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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
men/ setzete sie drauff/ und zog sie als auff einem Schlitten daher/ wurden auch eins/ vorzu-
geben/ der Bähr hätte ihr das Bein verletzet. Der andern Geselschafft kam verdächtig
vor/ daß diese so lange ausblieben/ und begunten sich zuverteilen/ ihnen nachzusuchen/ aber
die Groß Fürstin und Frl. Sibylla sahen sie endlich daher zihen und lacheten des vermei-
neten Auffzuges/ daß diese sich von dem Fürsten also schleppen ließ; wiewol die Groß Für-
stin bald ein schlimmers muhtmassete/ und zu dem Fräulein sagete: Ohn zweifel ist unser
Frl. Schwester ein Unfal zugestossen; mit welchem Worte sie von der rechten Seite her
noch zween grimmige Bähren herzu lauffen sahe/ nam ihr Schwert zur Hand/ welches
sie auff Reisen selten von sich legete/ und sagte zu ihrer Gefärtin: Stellet euch dort hinter
jenen Baum/ mein Fräulein/ biß diese Räuber werden gebendiget seyn; Sie aber lief ge-
schwinde Baldrichen zu/ welcher gleich der Un Tihre gewahr ward/ und ihnen/ weil er die
Groß Fürstin mit blossem Schwerte muhtig herzu eilen sahe/ herzhafft entgegen sprang/
das Fräulein bittend/ nur ein gutes Herz zuhaben. Sie gelangeten fast zugleich bey den
wütigen Bähren an/ welche sich teileten/ und jeder seinen nähesten Raub suchete/ aber die
Groß Fürstin taht auff den ihren einen dreyfachen doppelten Hieb/ wodurch derselbe zu
grunde gerichtet wahr. Baldrich verwunderte sich dessen zum höchsten/ wolte seine Er-
fahrenheit auch sehen lassen/ und hieb den Bähren den Leib auff/ daß er das Ingeweide
ausschüttete. Der Kampff ist wol gerahten/ sagte Valiska/ aber so viel ich merke/ hat mein
Herr Bruder schon mit dergleichen Ansprengern zuschaffen gehabt/ und gebe nur GOtt/
daß das Fräulein unbeschädiget blieben sey. Ich wünschete solches von herzen/ antwortete
er/ aber sie hat leider eine Wunde davon getragen/ welche doch mit Gottes Hülffe keine ge-
fahr haben sol. Also gingen sie alsbald dem Fräulein zu/ deren blutige Kleider der Groß-
Fürstin nicht geringen Schrecken macheten/ jedoch sich zufrieden gab/ weil ihr die Farbe
in etwas wieder kommen/ und zimlich frisch redete. Ihre Leibdienerin Lektoria gehuhb sich
sehr übel/ bestellete alsobald/ daß etliche Reuter sie fein sanfft nach der Gutsche tragen/ und
sie gestrekt darauff legen musten; Baldrich aber geleitete die Geselschafft nach dem Orte
des beschehenen Anfalles/ traffen auff dem Wege den entlauffenen ersten Bähren an/ wel-
cher wegen schmerzens nicht weiter kommen kunte/ und von Baldrich vollend hingerich-
tet ward. Die anwesende verwunderten sich der ungeheuren grossen Tihre/ und bekenneten/
daß diese kühne glükliche Taht wol unter die vortreflichsten zurechnen währe. Als sie bey
der Gutsche wieder anlangeten/ und das Raubnest gänzlich verstöret wahr/ machten sie
sich auff die Heimreise/ und setzete sich Baldrich zu dem Fräulein/ deren verwundetes Bein
er stets auff seiner Schoß hielt/ biß sie zu Padua anlangeten/ und eine vernünftige Aerztin
sie verband/ welche/ weil ihr Baldrich 500 Kronen versprach/ allen fleiß anwendete/ daß sie
am achten Tage ganz heile wahr. Diese Zeit über/ weich Baldrich nicht weit von ihr/ und
nam Siegward daher Gelegenheit/ seinem Fräulein gleichmässige Beywohnung zulei-
sten/ weil diese ihre geliebte Schwester nicht verlassen wolte. Nach wieder erlangeter Ge-
sundheit muste das gute Fräulein zimliche Auffzüge über sich nehmen; dann weil Frr. Va-
liska und Sophia die Wunde zeit ihrer Schwacheit etliche mahl besichtiget/ und befunden
hatten/ daß sie mit dem Schwert geschlagen wahr/ gab es Gelegenheit zu allerhand kurz-
weiliger Ausdeutung; woran sie sich doch wenig kehrete/ sondern beteurete/ sie hätte sieder

dieser
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Sechſtes Buch.
