Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch.
Willen im Herzen führen möchte. Zugeschweigen/ daß zwischen etlichen Ländern und
Völkern eine solche eingewurzelte Feindschafft ist/ dz deren Vergleichung und Liebe schei-
net eine lautere Unmögligkeit seyn. Ladisla redete mit darein/ weil er sahe/ dz seine Schwe-
ster hieselbst eine geraume Zeit ihre Antwort hinterhielt/ und sagte: Ich vor mein Häupt wil
diesen Sachen so weit nicht nachdenken/ nur möchte ich gerne berichtet seyn/ ob dann kei-
nem Christlichen Könige von Gott zugelassen sey/ einigen Beleidigungs Krieg anzufahen;
dann daß er sich und seine Untertahnen wider frevelmühtige Anfälle wol schützen/ und ge-
walt durch gewalt abtreiben dürffe/ daran wil ich schier nicht zweifeln/ demnach wir ja in
Gottes Worte lesen/ daß recht fromme gottselige Könige und Obrigkeiten/ zeit des Alten
Bundes/ das Schuz Schwert mit gutem Gewissen/ ja wol gar auff Gottes Befehl das
Rach Schwert ergriffen/ und dessen glüklich gebraucht haben. Diese Frage/ mein gelieb-
ter Bruder/ kan viel leichter erörtert werden/ sagte Herkules; Und ist diß meine Meinung/
daß so lange einiger beleidigten Obrigkeit der Weg Rechtens offen stehet und gegönnet
wird/ kan sie mit gutem Gewissen keinen Krieg anfahen noch führen/ man möge den Krieg
auch täuffen wie man wil. Solte aber dem beleidigten aller Weg Rechtens verlegt und ab-
geschnitten werden/ dann wird derselbe nicht zuverdenken seyn/ wann er mit dem Schwer-
te suchet/ sich der Unbilligkeit und gefahr zuentschütten/ oder auch sein Recht zusuchen.
Wiewol eine Christliche Obrigkeit alle und jede Umstände vorher wol und fleissig zuerwä-
gen hat/ ehe sie den Harnisch anleget. Insonder heit muß alsdann solche Obrigkeit sich hü-
ten/ daß sie sich nicht lasse zu einer grösseren Rache verleiten/ als die eingenommene Belei-
digung erfodert; noch unschuldig Blut vergiesse/ da sie dessen kan geübriget seyn. Dann
Menschen Blut ist vor unserm Gotte sehr teur und wert geschätzet/ und mag eine jede O-
brigkeit sich dessen wol versichern/ daß wann dieselbe Krieg und Blutvergiessen veranlas-
set/ sie vor dem hohen Gericht des Aller höchsten Gottes von solchem unschuldig vergosse-
nen Blute wird Rede und Antwort geben müssen; Und O weh denen/ die solches nicht
vor ihres Lebens Ende erkennen und rechtschaffen bereuen; denen wird Gottes Strafhand
gar zu schwer und unleidlich fallen. Betreffend die grossen und blutigen Kriege/ welche
Moses/ Josua/ David und andere wider die Ungläubigen geführet haben/ damit hat es
seine sonderliche Beschaffenheit; dann weil solche heydnische Völker/ wider welche diese
Kriege geführet wurden/ durch ihre übermachte Sünden es dahin gebracht hatten/ daß
Gott über sie die Straffe der Ausrott- oder Vertilgung beschloß/ und solches sein Gericht
an ihnen zuverüben diesen seinen frommen Dienern anbefahl/ waren solches keine menschli-
che/ sondern des HErrn Kriege/ wie sie auch in Gottes Wort genennet werden/ über wel-
che alhie kein Mensch seine Urtel fellen/ sondern mit König David sagen muß: HErr du
bist gerecht/ und deine Gerichte sind gerecht. Sonsten daß unser Gott kein gefallen an denen
Kriegen haben könne/ welche unter Christen geführet werden möchten/ solches wird wol
niemand in Zweifel zihen/ es währe dann/ daß er Gottes Wort und Warheit wolte zu
Lügen machen; Dann was der grosse Lehrer Paul den Christen insgemein gebeut/ da er
spricht: Ist es möglich/ so viel an euch ist/ so habt mit allen Menschen Friede. Und der
Sohn Gottes: Selig sind die Friedfertigen/ dann sie werden Gottes Kinder heissen; sol-
ches ist nicht allein den Untertahnen/ sondern auch der Obrigkeit angesagt/ und stehet an

stat
l l l l iij

Siebendes Buch.
