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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
daß er auch äidlich versprochen/ sich davon nimmermehr abzuwenden/ und mus ich dan-
noch mit grossem Unmuht und inniglichen Seelen-Schmerzen hören und vernehmen/
daß derselbe solches so liederlich hindan gesetzet/ und nach dem Beyspiel seines abtrünnigen
Bruders den gekreuzigten falschen Gott und verführer angenommen; hätte nimmermehr
gemeinet/ daß ein solcher frommer tugendliebender Fürst zu einem so lasterreichen Unglau-
ben sein Gemüht hätte können hinwenden: Er wolte in seiner verweißlichen Schmachre-
de fortfahren/ aber Baldrich ward durch die dreyfache schändung/ welche dieser Bube sei-
nem Gotte/ seinem Bruder und ihm selbst anlegete/ zu so heftigem Zorn bewäget/ daß ihm
das Blut vor die Augen schoß/ daher er ihn alsbald schweigen hieß/ und die andern fünff
Pfaffen fragete/ ob diesem ihren Worthalter ausdrüklich befohlen währe/ ihn der gestalt
absonderlich vorzunehmen; welches sie aus furcht weder mit ja noch nein beantworten durf-
ten/ biß endlich dieser freche sich vernehmen ließ/ ob ihm solches gleich so eben nit währe auf-
getragen/ so hätte er doch gnugsame Volmacht/ die Warheit zu reden/ und die Fürsten im
nahmen des ganzen Volkes ihrer Schuldigkeit zuerinnern. Baldrich ergriff sich inzwi-
schen in etwas/ und antwortete ihm: Wolan/ ich bin mit dieser dir gegebenen Volmacht
zu frieden/ daß du die Warheit reden solt; aber Lügen vorbringen/ und deiner Obrigkeit sel-
be auffbürden stehet dir nicht frey. Also mustu nun deine ausgespeiete Reden wahr machen/
oder als ein frevelmühtiger Lügener und Verleumder deiner angebohrnen Obrigkeit/ die
Straffe leiden. Sol ich aber deine Rede vor wahr halten/ so mustu anfangs Sonnenklar
darlegen/ daß mein Gott ein falscher und verfürischer Gott sey; hernach daß mein Glaube
ein Lasterreicher sey/ und endlich wie du vor diesem meinen Herr Bruder zu verleumden
pflagest/ daß derselbe in allerhand Uuzucht nnd Unflätereyen sich mit andern Schand-er-
gebenen wälzete; und werde ich willig seyn/ deinen dreyfachen Beweißtuhm anzuhören/
aber auch/ wann dirs daran fehlen wird/ soltu mit mir in Unglüks Küche kommen. Die-
ser beantwortete es mit einem kaltsinnigen einwenden; was öffentlich am Tage läge/ be-
dürffte keines grossen Beweißtuhms/ dann es währe schon Sonnen-klar; so währe er auch
vor dißmahl nicht abgeschicket/ sich in solche weitläufftigkeit hinein führen zulassen. Pfaf-
fe Bertram/ bedenke dich ja bald einer bessern Antwort/ sagte Baldrich; ich sage/ daß du
alles dreyes schändlich gelogen hast; wiltu nun dein Leben retten/ so führe Beweißtuhm/
oder bekenne dein gottloses Verbrechen; dann bistu nicht ausgeschikt/ dich in Weitläuff-
tigkeit einzulassen/ so wirstu viel weniger ausgeschikt seyn/ meinen Herr Bruder und mich
mit falschem lügenhafftem Maule zuverleumden. Der Pfaffe fing darauff an: Gn. Kö-
nig/ dräuet mir und meinem Leben nicht/ auff daß ihr euer eigenes nicht in gefahr setzet;
was ich geredet habe/ wil ich zu seiner zeit gnugsam verantworten. Da kunte nun Baldrich
seinen Zorn länger nicht einzwingen/ sondern griff ihn mit dieser Rede an: Je du gottloser
ehrvergessener Schelm und Verleumder; wer hat dir dann die Kühnheit und Gewalt
erteilet/ meinen Gott in meiner Gegenwart zuschmähen/ meinen Herrn Bruder vor einen
Abtrünnigen/ und mich/ einen herschenden König/ vor einen Meinäidigen auszuschelten?
ist dirs nicht gnug/ was du vorhin schon gelogen/ und bey meinem gn. Herr Vater/ hoch-
gedachten meinen preißwirdigen Herr Bruder/ als einen Tugend/ Feind und der abscheu-
lichsten Laster ergebenen angetragen hast? Dieser wolte noch nicht zum Kreuz kriechen/

son-
g g g g

Siebendes Buch.
