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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Leben und Blut vor Euer Liebe Wolfahrt auffopffern würde/ solches doch nicht zuschätzen währe ge-
gen das empfangene Gut/ von Euer Liebe über ihn mit vollen Ströhmen ausgeschüttet. Wir seine
Eltern sind daher Euer Liebe verbunden zu aller Väter- und Mütterlichen Liebe/ welche in der Taht der-
mahleins zuerweisen/ wir das Glük und die Gelegenheit uns von den Göttern wünschen/ und uns vor
unglükselig achten werden/ biß wir dessen einen rechtschaffenen Anfang werden gemacht haben. Neh-
met von uns den Willen an/ herzgeliebete Fr. Tochter/ und versichert euch daß die Versiegelung un-
ser Freude dieses ist/ daß durch Eurer Liebe gewogene Kindliche Freundwilligkeit/ wir auch teil haben
an den Ruhm/ welcher Eure Liebe durch ihren hohen Verdienst weit über alle andere ihres gleichen
setzet. Die von Eurer Liebe meinem Gemahl und Sohn übergeschikte kostbahre Bezeugungen ihrer
Freundwilligkeit und Liebe/ sind allerseits wol eingeliefert und begierig angenommen/ daher man de-
sto weniger zweiffelt/ die geringe Gegenbezeigung einer Mütterlichen Ergebenheit und Brüderlichen
dienstwilligsten Herzen (wo bey unser Väterlicher Wille sich nimmermehr aus schliessen sol)/ werde
hinwiederum mit gleichmässiger Vergnügenheit angenommen werden. Meine werte Fr. Tochter wol-
le nebest ihrem hochberühmten Gemahl und sämtlichen Anverwanten von uns freundlich gegrüsset
seyn/ deren zu aller Väterlichen Mögligkeit wir verbunden sind und bleiben wollen/ als lange wir
leben. Hilderich.

Valiska lase es mit hoher Vergnügung/ und reichete es nachgehends ihrem Her-
kules mit diesen Worten ein: Mein Schaz/ hie gebe Eure Liebe ich zu vernehmen eine son-
derliche Väterliche Gunst und Gnade/ damit unser Gn. Herr Vater der Großmächtigste
Franken König uns zugetahn ist; mehr als in unserm vermögen seyn wird/ es zuverschulden.
Herkules nam es ehrerbietig an/ und in dem ers durchsahe/ erbrach sie auch das andere
von Fürst Markomir geschrieben/ unter dieser Auffschrift: Der Ruhmwirdigsten des Erdbo-
dens/ Großmächtigsten Großfürstin der Teutschen/ Frauen Valiska/ seiner einigen Lebens-Erhal-
terin/ und Vernunft-wiederbringerin/ zu ihrem selbst eigenen unsterblichen Ruhm. Nach Verle-
sung dessen/ sagte sie zu Farabert: Herr Gesanter; wann dieser Brieff mir nicht von so an-
genehmer Hand zukähme/ würde ich ihn zu lesen mich nimmermehr unterstehen/ in Be-
trachtung der gar zu ungebührlichen Benennungen/ welche in der Auffschrift enthalten
sind. Er aber ließ solches unbeantwortet/ und legte sie den Brieff von einander/ welcher
also lautete:

Wann der Himmel selbst/ unvergleichliche Großfürstin und vollig-gewaltsahme Gebieterin
über mein Leben/ mit seinem Donnerschalle außblasen und uns hieniden anmelden wolte/ alle die
Volkommenheit/ welche er selbst eurer Vortreffligkeit mit unermäßlicher fülle mitgeteilet hat/
würde er dannach so wichtig nicht seyn/ es uns Menschen durch einiges ander Mittel/ als ihr seibst
vorzustellen; welches doch meine armfelige Feder abschrecket/ sich dessen zuunternehmen/ was uns al-
len unmöglich fället/ daher ich bloß nur dasselbe zupreisen versuchen wil/ was wir gewesenen Elenden/
nunmehr beglükseligten Menschen von ihrer Erbarmung und Güte gutes begegnet ist. Ihre Strah-
len der innerlichen und äusserlichen Volkommenheit hatten mich am Verstande und Gesundheit ge-
blendet/ und weil ich deren entrahten muste/ machten sie mich einem unvernünftigen Vieh ganz ähn-
lich; biß der helle Gnaden-blik ihrer kräftigen Schrift und das Zeichen eines solchen erbietens/ dessen
ich nicht wert bin/ meine Vernunft durch der Augen Anblik/ wieder zu ihrer Richtigkeit brachten/ und
ich wieder wuste wer ich wahr/ und wer ich seyn solte. Vortreflichste Großfürstin/ einige Wiederbringe-
rin meiner Sinnen/ gönnet bitte ich/ eurem gar zu tief verschuldeten/ daß ihm frey stehen möge/ die-
ses mit vollem Munde zurühmen/ was von ihrer Gnaden Hand er empfangen hat; mehr als alle
Welt ihm nicht hätten mitteilen können/ und lasset ihm gnädig zu/ sich dessen vor dißmahl durch sei-
ne Schrifft/ und erste Mögligkeit mündlich zubedanken/ in solcher untergebener Ehrerbietigkeit/ als