Willen im Herzen fuͤhren moͤchte. Zugeſchweigen/ daß zwiſchen etlichen Laͤndern und
Voͤlkern eine ſolche eingewurzelte Feindſchafft iſt/ dz deren Vergleichung und Liebe ſchei-
net eine lautere Unmoͤgligkeit ſeyn. Ladiſla redete mit darein/ weil er ſahe/ dz ſeine Schwe-
ſter hieſelbſt eine geraume Zeit ihre Antwort hinterhielt/ uñ ſagte: Ich vor mein Haͤupt wil
dieſen Sachen ſo weit nicht nachdenken/ nur moͤchte ich gerne berichtet ſeyn/ ob dann kei-
nem Chriſtlichen Koͤnige von Gott zugelaſſen ſey/ einigen Beleidigungs Krieg anzufahẽ;
dann daß er ſich und ſeine Untertahnen wider frevelmuͤhtige Anfaͤlle wol ſchuͤtzen/ und ge-
walt durch gewalt abtreiben duͤrffe/ daran wil ich ſchier nicht zweifeln/ demnach wir ja in
Gottes Worte leſen/ daß recht fromme gottſelige Koͤnige und Obrigkeiten/ zeit des Alten
Bundes/ das Schuz Schwert mit gutem Gewiſſen/ ja wol gar auff Gottes Befehl das
Rach Schwert ergriffen/ und deſſen gluͤklich gebraucht haben. Dieſe Frage/ mein gelieb-
ter Bruder/ kan viel leichter eroͤrtert werden/ ſagte Herkules; Und iſt diß meine Meinung/
daß ſo lange einiger beleidigten Obrigkeit der Weg Rechtens offen ſtehet und gegoͤnnet
wird/ kan ſie mit gutem Gewiſſen keinen Krieg anfahen noch fuͤhren/ man moͤge den Krieg
auch taͤuffen wie man wil. Solte aber dem beleidigten aller Weg Rechtens verlegt und ab-
geſchnitten werden/ dann wird derſelbe nicht zuverdenken ſeyn/ wann er mit dem Schweꝛ-
te ſuchet/ ſich der Unbilligkeit und gefahr zuentſchuͤtten/ oder auch ſein Recht zuſuchen.
Wiewol eine Chriſtliche Obrigkeit alle und jede Umſtaͤnde vorher wol und fleiſſig zuerwaͤ-
gen hat/ ehe ſie den Harniſch anleget. Inſonder heit muß alsdann ſolche Obrigkeit ſich huͤ-
ten/ daß ſie ſich nicht laſſe zu einer groͤſſeren Rache verleiten/ als die eingenommene Belei-
digung erfodert; noch unſchuldig Blut vergieſſe/ da ſie deſſen kan geuͤbriget ſeyn. Dann
Menſchen Blut iſt vor unſerm Gotte ſehr teur und wert geſchaͤtzet/ und mag eine jede O-
brigkeit ſich deſſen wol verſichern/ daß wann dieſelbe Krieg und Blutvergieſſen veranlaſ-
ſet/ ſie vor dem hohen Gericht des Aller hoͤchſten Gottes von ſolchem unſchuldig vergoſſe-
nen Blute wird Rede und Antwort geben muͤſſen; Und O weh denen/ die ſolches nicht
vor ihres Lebens Ende erkennen und rechtſchaffen bereuen; denẽ wird Gottes Strafhand
gar zu ſchwer und unleidlich fallen. Betreffend die groſſen und blutigen Kriege/ welche
Moſes/ Joſua/ David und andere wider die Unglaͤubigen gefuͤhret haben/ damit hat es
ſeine ſonderliche Beſchaffenheit; dann weil ſolche heydniſche Voͤlker/ wider welche dieſe
Kriege gefuͤhret wurden/ durch ihre uͤbermachte Suͤnden es dahin gebracht hatten/ daß
Gott uͤber ſie die Straffe der Ausrott- oder Vertilgung beſchloß/ und ſolches ſein Gericht
an ihnen zuveruͤben dieſen ſeinen from̃en Dienern anbefahl/ waren ſolches keine menſchli-
che/ ſondern des HErrn Kriege/ wie ſie auch in Gottes Wort genennet werden/ uͤber wel-
che alhie kein Menſch ſeine Urtel fellen/ ſondern mit Koͤnig David ſagen muß: HErr du
biſt gerecht/ und deine Gerichte ſind gerecht. Sonſten daß unſer Gott kein gefallen an denẽ
Kriegen haben koͤnne/ welche unter Chriſten gefuͤhret werden moͤchten/ ſolches wird wol
niemand in Zweifel zihen/ es waͤhre dann/ daß er Gottes Wort und Warheit wolte zu
