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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
und mein liebes Gemahl bey Einlieferung eures untertähnigsten Bitte-Briefes mich
und ihren Herr Bruder fleissig ersuchet/ daß ihretwegen wir euch ingesamt eine son-
derliche Gnade erzeigen möchten/ haben wir uns lassen euer Unglük zu herzen gehen/ sind
auch gewilliget/ euch dieselbe alsbald wiederfahren zulassen/ wann ihr uns zuvor äidlich
versprechen werdet/ Zeit eures lebens es mit redlicher unbrüchiger Träue zuerkennen/ und
bey dem Durchleuchtigsten Groß Fürsten Arbianes/ als seine Leibschaar/ so lange dessen
Liebe ausser Persischem/ Medischem und Parthischem Gebiet sich befinden wird/ ungespa-
ret Leib und lebens/ Gutes und Blutes euch gebrauchen zulassen/ auch ohn dessen geheiß
oder einwilligung euch nicht von ihm zu scheiden; worauff ihr euch alsobald werdet zube-
reden und zuerklären haben. Der meisteteil fing an/ vor freuden die Trähnen zuvergiessen/
und hielt der vornehmste unter ihnen/ ein Ritter von 44 Jahren diese Rede: Großmäch-
tigste Unüberwindlichste Könige/ allergnädigste Herrn; was vor ungläubliche Helden-
tahten von euren Königll. Hocheiten wir in den Morgenländischen Schlachten mit Au-
gen angesehen/ werden wir wol Zeit unsers lebens aus unserm Gedächtnis nicht kommen
lassen. Aber die Heldentaht/ anjetzo uns erzeiget/ erheben wir billich über alle die vorigen/
da eure Hocheiten aus recht Königlichem erbarmen uns eine solche allergnädigste Ver-
heissung getahn/ welche wir nimmermehr bestand seyn werden/ zuerkennen; wir geloben
hiemit alle und jede äidlich an/ dasselbe alles nach ungefarbeter Auffrichtigkeit und höch-
stem vermögen zu leisten/ was eure Königll. Hocheiten dißmahl an uns allergnädigst be-
gehret/ und was dieselbe hernähst von uns erfodern werden/ so gar/ daß wir auff erlangete
lebens und standes Freyheit/ bereitsind/ unser Leben und Blut als ein Zeichen der Dank-
barkeit gleich dieses Augenblik mit unsern eigenen Händen auff die Erde zu schütten; sol-
ten wir aber noch überdas in ritterlichen Kriegsdiensten gebraucht werden/ wollen wir uns
dergestalt bezeigen/ daß verhoffentlich unsere allergnädigste Herren erkennen werden/ sie
haben ihre barmherzigkeit an solche Männer gelegt/ welche tausendmahl lieber sterben/ als
einmahl undankbar wollen erfunden werden. Unseren Helden gefiel diese Erklärung so
wol/ daß sie dieselben des wirklichen Aids erliessen/ und mit dem Handschlage zu frieden
wahren. Worauff die Ritter an einen besondern Ort; die ädlen an einen andern/ und die
unädlen allein treten musten/ woselbst ihnen die Waffen ausgeteilet/ und sie in 20 Geschwa-
der gesetzet/ auch alle Ritter/ und andere mehr unter ihnen/ zu Befehlichshaber geordnet
wurden/ nachdem sie schon zuvor hohe Kriegsämter bedienet hatten. Ihnen wurden 20
schöne Reuterfähnlein ausgeteilet/ in welchen zween Löuen (wie sie es selbst wähleten)
stunden/ und unter denen diese Worte: Vitam pro libertate solte so viel heissen; Wir opffern
unser Leben vor die geschenkte Freyheit. Und haben nachgehends diese Parther in dem Wen-
dischen und Panonischen Kriege/ davon im siebenden und achten Buche folgen wird/ sich
so ritterlich gehalten/ daß sie fast ja so grossen Ruhm in Teutschland und Böhmen/ als die
Teutschen und Böhmen in Persen erworben. Dem Käyser gefiel diese Freylassung so
wol/ daß er unter diesen Parthen 20000 Kronenzum Gnadenpfennige austeilen ließ/ ne-
best dem versprechen/ so bald er zu Rom wieder anlangen würde/ wolte er seine ihm geschen-
kete 20 Parther frey geben/ und sie nach Böhmen wolberitten fortschicken. Vor welche
Gnade die gesamten Parther einen untertähnigsten Fußfal tahten/ und wegen ihrer weni-

gen
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Sechſtes Buch.
