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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Hause entstund/ deren unsere verliebeten nicht eins gewahr worden währen/ sondern da-
rinnen elendig hätten umkommen und zu Aschen verbrennen müssen/ wann nicht Wolff-
gang mit vielem klopffen und ruffen sie auß dem harten Morgen Schlaff erwecket hätte/
da ihnen kaum so viel Zeit übrig wahr/ die Kleider anzulegen; dann weil die helle brennen-
de Lohe schon zu ihrem Fenster hinein schlug/ gedachten sie an nichts/ als nur ihr Leben zu-
retten/ liessen alle ihre Gelder und Kleinot liegen weil wegen der Hitze man dabey nicht
wol kommen kunte/ so gedachten sie auch nicht eins daran in der Angst/ sondern sprungen
mit ihren annoch unzugemachten Kleidern zur Kammer Tühr herauß/ da ihnen Gott
sonderlich halff/ daß sie unverletzet auff die Gasse kahmen/ woselbst Arbianes sich erst des
hinterlassenen besan/ jedoch es wenig achtete/ weil er des vorigen Abends in sein Kleid 100
Kronen/ und in der Fräulein ihres 60 Kronen zum Nohtpfennig vermacht hatte. Die
Strassen wahren schon vol Volks/ die Brunst zulöschen/ und ward jederman angemah-
net/ zuzulauffen und Wasser zutragen; welches aber den unsern ungelegen wahr/ sondern
gingen mit Wolffgangen nach dem Stad Tohr/ da sie herein kommen wahren/ in Mei-
nung dahinauß zulauffen/ und ihre alte Herberge wieder zusuchen/ weil sie es aber verschlos-
sen funden/ gingen sie nach dem andern Tohre/ welches nahe an einem fliessenden Wasser
lag/ woselbst die Bürger das Wasser schöpffeten/ und weil Wolffgang ihnen bekant war/ ihm
und seiner Geselschafft den Außgang nicht wehreten. Das Fräulein empfand grosse Angst
in ihrein Herzen/ und baht den Fürsten/ so viel möglich fortzueilen/ dann der Sin trüge
ihr nichts gutes zu; lieffen also miteinander alle drey zimlich fort/ daß in kurzer Zeit sie
die Stad einen guten Weg hinter sich legeten. In der Stad fragete jederman/ bey wem
das Feur außkommen währe/ da der Rechtschuldige nicht allein sich statlich außzureden
wuste/ sondern auch die Schuld eigentlich auff seinen Nachbar/ Arbianes Wirt/ legete/
dessen Hauß dann in ja so grossen Flammen als sein eigenes stund. Jederman rieff hier-
auff/ man solte ihn ins Feur werffen und lebendig verbrennen/ weil durch seine Verwahr-
losung dieser Jammer und Schade entstanden währe; aber der gute unschuldige Mann
ward gewarnet/ daß er sich versteckete/ und sein Leben erhielt/ nachdem er nicht ohn Lebens
Gefahr bald nach der unsern Abscheid in ihre Kammer gangen/ und die Kleinot samt dem
Golde/ über 1000 Kronen baar noch zur guten Beute davon brachte/ daß er nach dem
Brande reicher wahr als vorhin. Es fand sich aber einer auff der Gassen/ welcher über-
laut rieff; sein Knecht Wolffgang müste Zweiffels ohn der rechtschuldige Tähter seyn/
dann er hätte sich zeitig zum Tohre hinauß gemacht; man solte ihm mit etlichen
Pferden schleunig nachsetzen/ als dann könte man ihn leicht erhaschen und nach verdienst
abstraffen. Bald fielen vier verwägene Bürger auff Pferde/ nahmen ihre Schwerter zu
sich/ und jageten ihrer Spuhr nach/ die man wegen des gefallenen Taues sehr wol sehen
kunte. Arbianes ward ihrer zeitig innen/ und daß sie ihre blossen Schwerter um den Kopff
kommen liessen/ daher sagte er zu Wolffgang: Diese haben gewiß nicht viel gutes im Sin-
ne/ darum halte dich fertig/ daß wann du sehen wirst/ sie auff uns anfallen/ alsdann biß nur
darauff bedacht/ wie du mit meiner Liebsten auffs geschwindeste davon lauffest/ und sie in
Sicherheit bringest; ich wil diese schon wissen auffzuhalten/ nam etliche pfündige Steine
von der Erden auff/ und wie er im werffen sehr geschwinde wahr/ gedachte er sich bester

massen
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Siebendes Buch.
