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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
tichten müssen; sonst währe er gewißlich ein Verlobeter; ging hierauff in eine Kammer/
und legete sich daselbst an. Die Frau nahm ihren Abtrit/ die Mahlzeit anrichten zulassen;
und fragete Zinna nach unsers Kriegsheers Beschaffenheit/ biß Herkules wieder kam/ und
nach seiner ehmaligen Fürstlichen Art daher trat; worüber die gute Jungfer sich dermas-
sen in ihn verliebete/ daß sie die Flammen nicht bergen kunte/ und ihr Vater selbst merkete/
daß des Herzen Feur ihr durch die Augen leuchtete; welcher mich sehr baht/ ihm Oede-
meiers Stand etwas eigentlicher zuberichten/ weil er sich allemahl vor einen Unädlen aus-
geben; Worauff ich kürzlich antwortete: Er würde seinem treflichen Verstande nach/ sol-
ches aus hochwichtigen Ursachen getahn haben; sonst möchte er mir gläuben/ daß er ein
sehr vornehmer Teutscher Herr währe/ der in wenig Stunden viel tausend Reuter ins
Feld sühren könte/ die seine angebohrne Untertahnen währen; hätte auch schon eine Feld-
Herschafft über 40000 Mann bedienet/ wie jung er anzusehen währe. Ich hätte mich des
ersten billich vermuhten sollen/ sagte er/ dann alles sein tuhn und vornehmen/ sonderlich zu
Pferde/ stehet ihm ungleich anders/ als einem Bereiter an. Jungfer Zezilia hörete meiner
Erzählung fleissig zu/ und meynete/ den Fisch schon gefangen haben/ der grösser als ihr gan-
zes Meer wahr. Bey der Mahlzeit wurden wir treflich bedienet/ insonderheit von dem
Frauenzimmer/ ohn zweifel ihre Dankbarkeit an den Tag zugeben. Hernach nöhtigte mich
Herkules/ seine Pferdezucht zubesehen/ die er eine zeit her abgerichtet/ da ich im Mahrstalle
alles dermassen ordentlich fand/ daß es nicht zuverbessern wahr; Es stunden 24 Reitpferde
allerhand Farben in der Ordnung/ welche/ wann er ihnen zurief/ zuwrinschen/ und mit den
Füssen zukratzen anfingen/ und wahren Zinna vor 34000 Kronen nicht feile/ welcher ge-
stund/ daß er über 40000 Kronen aus Pferden gelöset/ die ihm Oedemeier abgerichtet. Er
hatte es aber mit seiner Frauen und Tochter abgeredet/ daß sie uns die drey besten mit al-
lem Zubehör schenketen/ welche wir auch zu dank annamen. Herkules kunte der guten Ze-
zilien nicht nach ihrem Willen stete Unterredung gönnen/ weil ich meinen Anteil auch an
ihm haben wolte/ und wahr uns nicht wenig verdrießlich/ daß man unsertwegen eine gros-
se Gästerey auf folgenden Tag anstellen wolte/ welches abzuwehren/ wir vorgaben/ morgen
sehr früh nach dem Heer zureisen/ weil ich nicht länger Urlaub hätte. Bey dem Abend-
mahle ging das nöhtigen wieder an/ und schenkete das Frauenzimmer uns schöne güldene
Ringe zum Gedächtniß/ welches wir mit gleichmässigem vergolten. Hernach wolte man
uns in absonderliche Schlafkammern legen/ und kunten wir kaum erhalten/ daß man uns
beysammen schlaffen ließ. Ich erfuhr diese Nacht/ worinnen meines Herkules sein Chri-
stentuhm bestund/ da er etliche Stunden auff blosser Erde in seinem Gebeht verharrete/ und
vor die Erlösung von dem knechtischen Joche seinem Heyland dankete. Früh morgens
machete Ekhard unsere Pferde fertig/ und ob man uns gleich auff das Frühstük nöhtigte/
wolten wir doch nicht einwilligen/ sondern ritten weit zur Stadt hinein/ und legeten uns
bey einem Wirt/ Sabihn genand/ dz sie von uns nichts erfahren solten. Ekhard muste als-
bald nach Teutschland/ und Herkules Eltern die Zeitung bringen/ daß er wieder frey/ und
mit mir von Rom schon hinweg währe/ den ritterlichen übungen nachzusetzen. Er begehre-
te an seine Fr. Mutter absonderlich/ ihm zuschreiben/ wie sein Herr Vater gesinnet/ und dz
auff den fall seines beharlichen Zorns/ sie ihn mit jährlichem rittermässigem Unterhalt ver-

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Fuͤnftes Buch.
