Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch.
ders/ als mir selbst geschehen/ rechnen wil; stieg hiemit von seinem Pferde/ und taht einen
demühtigen Fußfal. Der Groß Fürst aber gab ihm diese Antwort: Geliebter Sohn/ das
Verbrechen ist fast zu grob/ es ohn Straffe hinstreichen zulassen; dann ob sie gleich zu mei-
ner Rettung sich ehmahls haben eingestellet/ mus ich doch aus diesem ihren jetzigen verhal-
ten abnehmen/ sie haben solches nicht mir zum besten/ sondern aus begierde zur Beute ge-
tahn. Mit den redlichen Böhmen hats viel eine andere Beschaffenheit; die sind von den
meinen verführet/ und daher zimlichermassen zuentschuldigen; diese aber haben das Unheil
gestiftet; da ich ihnen fortzuzihen befahl/ hörete ich wol Teutsche/ aber keine Böhmen schrei-
hen/ hier müste man die Waffen niderlegen. Jedoch mein Sohn/ damit du sehen mögest/
wie gültig deine Vorbitte bey mir sey/ sihe da/ so schaffe alles nach deinem gutdünken und
belieben/ ich wil solches genehm halten/ und mit meinem Häuptschlusse bekräftigen/ nur
durchaus sollen sie anzeige tuhn/ welche die ersten Uhrheber dieser Auffwiegelung sind/
dieselben sollen und müssen sie melden/ und gänzlich von sich absondern. Bald hierauff
rieffen die Befehlichshaber; was Pfaffen Nahmen träget/ packe sich von dem Heer hin-
weg; ja sie fasseten sie bey den Armen/ schleppeten sie hervor/ und bekenneten öffentlich/ diese
währen die einige Ursach alles Auffstandes; welche der Groß Fürst/ an der Zahl 15 anpac-
ken ließ. Ein gemeiner Fußknecht trat herzu und trug vor/ es währen drey unter diesen
Pfaffen/ welche sich hätten verlauten lassen/ man würde die Landgötter nicht befriedigen/
noch ihren Zorn und Unwillen abwenden können/ ehe und bevor vier Köpfe auff Stangen
stecketen; und als ein ander gefraget/ welches diese Köpfe währen/ hätten sie zur Antwort
gegeben/ es währen die vier schweresten/ fettesten/ und teuresten. Alsbald wurden diese drey
Pfaffen von einander gebracht/ und absonderlich befraget/ was vor Köpfe sie gemeinet hät-
ten; da der eine diß/ der ander daß zu seiner entschuldigung vorbrachte/ und ihre ausflüch-
te gar nicht übereinstimmen wolten/ biß endlich ihnen die Folter gedräuet ward/ welcher
zuentgehen/ sie einmühtig bekenneten/ die vier Köpfe hiessen/ Henrich/ Ladisla/ Herkules/
Baldrich. Diese Uhrgicht ward den Völkern vorgetragen/ und umbgefraget/ was diese
drey verdienet hätten; denen der gröste Teil zusprach/ daß sie lebendig solten gespiesset oder
geviertelt werden/ aber der Groß Fürst ließ ihnen die Köpfe abschlagen/ und auff Spiesse
stecken; die übrigen 12 Pfaffen wurden zu den andern fünffen geleget/ die mit höchstem
Schrecken des vornehmen Groß Pfaffen Bertrams Häupt auff einer Stange stecken sa-
hen/ und nicht anders meineten/ es würde ihnen gleich also ergehen. Herkules erteilete den
Völkern durchgehend völlige erlassung/ allerdinge wie Ladisla seinen Böhmen getahn hat-
te/ nur daß sie diese Nacht biß an den Morgen von 3000 Friesen und 2000 Wenden be-
wachet werden/ wehrloß bleiben/ und weder Speise noch Trank geniessen musten/ welches
alles sie gerne erduldeten. Die Böhmen hingegen tahten diese Nacht aus freiwilligem er-
bieten eine fast ungläubliche Arbeit/ in dem sie den schon gemacheten Wahl/ mit noch einem
viel dickeren/ und weiteren Graben umbschanzeten/ so daß gegen Morgens das Lager mit
einer doppelten Festung dergestalt eingeschlossen wahr/ daß ihnen mit gewalt nicht wahr
beyzukommen. Des folgenden Morgens wurden 20 Bömische und gleich so viel Teutsche
Reuter mit harten äiden belegt/ und unter gewissem befehl nach der Auffrührer Lager ge-
schikt/ als nehmlich/ sie musten dieselben von dem ganzen Fürstlichen Heer grüssen/ sie aller

be-
g g g g iij

Siebendes Buch.