die

Siebendes Buch.
Leben und Blut vor Euer Liebe Wolfahrt auffopffern wuͤrde/ ſolches doch nicht zuſchaͤtzen waͤhre ge-
gen das empfangene Gut/ von Euer Liebe uͤber ihn mit vollen Stroͤhmen ausgeſchuͤttet. Wir ſeine
Eltern ſind daher Euer Liebe verbundē zu aller Vaͤter- und Muͤtterlichen Liebe/ welche in der Taht deꝛ-
mahleins zuerweiſen/ wir das Gluͤk und die Gelegenheit uns von den Goͤttern wuͤnſchen/ und uns vor
ungluͤkſelig achten werden/ biß wir deſſen einen rechtſchaffenen Anfang werden gemacht haben. Neh-
met von uns den Willen an/ herzgeliebete Fr. Tochter/ und verſichert euch daß die Verſiegelung un-
ſer Freude dieſes iſt/ daß durch Eurer Liebe gewogene Kindliche Freundwilligkeit/ wir auch teil habẽ
an den Ruhm/ welcher Eure Liebe durch ihren hohen Verdienſt weit uͤber alle andere ihres gleichen
ſetzet. Die von Eurer Liebe meinem Gemahl und Sohn uͤbergeſchikte koſtbahre Bezeugungen ihrer
Freundwilligkeit und Liebe/ ſind allerſeits wol eingeliefert und begierig angenommen/ daher man de-
ſto weniger zweiffelt/ die geringe Gegenbezeigung einer Muͤtterlichen Ergebenheit und Bruͤderlichen
dienſtwilligſten Herzen (wo bey unſer Vaͤterlicher Wille ſich nimmermehr aus ſchlieſſen ſol)/ werde
hinwiederum mit gleichmaͤſſiger Vergnuͤgenheit angenommen werden. Meine werte Fr. Tochter wol-
le nebeſt ihrem hochberuͤhmten Gemahl und ſaͤmtlichen Anverwanten von uns freundlich gegruͤſſet
ſeyn/ deren zu aller Vaͤterlichen Moͤgligkeit wir verbunden ſind und bleiben wollen/ als lange wir
leben. Hilderich.

Valiſka laſe es mit hoher Vergnuͤgung/ und reichete es nachgehends ihrem Her-
kules mit dieſen Worten ein: Mein Schaz/ hie gebe Eure Liebe ich zu vernehmen eine ſon-
derliche Vaͤterliche Gunſt und Gnade/ damit unſer Gn. Herr Vater der Großmaͤchtigſte
Franken Koͤnig uns zugetahn iſt; mehr als in unſerm vermoͤgẽ ſeyn wird/ es zuverſchuldẽ.
Herkules nam es ehrerbietig an/ und in dem ers durchſahe/ erbrach ſie auch das andere
von Fuͤrſt Markomir geſchrieben/ unter dieſer Auffſchrift: Der Ruhmwirdigſten des Erdbo-
dens/ Großmaͤchtigſten Großfuͤrſtin der Teutſchen/ Frauen Valiſka/ ſeiner einigen Lebens-Erhal-
terin/ und Vernunft-wiederbringerin/ zu ihrem ſelbſt eigenen unſterblichen Ruhm. Nach Verle-
ſung deſſen/ ſagte ſie zu Farabert: Herr Geſanter; wañ dieſer Brieff mir nicht von ſo an-
genehmer Hand zukaͤhme/ wuͤrde ich ihn zu leſen mich nimmermehr unterſtehen/ in Be-
trachtung der gar zu ungebuͤhrlichen Benennungen/ welche in der Auffſchrift enthalten
ſind. Er aber ließ ſolches unbeantwortet/ und legte ſie den Brieff von einander/ welcher
alſo lautete:

Wann der Himmel ſelbſt/ unvergleichliche Großfuͤrſtin und vollig-gewaltſahme Gebieterin
uͤber mein Leben/ mit ſeinem Donnerſchalle außblaſen und uns hieniden anmelden wolte/ alle die
Volkommenheit/ welche er ſelbſt eurer Vortreffligkeit mit unermaͤßlicher fuͤlle mitgeteilet hat/
wuͤrde er dannach ſo wichtig nicht ſeyn/ es uns Menſchen durch einiges ander Mittel/ als ihr ſeibſt
vorzuſtellen; welches doch meine armfelige Feder abſchrecket/ ſich deſſen zuunternehmen/ was uns al-
len unmoͤglich faͤllet/ daher ich bloß nur daſſelbe zupreiſen verſuchen wil/ was wir geweſenen Elenden/
nunmehr begluͤkſeligten Menſchen von ihrer Erbaꝛmung und Guͤte gutes begegnet iſt. Ihre Strah-
len der innerlichen und aͤuſſerlichen Volkommenheit hatten mich am Verſtande und Geſundheit ge-
blendet/ und weil ich deren entrahten muſte/ machten ſie mich einem unvernuͤnftigen Vieh ganz aͤhn-
lich; biß der helle Gnaden-blik ihrer kraͤftigen Schrift und das Zeichen eines ſolchen erbietens/ deſſen
ich nicht wert bin/ meine Vernunft durch der Augen Anblik/ wieder zu ihrer Richtigkeit brachten/ und
ich wieder wuſte wer ich wahr/ uñ wer ich ſeyn ſolte. Vortreflichſte Großfuͤrſtin/ einige Wiederbringe-
rin meiner Sinnen/ goͤnnet bitte ich/ eurem gar zu tief verſchuldeten/ daß ihm frey ſtehen moͤge/ die-
ſes mit vollem Munde zuruͤhmen/ was von ihrer Gnaden Hand er empfangen hat; mehr als alle
Welt ihm nicht haͤtten mitteilen koͤnnen/ und laſſet ihm gnaͤdig zu/ ſich deſſen vor dißmahl durch ſei-
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/674>, abgerufen am 22.11.2024.