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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
den; Wo nicht/ solten sie alle nidergehauen/ Weiber und Kinder erwürget/ und ihre Gü-
ter den Böhmen/ Friesen und Wenden vor erbeigen eingeräumet werden/ welches dann
keines weges ausse bleiben würde/ gestaltsam sie vor Augen sähen/ daß ihnen unmöglich
währe/ solchem überausgrossen und wolgerüsteten Heer zuwiderstehen. Die verzagtesten
und unschuldigsten machten alhie den Anfang/ trenneten die Ordnung/ welche ohndas ü-
bel versehen wahr/ wurffen das Gewehr von sich/ liessen ihre Pferde lauffen/ und gingen
ganz gebücket den unsern entgegen/ mit geängsteter Stimme ruffend: Gnade/ Gnade! Und
belief die Anzahl dieses ersten Hauffen sich auff 25000 Mann; Woraus Herkules ge-
wisse Hoffnung schöpffete/ die übrigen würden sich auch finden; ließ aber doch 20000
Mann umb die Auffrührer hinhauen/ ihnen den engen Durchzug von hinten zuverlegen/
damit die Redlensführer nicht durch die Flucht sich davon machen/ und heimlich entwi-
schen möchten. Andere 18000 folgeten der vorigen Schaar nach/ und macheten mit ihrem
Abtrit/ daß kein einziger mehr auff die Gegenwehr bedacht wahr. Herkules rennete unter
der Begleitung 6000 Reuter dem übrigen grossen Hauffen mit eingestecketen Schwer-
tern entgegen/ schlug seinen Helm auff/ und rief ihnen zu: Ihr redliche Teutschen/ und mei-
ne geliebete Landsleute; was bedenket ihr euch noch lange/ ob ihr lieber glüklich leben oder
schändlich sterben wollet? Sehet ich bin Herkules/ eures Groß Fürsten älter Sohn/ der ich
schon in der Jugend mich eurer wider den Adel angenommen habe; darum so trauet mir/
und versichert euch/ daß ich euch allen alle Gnade und Vergebung bey meinem gn. Herr
Vater schon erbehten habe/ dafern ihr nur die Häupter und Uhrheber dieser unbefugten
Auffruhr nicht werdet lassen davon streichen/ als durch deren weniges und gottloses Blut
aller Zorn und Eifer eures Groß Fürsten kan gestillet und ausgelöschet werden. Damit
wahr alles geschlichtet; Der ganze Hauffe trieb die Pfaffen/ und die ihnen fest anhingen/
in eine Schaar zusammen/ ja wol mannicher Mitschuldiger stellete sich am unwürschesten
wider die Pfaffen/ auff daß sie ihres begangenen Frevels sich entbrechen möchten. Herku-
les taht seinen Helm gar ab/ hub beyde Hände auff gen Himmel/ und dankete dem grund-
gütigen Gott/ daß er diesem Blutbade so gnädiglich gesteuret/ und des mörderischen Kro-
den Teufels Anschläge zunichte gemacht hätte; ließ die ganze Menge der Auffrührer mit
seinem Heer umgeben/ und die Pfaffheit zusammen führen/ zu welchen die schon gefange-
ne auch hingeführet wurden/ und ihre Anzahl sich auff 320 erstreckete; welche König Bal-
drich also anreden muste: O ihr meinäidige Pfaffen/ was vor ein böser blutgieriger Geist
und Teufel hat euch getrieben/ ein solches unverantwortliches Wesen wider eure höchste
Obrigkeit und seine Söhne anzurichten? Wer kan von eurem Vornehmen anders urtei-
len/ als daß ihr in diesen Hochmuht gerahten seyn müsset/ das ganze weltliche Gericht und
Oberbotmässigkeit an euch zubringen/ und die Fürstliche Herschung übern hauffen zu
werffen? Dann vorerst habt ihr alle Untertahnen wider euren Groß Fürsten und dessen
Söhne auffgewiegelt; nachgehends euch auch des ganzen Adels entlediget/ die höchsten
Kriegsbedienungen und ämter euch angemasset/ eures Groß Fürsten Schanzen unabge-
sagt bestürmet/ und seiner angebornen Untertahnen/ die in Pflicht und äiden sitzen/ so man-
niche tausend auffgeopffert/ ja mit wenigen zureden/ alles das getahn und vorgenommen/
was ihr nur eurem Groß Fürsten und dessen Söhnen zu Troz habt erdenken können. Nun

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Siebendes Buch.