ders/ als mir ſelbſt geſchehen/ rechnen wil; ſtieg hiemit von ſeinem Pferde/ und taht einen
demuͤhtigen Fußfal. Der Groß Fuͤrſt aber gab ihm dieſe Antwort: Geliebter Sohn/ das
Verbrechen iſt faſt zu grob/ es ohn Straffe hinſtreichen zulaſſen; dann ob ſie gleich zu mei-
ner Rettung ſich ehmahls haben eingeſtellet/ mus ich doch aus dieſem ihren jetzigen verhal-
ten abnehmen/ ſie haben ſolches nicht mir zum beſten/ ſondern aus begierde zur Beute ge-
tahn. Mit den redlichen Boͤhmen hats viel eine andere Beſchaffenheit; die ſind von den
meinen verfuͤhret/ und daher zimlichermaſſen zuentſchuldigen; dieſe aber haben das Unheil
geſtiftet; da ich ihnen fortzuzihen befahl/ hoͤꝛete ich wol Teutſche/ aber keine Boͤhmen ſchrei-
hen/ hier müſte man die Waffen niderlegen. Jedoch mein Sohn/ damit du ſehen moͤgeſt/
wie guͤltig deine Vorbitte bey mir ſey/ ſihe da/ ſo ſchaffe alles nach deinem gutduͤnken und
belieben/ ich wil ſolches genehm halten/ und mit meinem Haͤuptſchluſſe bekraͤftigen/ nur
durchaus ſollen ſie anzeige tuhn/ welche die erſten Uhrheber dieſer Auffwiegelung ſind/
dieſelben ſollen und müſſen ſie melden/ und gaͤnzlich von ſich abſondern. Bald hierauff
rieffen die Befehlichshaber; was Pfaffen Nahmen traͤget/ packe ſich von dem Heer hin-
weg; ja ſie faſſeten ſie bey den Armen/ ſchleppeten ſie hervor/ und bekenneten oͤffentlich/ dieſe
waͤhren die einige Urſach alles Auffſtandes; welche der Groß Fuͤrſt/ an der Zahl 15 anpac-
ken ließ. Ein gemeiner Fußknecht trat herzu und trug vor/ es waͤhren drey unter dieſen
Pfaffen/ welche ſich haͤtten verlauten laſſen/ man wuͤrde die Landgoͤtter nicht befriedigen/
noch ihren Zorn und Unwillen abwenden koͤnnen/ ehe und bevor vier Koͤpfe auff Stangen
ſtecketen; und als ein ander gefraget/ welches dieſe Koͤpfe waͤhren/ haͤtten ſie zur Antwort
gegeben/ es waͤhren die vier ſchwereſten/ fetteſten/ und teureſten. Alsbald wurden dieſe drey
Pfaffen von einander gebracht/ und abſonderlich befraget/ was vor Koͤpfe ſie gemeinet haͤt-
ten; da der eine diß/ der ander daß zu ſeiner entſchuldigung vorbrachte/ und ihre ausfluͤch-
te gar nicht uͤbereinſtimmen wolten/ biß endlich ihnen die Folter gedraͤuet ward/ welcher
zuentgehen/ ſie einmuͤhtig bekenneten/ die vier Koͤpfe hieſſen/ Henrich/ Ladiſla/ Herkules/
Baldrich. Dieſe Uhrgicht ward den Voͤlkern vorgetragen/ und umbgefraget/ was dieſe
drey verdienet haͤtten; denen der groͤſte Teil zuſprach/ daß ſie lebendig ſolten geſpieſſet oder
geviertelt werden/ aber der Groß Fuͤrſt ließ ihnen die Koͤpfe abſchlagen/ und auff Spieſſe
ſtecken; die übrigen 12 Pfaffen wurden zu den andern fuͤnffen geleget/ die mit hoͤchſtem
Schrecken des vornehmen Groß Pfaffen Bertrams Haͤupt auff einer Stange ſtecken ſa-
hen/ und nicht anders meineten/ es wuͤrde ihnen gleich alſo ergehen. Herkules erteilete den
Voͤlkern durchgehend voͤllige erlaſſung/ allerdinge wie Ladiſla ſeinen Boͤhmen getahn hat-
te/ nur daß ſie dieſe Nacht biß an den Morgen von 3000 Frieſen und 2000 Wenden be-
wachet werden/ wehrloß bleiben/ und weder Speiſe noch Trank genieſſen muſten/ welches
alles ſie gerne erduldeten. Die Boͤhmen hingegen tahten dieſe Nacht aus freiwilligem er-
bieten eine faſt unglaͤubliche Arbeit/ in dem ſie den ſchon gemacheten Wahl/ mit noch einem
viel dickeren/ und weiteren Graben umbſchanzeten/ ſo daß gegen Morgens das Lager mit
