff Stunden la&#x0364;nger au&#x017F;&#x017F;en blie-<lb/>
ben/ hatte man &#x017F;ich &#x017F;chon erkla&#x0364;ret/ ihn aus der vermeinten Gefa&#x0364;ngnis loß zu machen. Fr.<lb/>
Brela/ halte ich/ &#x017F;ey meiner Gn. Fra&#x0364;ulein halben mit u&#x0364;berkommen/ umb zufragen/ was<lb/>
vor einen Ru&#x0364;kweg deren Durchl. zuhalten willens/ weil &#x017F;ie zu Tyrus durch freihi&#x017F;che Ge-<lb/>
danken verhindert worden/ &#x017F;olches zuerfor&#x017F;chen; und nachdem &#x017F;ie etwas furcht&#x017F;am i&#x017F;t/ un&#x0303;<lb/>
nicht gerne allein &#x017F;chla&#x0364;fft/ hat &#x017F;ie ihren lieb&#x017F;ten/ ihres lieb&#x017F;ten Schwe&#x017F;ter wolt ich &#x017F;agen/ mit<lb/>
auff ge&#x017F;prochen. Das Frl. hatte gro&#x017F;&#x017F;es gefallen an die&#x017F;er bered&#x017F;amen Frauen Kurzweil/<lb/>
da Libu&#x017F;&#x017F;a &#x017F;ich &#x017F;chon fertig hielt/ ihr eins wieder anzubringen/ durffte aber Herkules nicht<lb/>
in die Rede fallen/ welcher Euphro&#x017F;ynen zur Antwort gab: Geliebte Freundin; ihr freund-<lb/>
williges Herz gegen mich/ hat &#x017F;ie mir &#x017F;chon gnug&#x017F;am zuerkennen gegeben/ da ich als ein U-<lb/>
belta&#x0364;hter vor ihren Augen &#x017F;tund/ wovor ich ihr Zeit meines Lebens werde &#x017F;chuldig bleiben;<lb/>
und nun folget &#x017F;ie meinem hochgeliebten Fra&#x0364;ulein und mir/ einen &#x017F;o be&#x017F;chwerlichen fernen<lb/>
Weg u&#x0364;ber Meer und Land; du&#x0364;rfte auch &#x017F;chier errahten/ daß die u&#x0364;brigen meine &#x017F;a&#x0364;mptlich<lb/>
geliebte Freundinnen durch ihr Auffmahnen hierzu beredet &#x017F;ind/ und al&#x017F;o auch deren ge-<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chte Gegenwart wir ihrer guten befoderung zu danken haben; empfing hierauff die<lb/>
andern ebenma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig/ und bedankete &#x017F;ich ihrer Ankunft. Noch ha&#x0364;tte Libu&#x017F;&#x017F;a &#x017F;ich gerne an Eu-<lb/>
phro&#x017F;ynen gerochen/ ward aber durch Klodius dran verhindert/ welcher &#x017F;ich vor Herku-<lb/>
les in die Knie &#x017F;etzete/ und bey die&#x017F;er Rede ihm die Hand ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete; Durchleuchtig&#x017F;ter Fu&#x0364;r&#x017F;t/<lb/>
Gn. Herr; euer Durchl. ich unwirdiger Knecht habe nicht umbhin gekunt/ die&#x017F;es gute<lb/>
Glu&#x0364;k zuergreiffen/ und dero&#x017F;elben unterta&#x0364;hnig&#x017F;t zu folgen/ nachdem euer Durchl. ich alle<lb/>
meine Wolfahrt na&#x0364;h&#x017F;t Gott zu danken habe; bitte demnach unterta&#x0364;hnig&#x017F;t/ die&#x017F;elbe wollen<lb/>
mich in den ehmahls bedieneten Plaz gna&#x0364;dig&#x017F;t wieder auffnehmen/ welches mir ungleich<lb/>
angenehmer als meine Paduani&#x017F;che Oberha&#x0364;uptman&#x017F;chaft &#x017F;eyn &#x017F;ol. Herkules richtete ihn<lb/>
