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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
stem belieben/ wir bereit sind/ in unserm jetzigen Stande/ auch biß an unsers Lebens Ende gehorsamst
zuverbleiben/ als eurer Königll. Hocheiten alleruntertähnigste und allergehorsamste Knechte und
Leibeigene/ sonst alle ehmahls freygebohrne Parther.

Die Auffschrift des Brieffes wahr: Denen Großmächtigsten unüberwindlichsten Für-
sten und Herren/ Herrn Herkules/ Könige der Teutschen; und Herrn Ladisla/ Könige der Böhmen/
unsern aller gnädigsten Königen und allermildesten Woltähtern.

Als sie den Brieff zum Ende gelesen hatten/ sagte Ladisla: mir zweifelt nicht/ es ist
mannicher geherzter Ritter und Kriegesmann unter diesen Parthen/ die uns freilich im
Harnische und mit dem Schwerte viel nüzlicher/ als bey der Mistgabel sein könten; so ha-
ben wir auff unser schierkünfftigen Reise geträuer Völker von nöhten/ wann uns etwa das
Pannonische oder ander Räuber Gesindle auß Hoffnung grosser Beute auffwarten solten/
bin auch dessen versichert/ daß wegen gemachter Hoffnung der Freiheit/ und weil sie von
ihrem Vaterlande so weit abgefernet sind/ sie uns keine Unträue beweisen/ viel weiniger
die Flucht vor sich nehmen werden. Herkules schwieg ein weinig stille/ in meinung/ er solte
sich weiter heraus lassen/ wessen er zutuhn gesinnet währe; weil er aber damit abbrach/
und also beide nichts redeten; fing Valiska an; ich sehe wol/ eure Lieb den wollen einer dem
an dern nicht vorgreiffen/ und gleichwol merke ich schon/ wessen sie beiderseits willens sind;
meine unvorgreiffliche Meinung dabey zusetzen/ muß ich bekennen/ daß dieser Leute Leibei-
genschafft und verächtliche Dienstleistungen mir sehr zu Herzen gangen/ in Betrachtung
daß sie weder wegen Ubeltaht noch Standes-art darzu verdammet sind/ sondern bloß al-
lein/ daß sie vor ihr Vaterland redlich gestritten/ und ihrem Herrn und ungezweifelt wah-
rem Könige geträulich gedienet haben/ dahero ich mir ein Gewissen drüber gemacht/ daß
man sie nicht ohn jhr bitten in freyen Stand gesetzet/ insonderheit/ weil von der Zeit her der
getahnen Vertröstung/ sie ihnen weder Mühe noch Arbeit haben verdriessen lassen. Herku-
les lächelte hier auff ein weinig/ und kurzweilhalben sagte er zu ihr; mein Schaz/ ich erinne-
re mich des alten Sprichworts; Alte Liebe rustet nicht; und kan sie nicht wol bergen/ wie ge-
wogen sie des guten Artabanus Leuten ist. Verzeihe es euch Gott/ mein Schatz/ antwortete
sie/ daß ihr hierüber scherzet/ und mich noch darzu wol einiger Liebe gegen Artabanus zei-
hen könnet; jedoch gestehe ich/ daß ich Ursach habe ihn zulieben/ weil er meine alte Liebe/
wie er wol durch Gewalt hätte tuhn können/ ungestöret gelassen hat. Damit ich aber wegen
dieses Unrechts Abtrag haben möge/ wil ich/ daß ihr euch meinem Willen vor dißmahl ge-
mäß bezeiget/ und diesen Parthern ihr begehren leistet/ da ich dann meinen Herr Bruder
Schwesterlich ersuchen wil/ daß er mit gleich stimmen möge. Ja herzen Fr. Schwester/
sagte Ladisla/ wann du mir nur zuvor versprechen wirst/ daß du meinen Herkules nimmer-
mehr wegen der Liebe zu Artabanus übergeben wilt. Hierauff bedarff es eine gute weile
Bedenkzeit/ antwortete Valiska/ und wer weiß/ ob ich nicht bald verlangen bekommen
möchte/ mein prächtiges Schloß zu Charas wieder zusehen. Diese Begierde und Reise
ab zuwenden/ sagte Herkules/ wil ich meinem Schaz in Teutschland gleich ein solches
Schloß auffbauen lassen/ und zwar daß die kosten mit lauter Parthischen Geldern abge-
tragen werden/ wovon wir aber zur andern zeit mit bessern Mues werden zuscherzen haben/
und daß vorgenommene vor dißmahl abhandeln/ da dann/ die Wahreit zubekennen/ ich
schon vor etlichen Wochen mir vorgenommen gehabt/ diese guten unschuldigen Leute durch

die

Sechſtes Buch.
ſtem belieben/ wir bereit ſind/ in unſerm jetzigen Stande/ auch biß an unſers Lebens Ende gehorſamſt
zuverbleiben/ als eurer Koͤnigll. Hocheiten alleruntertaͤhnigſte und allergehorſamſte Knechte und
Leibeigene/ ſonſt alle ehmahls freygebohrne Parther.

