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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
euer Liebe zu dienen/ und deren gegen-Liebe in unzertrenlicher Ehe gottselig zugeniessen/
wodurch er gezwungen sey/ mir als seiner nähesten Blutsverwantin solches zu offenbah-
ren/ und meiner hülffe in erwerbung eurer Gunst und guten willens zugebrauchen; wann
ich dann nicht zweiffele/ mein geliebter Oheim und Bruder suche dieses von Herzen/ so hof-
fe ich zugleich/ eure Liebe werde sein inbrünstiges ansuchen nicht ausschlagen/ sondern auff
meine unterhandlung ihn vor ihren Schaz und künftigen Gemahl annehmen; hingegen
versichere ich dieselbe hinwiederumb/ daß eure Liebe er Zeit seines Lebens ehren/ lieben und
schützen/ auch dieselbe auff ein solches Leibgedinge setzen sol/ dessen kein Fräulein sich wird
schämen dürffen; und ob etwa eure Liebe durch vorschützung der Nohtwendigkeit eurer
Eltern gutheissen einzuhohlen/ die endliche Erklärung auffschieben wolte/ so erinnere ich
dieselbe/ was massen ihre Eltern mir volkommene Gewalt/ sie zuverheirahten/ auffgetragen/
und sie daher an derselben einwilligung nicht zweiffeln darff. Das Fräulein gab zur Ant-
wort: Durchleuchtigste Groß Fürstin/ daß dieser auch Durchleuchtigster Fürst und ge-
bohrner Groß Fürst aus Teutschland zu mir unwirdigen so hohe Gunst und Liebe gefasset/
und zu seinem Gemahl mich in seinem Herzen erkiesen wollen/ erkenne ich billich mit ge-
bührlicher Dankbarkeit; nachdem aber euer Liebe Vortrag mir so schleunig und allerdin-
ge unvermuhtlich vorkomt/ als bitte untertähnig/ mir etliche Monat bedenkfrist zu gönnen/
damit ich nicht durch unvorsichtige Antwort mich übereile/ wie dann ein Fräulein in sol-
chen teidungen bedachtsam fahren sol und muß. Der Groß Fürstin wahren ihre Schwän-
ke wol bekant/ lachete deswegen/ und fragete/ wie viel Monat sie dann bedenkzeit foderte.
Ich stelle es in euer Liebe bestimmung/ antwortete sie/ wanns nur nicht unter sieben oder
acht Monatseyn wird/ wie dann gut Ding weile haben wil; bey welcher vorbringung sie
selbst das Lachen nicht allerdinge einbeissen kunte. Wolan/ sagte die Groß Fürstin/ ich gebe
euer Liebe nicht allein acht/ sondern achtzehn Monat meines Jahrbuchs/ in welchem jeder
Monat einen Augenblik hält/ und länger nicht; und ob ihr bedacht währet/ weitere Aus-
flucht zusuchen/ schlage ich diesen Kreiß umb euch beyde/ bey Straffe meiner höchsten Un-
gnade/ und Auffkündigung aller Freundschafft und Hulde/ wo euer einer den Fuß drüber
setzet/ biß ihr einer dem andern diese Ringe auff schierkünftige Heiraht/ wechselsweise ein-
geliefert habet; steckete hiemit ihnen beyden überaus köstliche Ringe auff die Finger/ gab
dem Fräulein einen herzlichen Kuß/ und trat damit aus dem Kreise. Das Fräulein stelle-
te sich etwas ungeduldig/ und gab vor/ sie hätte sich über gewalt zubeklagen/ indem sie in
diesen Kreiß ungleich fester/ als in das allerwolverwahreteste Gefängniß versperret wäh-
re/ auch keines weges daraus zubrechen wüste/ als entweder durch ihre gnädige Auflösung/
welche sie hoffete/ oder gänzliche Erfüllung des Befehls/ welches ihr unmöglich däuchte;
worauff aber die Groß Fürstin kein Wort antworten wolte. Hingegen wuste Fr. Sophia
ihrem Fräulein dergestalt zubegegnen/ daß dieselbe sich bald darauff mit dieser Antwort
heraus ließ: Nach dem ihre Fr. Schwester sie versicherte/ daß ihre herzgeliebete Eltern
mit dieser Heiraht würden friedlich seyn/ und es ihr also gefiele/ daß diesem Durchl. Für-
sten sie sich zu ehelicher Träue versprechen solte/ erinnerte sie sich billich/ daß anfangs sie
gehalten währe/ ihr hierinnen zugehorsamen/ dann auch/ daß sie diesem Fürsten mehr als
niemand anders sich verbunden seyn wüste/ als ohn dessen Hülffe und Rettung ihre Ehre

nicht
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Sechſtes Buch.
