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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
nicht zu viel rühmen/ noch mit unwarheit mich vertähtigen. Mit unwarheit? sagte Libus-
sa; ja wans die Noht erfoderte tähte ichs ausser zweiffel/ und redete auff einandermahl die
Warheit gedoppelt. Gleich trat Herkules zum Zolte hinein/ und schämete sich Libussa/ dz
in seiner Gegenwart sie die Fürstin auff der Schoß hielt; welche aber deßwegen nicht auf-
stund/ sondern ehe sie ihn zu Worten kommen ließ/ sagte sie zu ihm: Mein trauten Schaz/
jezt sitze ich auff meiner Trösterinnen Schosse/ die mir auff solche Weise manniche Träh-
nen abgewischet/ auch wol ein innigliches Lachen heraus getrieben hat. O der unnützen
Trösterin/ sagte Libussa; Gott Lob und Dank/ daß der Tröster selbst zu gegen ist. Herkules
umbfing sein liebstes Gemahl/ fragte wie sie unter den Zelten zwischen so lieben und an-
muhtigen Freundinnen geruhet hätte/ und sagte zu den beyden Frauen; Ihr habt mein
liebstes Engelchen treflich außgeputzet/ gedenke/ ihr seid gesonnen/ sie mir noch künftige
Nacht zuzuführen/ es währe dann/ daß meine Freundin Libussa zum Gobares würde. Hier-
aus vernahmen sie/ daß er ihre Reden draussen angehöret hatte/ worüber diese sich schäme-
te/ daß sie unter dem ganzen Angesicht roht ward/ wolte auch davon lauffen/ wann nicht
Euphrosyne ihr den Außgang verwähret hätte; dessen aber die Fürstin von Herzen lache-
te/ und zu ihr sagte: Sihe da du Plaudermaz/ da bistu einmahl redlich angelauffen; doch/
ungeachtet Gott Lob meine Ehr unverlezt blieben ist/ wolte ich dannoch ein dutzet Tonnen
Goldes drumb geben/ daß ein solcher Gobares/ wie du bist/ mein Rauber gewest währe.
Ein so angenehmer Gobares zu seyn/ habe ich auch nur gewünschet/ sagte Libussa/ hoffe
demnach mein Gn. Fürst werde mir meine Unvernunft gnädig verzeihen; ich erbiete mich
aber/ daß neben meiner Schwester Euphrosynen/ euer Gn. wir das allerschönste Fräulein
der Welt diesen Abend zuführen wollen. Daß soltu wol lassen/ sagte die Fürstin/ oder ich
würde mich an demselben Fräulein heßlich vergreiffen. Gut gut antwortete sie/ ists dann
kein Fräulein/ so sols doch die allerschönste Fürstin der ganzen Welt seyn; und hat schon
diese Nacht mich nichts so sehr geirret/ als daß mein Gn. Fürst nicht hat sollen meine stelle
bekleiden. Daß sagestu sonst nirgends umb/ antwortete die Fürstin/ als daß ich dich wieder
deinen Willen diese Nacht/ von deinem Leches abgehalten habe. Hat eure Gn. diesen Weis-
sager-Geist zu Ekbatana/ oder zu Charas empfangen? sagte Libussa; weil ich aber mit mei-
ner Schwester Euphrosynen/ wegen des Auffbruchs allerhand zubestellen habe/ wollen ih-
re Durchll. beyderseits unsern Abtrit nicht verargen; womit sie davon gingen. Herkules
erkennete ihre Höfligkeit/ näherte sich zu seinem Schaz/ und baht inniglich/ das ergange-
ne aus dem Sinne zu schlagen/ nachdem der boßhafte Mensch seine Straffe empfang en
hätte. Sie versprach ein solches zu tuhn/ klagete doch mit Trähnen/ wie der gottlose Mensch
seine ehebrecherische Augen an ihr geweidet/ da er stets neben ihr hergeritten/ und mit vie-
len bewäglichen Worten sie zu seiner Liebe bereden wollen/ biß er endlich den Pusch/ da die
Sänfte stehen blieben/ erreichet/ und schon etlichen befohlen hatte/ sie loß zumachen/ und ge-
bunden hinter die Hecke zu tragen; aber Gottes Barmherzigkeit/ sagte sie/ kam mir dazu-
mahl augenscheinlich zu hülffe; dann es erhub sich ein Geschrey/ es liesse sich ein Krigs-
Volk sehen/ von denen man nicht wüste/ ob sie Freund oder Feind währen. Ich sahe dem
Buben es eigen an/ daß ihm das Gewissen gerühret ward/ weil vor schrecken alle lebendige
Farbe ihm unter dem Gesichte verging; Er ließ auch meine Sänfte alsbald rings umb-

her

Fuͤnftes Buch.
