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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
vor Krämer ich angebe. Das Fräulein bekam Lust/ sich mit dieser zuzanken/ und sagte: Wz
saget ihr Jungfrau? scheltet ihr meines lieben Mannes Krahm vor einen Bettel? Er hat
ihn trauen nicht zusammen gebettelt/ sondern sein baares Geld davor gegeben/ ob er gleich
wol ehmahls gebettelt hat. Und was habt ihr mir meine redliche Waaren zuverachten/
wollet ihr sie nicht käuffen/ oder mangelt es euch am Gelde/ so lasset mir meine Waaren so
gut sie sind; vielleicht gereuets euch/ dz eure gn. Frau selbst mit mir handelt/ und solches nit
durch euch verrichtet/ daß ihr auch euren Vortel damit hättet spielen können/ wie es dann
bey Fürstlichen Höfen ins gemein zugehet/ daß die grossen Herren viel näher käuffen/ und
gleich vor ihr Geld bekommen würden/ wann sie selbst zu Markte gingen/ oder die Krämer
zu sich foderten. Es entstund ein gemeines Gelächter hierüber/ daß Valiska kaum diese
Worte zu Libussen vor lachen sagen kunte: Sihe/ das schadet dir nicht kanstu nicht andern
Leuten ihre Waaren so gut lassen als sie sind? Diese lief darüber vol Eifer/ und wolte der
Krämer in ihren Frevel verweißlich vorhalten. Aber dieselbe sagte zu ihr: Was habt ihr
mich hieselbst auszuschelten? seyd ihr doch nicht gebietende Frau auff diesem Schlosse/ so
habe ich euch auch meine Waaren nicht feil gebohten/ und sage noch einmahl/ lasset mir
meine Waaren unverachtet; seyd ihr eine junge ädelfrau/ so bin ich eine ehrliche Kräme-
rin; so stehets euch auch nicht fein an/ daß vor dieser Fürstlichen Geselschafft ihr euch so
mausicht machet. Libussa nam ihr den Schimpff so sehr zu herzen/ daß sie kein Wort ant-
worten kunte/ und verdroß sie am meisten/ als sie ihren Leches darüber lachen sahe. Valis-
ka aber sagte zu ihr aus Kurzweil: Laß dir dieses zur Warnung dienen/ und gib dich mit
keinen Krämerinnen mehr in Zank/ sie haben die Zunge noch besser gelernet zugebrauchen
als du. Sie erhohlete sich endlich darauff/ und sagete: Mein lebelang bin ich dergestalt
nicht beschimpffet worden/ und werde Eurer Hocheit Vermahnung ich hernähst wissen in
acht zunehmen. Dabey aber die Krämer in sich stellete/ als hörete sie es nicht/ sondern frag-
te Valisken/ ob sie vor ihres Mannes Waaren ihr kein Geld gönnen wolte. Ich muß wol/
antwortete sie/ wo ich sonst ohn lose Worte gedenke von euch zukommen. Nein/ gn. Jung-
fer/ sagte sie/ so böse bin ich nicht/ daß ich einem Menschen lose Worte geben solte/ der mirs
nicht abhohlete. Wolan/ sagte sie/ so bin ich sicher vor euer Ungnade/ und wil meinem Lieb-
sten und andern anwesenden jungen Herren auch ein Jahrmarkt käuffen; saget mir nur in
der Güte/ was ihr vor die ganze Lade vol haben wollet. Eure Gn. geben was sie wollen/
antwortete sie/ es sind 50 Stücke drinnen/ die kosten uns 80 gute Gulden in Kölln bezahlet/
und wann Eure Gn. wüsten/ was vor Elend/ Noht und Jammer mein Mann auff dieser
Reise erlitten/ sie müste mit ihm weinen. Ach lieber Gott/ sagete die mitleidige Valiska/ dz
ihr alles lachen verging/ es kan wol seyn/ daß euch beyden das tägliche Brod zuerwerben
durch solche Nahrung saur gnug wird/ gab ihr zwo Hände vol Kronen/ und sagte/ sie kön-
te nun in Gottes Nahmen hingehen. Mich deucht/ Eure Gn. geben mir zu viel/ sagte sie/
aber Gott belohne euch das übrige und euer Mitleiden. Wendete sich darauff zu Libussen/
und sagete: Ich bitte euch freundlich/ ädle Frau/ vergebet mirs/ daß ich ein wenig zu heftig
wider euch im Zorn geredet habe/ es ist mir leid/ und wil/ Abtrag zumachen/ euch diesen
Brief vol Nadeln verehren. Libussa hätte sich schier auffs neue geeifert/ wann nicht Leches
ihr einen ernstlichen Wink gegeben hätte/ woraus sie urteilete/ diese müste nur eine verstel-

lete
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Siebendes Buch.