einer doppelten Feſtung dergeſtalt eingeſchloſſen wahr/ daß ihnen mit gewalt nicht wahr
beyzukommen. Des folgenden Morgens wurden 20 Boͤmiſche und gleich ſo viel Teutſche
Reuter mit harten aͤiden belegt/ und unter gewiſſem befehl nach der Auffrührer Lager ge-
ſchikt/ als nehmlich/ ſie muſten dieſelben von dem ganzen Fuͤrſtlichen Heer gruͤſſen/ ſie aller

be-
g g g g iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0611" n="605"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch.</hi></fw><lb/>
ders/ als mir &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;chehen/ rechnen wil; &#x017F;tieg hiemit von &#x017F;einem Pferde/ und taht einen<lb/>
demu&#x0364;htigen Fußfal. Der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t aber gab ihm die&#x017F;e Antwort: Geliebter Sohn/ das<lb/>
Verbrechen i&#x017F;t fa&#x017F;t zu grob/ es ohn Straffe hin&#x017F;treichen zula&#x017F;&#x017F;en; dann ob &#x017F;ie gleich zu mei-<lb/>
ner Rettung &#x017F;ich ehmahls haben einge&#x017F;tellet/ mus ich doch aus die&#x017F;em ihren jetzigen verhal-<lb/>
ten abnehmen/ &#x017F;ie haben &#x017F;olches nicht mir zum be&#x017F;ten/ &#x017F;ondern aus begierde zur Beute ge-<lb/>
tahn. Mit den redlichen Bo&#x0364;hmen hats viel eine andere Be&#x017F;chaffenheit; die &#x017F;ind von den<lb/>
meinen verfu&#x0364;hret/ und daher zimlicherma&#x017F;&#x017F;en zuent&#x017F;chuldigen; die&#x017F;e aber haben das Unheil<lb/>
ge&#x017F;tiftet; da ich ihnen fortzuzihen befahl/ ho&#x0364;&#xA75B;ete ich wol Teut&#x017F;che/ aber keine Bo&#x0364;hmen &#x017F;chrei-<lb/>
hen/ hier mü&#x017F;te man die Waffen niderlegen. Jedoch mein Sohn/ damit du &#x017F;ehen mo&#x0364;ge&#x017F;t/<lb/>
wie gu&#x0364;ltig deine Vorbitte bey mir &#x017F;ey/ &#x017F;ihe da/ &#x017F;o &#x017F;chaffe alles nach deinem gutdu&#x0364;nken und<lb/>
belieben/ ich wil &#x017F;olches genehm halten/ und mit meinem Ha&#x0364;upt&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e bekra&#x0364;ftigen/ nur<lb/>
durchaus &#x017F;ollen &#x017F;ie anzeige tuhn/ welche die er&#x017F;ten Uhrheber die&#x017F;er Auffwiegelung &#x017F;ind/<lb/>
die&#x017F;elben &#x017F;ollen und mü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie melden/ und ga&#x0364;nzlich von &#x017F;ich ab&#x017F;ondern. Bald hierauff<lb/>
rieffen die Befehlichshaber; was Pfaffen Nahmen tra&#x0364;get/ packe &#x017F;ich von dem Heer hin-<lb/>
weg; ja &#x017F;ie fa&#x017F;&#x017F;eten &#x017F;ie bey den Armen/ &#x017F;chleppeten &#x017F;ie hervor/ und bekenneten o&#x0364;ffentlich/ die&#x017F;e<lb/>
wa&#x0364;hren die einige Ur&#x017F;ach alles Auff&#x017F;tandes; welche der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t/ an der Zahl 15 anpac-<lb/>
ken ließ. Ein gemeiner Fußknecht trat herzu und trug vor/ es wa&#x0364;hren drey unter die&#x017F;en<lb/>
Pfaffen/ welche &#x017F;ich ha&#x0364;tten verlauten la&#x017F;&#x017F;en/ man wu&#x0364;rde die Landgo&#x0364;tter nicht befriedigen/<lb/>
noch ihren Zorn und Unwillen abwenden ko&#x0364;nnen/ ehe und bevor vier Ko&#x0364;pfe auff Stangen<lb/>
&#x017F;tecketen; und als ein ander gefraget/ welches die&#x017F;e Ko&#x0364;pfe wa&#x0364;hren/ ha&#x0364;tten &#x017F;ie zur Antwort<lb/>
gegeben/ es wa&#x0364;hren die vier &#x017F;chwere&#x017F;ten/ fette&#x017F;ten/ und teure&#x017F;ten. Alsbald wurden die&#x017F;e drey<lb/>
