Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Siebendes Buch. [Spaltenumbruch]
Fillis aller Wälder Zier/O du Sonne meines lebens/ Lieb' ich dich dann so vergebens? Bricht dein Glanz noch nicht herfür? 4 Schaue deine Schäffelein/ Wie sie in den Auen spielen/ Weil auch sie des Tages Schein Und der Sonnen Hitze fühleu. Fillis Fillis kom doch hier! O du Sonne meines lebens/ Lieb' ich dich dann so vergebens/ Bricht dein Glanz noch nicht herfür? 5 Vnsre Heerden weiden all/ Welche Berg' und Tahl besteigen/ Vnd der Schäffer-Pfeiffen-Schall Läst die Echo nimmer schweigen. Fillis Fillis kömstu schier? O du Sonne meines lebens Lieb' ich dich dann so vergebens/ Bricht dein Glanz noch nicht herfür? 6 Deine Schäflein weiden nicht/ Wer wil deine Lämmer tränken? [Spaltenumbruch] Gib mir deiner Augen Licht/ Die mein Herz abwesend kränken. Deiner wart' ich mit begier. O du Sonne meines lebens/ Lieb' ich dich dann so vergebens? Bricht dein Glanz noch nicht herfür? 7 Hat dich Vnglük übereilet? Hat dich wa der Wolf verletzet? Hastu dich wa sonst verweilt/ Oder untern Baum gesetzet? Scheuhstu wa das wilde Tihr? O du Sonne meines lebens/ Lieb' ich dich dann so vergebens/ Bricht dein Glanz noch nicht herfür? 8 O ihr Hirten jauchzet nicht/ Lasset die Schalmeten schweigen; Lasset euer Traur-geticht Hin biß an die Wolken steigen; Ruffet/ rufft/ (was schweiget ihr?) O du Sonne meines lebens/ Lieb' ich dich dann so vergebens? Bricht dein Glanz noch nicht herfür? Das Königliche Krönungs Fest ward drey Tage feirlich gehalten/ da unter andern/ sechs Es wird aber Zeit seyn/ daß wir dem höchst betrübten Großfürstlichen Fräulein ein Leute
Siebendes Buch. [Spaltenumbruch]
Fillis aller Waͤlder Zier/O du Sonne meines lebens/ Lieb’ ich dich dann ſo vergebens? Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr? 4 Schaue deine Schaͤffelein/ Wie ſie in den Auen ſpielen/ Weil auch ſie des Tages Schein Und der Sonnen Hitze fuͤhleu. Fillis Fillis kom doch hier! O du Sonne meines lebens/ Lieb’ ich dich dann ſo vergebens/ Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr? 5 Vnſre Heerden weiden all/ Welche Berg’ und Tahl beſteigen/ Vnd der Schaͤffer-Pfeiffen-Schall Laͤſt die Echo nimmer ſchweigen. Fillis Fillis koͤmſtu ſchier? O du Sonne meines lebens Lieb’ ich dich dann ſo vergebens/ Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr? 6 Deine Schaͤflein weiden nicht/ Wer wil deine Laͤmmer traͤnken? [Spaltenumbruch] Gib mir deiner Augen Licht/ Die mein Herz abweſend kraͤnken. Deiner wart’ ich mit begier. O du Sonne meines lebens/ Lieb’ ich dich dann ſo vergebens? Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr? 7 Hat dich Vngluͤk uͤbereilet? Hat dich wa der Wolf verletzet? Haſtu dich wa ſonſt verweilt/ Oder untern Baum geſetzet? Scheuhſtu wa das wilde Tihr? O du Sonne meines lebens/ Lieb’ ich dich dann ſo vergebens/ Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr? 8 O ihr Hirten jauchzet nicht/ Laſſet die Schalmeten ſchweigen; Laſſet euer Traur-geticht Hin biß an die Wolken ſteigen; Ruffet/ rufft/ (was ſchweiget ihr?) O du Sonne meines lebens/ Lieb’ ich dich dann ſo vergebens? Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr? Das Koͤnigliche Kroͤnungs Feſt ward drey Tage feirlich gehalten/ da unter andern/ ſechs Es wird aber Zeit ſeyn/ daß wir dem hoͤchſt betrübten Großfürſtlichen Fraͤulein ein Leute
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Siebendes Buch.
Fillis aller Waͤlder Zier/
O du Sonne meines lebens/
Lieb’ ich dich dann ſo vergebens?
Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr?