vor Kraͤmer ich angebe. Das Fraͤulein bekam Luſt/ ſich mit dieſer zuzanken/ und ſagte: Wz
ſaget ihr Jungfrau? ſcheltet ihr meines lieben Mannes Krahm voꝛ einen Bettel? Er hat
ihn trauen nicht zuſammen gebettelt/ ſondern ſein baares Geld davor gegeben/ ob er gleich
wol ehmahls gebettelt hat. Und was habt ihr mir meine redliche Waaren zuverachten/
wollet ihr ſie nicht kaͤuffen/ oder mangelt es euch am Gelde/ ſo laſſet mir meine Waaren ſo
gut ſie ſind; vielleicht gereuets euch/ dz eure gn. Frau ſelbſt mit mir handelt/ und ſolches nit
durch euch verrichtet/ daß ihr auch euren Vortel damit haͤttet ſpielen koͤnnen/ wie es dann
bey Fuͤrſtlichen Hoͤfen ins gemein zugehet/ daß die groſſen Herren viel naͤher kaͤuffen/ und
gleich vor ihr Geld bekommen wuͤrden/ wann ſie ſelbſt zu Markte gingen/ oder die Kraͤmer
zu ſich foderten. Es entſtund ein gemeines Gelaͤchter hieruͤber/ daß Valiſka kaum dieſe
Worte zu Libuſſen vor lachen ſagen kunte: Sihe/ das ſchadet dir nicht kanſtu nicht andern
Leuten ihre Waaren ſo gut laſſen als ſie ſind? Dieſe lief daruͤber vol Eifer/ und wolte der
Kraͤmer in ihren Frevel verweißlich vorhalten. Aber dieſelbe ſagte zu ihr: Was habt ihr
mich hieſelbſt auszuſchelten? ſeyd ihr doch nicht gebietende Frau auff dieſem Schloſſe/ ſo
habe ich euch auch meine Waaren nicht feil gebohten/ und ſage noch einmahl/ laſſet mir
meine Waaren unverachtet; ſeyd ihr eine junge aͤdelfrau/ ſo bin ich eine ehrliche Kraͤme-
rin; ſo ſtehets euch auch nicht fein an/ daß vor dieſer Fuͤrſtlichen Geſelſchafft ihr euch ſo
mauſicht machet. Libuſſa nam ihr den Schimpff ſo ſehr zu herzen/ daß ſie kein Wort ant-
worten kunte/ und verdroß ſie am meiſten/ als ſie ihren Leches daruͤber lachen ſahe. Valiſ-
ka aber ſagte zu ihr aus Kurzweil: Laß dir dieſes zur Warnung dienen/ und gib dich mit
keinen Kraͤmerinnen mehr in Zank/ ſie haben die Zunge noch beſſer gelernet zugebrauchen
als du. Sie erhohlete ſich endlich darauff/ und ſagete: Mein lebelang bin ich dergeſtalt
nicht beſchimpffet worden/ und werde Eurer Hocheit Vermahnung ich hernaͤhſt wiſſen in
acht zunehmen. Dabey aber die Kraͤmer in ſich ſtellete/ als hoͤrete ſie es nicht/ ſondern frag-
te Valiſken/ ob ſie vor ihres Mannes Waaren ihr kein Geld goͤnnen wolte. Ich muß wol/
antwortete ſie/ wo ich ſonſt ohn loſe Worte gedenke von euch zukommen. Nein/ gn. Jung-
fer/ ſagte ſie/ ſo boͤſe bin ich nicht/ daß ich einem Menſchen loſe Worte geben ſolte/ der mirs
nicht abhohlete. Wolan/ ſagte ſie/ ſo bin ich ſicher vor euer Ungnade/ und wil meinem Lieb-