Pfaffen von einander gebracht/ und ab&#x017F;onderlich befraget/ was vor Ko&#x0364;pfe &#x017F;ie gemeinet ha&#x0364;t-<lb/>
ten; da der eine diß/ der ander daß zu &#x017F;einer ent&#x017F;chuldigung vorbrachte/ und ihre ausflu&#x0364;ch-<lb/>
te gar nicht u&#x0364;berein&#x017F;timmen wolten/ biß endlich ihnen die Folter gedra&#x0364;uet ward/ welcher<lb/>
zuentgehen/ &#x017F;ie einmu&#x0364;htig bekenneten/ die vier Ko&#x0364;pfe hie&#x017F;&#x017F;en/ Henrich/ Ladi&#x017F;la/ Herkules/<lb/>
Baldrich. Die&#x017F;e Uhrgicht ward den Vo&#x0364;lkern vorgetragen/ und umbgefraget/ was die&#x017F;e<lb/>
drey verdienet ha&#x0364;tten; denen der gro&#x0364;&#x017F;te Teil zu&#x017F;prach/ daß &#x017F;ie lebendig &#x017F;olten ge&#x017F;pie&#x017F;&#x017F;et oder<lb/>
geviertelt werden/ aber der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t ließ ihnen die Ko&#x0364;pfe ab&#x017F;chlagen/ und auff Spie&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;tecken; die übrigen 12 Pfaffen wurden zu den andern fu&#x0364;nffen geleget/ die mit ho&#x0364;ch&#x017F;tem<lb/>
Schrecken des vornehmen Groß Pfaffen Bertrams Ha&#x0364;upt auff einer Stange &#x017F;tecken &#x017F;a-<lb/>
hen/ und nicht anders meineten/ es wu&#x0364;rde ihnen gleich al&#x017F;o ergehen. Herkules erteilete den<lb/>
Vo&#x0364;lkern durchgehend vo&#x0364;llige erla&#x017F;&#x017F;ung/ allerdinge wie Ladi&#x017F;la &#x017F;einen Bo&#x0364;hmen getahn hat-<lb/>
te/ nur daß &#x017F;ie die&#x017F;e Nacht biß an den Morgen von 3000 Frie&#x017F;en und 2000 Wenden be-<lb/>
wachet werden/ wehrloß bleiben/ und weder Spei&#x017F;e noch Trank genie&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;ten/ welches<lb/>
alles &#x017F;ie gerne erduldeten. Die Bo&#x0364;hmen hingegen tahten die&#x017F;e Nacht aus freiwilligem er-<lb/>
bieten eine fa&#x017F;t ungla&#x0364;ubliche Arbeit/ in dem &#x017F;ie den &#x017F;chon gemacheten Wahl/ mit noch einem<lb/>
viel dickeren/ und weiteren Graben umb&#x017F;chanzeten/ &#x017F;o daß gegen Morgens das Lager mit<lb/>
einer doppelten Fe&#x017F;tung derge&#x017F;talt einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wahr/ daß ihnen mit gewalt nicht wahr<lb/>
beyzukommen. Des folgenden Morgens wurden 20 Bo&#x0364;mi&#x017F;che und gleich &#x017F;o viel Teut&#x017F;che<lb/>
Reuter mit harten a&#x0364;iden belegt/ und unter gewi&#x017F;&#x017F;em befehl nach der Auffrührer Lager ge-<lb/>
&#x017F;chikt/ als nehmlich/ &#x017F;ie mu&#x017F;ten die&#x017F;elben von dem ganzen Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Heer gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ie aller<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">g g g g iij</fw><fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[605/0611] Siebendes Buch. ders/ als mir ſelbſt geſchehen/ rechnen wil; ſtieg hiemit von ſeinem Pferde/ und taht einen demuͤhtigen Fußfal. Der Groß Fuͤrſt aber gab ihm dieſe Antwort: Geliebter Sohn/ das Verbrechen iſt faſt zu grob/ es ohn Straffe hinſtreichen zulaſſen; dann ob ſie gleich zu mei- ner Rettung ſich ehmahls haben eingeſtellet/ mus ich doch aus dieſem ihren jetzigen verhal- ten abnehmen/ ſie haben ſolches nicht mir zum beſten/ ſondern aus begierde zur Beute ge- tahn. Mit den redlichen Boͤhmen hats viel eine andere