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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
che Gericht gestellet werden solte/ begehrete er zuvor vergünstigung/ mit seinem gefangenen
Fürsten zu reden/ welches alle Fürsten ihm zu wegern willens wahren/ ohn daß Ladisla riet/
man könte ihm solches gönnen/ jedoch daß es in Leches und Prinsla gegenwart geschehen
solte. So bald Niklot zu seinem Fürsten nahete/ empfing derselbe ihn also: Sihe da mein
lieber geträuer/ sind wir also beyderseits unter der Feinde Ketten und Banden gerahten?
es ist mir sehr lieb/ daß du zu mir komst/ nach dem ich ein und anders in diesem Unfal mit
dir zubereden habe; ihr beyden aber/ sagte er zu Leches und Prinsla/ tretet mit der übrigen
Wache etwas ab/ damit ich diesem meinen Geträuen anzeigen möge/ was meinetwegen
eurem Groß Fürsten sol vorgetragen werden. Wir sind unter des gefangenen Wendi-
schen Fürsten gehorsam nicht/ sagte Leches/ sondern bereit und schuldig unsern gnädigsten
Herren zugebohte zustehen/ deren ausdrüklicher befehl ist/ daß wann sie miteinander reden
wollen/ solches laut/ und in unser gegenwart geschehen solle. Wil man mir verbieten/ mit
meinen Leuten zu reden? sagte Krito/ daß würde ein ungütlicher handel seyn. Fürst Krito
hat keine Leute mehr/ antwortete Leches/ sondern sie sind unter des Teutschen Groß Fürsten
Gewalt; so haben wir uns darüber nicht zuzanken; befahl auch den Steckenknechten/ mit
Niklot wieder davon zugehen. Welcher aber also anfing: Mein Herr/ sagte er zu Leches/
gönnet mir zuvor ein Wort mit meinem Gn. Fürsten zu reden/ wie mir solches von euren
Gnn. Fürsten erläubet ist. Wendete sich hernach zu Krito/ und sagete: Gn. Fürstund Herr/
eure Hochfürstl. Durchl. weiß und sihet/ wie unglüklich unser Anschlag gerahten ist/ in wel-
chem ich mich als ein geträuer und gehorsamer Diener habe lassen gebrauchen/ und nichts
über Befehl getahn/ fürchte aber sehr/ man werde solches nicht ansehen/ sondern allerhand
Ursachen/ mich hart zustraffen/ hervorsuchen; doch helffen die Götter/ daß Eure Hoch-
Fürstl. Durchl. einen guten und ehrlichen Vergleich erhalten mögen/ alsdann wil ich
mit Freuden vor ihre Wolfahrt sterben. Mein Kerl/ sagte Leches/ ob du würdest sterben
müssen/ wird solches gewißlich nicht vor eines andern Wolfahrt/ sondern wegen deines
befindlichen Verbrechens geschehen/ würde euch auch beyderseits die Demuht und An-
ruffung der Gnade viel zuträglicher seyn/ als solcher Stolz und eigene Rechtfertigung. Als
auch Leches des Wendischen Fürsten weiteres Großsprechen nicht anhören wolte/ eilete
er mit Niklot davon/ welcher als er vor die Versamlung der Fürsten trat/ fragete er ohn
einige Ehrerbietung/ ob sich geziemete/ einen redlichen gefangenen Ritter und freyen Her-
ren des ädlen Wendischen Volkes mit Hundes Ketten zubelegen. Worauff Ladisla ihm
antwortete: Du stolzer und verwägener Tropff wirst ohn mein erinnern wissen/ daß du
deine wolverdienete Ketten nicht als ein Ritter/ oder freier Herr/ wie du dich nennest/ son-
dern als ein gefangener Räuber/ Menschendieb/ und Beleidiger eines grossen freyen Für-
sten trägest. Hastu nun etwas einzuwenden/ welches dich von solcher kurzen aber sehr har-
ten Anklage frey machen kan/ wird man dir mehr Gnade erzeigen/ als du gedenken magst.
Ein Diener/ antwortete Niklot/ wann derselbe tuht und verrichtet/ was seine höchste O-
brigkeit ihm aufleget und anbefihlet/ sol und muß wegen seines Gehorsams vielmehr ge-
rühmet/ als gescholten werden/ woher wird man dann ursach finden können/ ihn zustraffen?