den; Wo nicht/ ſolten ſie alle nidergehauen/ Weiber und Kinder erwuͤrget/ und ihre Guͤ-
ter den Boͤhmen/ Frieſen und Wenden vor erbeigen eingeraͤumet werden/ welches dann
keines weges auſſe bleiben wuͤrde/ geſtaltſam ſie vor Augen ſaͤhen/ daß ihnen unmoͤglich
waͤhre/ ſolchem uͤberausgroſſen und wolgeruͤſteten Heer zuwiderſtehen. Die verzagteſten
und unſchuldigſten machten alhie den Anfang/ trenneten die Ordnung/ welche ohndas uͤ-
bel verſehen wahr/ wurffen das Gewehr von ſich/ lieſſen ihre Pferde lauffen/ und gingen
ganz gebuͤcket den unſern entgegen/ mit geaͤngſteter Stim̄e ruffend: Gnade/ Gnade! Und
belief die Anzahl dieſes erſten Hauffen ſich auff 25000 Mann; Woraus Herkules ge-
wiſſe Hoffnung ſchoͤpffete/ die uͤbrigen wuͤrden ſich auch finden; ließ aber doch 20000
Mann umb die Auffruͤhrer hinhauen/ ihnen den engen Durchzug von hinten zuverlegen/
damit die Redlensfuͤhrer nicht durch die Flucht ſich davon machen/ und heimlich entwi-
ſchen moͤchten. Andere 18000 folgeten der vorigen Schaar nach/ und macheten mit ihrem
Abtrit/ daß kein einziger mehr auff die Gegenwehr bedacht wahr. Herkules rennete unter
der Begleitung 6000 Reuter dem uͤbrigen groſſen Hauffen mit eingeſtecketen Schwer-
tern entgegen/ ſchlug ſeinen Helm auff/ und rief ihnen zu: Ihr redliche Teutſchen/ uñ mei-
ne geliebete Landsleute; was bedenket ihr euch noch lange/ ob ihr lieber gluͤklich leben oder
ſchaͤndlich ſterben wollet? Sehet ich bin Herkules/ eures Groß Fuͤrſten aͤlter Sohn/ der ich
ſchon in der Jugend mich eurer wider den Adel angenommen habe; darum ſo trauet mir/
und verſichert euch/ daß ich euch allen alle Gnade und Vergebung bey meinem gn. Herr
Vater ſchon erbehten habe/ dafern ihr nur die Haͤupter und Uhrheber dieſer unbefugten
Auffruhr nicht werdet laſſen davon ſtreichen/ als durch deren weniges und gottloſes Blut
aller Zorn und Eifer eures Groß Fuͤrſten kan geſtillet und ausgeloͤſchet werden. Damit
wahr alles geſchlichtet; Der ganze Hauffe trieb die Pfaffen/ und die ihnen feſt anhingen/
in eine Schaar zuſammen/ ja wol mannicher Mitſchuldiger ſtellete ſich am unwuͤrſcheſten
wider die Pfaffen/ auff daß ſie ihres begangenen Frevels ſich entbrechen moͤchten. Herku-
les taht ſeinen Helm gar ab/ hub beyde Haͤnde auff gen Himmel/ und dankete dem grund-
guͤtigen Gott/ daß er dieſem Blutbade ſo gnaͤdiglich geſteuret/ und des moͤrderiſchen Kro-
den Teufels Anſchlaͤge zunichte gemacht haͤtte; ließ die ganze Menge der Auffruͤhrer mit
ſeinem Heer umgeben/ und die Pfaffheit zuſammen führen/ zu welchen die ſchon gefange-
ne auch hingeführet wurden/ und ihre Anzahl ſich auff 320 erſtreckete; welche Koͤnig Bal-
drich alſo anreden muſte: O ihr meinaͤidige Pfaffen/ was vor ein boͤſer blutgieriger Geiſt
und Teufel hat euch getrieben/ ein ſolches unverantwortliches Weſen wider eure hoͤchſte
Obrigkeit und ſeine Soͤhne anzurichten? Wer kan von eurem Vornehmen anders urtei-
len/ als daß ihr in dieſen Hochmuht gerahten ſeyn muͤſſet/ das ganze weltliche Gericht uñ
Oberbotmaͤſſigkeit an euch zubringen/ und die Fuͤrſtliche Herſchung uͤbern hauffen zu
werffen? Dann vorerſt habt ihr alle Untertahnen wider euren Groß Fuͤrſten und deſſen
Soͤhne auffgewiegelt; nachgehends euch auch des ganzen Adels entlediget/ die hoͤchſten
Kriegsbedienungen und aͤmter euch angemaſſet/ eures Groß Fuͤrſten Schanzen unabge-
ſagt beſtuͤrmet/ und ſeiner angebornen Untertahnen/ die in Pflicht und aͤiden ſitzen/ ſo man-
niche tauſend auffgeopffert/ ja mit wenigen zureden/ alles das getahn und vorgenommen/
was ihr nur eurem Groß Fuͤrſten und deſſen Soͤhnen zu Troz habt erdenken koͤnnen. Nun

