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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
das einen Fußfal tuhn/ da man sich selbst rechtfärtiget/ und trotzige Dräuungen heraus stos-
set
? Er wolte in seiner verweißlichen Rede fortfahren/ aber es kam eine Zeitung über die
andere; der Feind liesse sich nunmehr recht sehen/ währe an Mannschaft ihnen gleich/ mit
treflichen Waffen und Gewehr versehen/ und hielte schon in voller Schlachtordnung/ wür-
de auch ohn zweiffel stündlich angreiffen/ und des Groß Fürsten Erlösung versuchen. Was
angreiffen/ was versuchen? sagte Krito: Diese Landstreicher sollen uns wenig mühe schaf-
fen/ wann nur dem innerlichen Span wird gerahten seyn. Jedoch/ weil er sahe/ daß gefahr
verhanden wahr/ und er den Sieg nicht würde erhalten/ wo er nicht vorsichtig spielete/ rieff
er überlaut: Er vergäbe hiemit seinem Sohne und dem ganzen Kriegs Heer völlig/ und
nach allem ihrem begehren/ setzete dessen seine Fürstliche Träue zu Pfande/ und ließ alsbald
seinem Sohn die Ketten abnehmen/ umbfing ihn aus ertichteter Liebe/ und versprach/ nach
gehaltener Schlacht ihm seinen Willen zuvergnügen; welches zwar der Sohn nicht gläu-
bete/ und ihm doch liebe wahr/ daß er die Freyheit erlangete/ nicht allein mit zu fechten son-
dern auch den rechten Flügel zuführen/ welcher in 17000 Reuter bestund; da er dann nach
angelegter Rustung 2000 seiner geträuesten Leute umb sich nam/ die er wuste/ nach alle sei-
nem Willen fertig und bereit zu seyn/ massen er in steter Furcht lebete/ der Vater würde
ihm durch Meuchelmörder/ auch wol mitten in der Schlacht nachstellen. Der linke Flügel/
20000 Reuter stark/ ward von einem Wendischen Herrn/ nahmens Plusso/ angeführet/
welcher ein überaus verwägener starker Ritter/ und in Feldschlachten wol geübet wahr.
Der alte Fürst ordente seinem Sohn einen Feldmarschalk zu/ nahmens Niklot/ welcher ihm
sehr geträu/ und in allen Bübereien beypflichtig wahr/ und solte derselbe acht auff seinen
Sohn geben/ ob er irgend sich etwas gefährliches unternehmen würde/ weil er offentlich
bekennen dürfte/ daß er sich der Liebe zu dem Fräulein noch nicht begeben hätte. Und wann
die Götter diesen meinen ungerahtenen Sohn hinnehmen wolten/ sagete er/ es geschähe
auff was weise es möchte oder könte/ hätte ich ihnen/ und die darzu behülfflich währen/ hoch
zu danken. Welches dieser wol verstund/ und seinem Fürsten versprach/ ihn/ wo möglich/
dieser Furcht zubenehmen. Das Fußvolk 20000 Mann/ führete Krito selbst zwischen der
Reuterey/ und wahr Herr Gunderich/ seines verstorbenen Bruders Sohn darüber Ober-
ster Statverweser. Das ganze Heer/ weil ihnen alles nach willen versprochen wahr/ stellete
sich überaus freidig zum Treffen/ fingen ein starkes Feldgeschrey an/ und meineten/ es kön-
te ihnen an dem Siege durchaus nicht fehlen. Herkules (der sich bey seinem Heer noch
immerzu in angestrichener Farbe vor einen Persischen Abgesanten halten ließ) schickete
Leches und Klodius mit 1000 Pferden vorne an/ unter dem befehl/ durchaus nicht ernst-
lich zu treffen/ sondern sich/ wo möglich/ nur ein wenig mit des Feindes ausgeschikter Reu-
terey zu tummeln/ und etliche Gefangene zuerhaschen/ von denen man des Feindes Vor-
haben berichtet werden könte; gingen demnach sehr behutsam fort/ biß ihnen eine feindliche
Schaar 1500 stark auffstieß/ die mit grimmiger Wuht in sie fielen/ daß sie sich nohtwendig
wehren musten/ da sie dann/ ungeachtet sie zur helfte übermannet wahren/ sich der gestalt ih-
ren Feinden zuerkennen gaben/ daß jene den ersten Eifer bald ablegten/ und ihrer Schanze
besser acht nahmen: jedoch zog sich Leches gerne zurük/ hatte in diesem kurzen Treffen 200
Mann eingebüsset/ und an Feindes Seiten 650 erleget/ und 25 gefangen/ mit welchen er

nach
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Siebendes Buch.