Beſchaffenheit; die ſind von den meinen verfuͤhret/ und daher zimlichermaſſen zuentſchuldigen; dieſe aber haben das Unheil geſtiftet; da ich ihnen fortzuzihen befahl/ hoͤꝛete ich wol Teutſche/ aber keine Boͤhmen ſchrei- hen/ hier müſte man die Waffen niderlegen. Jedoch mein Sohn/ damit du ſehen moͤgeſt/ wie guͤltig deine Vorbitte bey mir ſey/ ſihe da/ ſo ſchaffe alles nach deinem gutduͤnken und belieben/ ich wil ſolches genehm halten/ und mit meinem Haͤuptſchluſſe bekraͤftigen/ nur durchaus ſollen ſie anzeige tuhn/ welche die erſten Uhrheber dieſer Auffwiegelung ſind/ dieſelben ſollen und müſſen ſie melden/ und gaͤnzlich von ſich abſondern. Bald hierauff rieffen die Befehlichshaber; was Pfaffen Nahmen traͤget/ packe ſich von dem Heer hin- weg; ja ſie faſſeten ſie bey den Armen/ ſchleppeten ſie hervor/ und bekenneten oͤffentlich/ dieſe waͤhren die einige Urſach alles Auffſtandes; welche der Groß Fuͤrſt/ an der Zahl 15 anpac- ken ließ. Ein gemeiner Fußknecht trat herzu und trug vor/ es waͤhren drey unter dieſen Pfaffen/ welche ſich haͤtten verlauten laſſen/ man wuͤrde die Landgoͤtter nicht befriedigen/ noch ihren Zorn und Unwillen abwenden koͤnnen/ ehe und bevor vier Koͤpfe auff Stangen ſtecketen; und als ein ander gefraget/ welches dieſe Koͤpfe waͤhren/ haͤtten ſie zur Antwort gegeben/ es waͤhren die vier ſchwereſten/ fetteſten/ und teureſten. Alsbald wurden dieſe drey Pfaffen von einander gebracht/ und abſonderlich befraget/ was vor Koͤpfe ſie gemeinet haͤt- ten; da der eine diß/ der ander daß zu ſeiner entſchuldigung vorbrachte/ und ihre ausfluͤch- te gar nicht uͤbereinſtimmen wolten/ biß endlich ihnen die Folter gedraͤuet ward/ welcher zuentgehen/ ſie einmuͤhtig bekenneten/ die vier Koͤpfe hieſſen/ Henrich/ Ladiſla/ Herkules/ Baldrich. Dieſe Uhrgicht ward den Voͤlkern vorgetragen/ und umbgefraget/ was dieſe drey verdienet haͤtten; denen der groͤſte Teil zuſprach/ daß ſie lebendig ſolten geſpieſſet oder geviertelt werden/ aber der Groß Fuͤrſt ließ ihnen die Koͤpfe abſchlagen/ und auff Spieſſe ſtecken; die übrigen 12 Pfaffen wurden zu den andern fuͤnffen geleget/ die mit hoͤchſtem Schrecken des vornehmen Groß Pfaffen Bertrams Haͤupt auff einer Stange ſtecken ſa- hen/ und nicht anders meineten/ es wuͤrde ihnen gleich alſo ergehen. Herkules erteilete den Voͤlkern durchgehend voͤllige erlaſſung/ allerdinge wie Ladiſla ſeinen Boͤhmen getahn hat- te/ nur daß ſie dieſe Nacht biß an den Morgen von 3000 Frieſen und 2000 Wenden be- wachet werden/ wehrloß bleiben/ und weder Speiſe noch Trank genieſſen muſten/ welches alles ſie gerne erduldeten. Die Boͤhmen hingegen tahten dieſe Nacht aus freiwilligem er- bieten eine faſt unglaͤubliche Arbeit/ in dem ſie den ſchon gemacheten Wahl/ mit noch einem viel dickeren/ und weiteren Graben umbſchanzeten/ ſo daß gegen Morgens das Lager mit einer doppelten Feſtung dergeſtalt eingeſchloſſen wahr/ daß ihnen mit gewalt nicht wahr beyzukommen. Des folgenden Morgens wurden 20 Boͤmiſche und gleich ſo viel Teutſche Reuter mit harten aͤiden belegt/ und unter gewiſſem befehl nach der Auffrührer Lager ge- ſchikt/ als nehmlich/ ſie muſten dieſelben von dem ganzen Fuͤrſtlichen Heer gruͤſſen/ ſie aller be- g g g g iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/611
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/611>, abgerufen am 22.11.2024.