4 Schaue deine Schaͤffelein/
Wie ſie in den Auen ſpielen/
Weil auch ſie des Tages Schein
Und der Sonnen Hitze fuͤhleu.
Fillis Fillis kom doch hier!
O du Sonne meines lebens/
Lieb’ ich dich dann ſo vergebens/
Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr?
5 Vnſre Heerden weiden all/
Welche Berg’ und Tahl beſteigen/
Vnd der Schaͤffer-Pfeiffen-Schall
Laͤſt die Echo nimmer ſchweigen.
Fillis Fillis koͤmſtu ſchier?
O du Sonne meines lebens
Lieb’ ich dich dann ſo vergebens/
Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr?
6 Deine Schaͤflein weiden nicht/
Wer wil deine Laͤmmer traͤnken?
Gib mir deiner Augen Licht/
Die mein Herz abweſend kraͤnken.
Deiner wart’ ich mit begier.
O du Sonne meines lebens/
Lieb’ ich dich dann ſo vergebens?
Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr?
7 Hat dich Vngluͤk uͤbereilet?
Hat dich wa der Wolf verletzet?
Haſtu dich wa ſonſt verweilt/
Oder untern Baum geſetzet?
Scheuhſtu wa das wilde Tihr?
O du Sonne meines lebens/
Lieb’ ich dich dann ſo vergebens/
Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr?
8 O ihr Hirten jauchzet nicht/
Laſſet die Schalmeten ſchweigen;
Laſſet euer Traur-geticht
Hin biß an die Wolken ſteigen;
Ruffet/ rufft/ (was ſchweiget ihr?)
O du Sonne meines lebens/
Lieb’ ich dich dann ſo vergebens?
Bricht dein Glanz noch nicht herfuͤr?
Das Koͤnigliche Kroͤnungs Feſt ward drey Tage feirlich gehalten/ da unter andern/ ſechs
groſſe Baͤhren mit ſo viel Ochſen kaͤmpffen muſten/ welches eine feine Luſt zu ſehen wahr/
uñ vier Ochſen auch zween Baͤhren das Leben einbuͤſſeten. Die verſamleten Bauren hatten
auch ihre gewoͤhnliche uͤbungen mit dem Steinwurff und dergleichen; unter anderẽ kurz-
weilen hatten ſie eine Gans an einen Quehrbalken bey den Fuͤſſen auffgehenket/ unter wel-
chem ſie mit vollem rennen herjagen/ und nach der Gans greiffen muſten/ da der/ ſo ihr den
Hals abriſſe/ eine Tonne Bier zum Gewin davon brachte. Nach geendigtem ſolchem Feſt
ſchicketen ſich die unſern zur Reiſe/ welche die beyden jungen Koͤniginnen vor allen andern
befoderten/ weil nach ihren jungen Herrlein ihnen ſehnlich verlangete.
Es wird aber Zeit ſeyn/ daß wir dem hoͤchſt betrübten Großfürſtlichen Fraͤulein ein
wenig nachfolgen/ umb ihren elenden Zuſtand anzuſchauen/ welches ohn mitleiden nit
geſchehen kan. Dieſelbe hatte auff ihres getraͤuen Wolfganges emſiges anhalten ſich end-
lich noch erhoben/ und einen ungebahneten Weg/ Leute anzutreffen/ vor ſich genommen/
aber biß eine Stunde vor Abends ſahen ſie keinen Menſchen/ endlich ſtieſſen drey/ dem aͤuſ-
ſerlichen anſehen nach/ erbare alte Maͤnner auff ſie von der linken Seiten her; welche auff
ihre nach frage/ ob in der Naͤhe kein Dorff waͤhre/ zur Antwort gaben; nicht weit von hin-
nen haͤtten ſie in einẽ Flecken ihre Wohnung; ermahneten ſie mitzugehen/ und vertroͤſteten
ſie guter Herberge. Das Fraͤulein ward ihrer Geſelſchaft froh/ und ſagete: O ihr ehrliche
Maͤnner und gute Freunde/ des muͤſſe euch Gott im Himmel lohnen/ daß ihr uns zu rechte
weiſet/ damit wir nicht in dieſer Einoͤde dürffen liegen bleiben; und moͤchte ich wuͤnſchen/
daß euer Flecken nicht gar zu weit waͤhre/ ich werde ſonſt ſchwerlich ſo weit gehen koͤnnen.
Wir werden gar bald dahin gelangen antwortete der eine/ fragete auch darauff/ was vor
Leute
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