auff und antwortete: Mein getra&#x0364;uer und lieber Freund Klodius/ eure ankunft i&#x017F;t mir &#x017F;ehr<lb/>
lieb/ werde mich auch bemu&#x0364;hen &#x017F;olche Tra&#x0364;ue zuerkennen; daß ihr aber euch verringern/ un&#x0303;<lb/>
in einen nidrigern Stand treten &#x017F;oltet/ wu&#x0364;rde ohn meine Undankbarkeit nicht ge&#x017F;chehen<lb/>
ko&#x0364;nnen; muß al&#x017F;o dahin trachten/ daß ihr mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Ehren und Nahmen aus die&#x017F;en<lb/>
La&#x0364;ndern &#x017F;cheidet/ als ihr hinein kom&#x0303;en &#x017F;eid; und nicht allein ihr/ &#x017F;ondern alle/ die aus gleich-<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger zuneigung uns gefolget &#x017F;ind. Nach die&#x017F;em &#x017F;telleten &#x017F;ich Markus/ Neda un&#x0303; Prin&#x017F;-<lb/>
la bey Herkules ein/ und wurden &#x017F;ehr freundlich empfangen. Zu allerlezt trat auch Neklam<lb/>
herzu/ der eine Feldwebel&#x017F;chaft unter den Bo&#x0364;hmen bedienete/ hatte &#x017F;ich aber von dem Fra&#x0364;u-<lb/>
lein noch nicht &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ kniete dißmahl vor Herkules und ihr nider/ und &#x017F;agte: O gna&#x0364;-<lb/>
dig&#x017F;tes Fra&#x0364;ulein/ daß ich nun von den Go&#x0364;ttern Flügel erbitten ko&#x0364;nte/ umb nach Prage zu<lb/>
fliegen/ und meiner allergna&#x0364;dig&#x017F;ten Ko&#x0364;nigin ihrer Durchl. Wolergehen anzumelde&#x0303;. Si-<lb/>
he da Neklam/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ ha&#x017F;tu in dem unglu&#x0364;k&#x017F;eligen Flecken nicht Wunden gnug empfan-<lb/>
gen/ du mu&#x017F;t &#x017F;ie auch hier &#x017F;uchen gehen? Ja/ antwortete er; ich bin heut durch die&#x017F;en Arm/<lb/>
den linken zeigend/ ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/ aber &#x017F;anftere Wunde i&#x017F;t mir nie ge&#x017F;chlagen. Gib dich zufrie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0016] Fuͤnftes Buch. keit nach vermoͤgen abzulegen/ mit mir reiſen wollen. Meine Schweſter Libuſſa kan durch beredſamkeit ihre Notturft ſelber wol vortragen/ würde ſie ſich deſſen etwa ſchaͤmen/ erken ne ich mich ſchuldig/ ihr Wort zu reden; kurz zu melden; ſie koͤmt/ untertaͤhnigſt zu dan- ken/ daß ihre Gn. den bewehrten Arzt ihrer Krankheit hat ſenden wollen/ der das geaͤngſtete Herz gar ſanft und gluͤklich geheilet hat; waͤhre er aber fünff Stunden laͤnger auſſen blie- ben/ hatte man ſich ſchon erklaͤret/ ihn aus der vermeinten Gefaͤngnis loß zu machen. Fr. Brela/ halte ich/ ſey meiner Gn. Fraͤulein halben mit uͤberkommen/ umb zufragen/ was vor einen Ruͤkweg deren Durchl. zuhalten willens/ weil ſie zu Tyrus durch freihiſche Ge- danken verhindert worden/ ſolches zuerforſchen; und nachdem ſie etwas furchtſam iſt/ uñ nicht gerne allein ſchlaͤfft/ hat ſie ihren liebſten/ ihres liebſten Schweſter wolt ich ſagen/ mit auff geſprochen. Das Frl. hatte groſſes