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[629/0635] Siebendes Buch. den; Wo nicht/ ſolten ſie alle nidergehauen/ Weiber und Kinder erwuͤrget/ und ihre Guͤ- ter den Boͤhmen/ Frieſen und Wenden vor erbeigen eingeraͤumet werden/ welches dann keines weges auſſe bleiben wuͤrde/ geſtaltſam ſie vor Augen ſaͤhen/ daß ihnen unmoͤglich waͤhre/ ſolchem uͤberausgroſſen und wolgeruͤſteten Heer zuwiderſtehen. Die verzagteſten und unſchuldigſten machten alhie den Anfang/ trenneten die Ordnung/ welche ohndas uͤ- bel verſehen wahr/ wurffen das Gewehr von ſich/ lieſſen ihre Pferde lauffen/ und gingen ganz gebuͤcket den unſern entgegen/ mit geaͤngſteter Stim̄e ruffend: Gnade/ Gnade! Und belief die Anzahl dieſes erſten Hauffen ſich auff 25000 Mann; Woraus Herkules ge- wiſſe Hoffnung ſchoͤpffete/ die uͤbrigen wuͤrden ſich auch finden; ließ aber doch 20000 Mann umb die Auffruͤhrer hinhauen/ ihnen den engen Durchzug von hinten zuverlegen/ damit die Redlensfuͤhrer nicht durch die Flucht ſich davon machen/ und heimlich entwi- ſchen moͤchten. Andere 18000 folgeten der vorigen Schaar nach/ und macheten mit ihrem Abtrit/ daß kein einziger mehr auff die Gegenwehr bedacht wahr. Herkules rennete unter der Begleitung 6000 Reuter dem uͤbrigen groſſen Hauffen mit eingeſtecketen Schwer- tern entgegen/ ſchlug ſeinen Helm auff/ und rief ihnen zu: Ihr redliche Teutſchen/ uñ mei- ne geliebete Landsleute; was bedenket ihr euch noch lange/ ob ihr lieber gluͤklich leben oder ſchaͤndlich ſterben wollet? Sehet ich bin Herkules/ eures Groß Fuͤrſten aͤlter Sohn/ der ich ſchon in der Jugend mich eurer wider den Adel angenommen habe; darum ſo trauet mir/ und verſichert euch/ daß ich euch allen alle Gnade und Vergebung bey meinem gn. Herr Vater ſchon erbehten habe/ dafern ihr nur die Haͤupter und Uhrheber dieſer unbefugten Auffruhr nicht werdet laſſen davon ſtreichen/ als durch deren weniges und gottloſes Blut aller Zorn und Eifer eures Groß Fuͤrſten kan geſtillet und ausgeloͤſchet werden. Damit wahr alles geſchlichtet; Der ganze Hauffe trieb die Pfaffen/ und die ihnen feſt anhingen/ in eine Schaar zuſammen/ ja wol mannicher Mitſchuldiger ſtellete ſich am unwuͤrſcheſten wider die Pfaffen/ auff daß ſie ihres begangenen Frevels ſich entbrechen moͤchten. Herku- les taht ſeinen Helm gar ab/ hub beyde Haͤnde auff gen Himmel/ und dankete dem grund- guͤtigen Gott/ daß er dieſem Blutbade ſo gnaͤdiglich geſteuret/ und des moͤrderiſchen Kro- den Teufels Anſchlaͤge zunichte gemacht haͤtte; ließ die ganze Menge der Auffruͤhrer mit ſeinem Heer umgeben/ und die Pfaffheit zuſammen führen/ zu welchen die ſchon gefange- ne auch hingeführet wurden/ und ihre Anzahl ſich auff 320 erſtreckete; welche Koͤnig Bal- drich alſo anreden muſte: O ihr meinaͤidige Pfaffen/ was vor ein boͤſer blutgieriger Geiſt und Teufel hat euch getrieben/ ein ſolches unverantwortliches Weſen wider eure hoͤchſte Obrigkeit und ſeine Soͤhne anzurichten? Wer kan von eurem Vornehmen anders urtei- len/ als daß ihr in dieſen Hochmuht gerahten ſeyn muͤſſet/ das ganze weltliche Gericht uñ Oberbotmaͤſſigkeit an euch zubringen/ und die Fuͤrſtliche Herſchung uͤbern hauffen zu werffen? Dann vorerſt habt ihr alle Untertahnen wider euren Groß Fuͤrſten und deſſen Soͤhne auffgewiegelt; nachgehends euch auch des ganzen Adels entlediget/ die hoͤchſten Kriegsbedienungen und aͤmter euch angemaſſet/ eures Groß Fuͤrſten Schanzen unabge- ſagt beſtuͤrmet/ und ſeiner angebornen Untertahnen/ die in Pflicht und aͤiden ſitzen/ ſo man- niche tauſend auffgeopffert/ ja mit wenigen zureden/ alles das getahn und vorgenommen/ was ihr nur eurem Groß Fuͤrſten und deſſen Soͤhnen zu Troz habt erdenken koͤnnen. Nun iſt k k k k iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/635>, abgerufen am 22.11.2024.