und mein liebes Gemahl bey Einlieferung eures untertaͤhnigſten Bitte-Briefes mich
und ihren Herr Bruder fleiſſig erſuchet/ daß ihretwegen wir euch ingeſamt eine ſon-
derliche Gnade erzeigen moͤchten/ haben wir uns laſſen euer Ungluͤk zu herzen gehen/ ſind
auch gewilliget/ euch dieſelbe alsbald wiederfahren zulaſſen/ wann ihr uns zuvor aͤidlich
verſprechen werdet/ Zeit eures lebens es mit redlicher unbruͤchiger Traͤue zuerkennen/ uñ
bey dem Durchleuchtigſten Groß Fürſten Arbianes/ als ſeine Leibſchaar/ ſo lange deſſen
Liebe auſſer Perſiſchem/ Mediſchem und Parthiſchem Gebiet ſich befinden wird/ ungeſpa-
ret Leib und lebens/ Gutes und Blutes euch gebrauchen zulaſſen/ auch ohn deſſen geheiß
oder einwilligung euch nicht von ihm zu ſcheiden; worauff ihr euch alſobald werdet zube-
reden und zuerklaͤren haben. Der meiſteteil fing an/ vor freuden die Traͤhnen zuvergieſſen/
und hielt der vornehmſte unter ihnen/ ein Ritter von 44 Jahren dieſe Rede: Großmaͤch-
tigſte Unuͤberwindlichſte Koͤnige/ allergnaͤdigſte Herrn; was vor unglaͤubliche Helden-
tahten von euren Koͤnigll. Hocheiten wir in den Morgenlaͤndiſchen Schlachten mit Au-
gen angeſehen/ werden wir wol Zeit unſers lebens aus unſerm Gedaͤchtnis nicht kommen
laſſen. Aber die Heldentaht/ anjetzo uns erzeiget/ erheben wir billich uͤber alle die vorigen/
da eure Hocheiten aus recht Koͤniglichem erbarmen uns eine ſolche allergnaͤdigſte Ver-
heiſſung getahn/ welche wir nimmermehr beſtand ſeyn werden/ zuerkennen; wir geloben
hiemit alle und jede aͤidlich an/ daſſelbe alles nach ungefårbeter Auffrichtigkeit und hoͤch-
ſtem vermoͤgen zu leiſten/ was eure Koͤnigll. Hocheiten dißmahl an uns allergnaͤdigſt be-
gehret/ und was dieſelbe hernaͤhſt von uns erfodern werden/ ſo gar/ daß wir auff erlangete
lebens und ſtandes Freyheit/ bereitſind/ unſer Leben und Blut als ein Zeichen der Dank-
barkeit gleich dieſes Augenblik mit unſern eigenen Haͤnden auff die Erde zu ſchuͤtten; ſol-
ten wir aber noch uͤberdas in ritterlichen Kriegsdienſten gebraucht werdẽ/ wollen wir uns
dergeſtalt bezeigen/ daß verhoffentlich unſere allergnaͤdigſte Herren erkennen werden/ ſie
haben ihre barmherzigkeit an ſolche Maͤnner gelegt/ welche tauſendmahl lieber ſterben/ als
einmahl undankbar wollen erfunden werden. Unſeren Helden gefiel dieſe Erklaͤrung ſo
wol/ daß ſie dieſelben des wirklichen Aids erlieſſen/ und mit dem Handſchlage zu frieden
wahren. Worauff die Ritter an einen beſondern Ort; die aͤdlen an einen andern/ und die
unaͤdlen allein treten muſten/ woſelbſt ihnen die Waffen ausgeteilet/ und ſie in 20 Geſchwa-
der geſetzet/ auch alle Ritter/ und andere mehr unter ihnen/ zu Befehlichshaber geordnet
wurden/ nachdem ſie ſchon zuvor hohe Kriegsaͤmter bedienet hatten. Ihnen wurden 20
ſchoͤne Reuterfaͤhnlein ausgeteilet/ in welchen zween Loͤuen (wie ſie es ſelbſt waͤhleten)
ſtunden/ und unter denen dieſe Worte: Vitam pro libertate ſolte ſo viel heiſſen; Wir opffern
unſer Leben vor die geſchenkte Freyheit. Und haben nachgehends dieſe Parther in dem Wen-
diſchen und Panoniſchen Kriege/ davon im ſiebenden und achten Buche folgen wird/ ſich
ſo ritterlich gehalten/ daß ſie faſt ja ſo groſſen Ruhm in Teutſchland und Boͤhmen/ als die
Teutſchen und Boͤhmen in Perſen erworben. Dem Kaͤyſer gefiel dieſe Freylaſſung ſo
wol/ daß er unter dieſen Parthen 20000 Kronenzum Gnadenpfennige austeilen ließ/ ne-
beſt dem verſprechen/ ſo bald er zu Rom wieder anlangẽ wuͤrde/ wolte er ſeine ihm geſchen-
kete 20 Parther frey geben/ und ſie nach Boͤhmen wolberitten fortſchicken. Vor welche
Gnade die geſamten Parther einen untertaͤhnigſten Fußfal tahten/ und wegen ihrer weni-