men/ ſetzete ſie drauff/ und zog ſie als auff einem Schlitten daher/ wurden auch eins/ vorzu-
geben/ der Baͤhr haͤtte ihr das Bein verletzet. Der andern Geſelſchafft kam verdaͤchtig
vor/ daß dieſe ſo lange ausblieben/ und begunten ſich zuverteilen/ ihnen nachzuſuchen/ abeꝛ
die Groß Fuͤrſtin und Frl. Sibylla ſahen ſie endlich daher zihen und lacheten des vermei-
neten Auffzuges/ daß dieſe ſich von dem Fürſten alſo ſchleppen ließ; wiewol die Groß Fuͤr-
ſtin bald ein ſchlimmers muhtmaſſete/ und zu dem Fraͤulein ſagete: Ohn zweifel iſt unſer
Frl. Schweſter ein Unfal zugeſtoſſen; mit welchem Worte ſie von der rechten Seite her
noch zween grimmige Baͤhren herzu lauffen ſahe/ nam ihr Schwert zur Hand/ welches
ſie auff Reiſen ſelten von ſich legete/ und ſagte zu ihrer Gefaͤrtin: Stellet euch dort hinter
jenen Baum/ mein Fraͤulein/ biß dieſe Raͤuber werden gebendiget ſeyn; Sie aber lief ge-
ſchwinde Baldrichen zu/ welcher gleich der Un Tihre gewahr ward/ und ihnen/ weil er die
Groß Fuͤrſtin mit bloſſem Schwerte muhtig herzu eilen ſahe/ herzhafft entgegen ſprang/
das Fraͤulein bittend/ nur ein gutes Herz zuhaben. Sie gelangeten faſt zugleich bey den
wuͤtigen Baͤhren an/ welche ſich teileten/ und jeder ſeinen naͤheſten Raub ſuchete/ aber die
Groß Fuͤrſtin taht auff den ihren einen dreyfachen doppelten Hieb/ wodurch derſelbe zu
grunde gerichtet wahr. Baldrich verwunderte ſich deſſen zum hoͤchſten/ wolte ſeine Er-
fahrenheit auch ſehen laſſen/ und hieb den Baͤhren den Leib auff/ daß er das Ingeweide
ausſchuͤttete. Der Kampff iſt wol gerahten/ ſagte Valiſka/ aber ſo viel ich merke/ hat mein
Herr Bruder ſchon mit dergleichen Anſprengern zuſchaffen gehabt/ und gebe nur GOtt/
daß das Fraͤulein unbeſchaͤdiget blieben ſey. Ich wuͤnſchete ſolches von herzen/ antwortete
er/ aber ſie hat leider eine Wunde davon getragen/ welche doch mit Gottes Huͤlffe keine ge-
fahr haben ſol. Alſo gingen ſie alsbald dem Fraͤulein zu/ deren blutige Kleider der Groß-
Fuͤrſtin nicht geringen Schrecken macheten/ jedoch ſich zufrieden gab/ weil ihr die Farbe
in etwas wieder kommen/ und zimlich friſch redete. Ihre Leibdienerin Lektoria gehuhb ſich
ſehr uͤbel/ beſtellete alſobald/ daß etliche Reuter ſie fein ſanfft nach der Gutſche tragen/ und
ſie geſtrekt darauff legen muſten; Baldrich aber geleitete die Geſelſchafft nach dem Orte
des beſchehenen Anfalles/ traffen auff dem Wege den entlauffenen erſten Baͤhren an/ wel-
cher wegen ſchmerzens nicht weiter kommen kunte/ und von Baldrich vollend hingerich-
tet ward. Die anweſende verwunderten ſich der ungeheuren groſſen Tihre/ und bekennetẽ/
daß dieſe kuͤhne gluͤkliche Taht wol unter die vortreflichſten zurechnen waͤhre. Als ſie bey
der Gutſche wieder anlangeten/ und das Raubneſt gaͤnzlich verſtoͤret wahr/ machten ſie
ſich auff die Heimreiſe/ uñ ſetzete ſich Baldrich zu dem Fraͤulein/ deren verwundetes Bein
er ſtets auff ſeiner Schoß hielt/ biß ſie zu Padua anlangeten/ und eine vernuͤnftige Aerztin
ſie verband/ welche/ weil ihr Baldrich 500 Kronen verſprach/ allen fleiß anwendete/ daß ſie
am achten Tage ganz heile wahr. Dieſe Zeit uͤber/ weich Baldrich nicht weit von ihr/ und
nam Siegward daher Gelegenheit/ ſeinem Fraͤulein gleichmaͤſſige Beywohnung zulei-
ſten/ weil dieſe ihre geliebte Schweſter nicht verlaſſen wolte. Nach wieder erlangeter Ge-
ſundheit muſte das gute Fraͤulein zimliche Auffzuͤge uͤber ſich nehmen; dañ weil Frr. Va-
liſka und Sophia die Wunde zeit ihrer Schwacheit etliche mahl beſichtiget/ und befundẽ
hatten/ daß ſie mit dem Schwert geſchlagen wahr/ gab es Gelegenheit zu allerhand kurz-
weiliger Ausdeutung; woran ſie ſich doch wenig kehrete/ ſondern beteurete/ ſie haͤtte ſieder