nicht zu viel ruͤhmen/ noch mit unwarheit mich vertaͤhtigen. Mit unwarheit? ſagte Libuſ-
ſa; ja wans die Noht erfoderte taͤhte ichs auſſer zweiffel/ und redete auff einandermahl die
Warheit gedoppelt. Gleich trat Herkules zum Zolte hinein/ und ſchaͤmete ſich Libuſſa/ dz
in ſeiner Gegenwart ſie die Fürſtin auff der Schoß hielt; welche aber deßwegen nicht auf-
ſtund/ ſondern ehe ſie ihn zu Worten kommen ließ/ ſagte ſie zu ihm: Mein trauten Schaz/
jezt ſitze ich auff meiner Troͤſterinnen Schoſſe/ die mir auff ſolche Weiſe manniche Traͤh-
nen abgewiſchet/ auch wol ein innigliches Lachen heraus getrieben hat. O der unnuͤtzen
Troͤſterin/ ſagte Libuſſa; Gott Lob und Dank/ daß der Troͤſter ſelbſt zu gegen iſt. Herkules
umbfing ſein liebſtes Gemahl/ fragte wie ſie unter den Zelten zwiſchen ſo lieben und an-
muhtigen Freundinnen geruhet haͤtte/ und ſagte zu den beyden Frauen; Ihr habt mein
liebſtes Engelchen treflich außgeputzet/ gedenke/ ihr ſeid geſonnen/ ſie mir noch kuͤnftige
Nacht zuzufuͤhren/ es waͤhre dañ/ daß meine Freundin Libuſſa zum Gobares wuͤrde. Hier-
aus vernahmen ſie/ daß er ihre Reden drauſſen angehoͤret hatte/ woruͤber dieſe ſich ſchaͤme-
te/ daß ſie unter dem ganzen Angeſicht roht ward/ wolte auch davon lauffen/ wann nicht
Euphroſyne ihr den Außgang verwaͤhret haͤtte; deſſen aber die Fuͤrſtin von Herzen lache-
te/ und zu ihr ſagte: Sihe da du Plaudermaz/ da biſtu einmahl redlich angelauffen; doch/
ungeachtet Gott Lob meine Ehr unverlezt blieben iſt/ wolte ich dannoch ein dutzet Tonnen
Goldes drumb geben/ daß ein ſolcher Gobares/ wie du biſt/ mein Rauber geweſt waͤhre.
Ein ſo angenehmer Gobares zu ſeyn/ habe ich auch nur gewuͤnſchet/ ſagte Libuſſa/ hoffe
demnach mein Gn. Fuͤrſt werde mir meine Unvernunft gnaͤdig verzeihen; ich erbiete mich
aber/ daß neben meiner Schweſter Euphroſynen/ euer Gn. wir das allerſchoͤnſte Fraͤulein
der Welt dieſen Abend zuführen wollen. Daß ſoltu wol laſſen/ ſagte die Fuͤrſtin/ oder ich
wuͤrde mich an demſelben Fraͤulein heßlich vergreiffen. Gut gut antwortete ſie/ iſts dann
kein Fraͤulein/ ſo ſols doch die allerſchoͤnſte Fuͤrſtin der ganzen Welt ſeyn; und hat ſchon
dieſe Nacht mich nichts ſo ſehr geirret/ als daß mein Gn. Fuͤrſt nicht hat ſollen meine ſtelle
bekleiden. Daß ſageſtu ſonſt nirgends umb/ antwortete die Fürſtin/ als daß ich dich wiedeꝛ
deinen Willen dieſe Nacht/ von deinem Leches abgehaltẽ habe. Hat eure Gn. dieſen Weiſ-
ſager-Geiſt zu Ekbatana/ oder zu Charas empfangen? ſagte Libuſſa; weil ich aber mit mei-
ner Schweſter Euphroſynen/ wegen des Auffbruchs allerhand zubeſtellen habe/ wollen ih-
re Durchll. beyderſeits unſern Abtrit nicht verargen; womit ſie davon gingen. Herkules
erkennete ihre Hoͤfligkeit/ naͤherte ſich zu ſeinem Schaz/ und baht inniglich/ das ergange-
ne aus dem Sinne zu ſchlagen/ nachdem der boßhafte Menſch ſeine Straffe empfang en
haͤtte. Sie verſprach ein ſolches zu tuhn/ klagete doch mit Traͤhnẽ/ wie der gottloſe Menſch
ſeine ehebrecheriſche Augen an ihr geweidet/ da er ſtets neben ihr hergeritten/ und mit vie-
len bewaͤglichen Worten ſie zu ſeiner Liebe bereden wollen/ biß er endlich den Puſch/ da die
Saͤnfte ſtehen blieben/ erreichet/ und ſchon etlichen befohlen hatte/ ſie loß zumachen/ uñ ge-
bunden hinter die Hecke zu tragen; aber Gottes Barmherzigkeit/ ſagte ſie/ kam mir dazu-
mahl augenſcheinlich zu huͤlffe; dann es erhub ſich ein Geſchrey/ es lieſſe ſich ein Krigs-
Volk ſehen/ von denen man nicht wuͤſte/ ob ſie Freund oder Feind waͤhren. Ich ſahe dem
Buben es eigen an/ daß ihm das Gewiſſen geruͤhret ward/ weil vor ſchrecken alle lebendige
Farbe ihm unter dem Geſichte verging; Er ließ auch meine Saͤnfte alsbald rings umb-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/26>, abgerufen am 23.11.2024.