Wann ein Diener auff seines Herrn Befehl etwas gutes und löbliches verrichtet/ wieder-
antwortete Ladisla/ ist es lobens wert; aber die Bosheit und übeltaht muß so wol an dem

Knechte/

Siebendes Buch.
che Gericht geſtellet werden ſolte/ begehrete er zuvor verguͤnſtigung/ mit ſeinem gefangenẽ
Fuͤrſten zu reden/ welches alle Fuͤrſten ihm zu wegern willens wahren/ ohn daß Ladiſla riet/
man koͤnte ihm ſolches goͤnnen/ jedoch daß es in Leches und Prinſla gegenwart geſchehen
ſolte. So bald Niklot zu ſeinem Fuͤrſten nahete/ empfing derſelbe ihn alſo: Sihe da mein
lieber getraͤuer/ ſind wir alſo beyderſeits unter der Feinde Ketten und Banden gerahten?
es iſt mir ſehr lieb/ daß du zu mir komſt/ nach dem ich ein und anders in dieſem Unfal mit
dir zubereden habe; ihr beyden aber/ ſagte er zu Leches und Prinſla/ tretet mit der übrigen
Wache etwas ab/ damit ich dieſem meinen Getraͤuen anzeigen moͤge/ was meinetwegen
eurem Groß Fuͤrſten ſol vorgetragen werden. Wir ſind unter des gefangenen Wendi-
ſchen Fuͤrſten gehorſam nicht/ ſagte Leches/ ſondern bereit und ſchuldig unſern gnaͤdigſten
Herren zugebohte zuſtehen/ deren ausdrüklicher befehl iſt/ daß wann ſie miteinander reden
wollen/ ſolches laut/ und in unſer gegenwart geſchehen ſolle. Wil man mir verbieten/ mit
meinen Leuten zu reden? ſagte Krito/ daß wuͤrde ein unguͤtlicher handel ſeyn. Fuͤrſt Krito
hat keine Leute mehr/ antwortete Leches/ ſondern ſie ſind unter des Teutſchen Groß Fuͤrſtẽ
Gewalt; ſo haben wir uns daruͤber nicht zuzanken; befahl auch den Steckenknechten/ mit
Niklot wieder davon zugehen. Welcher aber alſo anfing: Mein Herr/ ſagte er zu Leches/
goͤnnet mir zuvor ein Wort mit meinem Gn. Fuͤrſten zu reden/ wie mir ſolches von euren
Gnn. Fuͤrſten erlaͤubet iſt. Wendete ſich hernach zu Krito/ und ſagete: Gn. Fuͤrſtuñ Herꝛ/
eure Hochfuͤrſtl. Durchl. weiß uñ ſihet/ wie ungluͤklich unſer Anſchlag gerahten iſt/ in wel-
chem ich mich als ein getraͤuer und gehorſamer Diener habe laſſen gebrauchen/ und nichts
uͤber Befehl getahn/ fuͤrchte aber ſehr/ man werde ſolches nicht anſehen/ ſondern allerhand
Urſachen/ mich hart zuſtraffen/ hervorſuchen; doch helffen die Goͤtter/ daß Eure Hoch-
Fuͤrſtl. Durchl. einen guten und ehrlichen Vergleich erhalten moͤgen/ alsdann wil ich
mit Freuden vor ihre Wolfahrt ſterben. Mein Kerl/ ſagte Leches/ ob du wuͤrdeſt ſterben
muͤſſen/ wird ſolches gewißlich nicht vor eines andern Wolfahrt/ ſondern wegen deines
befindlichen Verbrechens geſchehen/ wuͤrde euch auch beyderſeits die Demuht und An-
ruffung der Gnade viel zutraͤglicher ſeyn/ als ſolcher Stolz und eigene Rechtfertigung. Als
auch Leches des Wendiſchen Fuͤrſten weiteres Großſprechen nicht anhoͤren wolte/ eilete
er mit Niklot davon/ welcher als er vor die Verſamlung der Fuͤrſten trat/ fragete er ohn
einige Ehrerbietung/ ob ſich geziemete/ einen redlichen gefangenen Ritter und freyen Her-
ren des aͤdlen Wendiſchen Volkes mit Hundes Ketten zubelegen. Worauff Ladiſla ihm
antwortete: Du ſtolzer und verwaͤgener Tropff wirſt ohn mein erinnern wiſſen/ daß du
deine wolverdienete Ketten nicht als ein Ritter/ oder freier Herr/ wie du dich nenneſt/ ſon-
dern als ein gefangener Raͤuber/ Menſchendieb/ und Beleidiger eines groſſen freyen Fuͤr-
ſten traͤgeſt. Haſtu nun etwas einzuwenden/ welches dich von ſolcher kurzen aber ſehr har-
ten Anklage frey machen kan/ wird man dir mehr Gnade erzeigen/ als du gedenken magſt.
Ein Diener/ antwortete Niklot/ wann derſelbe tuht und verrichtet/ was ſeine hoͤchſte O-
brigkeit ihm aufleget und anbefihlet/ ſol und muß wegen ſeines Gehorſams vielmehr ge-
ruͤhmet/ als geſcholten werden/ woher wird man dann urſach finden koͤñen/ ihn zuſtraffen?