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[357/0363] Sechſtes Buch. men/ ſetzete ſie drauff/ und zog ſie als auff einem Schlitten daher/ wurden auch eins/ vorzu- geben/ der Baͤhr haͤtte ihr das Bein verletzet. Der andern Geſelſchafft kam verdaͤchtig vor/ daß dieſe ſo lange ausblieben/ und begunten ſich zuverteilen/ ihnen nachzuſuchen/ abeꝛ die Groß Fuͤrſtin und Frl. Sibylla ſahen ſie endlich daher zihen und lacheten des vermei- neten Auffzuges/ daß dieſe ſich von dem Fürſten alſo ſchleppen ließ; wiewol die Groß Fuͤr- ſtin bald ein ſchlimmers muhtmaſſete/ und zu dem Fraͤulein ſagete: Ohn zweifel iſt unſer Frl. Schweſter ein Unfal zugeſtoſſen; mit welchem Worte ſie von der rechten Seite her noch zween grimmige Baͤhren herzu lauffen ſahe/ nam ihr Schwert zur Hand/ welches ſie auff Reiſen ſelten von ſich legete/ und ſagte zu ihrer Gefaͤrtin: Stellet euch dort hinter jenen Baum/ mein Fraͤulein/ biß dieſe Raͤuber werden gebendiget ſeyn; Sie aber lief ge- ſchwinde Baldrichen zu/ welcher gleich der Un Tihre gewahr ward/ und ihnen/ weil er die Groß Fuͤrſtin mit bloſſem Schwerte muhtig herzu eilen ſahe/ herzhafft entgegen ſprang/ das Fraͤulein bittend/ nur ein gutes Herz zuhaben. Sie gelangeten faſt zugleich bey den wuͤtigen Baͤhren an/ welche ſich teileten/ und jeder ſeinen naͤheſten Raub ſuchete/ aber die Groß Fuͤrſtin taht auff den ihren einen dreyfachen doppelten Hieb/ wodurch derſelbe zu grunde gerichtet wahr. Baldrich verwunderte ſich deſſen zum hoͤchſten/ wolte ſeine Er- fahrenheit auch ſehen laſſen/ und hieb den Baͤhren den Leib auff/ daß er das Ingeweide ausſchuͤttete. Der Kampff iſt wol gerahten/ ſagte Valiſka/ aber ſo viel ich merke/ hat mein Herr Bruder ſchon mit dergleichen Anſprengern zuſchaffen gehabt/ und gebe nur GOtt/ daß das Fraͤulein unbeſchaͤdiget blieben ſey. Ich wuͤnſchete ſolches von herzen/ antwortete er/ aber ſie hat leider eine Wunde davon getragen/ welche doch mit Gottes Huͤlffe keine ge- fahr haben ſol. Alſo gingen ſie alsbald dem Fraͤulein zu/ deren blutige Kleider der Groß- Fuͤrſtin nicht geringen Schrecken macheten/ jedoch ſich zufrieden gab/ weil ihr die Farbe in etwas wieder kommen/ und zimlich friſch redete. Ihre Leibdienerin Lektoria gehuhb ſich ſehr uͤbel/ beſtellete alſobald/ daß etliche Reuter ſie fein ſanfft nach der Gutſche tragen/ und ſie geſtrekt darauff legen muſten; Baldrich aber geleitete die Geſelſchafft nach dem Orte des beſchehenen Anfalles/ traffen auff dem Wege den entlauffenen erſten Baͤhren an/ wel- cher wegen ſchmerzens nicht weiter kommen kunte/ und von Baldrich vollend hingerich- tet ward. Die anweſende verwunderten ſich der ungeheuren groſſen Tihre/ und bekennetẽ/ daß dieſe kuͤhne gluͤkliche Taht wol unter die vortreflichſten zurechnen waͤhre. Als ſie bey der Gutſche wieder anlangeten/ und das Raubneſt gaͤnzlich verſtoͤret wahr/ machten ſie ſich auff die Heimreiſe/ uñ ſetzete ſich Baldrich zu dem Fraͤulein/ deren verwundetes Bein er ſtets auff ſeiner Schoß hielt/ biß ſie zu Padua anlangeten/ und eine vernuͤnftige Aerztin ſie verband/ welche/ weil ihr Baldrich 500 Kronen verſprach/ allen fleiß anwendete/ daß ſie am achten Tage ganz heile wahr. Dieſe Zeit uͤber/ weich Baldrich nicht weit von ihr/ und nam Siegward daher Gelegenheit/ ſeinem Fraͤulein gleichmaͤſſige Beywohnung zulei- ſten/ weil dieſe ihre geliebte Schweſter nicht verlaſſen wolte. Nach wieder erlangeter Ge- ſundheit muſte das gute Fraͤulein zimliche Auffzuͤge uͤber ſich nehmen; dañ weil Frr. Va- liſka und Sophia die Wunde zeit ihrer Schwacheit etliche mahl beſichtiget/ und befundẽ hatten/ daß ſie mit dem Schwert geſchlagen wahr/ gab es Gelegenheit zu allerhand kurz- weiliger Ausdeutung; woran ſie ſich doch wenig kehrete/ ſondern beteurete/ ſie haͤtte ſieder dieſer y y iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/363>, abgerufen am 22.11.2024.