das einen Fußfal tuhn/ da man ſich ſelbſt rechtfaͤrtiget/ und trotzige Draͤuungen heraus ſtoſ-
ſet
? Er wolte in ſeiner verweißlichen Rede fortfahren/ aber es kam eine Zeitung über die
andere; der Feind lieſſe ſich nunmehr recht ſehen/ waͤhre an Mañſchaft ihnen gleich/ mit
treflichen Waffen und Gewehr verſehen/ und hielte ſchon in voller Schlachtordnung/ wuͤꝛ-
de auch ohn zweiffel ſtuͤndlich angreiffen/ und des Groß Fuͤrſten Erloͤſung verſuchen. Was
angreiffen/ was verſuchen? ſagte Krito: Dieſe Landſtreicher ſollen uns wenig mühe ſchaf-
fen/ wann nur dem innerlichen Span wird gerahten ſeyn. Jedoch/ weil er ſahe/ daß gefahr
verhanden wahr/ und er den Sieg nicht wuͤrde erhalten/ wo er nicht vorſichtig ſpielete/ rieff
er uͤberlaut: Er vergaͤbe hiemit ſeinem Sohne und dem ganzen Kriegs Heer voͤllig/ und
nach allem ihrem begehren/ ſetzete deſſen ſeine Fuͤrſtliche Traͤue zu Pfande/ und ließ alsbald
ſeinem Sohn die Ketten abnehmen/ umbfing ihn aus ertichteter Liebe/ und verſprach/ nach
gehaltener Schlacht ihm ſeinen Willen zuvergnuͤgen; welches zwar der Sohn nicht glaͤu-
bete/ und ihm doch liebe wahr/ daß er die Freyheit erlangete/ nicht allein mit zu fechten ſon-
dern auch den rechten Fluͤgel zufuͤhren/ welcher in 17000 Reuter beſtund; da er dañ nach
angelegter Ruſtung 2000 ſeiner getraͤueſten Leute umb ſich nam/ die er wuſte/ nach alle ſei-
nem Willen fertig und bereit zu ſeyn/ maſſen er in ſteter Furcht lebete/ der Vater wuͤrde
ihm durch Meuchelmoͤrder/ auch wol mitten in der Schlacht nachſtellen. Der linke Fluͤgel/
20000 Reuter ſtark/ ward von einem Wendiſchen Herrn/ nahmens Pluſſo/ angefuͤhret/
welcher ein uͤberaus verwaͤgener ſtarker Ritter/ und in Feldſchlachten wol geuͤbet wahr.
Der alte Fuͤrſt ordente ſeinem Sohn einen Feldmarſchalk zu/ nahmens Niklot/ welcher ihm
ſehr getraͤu/ und in allen Buͤbereien beypflichtig wahr/ und ſolte derſelbe acht auff ſeinen
Sohn geben/ ob er irgend ſich etwas gefaͤhrliches unternehmen wuͤrde/ weil er offentlich
bekennen duͤrfte/ daß er ſich der Liebe zu dem Fraͤulein noch nicht begeben haͤtte. Und wann
die Goͤtter dieſen meinen ungerahtenen Sohn hinnehmen wolten/ ſagete er/ es geſchaͤhe
auff was weiſe es moͤchte oder koͤnte/ haͤtte ich ihnen/ und die darzu behuͤlfflich waͤhren/ hoch
zu danken. Welches dieſer wol verſtund/ und ſeinem Fuͤrſten verſprach/ ihn/ wo moͤglich/
dieſer Furcht zubenehmen. Das Fußvolk 20000 Mann/ fuͤhrete Krito ſelbſt zwiſchen der
Reuterey/ und wahr Herr Gunderich/ ſeines verſtorbenen Bruders Sohn daruͤber Ober-
ſter Statverweſer. Das ganze Heer/ weil ihnen alles nach willen verſprochen wahr/ ſtellete
ſich uͤberaus freidig zum Treffen/ fingen ein ſtarkes Feldgeſchrey an/ und meineten/ es koͤn-
te ihnen an dem Siege durchaus nicht fehlen. Herkules (der ſich bey ſeinem Heer noch
immerzu in angeſtrichener Farbe vor einen Perſiſchen Abgeſanten halten ließ) ſchickete
Leches und Klodius mit 1000 Pferden vorne an/ unter dem befehl/ durchaus nicht ernſt-
lich zu treffen/ ſondern ſich/ wo moͤglich/ nur ein wenig mit des Feindes ausgeſchikter Reu-
terey zu tummeln/ und etliche Gefangene zuerhaſchen/ von denen man des Feindes Vor-
haben berichtet werden koͤnte; gingen demnach ſehr behutſam fort/ biß ihnen eine feindliche
Schaar 1500 ſtark auffſtieß/ die mit grimmiger Wuht in ſie fielen/ daß ſie ſich nohtwendig
wehren muſten/ da ſie dann/ ungeachtet ſie zur helfte uͤbermannet wahren/ ſich der geſtalt ih-
ren Feinden zuerkennen gaben/ daß jene den erſten Eifer bald ablegten/ und ihrer Schanze
beſſer acht nahmen: jedoch zog ſich Leches gerne zuruͤk/ hatte in dieſem kurzen Treffen 200