ſten und andern anweſenden jungen Herren auch ein Jahrmarkt kaͤuffen; ſaget mir nur in
der Guͤte/ was ihr vor die ganze Lade vol haben wollet. Eure Gn. geben was ſie wollen/
antwortete ſie/ es ſind 50 Stuͤcke drinnen/ die koſten uns 80 gute Gulden in Koͤlln bezahlet/
und wann Eure Gn. wuͤſten/ was vor Elend/ Noht und Jammer mein Mann auff dieſer
Reiſe erlitten/ ſie muͤſte mit ihm weinen. Ach lieber Gott/ ſagete die mitleidige Valiſka/ dz
ihr alles lachen verging/ es kan wol ſeyn/ daß euch beyden das taͤgliche Brod zuerwerben
durch ſolche Nahrung ſaur gnug wird/ gab ihr zwo Haͤnde vol Kronen/ und ſagte/ ſie koͤn-
te nun in Gottes Nahmen hingehen. Mich deucht/ Eure Gn. geben mir zu viel/ ſagte ſie/
aber Gott belohne euch das übrige und euer Mitleiden. Wendete ſich darauff zu Libuſſen/
und ſagete: Ich bitte euch freundlich/ aͤdle Frau/ vergebet mirs/ daß ich ein wenig zu heftig
wider euch im Zorn geredet habe/ es iſt mir leid/ und wil/ Abtrag zumachen/ euch dieſen
Brief vol Nadeln verehren. Libuſſa haͤtte ſich ſchier auffs neue geeifert/ wann nicht Leches
ihr einen ernſtlichen Wink gegeben haͤtte/ woraus ſie urteilete/ dieſe muͤſte nur eine verſtel-

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[693/0699] Siebendes Buch. vor Kraͤmer ich angebe. Das Fraͤulein bekam Luſt/ ſich mit dieſer zuzanken/ und ſagte: Wz ſaget ihr Jungfrau? ſcheltet ihr meines lieben Mannes Krahm voꝛ einen Bettel? Er hat ihn trauen nicht zuſammen gebettelt/ ſondern ſein baares Geld davor gegeben/ ob er gleich wol ehmahls gebettelt hat. Und was habt ihr mir meine redliche Waaren zuverachten/ wollet ihr ſie nicht kaͤuffen/ oder mangelt es euch am Gelde/ ſo laſſet mir meine Waaren ſo gut ſie ſind; vielleicht gereuets euch/ dz eure gn. Frau ſelbſt mit mir handelt/ und ſolches nit durch euch verrichtet/ daß ihr auch euren Vortel damit haͤttet ſpielen koͤnnen/ wie es dann bey Fuͤrſtlichen Hoͤfen ins gemein zugehet/ daß die groſſen Herren viel naͤher kaͤuffen/ und gleich vor ihr Geld bekommen wuͤrden/ wann ſie ſelbſt zu Markte gingen/ oder die Kraͤmer zu ſich foderten. Es entſtund ein gemeines Gelaͤchter hieruͤber/ daß Valiſka kaum dieſe Worte zu Libuſſen vor lachen ſagen kunte: Sihe/ das ſchadet dir nicht kanſtu nicht andern Leuten ihre Waaren ſo gut laſſen als ſie ſind? Dieſe lief daruͤber vol Eifer/ und wolte der Kraͤmer in ihren Frevel verweißlich vorhalten. Aber dieſelbe ſagte zu ihr: Was habt ihr mich hieſelbſt auszuſchelten? ſeyd ihr doch nicht gebietende Frau auff dieſem Schloſſe/ ſo habe