euer Liebe zu dienen/ und deren gegen-Liebe in unzertrenlicher Ehe gottſelig zugenieſſen/
wodurch er gezwungen ſey/ mir als ſeiner naͤheſten Blutsverwantin ſolches zu offenbah-
ren/ und meiner huͤlffe in erwerbung eurer Gunſt und guten willens zugebrauchen; wann
ich dann nicht zweiffele/ mein geliebter Oheim und Bruder ſuche dieſes von Herzen/ ſo hof-
fe ich zugleich/ eure Liebe werde ſein inbruͤnſtiges anſuchen nicht ausſchlagen/ ſondern auff
meine unterhandlung ihn vor ihren Schaz und kuͤnftigen Gemahl annehmen; hingegen
verſichere ich dieſelbe hinwiederumb/ daß eure Liebe er Zeit ſeines Lebens ehren/ lieben und
ſchuͤtzen/ auch dieſelbe auff ein ſolches Leibgedinge ſetzen ſol/ deſſen kein Fraͤulein ſich wird
ſchaͤmen duͤrffen; und ob etwa eure Liebe durch vorſchuͤtzung der Nohtwendigkeit eurer
Eltern gutheiſſen einzuhohlen/ die endliche Erklaͤrung auffſchieben wolte/ ſo erinnere ich
dieſelbe/ was maſſen ihre Eltern mir volkommene Gewalt/ ſie zuverheirahten/ auffgetragẽ/
und ſie daher an derſelben einwilligung nicht zweiffeln darff. Das Fraͤulein gab zur Ant-
wort: Durchleuchtigſte Groß Fürſtin/ daß dieſer auch Durchleuchtigſter Fuͤrſt und ge-
bohrner Groß Fuͤrſt aus Teutſchland zu mir unwirdigen ſo hohe Gunſt und Liebe gefaſſet/
und zu ſeinem Gemahl mich in ſeinem Herzen erkieſen wollen/ erkenne ich billich mit ge-
buͤhrlicher Dankbarkeit; nachdem aber euer Liebe Vortrag mir ſo ſchleunig und allerdin-
ge unvermuhtlich vorkomt/ als bitte untertaͤhnig/ mir etliche Monat bedenkfriſt zu goͤñen/
damit ich nicht durch unvorſichtige Antwort mich uͤbereile/ wie dann ein Fraͤulein in ſol-
chen teidungen bedachtſam fahren ſol und muß. Der Groß Fuͤrſtin wahren ihre Schwaͤn-
ke wol bekant/ lachete deswegen/ und fragete/ wie viel Monat ſie dann bedenkzeit foderte.