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[489/0495] Siebendes Buch. das einen Fußfal tuhn/ da man ſich ſelbſt rechtfaͤrtiget/ und trotzige Draͤuungen heraus ſtoſ- ſet? Er wolte in ſeiner verweißlichen Rede fortfahren/ aber es kam eine Zeitung über die andere; der Feind lieſſe ſich nunmehr recht ſehen/ waͤhre an Mañſchaft ihnen gleich/ mit treflichen Waffen und Gewehr verſehen/ und hielte ſchon in voller Schlachtordnung/ wuͤꝛ- de auch ohn zweiffel ſtuͤndlich angreiffen/ und des Groß Fuͤrſten Erloͤſung verſuchen. Was angreiffen/ was verſuchen? ſagte Krito: Dieſe Landſtreicher ſollen uns wenig mühe ſchaf- fen/ wann nur dem innerlichen Span wird gerahten ſeyn. Jedoch/ weil er ſahe/ daß gefahr verhanden wahr/ und er den Sieg nicht wuͤrde erhalten/ wo er nicht vorſichtig ſpielete/ rieff er uͤberlaut: Er vergaͤbe hiemit ſeinem Sohne und dem ganzen Kriegs Heer voͤllig/ und nach allem ihrem begehren/ ſetzete deſſen ſeine Fuͤrſtliche Traͤue zu Pfande/ und ließ alsbald ſeinem Sohn die Ketten abnehmen/ umbfing ihn aus ertichteter Liebe/ und verſprach/ nach gehaltener Schlacht ihm ſeinen Willen zuvergnuͤgen; welches zwar der Sohn nicht glaͤu- bete/ und ihm doch liebe wahr/ daß er die Freyheit erlangete/ nicht allein mit zu fechten ſon- dern auch den rechten Fluͤgel zufuͤhren/ welcher in 17000 Reuter beſtund; da er dañ nach angelegter Ruſtung 2000 ſeiner getraͤueſten Leute umb ſich nam/ die er wuſte/ nach alle ſei- nem Willen fertig und bereit zu ſeyn/ maſſen er in ſteter Furcht lebete/ der Vater wuͤrde ihm durch Meuchelmoͤrder/ auch wol mitten in der Schlacht nachſtellen. Der linke Fluͤgel/ 20000 Reuter ſtark/ ward von einem Wendiſchen Herrn/ nahmens Pluſſo/ angefuͤhret/ welcher ein uͤberaus verwaͤgener ſtarker Ritter/ und in Feldſchlachten wol geuͤbet wahr. Der alte Fuͤrſt ordente ſeinem Sohn einen Feldmarſchalk zu/ nahmens Niklot/ welcher ihm ſehr getraͤu/ und in allen Buͤbereien beypflichtig wahr/ und ſolte derſelbe acht auff ſeinen Sohn geben/ ob er irgend ſich etwas gefaͤhrliches unternehmen wuͤrde/ weil er offentlich bekennen duͤrfte/ daß er ſich der Liebe zu dem Fraͤulein noch nicht begeben haͤtte. Und wann die Goͤtter dieſen meinen ungerahtenen Sohn hinnehmen wolten/ ſagete er/ es geſchaͤhe auff was weiſe es moͤchte oder koͤnte/ haͤtte ich ihnen/ und die darzu behuͤlfflich waͤhren/ hoch zu danken. Welches dieſer wol verſtund/ und ſeinem Fuͤrſten verſprach/ ihn/ wo moͤglich/ dieſer Furcht zubenehmen. Das Fußvolk 20000 Mann/ fuͤhrete Krito ſelbſt zwiſchen der Reuterey/ und wahr Herr Gunderich/ ſeines verſtorbenen Bruders Sohn daruͤber Ober- ſter Statverweſer. Das ganze Heer/ weil ihnen alles nach willen verſprochen wahr/ ſtellete ſich uͤberaus freidig zum Treffen/ fingen ein ſtarkes Feldgeſchrey an/ und meineten/ es koͤn- te ihnen an dem Siege durchaus nicht fehlen. Herkules (der ſich bey ſeinem Heer noch immerzu in angeſtrichener Farbe vor einen Perſiſchen Abgeſanten halten ließ) ſchickete Leches und Klodius mit 1000 Pferden vorne an/ unter dem befehl/ durchaus nicht ernſt- lich zu treffen/ ſondern ſich/ wo moͤglich/ nur ein wenig mit des Feindes ausgeſchikter Reu- terey zu tummeln/ und etliche Gefangene zuerhaſchen/ von denen man des Feindes Vor- haben berichtet werden koͤnte; gingen demnach ſehr behutſam fort/ biß ihnen eine feindliche Schaar 1500 ſtark auffſtieß/ die mit grimmiger Wuht in ſie fielen/ daß ſie ſich nohtwendig wehren muſten/ da ſie dann/ ungeachtet ſie zur helfte uͤbermannet wahren/ ſich der geſtalt ih- ren Feinden zuerkennen gaben/ daß jene den erſten Eifer bald ablegten/ und ihrer Schanze beſſer acht nahmen: jedoch zog ſich Leches gerne zuruͤk/ hatte in dieſem kurzen Treffen 200 Mann eingebuͤſſet/ und an Feindes Seiten 650 erleget/ und 25 gefangen/ mit welchen er nach q q q

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/495>, abgerufen am 22.11.2024.