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[449/0455] Sechſtes Buch. und mein liebes Gemahl bey Einlieferung eures untertaͤhnigſten Bitte-Briefes mich und ihren Herr Bruder fleiſſig erſuchet/ daß ihretwegen wir euch ingeſamt eine ſon- derliche Gnade erzeigen moͤchten/ haben wir uns laſſen euer Ungluͤk zu herzen gehen/ ſind auch gewilliget/ euch dieſelbe alsbald wiederfahren zulaſſen/ wann ihr uns zuvor aͤidlich verſprechen werdet/ Zeit eures lebens es mit redlicher unbruͤchiger Traͤue zuerkennen/ uñ bey dem Durchleuchtigſten Groß Fürſten Arbianes/ als ſeine Leibſchaar/ ſo lange deſſen Liebe auſſer Perſiſchem/ Mediſchem und Parthiſchem Gebiet ſich befinden wird/ ungeſpa- ret Leib und lebens/ Gutes und Blutes euch gebrauchen zulaſſen/ auch ohn deſſen geheiß oder einwilligung euch nicht von ihm zu ſcheiden; worauff ihr euch alſobald werdet zube- reden und zuerklaͤren haben. Der meiſteteil fing an/ vor freuden die Traͤhnen zuvergieſſen/ und hielt der vornehmſte unter ihnen/ ein Ritter von 44 Jahren dieſe Rede: Großmaͤch- tigſte Unuͤberwindlichſte Koͤnige/ allergnaͤdigſte Herrn; was vor unglaͤubliche Helden- tahten von euren Koͤnigll. Hocheiten wir in den Morgenlaͤndiſchen Schlachten mit Au- gen angeſehen/ werden wir wol Zeit unſers lebens aus unſerm Gedaͤchtnis nicht kommen laſſen. Aber die Heldentaht/ anjetzo uns erzeiget/ erheben wir billich uͤber alle die vorigen/ da eure Hocheiten aus recht Koͤniglichem erbarmen uns eine ſolche allergnaͤdigſte Ver- heiſſung getahn/ welche wir nimmermehr beſtand ſeyn werden/ zuerkennen; wir geloben hiemit alle und jede aͤidlich an/ daſſelbe alles nach ungefårbeter Auffrichtigkeit und hoͤch- ſtem vermoͤgen zu leiſten/ was eure Koͤnigll. Hocheiten dißmahl an uns allergnaͤdigſt be- gehret/ und was dieſelbe hernaͤhſt von uns erfodern werden/ ſo gar/ daß wir auff erlangete lebens und ſtandes Freyheit/ bereitſind/ unſer Leben und Blut als ein Zeichen der Dank- barkeit gleich dieſes Augenblik mit unſern eigenen Haͤnden auff die Erde zu ſchuͤtten; ſol- ten wir aber noch uͤberdas in ritterlichen Kriegsdienſten gebraucht werdẽ/ wollen wir uns dergeſtalt bezeigen/ daß verhoffentlich unſere allergnaͤdigſte Herren erkennen werden/ ſie haben ihre barmherzigkeit an ſolche Maͤnner gelegt/ welche tauſendmahl lieber ſterben/ als einmahl undankbar wollen erfunden werden. Unſeren Helden gefiel dieſe Erklaͤrung ſo wol/ daß ſie dieſelben des wirklichen Aids erlieſſen/ und mit dem Handſchlage zu frieden wahren. Worauff die Ritter an einen beſondern Ort; die aͤdlen an einen andern/ und die unaͤdlen allein treten muſten/ woſelbſt ihnen die Waffen ausgeteilet/ und ſie in 20 Geſchwa- der geſetzet/ auch alle Ritter/ und andere mehr unter ihnen/ zu Befehlichshaber geordnet wurden/ nachdem ſie ſchon zuvor hohe Kriegsaͤmter bedienet hatten. Ihnen wurden 20 ſchoͤne Reuterfaͤhnlein ausgeteilet/ in welchen zween Loͤuen (wie ſie es ſelbſt waͤhleten) ſtunden/ und unter denen dieſe Worte: Vitam pro libertate ſolte ſo viel heiſſen; Wir opffern unſer Leben vor die geſchenkte Freyheit. Und haben nachgehends dieſe Parther in dem Wen- diſchen und Panoniſchen Kriege/ davon im ſiebenden und achten Buche folgen wird/ ſich ſo ritterlich gehalten/ daß ſie faſt ja ſo groſſen Ruhm in Teutſchland und Boͤhmen/ als die Teutſchen und Boͤhmen in Perſen erworben. Dem Kaͤyſer gefiel dieſe Freylaſſung ſo wol/ daß er unter dieſen Parthen 20000 Kronenzum Gnadenpfennige austeilen ließ/ ne- beſt dem verſprechen/ ſo bald er zu Rom wieder anlangẽ wuͤrde/ wolte er ſeine ihm geſchen- kete 20 Parther frey geben/ und ſie nach Boͤhmen wolberitten fortſchicken. Vor welche Gnade die geſamten Parther einen untertaͤhnigſten Fußfal tahten/ und wegen ihrer weni- gen l l l

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/455>, abgerufen am 22.11.2024.