Luͤgen machen; Dann was der groſſe Lehrer Paul den Chriſten insgemein gebeut/ da er
ſpricht: Iſt es moͤglich/ ſo viel an euch iſt/ ſo habt mit allen Menſchen Friede. Und der
Sohn Gottes: Selig ſind die Friedfertigen/ dann ſie werden Gottes Kinder heiſſen; ſol-
ches iſt nicht allein den Untertahnen/ ſondern auch der Obrigkeit angeſagt/ und ſtehet an

ſtat
l l l l iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0643" n="637"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch.</hi></fw><lb/>
Willen im Herzen fu&#x0364;hren mo&#x0364;chte. Zuge&#x017F;chweigen/ daß zwi&#x017F;chen etlichen La&#x0364;ndern und<lb/>
Vo&#x0364;lkern eine &#x017F;olche eingewurzelte Feind&#x017F;chafft i&#x017F;t/ dz deren Vergleichung und Liebe &#x017F;chei-<lb/>
net eine lautere Unmo&#x0364;gligkeit &#x017F;eyn. Ladi&#x017F;la redete mit darein/ weil er &#x017F;ahe/ dz &#x017F;eine Schwe-<lb/>
&#x017F;ter hie&#x017F;elb&#x017F;t eine geraume Zeit ihre Antwort hinterhielt/ un&#x0303; &#x017F;agte: Ich vor mein Ha&#x0364;upt wil<lb/>
die&#x017F;en Sachen &#x017F;o weit nicht nachdenken/ nur mo&#x0364;chte ich gerne berichtet &#x017F;eyn/ ob dann kei-<lb/>
nem Chri&#x017F;tlichen Ko&#x0364;nige von Gott zugela&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey/ einigen Beleidigungs Krieg anzufahe&#x0303;;<lb/>
dann daß er &#x017F;ich und &#x017F;eine Untertahnen wider frevelmu&#x0364;htige Anfa&#x0364;lle wol &#x017F;chu&#x0364;tzen/ und ge-<lb/>
walt durch gewalt abtreiben du&#x0364;rffe/ daran wil ich &#x017F;chier nicht zweifeln/ demnach wir ja in<lb/>
Gottes Worte le&#x017F;en/ daß recht fromme gott&#x017F;elige Ko&#x0364;nige und Obrigkeiten/ zeit des Alten<lb/>
Bundes/ das Schuz Schwert mit gutem Gewi&#x017F;&#x017F;en/ ja wol gar auff Gottes Befehl das<lb/>
Rach Schwert ergriffen/ und de&#x017F;&#x017F;en glu&#x0364;klich gebraucht haben. Die&#x017F;e Frage/ mein gelieb-<lb/>
ter Bruder/ kan viel leichter ero&#x0364;rtert werden/ &#x017F;agte Herkules; Und i&#x017F;t diß meine Meinung/<lb/>
daß &#x017F;o lange einiger beleidigten Obrigkeit der Weg Rechtens offen &#x017F;tehet und gego&#x0364;nnet<lb/>
wird/ kan &#x017F;ie mit gutem Gewi&#x017F;&#x017F;en keinen Krieg anfahen noch fu&#x0364;hren/ man mo&#x0364;ge den Krieg<lb/>
auch ta&#x0364;uffen wie man wil. Solte aber dem beleidigten aller Weg Rechtens verlegt und ab-<lb/>
ge&#x017F;chnitten werden/ dann wird der&#x017F;elbe nicht zuverdenken &#x017F;eyn/ wann er mit dem Schwe&#xA75B;-<lb/>
te &#x017F;uchet/ &#x017F;ich der Unbilligkeit und gefahr zuent&#x017F;chu&#x0364;tten/ oder auch &#x017F;ein Recht zu&#x017F;uchen.<lb/>
Wiewol eine Chri&#x017F;tliche Obrigkeit alle und jede Um&#x017F;ta&#x0364;nde vorher wol und flei&#x017F;&#x017F;ig zuerwa&#x0364;-<lb/>
gen hat/ ehe &#x017F;ie den Harni&#x017F;ch anleget. In&#x017F;onder heit muß alsdann &#x017F;olche Obrigkeit &#x017F;ich hu&#x0364;-<lb/>
ten/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich nicht la&#x017F;&#x017F;e zu einer gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren Rache verleiten/ als die eingenommene Belei-<lb/>
digung erfodert; noch un&#x017F;chuldig Blut vergie&#x017F;&#x017F;e/ da &#x017F;ie de&#x017F;&#x017F;en kan geu&#x0364;briget &#x017F;eyn. Dann<lb/>
Men&#x017F;chen Blut i&#x017F;t vor un&#x017F;erm Gotte &#x017F;ehr teur und wert ge&#x017F;cha&#x0364;tzet/ und mag eine jede O-<lb/>