Wann ein Diener auff ſeines Herrn Befehl etwas gutes und loͤbliches verrichtet/ wieder-
antwortete Ladiſla/ iſt es lobens wert; aber die Bosheit und uͤbeltaht muß ſo wol an dem

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[544/0550] Siebendes Buch. che Gericht geſtellet werden ſolte/ begehrete er zuvor verguͤnſtigung/ mit ſeinem gefangenẽ Fuͤrſten zu reden/ welches alle Fuͤrſten ihm zu wegern willens wahren/ ohn daß Ladiſla riet/ man koͤnte ihm ſolches goͤnnen/ jedoch daß es in Leches und Prinſla gegenwart geſchehen ſolte. So bald Niklot zu ſeinem Fuͤrſten nahete/ empfing derſelbe ihn alſo: Sihe da mein lieber getraͤuer/ ſind wir alſo beyderſeits unter der Feinde Ketten und Banden gerahten? es iſt mir ſehr lieb/ daß du zu mir komſt/ nach dem ich ein und anders in dieſem Unfal mit dir zubereden habe; ihr beyden aber/ ſagte er zu Leches und Prinſla/ tretet mit der übrigen Wache etwas ab/ damit ich dieſem meinen Getraͤuen anzeigen moͤge/ was meinetwegen eurem Groß Fuͤrſten ſol vorgetragen werden. Wir ſind unter des gefangenen Wendi- ſchen Fuͤrſten gehorſam nicht/ ſagte Leches/ ſondern bereit und ſchuldig unſern gnaͤdigſten Herren zugebohte zuſtehen/ deren ausdrüklicher befehl iſt/ daß wann ſie miteinander reden wollen/ ſolches laut/ und in unſer gegenwart geſchehen ſolle. Wil man mir verbieten/ mit meinen Leuten zu reden? ſagte Krito/ daß wuͤrde ein unguͤtlicher handel ſeyn. Fuͤrſt Krito hat keine Leute mehr/ antwortete Leches/ ſondern ſie ſind unter des Teutſchen Groß Fuͤrſtẽ Gewalt; ſo haben wir uns daruͤber nicht zuzanken; befahl auch den Steckenknechten/ mit Niklot wieder davon zugehen. Welcher aber alſo anfing: Mein Herr/ ſagte er zu Leches/ goͤnnet mir zuvor ein Wort mit meinem Gn. Fuͤrſten zu reden/ wie mir ſolches von euren Gnn. Fuͤrſten erlaͤubet iſt. Wendete ſich hernach zu Krito/ und ſagete: Gn. Fuͤrſtuñ Herꝛ/ eure Hochfuͤrſtl. Durchl. weiß uñ ſihet/ wie ungluͤklich unſer Anſchlag gerahten iſt/ in wel- chem ich mich als ein getraͤuer und gehorſamer Diener habe laſſen gebrauchen/ und nichts uͤber Befehl getahn/ fuͤrchte aber ſehr/ man werde ſolches nicht anſehen/ ſondern allerhand Urſachen/ mich hart zuſtraffen/ hervorſuchen; doch helffen die Goͤtter/ daß Eure Hoch- Fuͤrſtl. Durchl. einen guten und ehrlichen Vergleich erhalten moͤgen/ alsdann wil ich mit Freuden vor ihre Wolfahrt ſterben. Mein Kerl/ ſagte Leches/ ob du wuͤrdeſt ſterben muͤſſen/ wird ſolches gewißlich nicht vor eines andern Wolfahrt/ ſondern wegen deines befindlichen Verbrechens geſchehen/ wuͤrde euch auch beyderſeits die Demuht und An- ruffung der Gnade viel zutraͤglicher ſeyn/ als ſolcher Stolz und eigene Rechtfertigung. Als auch Leches des Wendiſchen Fuͤrſten weiteres Großſprechen nicht anhoͤren wolte/ eilete er mit Niklot davon/ welcher als er vor die Verſamlung der Fuͤrſten trat/ fragete er ohn einige Ehrerbietung/ ob ſich geziemete/ einen redlichen gefangenen Ritter und freyen Her- ren des aͤdlen Wendiſchen Volkes mit Hundes Ketten zubelegen. Worauff Ladiſla ihm antwortete: Du ſtolzer und verwaͤgener Tropff wirſt ohn mein erinnern wiſſen/ daß du deine wolverdienete Ketten nicht als ein Ritter/ oder freier Herr/ wie du dich nenneſt/ ſon- dern als ein gefangener Raͤuber/ Menſchendieb/ und Beleidiger eines groſſen freyen Fuͤr- ſten traͤgeſt. Haſtu nun etwas einzuwenden/ welches dich von ſolcher kurzen aber ſehr har- ten Anklage frey machen kan/ wird man dir mehr Gnade erzeigen/ als du gedenken magſt. Ein Diener/ antwortete Niklot/ wann derſelbe tuht und verrichtet/ was ſeine hoͤchſte O- brigkeit ihm aufleget und anbefihlet/ ſol und muß wegen ſeines Gehorſams vielmehr ge- ruͤhmet/ als geſcholten werden/ woher wird man dann urſach finden koͤñen/ ihn zuſtraffen? Wann ein Diener auff ſeines Herrn Befehl etwas gutes und loͤbliches verrichtet/ wieder- antwortete Ladiſla/ iſt es lobens wert; aber die Bosheit und uͤbeltaht muß ſo wol an dem Knechte/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/550>, abgerufen am 22.11.2024.