ich euch auch meine Waaren nicht feil gebohten/ und ſage noch einmahl/ laſſet mir meine Waaren unverachtet; ſeyd ihr eine junge aͤdelfrau/ ſo bin ich eine ehrliche Kraͤme- rin; ſo ſtehets euch auch nicht fein an/ daß vor dieſer Fuͤrſtlichen Geſelſchafft ihr euch ſo mauſicht machet. Libuſſa nam ihr den Schimpff ſo ſehr zu herzen/ daß ſie kein Wort ant- worten kunte/ und verdroß ſie am meiſten/ als ſie ihren Leches daruͤber lachen ſahe. Valiſ- ka aber ſagte zu ihr aus Kurzweil: Laß dir dieſes zur Warnung dienen/ und gib dich mit keinen Kraͤmerinnen mehr in Zank/ ſie haben die Zunge noch beſſer gelernet zugebrauchen als du. Sie erhohlete ſich endlich darauff/ und ſagete: Mein lebelang bin ich dergeſtalt nicht beſchimpffet worden/ und werde Eurer Hocheit Vermahnung ich hernaͤhſt wiſſen in acht zunehmen. Dabey aber die Kraͤmer in ſich ſtellete/ als hoͤrete ſie es nicht/ ſondern frag- te Valiſken/ ob ſie vor ihres Mannes Waaren ihr kein Geld goͤnnen wolte. Ich muß wol/ antwortete ſie/ wo ich ſonſt ohn loſe Worte gedenke von euch zukommen. Nein/ gn. Jung- fer/ ſagte ſie/ ſo boͤſe bin ich nicht/ daß ich einem Menſchen loſe Worte geben ſolte/ der mirs nicht abhohlete. Wolan/ ſagte ſie/ ſo bin ich ſicher vor euer Ungnade/ und wil meinem Lieb- ſten und andern anweſenden jungen Herren auch ein Jahrmarkt kaͤuffen; ſaget mir nur in der Guͤte/ was ihr vor die ganze Lade vol haben wollet. Eure Gn. geben was ſie wollen/ antwortete ſie/ es ſind 50 Stuͤcke drinnen/ die koſten uns 80 gute Gulden in Koͤlln bezahlet/ und wann Eure Gn. wuͤſten/ was vor Elend/ Noht und Jammer mein Mann auff dieſer Reiſe erlitten/ ſie muͤſte mit ihm weinen. Ach lieber Gott/ ſagete die mitleidige Valiſka/ dz ihr alles lachen verging/ es kan wol ſeyn/ daß euch beyden das taͤgliche Brod zuerwerben durch ſolche Nahrung ſaur gnug wird/ gab ihr zwo Haͤnde vol Kronen/ und ſagte/ ſie koͤn- te nun in Gottes Nahmen hingehen. Mich deucht/ Eure Gn. geben mir zu viel/ ſagte ſie/ aber Gott belohne euch das übrige und euer Mitleiden. Wendete ſich darauff zu Libuſſen/ und ſagete: Ich bitte euch freundlich/ aͤdle Frau/ vergebet mirs/ daß ich ein wenig zu heftig wider euch im Zorn geredet habe/ es iſt mir leid/ und wil/ Abtrag zumachen/ euch dieſen Brief vol Nadeln verehren. Libuſſa haͤtte ſich ſchier auffs neue geeifert/ wann nicht Leches ihr einen ernſtlichen Wink gegeben haͤtte/ woraus ſie urteilete/ dieſe muͤſte nur eine verſtel- lete ſ ſ ſ ſ iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/699>, abgerufen am 22.11.2024.