Hauſe entſtund/ deren unſere verliebeten nicht eins gewahr worden waͤhren/ ſondern da-
rinnen elendig haͤtten umkommen und zu Aſchen verbrennen muͤſſen/ wann nicht Wolff-
gang mit vielem klopffen und ruffen ſie auß dem harten Morgen Schlaff erwecket haͤtte/
da ihnen kaum ſo viel Zeit uͤbrig wahr/ die Kleider anzulegen; dann weil die helle brennen-
de Lohe ſchon zu ihrem Fenſter hinein ſchlug/ gedachten ſie an nichts/ als nur ihr Leben zu-
retten/ lieſſen alle ihre Gelder und Kleinot liegen weil wegen der Hitze man dabey nicht
wol kommen kunte/ ſo gedachten ſie auch nicht eins daran in der Angſt/ ſondern ſprungen
mit ihren annoch unzugemachten Kleidern zur Kammer Tuͤhr herauß/ da ihnen Gott
ſonderlich halff/ daß ſie unverletzet auff die Gaſſe kahmen/ woſelbſt Arbianes ſich erſt des
hinterlaſſenen beſan/ jedoch es wenig achtete/ weil er des vorigen Abends in ſein Kleid 100
Kronen/ und in der Fraͤulein ihres 60 Kronen zum Nohtpfennig vermacht hatte. Die
Straſſen wahren ſchon vol Volks/ die Brunſt zuloͤſchen/ und ward jederman angemah-
net/ zuzulauffen und Waſſer zutragen; welches aber den unſern ungelegen wahr/ ſondern
gingen mit Wolffgangen nach dem Stad Tohr/ da ſie herein kommen wahren/ in Mei-
nung dahinauß zulauffen/ und ihre alte Herbeꝛge wiedeꝛ zuſuchen/ weil ſie es aber verſchloſ-
ſen funden/ gingen ſie nach dem andern Tohre/ welches nahe an einem flieſſenden Waſſer
lag/ woſelbſt die Buͤrger das Waſſer ſchoͤpffetẽ/ und weil Wolffgang ihnẽ bekant war/ ihm
und ſeiner Geſelſchafft den Außgang nicht wehreten. Das Fraͤulein empfand groſſe Angſt
in ihrein Herzen/ und baht den Fuͤrſten/ ſo viel moͤglich fortzueilen/ dann der Sin trüge
ihr nichts gutes zu; lieffen alſo miteinander alle drey zimlich fort/ daß in kurzer Zeit ſie
die Stad einen guten Weg hinter ſich legeten. In der Stad fragete jederman/ bey wem
das Feur außkommen waͤhre/ da der Rechtſchuldige nicht allein ſich ſtatlich außzureden
wuſte/ ſondern auch die Schuld eigentlich auff ſeinen Nachbar/ Arbianes Wirt/ legete/
deſſen Hauß dann in ja ſo groſſen Flammen als ſein eigenes ſtund. Jederman rieff hier-
auff/ man ſolte ihn ins Feur werffen und lebendig verbrennen/ weil durch ſeine Verwahr-
loſung dieſer Jammer und Schade entſtanden waͤhre; aber der gute unſchuldige Mann
ward gewarnet/ daß er ſich verſteckete/ und ſein Leben erhielt/ nachdem er nicht ohn Lebens
Gefahr bald nach der unſern Abſcheid in ihre Kammer gangen/ und die Kleinot ſamt dem
Golde/ uͤber 1000 Kronen baar noch zur guten Beute davon brachte/ daß er nach dem
Brande reicher wahr als vorhin. Es fand ſich aber einer auff der Gaſſen/ welcher uͤber-
laut rieff; ſein Knecht Wolffgang muͤſte Zweiffels ohn der rechtſchuldige Taͤhter ſeyn/
dann er haͤtte ſich zeitig zum Tohre hinauß gemacht; man ſolte ihm mit etlichen
Pferden ſchleunig nachſetzen/ als dann koͤnte man ihn leicht erhaſchen und nach veꝛdienſt
abſtraffen. Bald fielen vier verwaͤgene Buͤrger auff Pferde/ nahmen ihre Schwerter zu
ſich/ und jageten ihrer Spuhr nach/ die man wegen des gefallenen Taues ſehr wol ſehen
kunte. Arbianes ward ihrer zeitig innen/ und daß ſie ihre bloſſen Schwerter um den Kopff
kommen lieſſen/ daher ſagte er zu Wolffgang: Dieſe haben gewiß nicht viel gutes im Sin-
ne/ darum halte dich fertig/ daß wann du ſehen wirſt/ ſie auff uns anfallen/ alsdann biß nur
darauff bedacht/ wie du mit meiner Liebſten auffs geſchwindeſte davon lauffeſt/ und ſie in
Sicherheit bringeſt; ich wil dieſe ſchon wiſſen auffzuhalten/ nam etliche pfündige Steine
von der Erden auff/ und wie er im werffen ſehr geſchwinde wahr/ gedachte er ſich beſter