Ich ſtelle es in euer Liebe beſtimmung/ antwortete ſie/ wanns nur nicht unter ſieben oder
acht Monatſeyn wird/ wie dann gut Ding weile haben wil; bey welcher vorbringung ſie
ſelbſt das Lachen nicht allerdinge einbeiſſen kunte. Wolan/ ſagte die Groß Fuͤrſtin/ ich gebe
euer Liebe nicht allein acht/ ſondern achtzehn Monat meines Jahrbuchs/ in welchem jeder
Monat einen Augenblik haͤlt/ und laͤnger nicht; und ob ihr bedacht waͤhret/ weitere Aus-
flucht zuſuchen/ ſchlage ich dieſen Kreiß umb euch beyde/ bey Straffe meiner hoͤchſten Un-
gnade/ und Auffkündigung aller Freundſchafft und Hulde/ wo euer einer den Fuß druͤber
ſetzet/ biß ihr einer dem andern dieſe Ringe auff ſchierkuͤnftige Heiraht/ wechſelsweiſe ein-
geliefert habet; ſteckete hiemit ihnen beyden uͤberaus koͤſtliche Ringe auff die Finger/ gab
dem Fraͤulein einen herzlichen Kuß/ und trat damit aus dem Kreiſe. Das Fraͤulein ſtelle-
te ſich etwas ungeduldig/ und gab vor/ ſie haͤtte ſich über gewalt zubeklagen/ indem ſie in
dieſen Kreiß ungleich feſter/ als in das allerwolverwahreteſte Gefaͤngniß verſperret waͤh-
re/ auch keines weges daraus zubrechen wuͤſte/ als entweder durch ihre gnaͤdige Aufloͤſung/
welche ſie hoffete/ oder gaͤnzliche Erfuͤllung des Befehls/ welches ihr unmoͤglich daͤuchte;
worauff aber die Groß Fuͤrſtin kein Wort antworten wolte. Hingegen wuſte Fr. Sophia
ihrem Fraͤulein dergeſtalt zubegegnen/ daß dieſelbe ſich bald darauff mit dieſer Antwort
heraus ließ: Nach dem ihre Fr. Schweſter ſie verſicherte/ daß ihre herzgeliebete Eltern
mit dieſer Heiraht wuͤrden friedlich ſeyn/ und es ihr alſo gefiele/ daß dieſem Durchl. Fuͤr-
ſten ſie ſich zu ehelicher Traͤue verſprechen ſolte/ erinnerte ſie ſich billich/ daß anfangs ſie
gehalten waͤhre/ ihr hierinnen zugehorſamen/ dann auch/ daß ſie dieſem Fuͤrſten mehr als
niemand anders ſich verbunden ſeyn wuͤſte/ als ohn deſſen Huͤlffe und Rettung ihre Ehre

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[345/0351] Sechſtes Buch. euer Liebe zu dienen/ und deren gegen-Liebe in unzertrenlicher Ehe gottſelig zugenieſſen/ wodurch er gezwungen ſey/ mir als ſeiner naͤheſten Blutsverwantin ſolches zu offenbah- ren/ und meiner huͤlffe in erwerbung eurer Gunſt und guten willens zugebrauchen; wann ich dann nicht zweiffele/ mein geliebter Oheim und Bruder ſuche dieſes von Herzen/ ſo hof- fe ich zugleich/ eure Liebe werde ſein inbruͤnſtiges anſuchen nicht ausſchlagen/ ſondern auff meine unterhandlung ihn vor ihren Schaz und kuͤnftigen Gemahl annehmen; hingegen verſichere ich dieſelbe hinwiederumb/ daß eure Liebe er Zeit ſeines Lebens ehren/ lieben und ſchuͤtzen/ auch dieſelbe auff ein ſolches Leibgedinge ſetzen ſol/ deſſen kein Fraͤulein ſich wird ſchaͤmen duͤrffen; und ob etwa eure Liebe durch vorſchuͤtzung der Nohtwendigkeit eurer Eltern gutheiſſen einzuhohlen/ die endliche Erklaͤrung auffſchieben wolte/ ſo erinnere ich