daß er auch aͤidlich verſprochen/ ſich davon nimmermehr abzuwenden/ und mus ich dan-
noch mit groſſem Unmuht und inniglichen Seelen-Schmerzen hoͤren und vernehmen/
daß derſelbe ſolches ſo liederlich hindan geſetzet/ und nach dem Beyſpiel ſeines abtruͤnnigen
Bruders den gekreuzigten falſchen Gott und verfuͤhrer angenommen; haͤtte nimmermehr
gemeinet/ daß ein ſolcher frommer tugendliebender Fuͤrſt zu einem ſo laſterreichen Unglau-
ben ſein Gemuͤht haͤtte koͤnnen hinwenden: Er wolte in ſeiner verweißlichen Schmachre-
de fortfahren/ aber Baldrich ward durch die dreyfache ſchaͤndung/ welche dieſer Bube ſei-
nem Gotte/ ſeinem Bruder und ihm ſelbſt anlegete/ zu ſo heftigem Zorn bewaͤget/ daß ihm
das Blut vor die Augen ſchoß/ daher er ihn alsbald ſchweigen hieß/ und die andern fuͤnff
Pfaffen fragete/ ob dieſem ihren Worthalter ausdrüklich befohlen waͤhre/ ihn der geſtalt
abſonderlich vorzunehmen; welches ſie aus furcht weder mit ja noch nein beantwortẽ durf-
ten/ biß endlich dieſer freche ſich vernehmen ließ/ ob ihm ſolches gleich ſo eben nit waͤhre auf-
getragen/ ſo haͤtte er doch gnugſame Volmacht/ die Warheit zu reden/ und die Fürſten im
nahmen des ganzen Volkes ihrer Schuldigkeit zuerinnern. Baldrich ergriff ſich inzwi-
ſchen in etwas/ und antwortete ihm: Wolan/ ich bin mit dieſer dir gegebenen Volmacht
zu frieden/ daß du die Warheit reden ſolt; aber Lügen vorbringen/ und deineꝛ Obrigkeit ſel-
be auffbürden ſtehet dir nicht frey. Alſo muſtu nun deine ausgeſpeiete Reden wahr machẽ/
oder als ein frevelmuͤhtiger Luͤgener und Verleumder deiner angebohrnen Obrigkeit/ die
Straffe leiden. Sol ich aber deine Rede vor wahr halten/ ſo muſtu anfangs Sonnenklar
darlegen/ daß mein Gott ein falſcher und verfuͤriſcher Gott ſey; hernach daß mein Glaube
ein Laſterreicher ſey/ und endlich wie du vor dieſem meinen Herr Bruder zu verleumden
pflageſt/ daß derſelbe in allerhand Uuzucht nnd Unflaͤtereyen ſich mit andern Schand-er-
gebenen waͤlzete; und werde ich willig ſeyn/ deinen dreyfachen Beweißtuhm anzuhoͤren/
aber auch/ wann dirs daran fehlen wird/ ſoltu mit mir in Ungluͤks Kuͤche kommen. Die-
ſer beantwortete es mit einem kaltſinnigen einwenden; was oͤffentlich am Tage laͤge/ be-
duͤrffte keines groſſen Beweißtuhms/ dañ es waͤhre ſchon Sonnen-klar; ſo waͤhre er auch
vor dißmahl nicht abgeſchicket/ ſich in ſolche weitlaͤufftigkeit hinein führen zulaſſen. Pfaf-
fe Bertram/ bedenke dich ja bald einer beſſern Antwort/ ſagte Baldrich; ich ſage/ daß du
alles dreyes ſchaͤndlich gelogen haſt; wiltu nun dein Leben retten/ ſo fuͤhre Beweißtuhm/
oder bekenne dein gottloſes Verbrechen; dann biſtu nicht ausgeſchikt/ dich in Weitlaͤuff-
tigkeit einzulaſſen/ ſo wirſtu viel weniger ausgeſchikt ſeyn/ meinen Herr Bruder und mich
mit falſchem luͤgenhafftem Maule zuverleumden. Der Pfaffe fing darauff an: Gn. Koͤ-
nig/ draͤuet mir und meinem Leben nicht/ auff daß ihr euer eigenes nicht in gefahr ſetzet;
was ich geredet habe/ wil ich zu ſeiner zeit gnugſam verantwortẽ. Da kunte nun Baldrich
ſeinen Zorn laͤnger nicht einzwingen/ ſondern griff ihn mit dieſer Rede an: Je du gottloſeꝛ
ehrvergeſſener Schelm und Verleumder; wer hat dir dann die Kuͤhnheit und Gewalt
erteilet/ meinen Gott in meiner Gegenwart zuſchmaͤhen/ meinen Herrn Bruder vor einen
Abtruͤnnigen/ und mich/ einen herſchenden Koͤnig/ vor einen Meinaͤidigen auszuſchelten?
iſt dirs nicht gnug/ was du vorhin ſchon gelogen/ und bey meinem gn. Herr Vater/ hoch-
gedachten meinen preißwirdigen Herr Bruder/ als einen Tugend/ Feind und der abſcheu-
lichſten Laſter ergebenen angetragen haſt? Dieſer wolte noch nicht zum Kreuz kriechen/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/607>, abgerufen am 22.11.2024.