Die Auffſchrift des Brieffes wahr: Denen Großmaͤchtigſten unuͤberwindlichſten Fuͤr-
ſten und Herren/ Herrn Herkules/ Koͤnige der Teutſchen; und Herrn Ladiſla/ Koͤnige der Boͤhmen/
unſern aller gnaͤdigſten Koͤnigen und allermildeſten Woltaͤhtern.

Als ſie den Brieff zum Ende geleſen hatten/ ſagte Ladiſla: mir zweifelt nicht/ es iſt
mannicher geherzter Ritter und Kriegesmann unter dieſen Parthen/ die uns freilich im
Harniſche und mit dem Schwerte viel nuͤzlicher/ als bey der Miſtgabel ſein koͤnten; ſo ha-
ben wir auff unſer ſchierkuͤnfftigen Reiſe getraͤuer Voͤlker von noͤhten/ wañ uns etwa das
Pannoniſche oder ander Raͤuber Geſindle auß Hoffnung groſſer Beute auffwarten ſoltẽ/
bin auch deſſen verſichert/ daß wegen gemachter Hoffnung der Freiheit/ und weil ſie von
ihrem Vaterlande ſo weit abgefernet ſind/ ſie uns keine Untraͤue beweiſen/ viel weiniger
die Flucht vor ſich nehmen werden. Herkules ſchwieg ein weinig ſtille/ in meinung/ er ſolte
ſich weiter heraus laſſen/ weſſen er zutuhn geſinnet waͤhre; weil er aber damit abbrach/
und alſo beide nichts redeten; fing Valiſka an; ich ſehe wol/ eure Lieb den wollen einer dem
an dern nicht vorgreiffen/ und gleichwol merke ich ſchon/ weſſen ſie beiderſeits willens ſind;
meine unvorgreiffliche Meinung dabey zuſetzen/ muß ich bekennen/ daß dieſer Leute Leibei-
genſchafft und veraͤchtliche Dienſtleiſtungen mir ſehr zu Herzen gangen/ in Betrachtung
daß ſie weder wegen Ubeltaht noch Standes-art darzu verdammet ſind/ ſondern bloß al-
lein/ daß ſie vor ihr Vaterland redlich geſtritten/ und ihrem Herrn und ungezweifelt wah-
rem Koͤnige getraͤulich gedienet haben/ dahero ich mir ein Gewiſſen druͤber gemacht/ daß
man ſie nicht ohn jhr bitten in freyen Stand geſetzet/ inſonderheit/ weil von der Zeit her der
getahnen Vertroͤſtung/ ſie ihnen weder Muͤhe noch Arbeit haben verdrieſſen laſſen. Herku-
les laͤchelte hier auff ein weinig/ und kurzweilhalben ſagte er zu ihr; mein Schaz/ ich erinne-
re mich des alten Sprichworts; Alte Liebe ruſtet nicht; und kan ſie nicht wol bergen/ wie ge-
wogen ſie des guten Artabanus Leuten iſt. Verzeihe es euch Gott/ mein Schatz/ antwortete
ſie/ daß ihr hieruͤber ſcherzet/ und mich noch darzu wol einiger Liebe gegen Artabanus zei-
hen koͤnnet; jedoch geſtehe ich/ daß ich Urſach habe ihn zulieben/ weil er meine alte Liebe/
wie er wol durch Gewalt haͤtte tuhn koͤnnen/ ungeſtoͤret gelaſſen hat. Damit ich aber wegẽ
dieſes Unrechts Abtrag haben moͤge/ wil ich/ daß ihr euch meinem Willen vor dißmahl ge-
maͤß bezeiget/ und dieſen Parthern ihr begehren leiſtet/ da ich dann meinen Herr Bruder
Schweſterlich erſuchen wil/ daß er mit gleich ſtimmen moͤge. Ja herzen Fr. Schweſter/
ſagte Ladiſla/ wann du mir nur zuvor verſprechen wirſt/ daß du meinen Herkules nimmer-
mehr wegen der Liebe zu Artabanus uͤbergeben wilt. Hierauff bedarff es eine gute weile
Bedenkzeit/ antwortete Valiſka/ und wer weiß/ ob ich nicht bald verlangen bekommen
moͤchte/ mein praͤchtiges Schloß zu Charas wieder zuſehen. Dieſe Begierde und Reiſe
ab zuwenden/ ſagte Herkules/ wil ich meinem Schaz in Teutſchland gleich ein ſolches
Schloß auffbauen laſſen/ und zwar daß die koſten mit lauter Parthiſchen Geldern abge-
tragen werden/ wovon wir aber zur andern zeit mit beſſern Mues werden zuſcherzen habẽ/
und daß vorgenommene vor dißmahl abhandeln/ da dann/ die Wahreit zubekennen/ ich
ſchon vor etlichen Wochen mir vorgenommen gehabt/ dieſe guten unſchuldigẽ Leute durch