brigkeit &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en wol ver&#x017F;ichern/ daß wann die&#x017F;elbe Krieg und Blutvergie&#x017F;&#x017F;en veranla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et/ &#x017F;ie vor dem hohen Gericht des Aller ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gottes von &#x017F;olchem un&#x017F;chuldig vergo&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
nen Blute wird Rede und Antwort geben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; Und O weh denen/ die &#x017F;olches nicht<lb/>
vor ihres Lebens Ende erkennen und recht&#x017F;chaffen bereuen; dene&#x0303; wird Gottes Strafhand<lb/>
gar zu &#x017F;chwer und unleidlich fallen. Betreffend die gro&#x017F;&#x017F;en und blutigen Kriege/ welche<lb/>
Mo&#x017F;es/ Jo&#x017F;ua/ David und andere wider die Ungla&#x0364;ubigen gefu&#x0364;hret haben/ damit hat es<lb/>
&#x017F;eine &#x017F;onderliche Be&#x017F;chaffenheit; dann weil &#x017F;olche heydni&#x017F;che Vo&#x0364;lker/ wider welche die&#x017F;e<lb/>
Kriege gefu&#x0364;hret wurden/ durch ihre u&#x0364;bermachte Su&#x0364;nden es dahin gebracht hatten/ daß<lb/>
Gott u&#x0364;ber &#x017F;ie die Straffe der Ausrott- oder Vertilgung be&#x017F;chloß/ und &#x017F;olches &#x017F;ein Gericht<lb/>
an ihnen zuveru&#x0364;ben die&#x017F;en &#x017F;einen from&#x0303;en Dienern anbefahl/ waren &#x017F;olches keine men&#x017F;chli-<lb/>
che/ &#x017F;ondern des HErrn Kriege/ wie &#x017F;ie auch in Gottes Wort genennet werden/ u&#x0364;ber wel-<lb/>
che alhie kein Men&#x017F;ch &#x017F;eine Urtel fellen/ &#x017F;ondern mit Ko&#x0364;nig David &#x017F;agen muß: HErr du<lb/>
bi&#x017F;t gerecht/ und deine Gerichte &#x017F;ind gerecht. Son&#x017F;ten daß un&#x017F;er Gott kein gefallen an dene&#x0303;<lb/>
Kriegen haben ko&#x0364;nne/ welche unter Chri&#x017F;ten gefu&#x0364;hret werden mo&#x0364;chten/ &#x017F;olches wird wol<lb/>
niemand in Zweifel zihen/ es wa&#x0364;hre dann/ daß er Gottes Wort und Warheit wolte zu<lb/>
Lu&#x0364;gen machen; Dann was der gro&#x017F;&#x017F;e Lehrer Paul den Chri&#x017F;ten insgemein gebeut/ da er<lb/>
&#x017F;pricht: I&#x017F;t es mo&#x0364;glich/ &#x017F;o viel an euch i&#x017F;t/ &#x017F;o habt mit allen Men&#x017F;chen Friede. Und der<lb/>
Sohn Gottes: Selig &#x017F;ind die Friedfertigen/ dann &#x017F;ie werden Gottes Kinder hei&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ol-<lb/>
ches i&#x017F;t nicht allein den Untertahnen/ &#x017F;ondern auch der Obrigkeit ange&#x017F;agt/ und &#x017F;tehet an<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">l l l l iij</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tat</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[637/0643] Siebendes Buch. Willen im Herzen fuͤhren moͤchte. Zugeſchweigen/ daß zwiſchen etlichen Laͤndern und Voͤlkern eine ſolche eingewurzelte Feindſchafft iſt/ dz deren Vergleichung und Liebe ſchei- net eine lautere Unmoͤgligkeit ſeyn. Ladiſla redete mit darein/ weil er ſahe/ dz ſeine Schwe- ſter hieſelbſt eine geraume Zeit ihre Antwort hinterhielt/ uñ ſagte: Ich vor mein Haͤupt wil dieſen Sachen ſo weit nicht nachdenken/ nur moͤchte ich gerne berichtet ſeyn/ ob dann kei- nem Chriſtlichen Koͤnige von Gott