gefallen an dieſer beredſamen Frauen Kurzweil/ da Libuſſa ſich ſchon fertig hielt/ ihr eins wieder anzubringen/ durffte aber Herkules nicht in die Rede fallen/ welcher Euphroſynen zur Antwort gab: Geliebte Freundin; ihr freund- williges Herz gegen mich/ hat ſie mir ſchon gnugſam zuerkennen gegeben/ da ich als ein U- beltaͤhter vor ihren Augen ſtund/ wovor ich ihr Zeit meines Lebens werde ſchuldig bleiben; und nun folget ſie meinem hochgeliebten Fraͤulein und mir/ einen ſo beſchwerlichen fernen Weg uͤber Meer und Land; duͤrfte auch ſchier errahten/ daß die uͤbrigen meine ſaͤmptlich geliebte Freundinnen durch ihr Auffmahnen hierzu beredet ſind/ und alſo auch deren ge- wuͤnſchte Gegenwart wir ihrer guten befoderung zu danken haben; empfing hierauff die andern ebenmaͤſſig/ und bedankete ſich ihrer Ankunft. Noch haͤtte Libuſſa ſich gerne an Eu- phroſynen gerochen/ ward aber durch Klodius dran verhindert/ welcher ſich vor Herku- les in die Knie ſetzete/ und bey dieſer Rede ihm die Hand kuͤſſete; Durchleuchtigſter Fuͤrſt/ Gn. Herr; euer Durchl. ich unwirdiger Knecht habe nicht umbhin gekunt/ dieſes gute Gluͤk zuergreiffen/ und deroſelben untertaͤhnigſt zu folgen/ nachdem euer Durchl. ich alle meine Wolfahrt naͤhſt Gott zu danken habe; bitte demnach untertaͤhnigſt/ dieſelbe wollen mich in den ehmahls bedieneten Plaz gnaͤdigſt wieder auffnehmen/ welches mir ungleich angenehmer als meine Paduaniſche Oberhaͤuptmanſchaft ſeyn ſol. Herkules richtete ihn auff und antwortete: Mein getraͤuer und lieber Freund Klodius/ eure ankunft iſt mir ſehr lieb/ werde mich auch bemuͤhen ſolche Traͤue zuerkennen; daß ihr aber euch verringern/ uñ in einen nidrigern Stand treten ſoltet/ wuͤrde ohn meine Undankbarkeit nicht geſchehen koͤnnen; muß alſo dahin trachten/ daß ihr mit groͤſſern Ehren und Nahmen aus dieſen Laͤndern ſcheidet/ als ihr hinein kom̃en ſeid; und nicht allein ihr/ ſondern alle/ die aus gleich- maͤſſiger zuneigung uns gefolget ſind. Nach dieſem ſtelleten ſich Markus/ Neda uñ Prinſ- la bey Herkules ein/ und wurden ſehr freundlich empfangen. Zu allerlezt trat auch Neklam herzu/ der eine Feldwebelſchaft unter den Boͤhmen bedienete/ hatte ſich aber von dem Fraͤu- lein noch nicht ſehen laſſen/ kniete dißmahl vor Herkules und ihr nider/ und ſagte: O gnaͤ- digſtes Fraͤulein/ daß ich nun von den Goͤttern Flügel erbitten koͤnte/ umb nach Prage zu fliegen/ und meiner allergnaͤdigſten Koͤnigin ihrer Durchl. Wolergehen anzumeldẽ. Si- he da Neklam/ ſagte ſie/ haſtu in dem ungluͤkſeligen Flecken nicht Wunden gnug empfan- gen/ du muſt ſie auch hier ſuchen gehen? Ja/ antwortete er; ich bin heut durch dieſen Arm/ den linken zeigend/ geſchoſſen/ aber ſanftere Wunde iſt mir nie geſchlagen. Gib dich zufrie- den/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/16
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/16>, abgerufen am 21.11.2024.