tichten müſſen; ſonſt waͤhre er gewißlich ein Verlobeter; ging hierauff in eine Kammer/
und legete ſich daſelbſt an. Die Frau nahm ihren Abtrit/ die Mahlzeit anrichten zulaſſen;
und fragete Zinna nach unſers Kriegsheers Beſchaffenheit/ biß Herkules wieder kam/ uñ
nach ſeiner ehmaligen Fuͤrſtlichen Art daher trat; worüber die gute Jungfer ſich dermaſ-
ſen in ihn verliebete/ daß ſie die Flammen nicht bergen kunte/ und ihr Vater ſelbſt merkete/
daß des Herzen Feur ihr durch die Augen leuchtete; welcher mich ſehr baht/ ihm Oede-
meiers Stand etwas eigentlicher zuberichten/ weil er ſich allemahl vor einen Unaͤdlen aus-
geben; Worauff ich kuͤrzlich antwortete: Er wuͤrde ſeinem treflichen Verſtande nach/ ſol-
ches aus hochwichtigen Urſachen getahn haben; ſonſt moͤchte er mir glaͤuben/ daß er ein
ſehr vornehmer Teutſcher Herr waͤhre/ der in wenig Stunden viel tauſend Reuter ins
Feld ſühren koͤnte/ die ſeine angebohrne Untertahnen waͤhren; haͤtte auch ſchon eine Feld-
Herſchafft uͤber 40000 Mann bedienet/ wie jung er anzuſehen waͤhre. Ich haͤtte mich des
erſten billich vermuhten ſollen/ ſagte er/ dann alles ſein tuhn und vornehmen/ ſonderlich zu
Pferde/ ſtehet ihm ungleich anders/ als einem Bereiter an. Jungfer Zezilia hoͤrete meiner
Erzaͤhlung fleiſſig zu/ und meynete/ den Fiſch ſchon gefangen haben/ der groͤſſer als ihr gan-
zes Meer wahr. Bey der Mahlzeit wurden wir treflich bedienet/ inſonderheit von dem
Frauenzimmer/ ohn zweifel ihre Dankbarkeit an den Tag zugeben. Hernach noͤhtigte mich
Herkules/ ſeine Pferdezucht zubeſehen/ die er eine zeit her abgerichtet/ da ich im Mahrſtalle
alles dermaſſen ordentlich fand/ daß es nicht zuverbeſſern wahr; Es ſtunden 24 Reitpferde
allerhand Farben in der Ordnung/ welche/ wann er ihnen zurief/ zuwrinſchen/ und mit den
Fuͤſſen zukratzen anfingen/ und wahren Zinna vor 34000 Kronen nicht feile/ welcher ge-
ſtund/ daß er uͤber 40000 Kronen aus Pferden geloͤſet/ die ihm Oedemeier abgerichtet. Er
hatte es aber mit ſeiner Frauen und Tochter abgeredet/ daß ſie uns die drey beſten mit al-
lem Zubehoͤr ſchenketen/ welche wir auch zu dank annamen. Herkules kunte der guten Ze-
zilien nicht nach ihrem Willen ſtete Unterredung goͤnnen/ weil ich meinen Anteil auch an
ihm haben wolte/ und wahr uns nicht wenig verdrießlich/ daß man unſertwegen eine groſ-
ſe Gaͤſterey auf folgenden Tag anſtellen wolte/ welches abzuwehren/ wir vorgaben/ morgen
ſehr fruͤh nach dem Heer zureiſen/ weil ich nicht laͤnger Urlaub haͤtte. Bey dem Abend-
mahle ging das noͤhtigen wieder an/ und ſchenkete das Frauenzimmer uns ſchoͤne guͤldene
Ringe zum Gedaͤchtniß/ welches wir mit gleichmaͤſſigem vergolten. Hernach wolte man
uns in abſonderliche Schlafkammern legen/ und kunten wir kaum erhalten/ daß man uns
beyſammen ſchlaffen ließ. Ich erfuhr dieſe Nacht/ worinnen meines Herkules ſein Chri-
ſtentuhm beſtund/ da er etliche Stunden auff bloſſer Erde in ſeinem Gebeht verharrete/ und
vor die Erloͤſung von dem knechtiſchen Joche ſeinem Heyland dankete. Fruͤh morgens
machete Ekhard unſere Pferde fertig/ und ob man uns gleich auff das Fruͤhſtuͤk noͤhtigte/
wolten wir doch nicht einwilligen/ ſondern ritten weit zur Stadt hinein/ und legeten uns
bey einem Wirt/ Sabihn genand/ dz ſie von uns nichts erfahren ſolten. Ekhard muſte als-
bald nach Teutſchland/ und Herkules Eltern die Zeitung bringen/ daß er wieder frey/ und
mit mir von Rom ſchon hinweg waͤhre/ den ritterlichen uͤbungen nachzuſetzen. Er begehre-
te an ſeine Fr. Mutter abſonderlich/ ihm zuſchreiben/ wie ſein Herr Vater geſinnet/ und dz
auff den fall ſeines beharlichen Zorns/ ſie ihn mit jaͤhrlichem rittermaͤſſigem Unterhalt veꝛ-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/207>, abgerufen am 04.12.2024.