zugelaſſen ſey/ einigen Beleidigungs Krieg anzufahẽ; dann daß er ſich und ſeine Untertahnen wider frevelmuͤhtige Anfaͤlle wol ſchuͤtzen/ und ge- walt durch gewalt abtreiben duͤrffe/ daran wil ich ſchier nicht zweifeln/ demnach wir ja in Gottes Worte leſen/ daß recht fromme gottſelige Koͤnige und Obrigkeiten/ zeit des Alten Bundes/ das Schuz Schwert mit gutem Gewiſſen/ ja wol gar auff Gottes Befehl das Rach Schwert ergriffen/ und deſſen gluͤklich gebraucht haben. Dieſe Frage/ mein gelieb- ter Bruder/ kan viel leichter eroͤrtert werden/ ſagte Herkules; Und iſt diß meine Meinung/ daß ſo lange einiger beleidigten Obrigkeit der Weg Rechtens offen ſtehet und gegoͤnnet wird/ kan ſie mit gutem Gewiſſen keinen Krieg anfahen noch fuͤhren/ man moͤge den Krieg auch taͤuffen wie man wil. Solte aber dem beleidigten aller Weg Rechtens verlegt und ab- geſchnitten werden/ dann wird derſelbe nicht zuverdenken ſeyn/ wann er mit dem Schweꝛ- te ſuchet/ ſich der Unbilligkeit und gefahr zuentſchuͤtten/ oder auch ſein Recht zuſuchen. Wiewol eine Chriſtliche Obrigkeit alle und jede Umſtaͤnde vorher wol und fleiſſig zuerwaͤ- gen hat/ ehe ſie den Harniſch anleget. Inſonder heit muß alsdann ſolche Obrigkeit ſich huͤ- ten/ daß ſie ſich nicht laſſe zu einer groͤſſeren Rache verleiten/ als die eingenommene Belei- digung erfodert; noch unſchuldig Blut vergieſſe/ da ſie deſſen kan geuͤbriget ſeyn. Dann Menſchen Blut iſt vor unſerm Gotte ſehr teur und wert geſchaͤtzet/ und mag eine jede O- brigkeit ſich deſſen wol verſichern/ daß wann dieſelbe Krieg und Blutvergieſſen veranlaſ- ſet/ ſie vor dem hohen Gericht des Aller hoͤchſten Gottes von ſolchem unſchuldig vergoſſe- nen Blute wird Rede und Antwort geben muͤſſen; Und O weh denen/ die ſolches nicht vor ihres Lebens Ende erkennen und rechtſchaffen bereuen; denẽ wird Gottes Strafhand gar zu ſchwer und unleidlich fallen. Betreffend die groſſen und blutigen Kriege/ welche Moſes/ Joſua/ David und andere wider die Unglaͤubigen gefuͤhret haben/ damit hat es ſeine ſonderliche Beſchaffenheit; dann weil ſolche heydniſche Voͤlker/ wider welche dieſe Kriege gefuͤhret wurden/ durch ihre uͤbermachte Suͤnden es dahin gebracht hatten/ daß Gott uͤber ſie die Straffe der Ausrott- oder Vertilgung beſchloß/ und ſolches ſein Gericht an ihnen zuveruͤben dieſen ſeinen from̃en Dienern anbefahl/ waren ſolches keine menſchli- che/ ſondern des HErrn Kriege/ wie ſie auch in Gottes Wort genennet werden/ uͤber wel- che alhie kein Menſch ſeine Urtel fellen/ ſondern mit Koͤnig David ſagen muß: HErr du biſt gerecht/ und deine Gerichte ſind gerecht. Sonſten daß unſer Gott kein gefallen an denẽ Kriegen haben koͤnne/ welche unter Chriſten gefuͤhret werden moͤchten/ ſolches wird wol niemand in Zweifel zihen/ es waͤhre dann/ daß er Gottes Wort und Warheit wolte zu Luͤgen machen; Dann was der groſſe Lehrer Paul den Chriſten insgemein gebeut/ da er ſpricht: Iſt es moͤglich/ ſo viel an euch iſt/ ſo habt mit allen Menſchen Friede. Und der Sohn Gottes: Selig ſind die Friedfertigen/ dann ſie werden Gottes Kinder heiſſen; ſol- ches iſt nicht allein den Untertahnen/ ſondern auch der Obrigkeit angeſagt/ und ſtehet an ſtat l l l l iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/643
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/643>, abgerufen am 22.11.2024.