dieſelbe/ was maſſen ihre Eltern mir volkommene Gewalt/ ſie zuverheirahten/ auffgetragẽ/ und ſie daher an derſelben einwilligung nicht zweiffeln darff. Das Fraͤulein gab zur Ant- wort: Durchleuchtigſte Groß Fürſtin/ daß dieſer auch Durchleuchtigſter Fuͤrſt und ge- bohrner Groß Fuͤrſt aus Teutſchland zu mir unwirdigen ſo hohe Gunſt und Liebe gefaſſet/ und zu ſeinem Gemahl mich in ſeinem Herzen erkieſen wollen/ erkenne ich billich mit ge- buͤhrlicher Dankbarkeit; nachdem aber euer Liebe Vortrag mir ſo ſchleunig und allerdin- ge unvermuhtlich vorkomt/ als bitte untertaͤhnig/ mir etliche Monat bedenkfriſt zu goͤñen/ damit ich nicht durch unvorſichtige Antwort mich uͤbereile/ wie dann ein Fraͤulein in ſol- chen teidungen bedachtſam fahren ſol und muß. Der Groß Fuͤrſtin wahren ihre Schwaͤn- ke wol bekant/ lachete deswegen/ und fragete/ wie viel Monat ſie dann bedenkzeit foderte. Ich ſtelle es in euer Liebe beſtimmung/ antwortete ſie/ wanns nur nicht unter ſieben oder acht Monatſeyn wird/ wie dann gut Ding weile haben wil; bey welcher vorbringung ſie ſelbſt das Lachen nicht allerdinge einbeiſſen kunte. Wolan/ ſagte die Groß Fuͤrſtin/ ich gebe euer Liebe nicht allein acht/ ſondern achtzehn Monat meines Jahrbuchs/ in welchem jeder Monat einen Augenblik haͤlt/ und laͤnger nicht; und ob ihr bedacht waͤhret/ weitere Aus- flucht zuſuchen/ ſchlage ich dieſen Kreiß umb euch beyde/ bey Straffe meiner hoͤchſten Un- gnade/ und Auffkündigung aller Freundſchafft und Hulde/ wo euer einer den Fuß druͤber ſetzet/ biß ihr einer dem andern dieſe Ringe auff ſchierkuͤnftige Heiraht/ wechſelsweiſe ein- geliefert habet; ſteckete hiemit ihnen beyden uͤberaus koͤſtliche Ringe auff die Finger/ gab dem Fraͤulein einen herzlichen Kuß/ und trat damit aus dem Kreiſe. Das Fraͤulein ſtelle- te ſich etwas ungeduldig/ und gab vor/ ſie haͤtte ſich über gewalt zubeklagen/ indem ſie in dieſen Kreiß ungleich feſter/ als in das allerwolverwahreteſte Gefaͤngniß verſperret waͤh- re/ auch keines weges daraus zubrechen wuͤſte/ als entweder durch ihre gnaͤdige Aufloͤſung/ welche ſie hoffete/ oder gaͤnzliche Erfuͤllung des Befehls/ welches ihr unmoͤglich daͤuchte; worauff aber die Groß Fuͤrſtin kein Wort antworten wolte. Hingegen wuſte Fr. Sophia ihrem Fraͤulein dergeſtalt zubegegnen/ daß dieſelbe ſich bald darauff mit dieſer Antwort heraus ließ: Nach dem ihre Fr. Schweſter ſie verſicherte/ daß ihre herzgeliebete Eltern mit dieſer Heiraht wuͤrden friedlich ſeyn/ und es ihr alſo gefiele/ daß dieſem Durchl. Fuͤr- ſten ſie ſich zu ehelicher Traͤue verſprechen ſolte/ erinnerte ſie ſich billich/ daß anfangs ſie gehalten waͤhre/ ihr hierinnen zugehorſamen/ dann auch/ daß ſie dieſem Fuͤrſten mehr als niemand anders ſich verbunden ſeyn wuͤſte/ als ohn deſſen Huͤlffe und Rettung ihre Ehre nicht x x

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/351>, abgerufen am 22.11.2024.