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[446/0452] Sechſtes Buch. ſtem belieben/ wir bereit ſind/ in unſerm jetzigen Stande/ auch biß an unſers Lebens Ende gehorſamſt zuverbleiben/ als eurer Koͤnigll. Hocheiten alleruntertaͤhnigſte und allergehorſamſte Knechte und Leibeigene/ ſonſt alle ehmahls freygebohrne Parther. Die Auffſchrift des Brieffes wahr: Denen Großmaͤchtigſten unuͤberwindlichſten Fuͤr- ſten und Herren/ Herrn Herkules/ Koͤnige der Teutſchen; und Herrn Ladiſla/ Koͤnige der Boͤhmen/ unſern aller gnaͤdigſten Koͤnigen und allermildeſten Woltaͤhtern. Als ſie den Brieff zum Ende geleſen hatten/ ſagte Ladiſla: mir zweifelt nicht/ es iſt mannicher geherzter Ritter und Kriegesmann unter dieſen Parthen/ die uns freilich im Harniſche und mit dem Schwerte viel nuͤzlicher/ als bey der Miſtgabel ſein koͤnten; ſo ha- ben wir auff unſer ſchierkuͤnfftigen Reiſe getraͤuer Voͤlker von noͤhten/ wañ uns etwa das Pannoniſche oder ander Raͤuber Geſindle auß Hoffnung groſſer Beute auffwarten ſoltẽ/ bin auch deſſen verſichert/ daß wegen gemachter Hoffnung der Freiheit/ und weil ſie von ihrem Vaterlande ſo weit abgefernet ſind/ ſie uns keine Untraͤue beweiſen/ viel weiniger die Flucht vor ſich nehmen werden. Herkules ſchwieg ein weinig ſtille/ in meinung/ er ſolte ſich weiter heraus laſſen/ weſſen er zutuhn geſinnet waͤhre; weil er aber damit abbrach/ und alſo beide nichts redeten; fing Valiſka an; ich ſehe wol/ eure Lieb den wollen einer dem an dern nicht vorgreiffen/ und gleichwol merke ich ſchon/ weſſen ſie beiderſeits willens ſind; meine unvorgreiffliche Meinung dabey zuſetzen/ muß ich bekennen/ daß dieſer Leute Leibei- genſchafft und veraͤchtliche Dienſtleiſtungen mir ſehr zu Herzen gangen/ in Betrachtung daß ſie weder wegen Ubeltaht noch Standes-art darzu verdammet ſind/ ſondern bloß al- lein/ daß ſie vor ihr Vaterland redlich geſtritten/ und ihrem Herrn und ungezweifelt wah- rem Koͤnige getraͤulich gedienet haben/ dahero ich mir ein Gewiſſen druͤber gemacht/ daß man ſie nicht ohn jhr bitten in freyen Stand geſetzet/ inſonderheit/ weil von der Zeit her der getahnen Vertroͤſtung/ ſie ihnen weder Muͤhe noch Arbeit haben verdrieſſen laſſen. Herku- les laͤchelte hier auff ein weinig/ und kurzweilhalben ſagte er zu ihr; mein Schaz/ ich erinne- re mich des alten Sprichworts; Alte Liebe ruſtet nicht; und kan ſie nicht wol bergen/ wie ge- wogen ſie des guten Artabanus Leuten iſt. Verzeihe es euch Gott/ mein Schatz/ antwortete ſie/ daß ihr hieruͤber ſcherzet/ und mich noch darzu wol einiger Liebe gegen Artabanus zei- hen koͤnnet; jedoch geſtehe ich/ daß ich Urſach habe ihn zulieben/ weil er meine alte Liebe/ wie er wol durch Gewalt haͤtte tuhn koͤnnen/ ungeſtoͤret gelaſſen hat. Damit ich aber wegẽ dieſes Unrechts Abtrag haben moͤge/ wil ich/ daß ihr euch meinem Willen vor dißmahl ge- maͤß bezeiget/ und dieſen Parthern ihr begehren leiſtet/ da ich dann meinen Herr Bruder Schweſterlich erſuchen wil/ daß er mit gleich ſtimmen moͤge. Ja herzen Fr. Schweſter/ ſagte Ladiſla/ wann du mir nur zuvor verſprechen wirſt/ daß du meinen Herkules nimmer- mehr wegen der Liebe zu Artabanus uͤbergeben wilt. Hierauff bedarff es eine gute weile Bedenkzeit/ antwortete Valiſka/ und wer weiß/ ob ich nicht bald verlangen bekommen moͤchte/ mein praͤchtiges Schloß zu Charas wieder zuſehen. Dieſe Begierde und Reiſe ab zuwenden/ ſagte Herkules/ wil ich meinem Schaz in Teutſchland gleich ein ſolches Schloß auffbauen laſſen/ und zwar daß die koſten mit lauter Parthiſchen Geldern abge- tragen werden/ wovon wir aber zur andern zeit mit beſſern Mues werden zuſcherzen habẽ/ und daß vorgenommene vor dißmahl abhandeln/ da dann/ die Wahreit zubekennen/ ich ſchon vor etlichen Wochen mir vorgenommen gehabt/ dieſe guten unſchuldigẽ Leute durch die

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/452>, abgerufen am 22.11.2024.