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[569/0575] Siebendes Buch. Hauſe entſtund/ deren unſere verliebeten nicht eins gewahr worden waͤhren/ ſondern da- rinnen elendig haͤtten umkommen und zu Aſchen verbrennen muͤſſen/ wann nicht Wolff- gang mit vielem klopffen und ruffen ſie auß dem harten Morgen Schlaff erwecket haͤtte/ da ihnen kaum ſo viel Zeit uͤbrig wahr/ die Kleider anzulegen; dann weil die helle brennen- de Lohe ſchon zu ihrem Fenſter hinein ſchlug/ gedachten ſie an nichts/ als nur ihr Leben zu- retten/ lieſſen alle ihre Gelder und Kleinot liegen weil wegen der Hitze man dabey nicht wol kommen kunte/ ſo gedachten ſie auch nicht eins daran in der Angſt/ ſondern ſprungen mit ihren annoch unzugemachten Kleidern zur Kammer Tuͤhr herauß/ da ihnen Gott ſonderlich halff/ daß ſie unverletzet auff die Gaſſe kahmen/ woſelbſt Arbianes ſich erſt des hinterlaſſenen beſan/ jedoch es wenig achtete/ weil er des vorigen Abends in ſein Kleid 100 Kronen/ und in der Fraͤulein ihres 60 Kronen zum Nohtpfennig vermacht hatte. Die Straſſen wahren ſchon vol Volks/ die Brunſt zuloͤſchen/ und ward jederman angemah- net/ zuzulauffen und Waſſer zutragen; welches aber den unſern ungelegen wahr/ ſondern gingen mit Wolffgangen nach dem Stad Tohr/ da ſie herein kommen wahren/ in Mei- nung dahinauß zulauffen/ und ihre alte Herbeꝛge wiedeꝛ zuſuchen/ weil ſie es aber verſchloſ- ſen funden/ gingen ſie nach dem andern Tohre/ welches nahe an einem flieſſenden Waſſer lag/ woſelbſt die Buͤrger das Waſſer ſchoͤpffetẽ/ und weil Wolffgang ihnẽ bekant war/ ihm und ſeiner Geſelſchafft den Außgang nicht wehreten. Das Fraͤulein empfand groſſe Angſt in ihrein Herzen/ und baht den Fuͤrſten/ ſo viel moͤglich fortzueilen/ dann der Sin trüge ihr nichts gutes zu; lieffen alſo miteinander alle drey zimlich fort/ daß in kurzer Zeit ſie die Stad einen guten Weg hinter ſich legeten. In der Stad fragete jederman/ bey wem das Feur außkommen waͤhre/ da der Rechtſchuldige nicht allein ſich ſtatlich außzureden wuſte/ ſondern auch die Schuld eigentlich auff ſeinen Nachbar/ Arbianes Wirt/ legete/ deſſen Hauß dann in ja ſo groſſen Flammen als ſein eigenes ſtund. Jederman rieff hier- auff/ man ſolte ihn ins Feur werffen und lebendig verbrennen/ weil durch ſeine Verwahr- loſung dieſer Jammer und Schade entſtanden waͤhre; aber der gute unſchuldige Mann ward gewarnet/ daß er ſich verſteckete/ und ſein Leben erhielt/ nachdem er nicht ohn Lebens Gefahr bald nach der unſern Abſcheid in ihre Kammer gangen/ und die Kleinot ſamt dem Golde/ uͤber 1000 Kronen baar noch zur guten Beute davon brachte/ daß er nach dem Brande reicher wahr als vorhin. Es fand ſich aber einer auff der Gaſſen/ welcher uͤber- laut rieff; ſein Knecht Wolffgang muͤſte Zweiffels ohn der rechtſchuldige Taͤhter ſeyn/ dann er haͤtte ſich zeitig zum Tohre hinauß gemacht; man ſolte ihm mit etlichen Pferden ſchleunig nachſetzen/ als dann koͤnte man ihn leicht erhaſchen und nach veꝛdienſt abſtraffen. Bald fielen vier verwaͤgene Buͤrger auff Pferde/ nahmen ihre Schwerter zu ſich/ und jageten ihrer Spuhr nach/ die man wegen des gefallenen Taues ſehr wol ſehen kunte. Arbianes ward ihrer zeitig innen/ und daß ſie ihre bloſſen Schwerter um den Kopff kommen lieſſen/ daher ſagte er zu Wolffgang: Dieſe haben gewiß nicht viel gutes im Sin- ne/ darum halte dich fertig/ daß wann du ſehen wirſt/ ſie auff uns anfallen/ alsdann biß nur darauff bedacht/ wie du mit meiner Liebſten auffs geſchwindeſte davon lauffeſt/ und ſie in Sicherheit bringeſt; ich wil dieſe ſchon wiſſen auffzuhalten/ nam etliche pfündige Steine von der Erden auff/ und wie er im werffen ſehr geſchwinde wahr/ gedachte er ſich beſter maſſen c c c c

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/575>, abgerufen am 22.11.2024.