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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
zugeben schon fertig wahr; aber Leches verhinderte sie daran/ welcher vor den Tisch trat/
und untertähnigst umb Verzeihung baht/ daß er nicht unterlassen dürffte/ ihren Hocheiten
und Durchll. anzumelden/ was gestalt eine fliegende Zeitung durch die Stad erschollen
währe/ die wenig gutes nach sich führete. Ladisla fiel ihm in die Rede/ und sagete: Was
vor Unglük sträuet uns dann nun der leidige Teufel zwischen unsere Christliche Fröligkeit?
Ich gedachte wol/ er würde uns dieselbe nicht lange ungestöret lassen; ists aber ein schlim-
meres/ als welches er hinte auff dem Wahle gestifftet hat? Solches mag wol ein Zeichen
eines viel schädlichern gewesen seyn/ antwortete er; massen über die 20 Menschen in gros-
ser Angst zum Osten Tohre herein gelauffen sind/ mit vermelden/ es seyn die Pannonier
mit unsäglicher Macht ins Land gefallen/ und verwüsten alles vor sich her als eine über-
schwemmende Sündfluht/ so daß sie weder Menschen noch Vieh/ weder Städte noch
Dörffer/ weder Acker noch der fruchtbahren Bäume schonen. Ist dem also/ sagte Herku-
les/ so befürchte ich ein grosses Blutbad/ und schwere Landesverwüstung; dann es wird
König Mnata seinen Bato/ Pines/ und was er sonst finden kan/ zurächen suchen. Doch
dem Allerhöchsten sey herzlich Dank gesaget/ daß er unser Wiederkunfft von dem Wendi-
schen Kriege erwartet hat/ dann sonst würde er alles übern hauffen geworffen haben. Das
Fürstliche Frauenzimmer entsetzete sich darüber/ daß ihnen alle Lust zur Speise verging/
und weil das Geschrey sich in wenig Stunden hefftig vermehrete/ muste Neda mit etlichen
Teutschen/ Ekharden folgen/ umb/ so viel Reuter und Fußvolk/ als in der Eile möglich
seyn würde/ herüber zuschaffen/ und sie reicher Beute zuvertrösten. Diese jageten eilend
fort/ und erreicheten jenen mit seiner Geselschafft an den Grenzen/ gaben ihm den König-
lichen Befehl/ und kehreten wieder umb nach Prag/ da sie 9000 Teutsche Reuter mit sich
nahmen/ auch von darab biß an Prag alle wehrhaffte junge Manschafft mit ihren Waffen
auffbohten. Umb Prage her geschahe desgleichen/ von Leches/ Prinsla/ Neklam und ande-
ren. Herkules freuete sich seiner Teutschen/ Friesen und Wenden/ 34000 stark/ zu welchen
sich 14000 Böhmen tahten/ und unter Baldrich und Siegward noch desselben Tages
fortgingen/ denen ernstlich eingebunden ward/ nichts hauptsachliches wider den Feind
vorzunehmen/ noch durch ihre bekante List sich in Gefahr locken zulassen. Ich wundere
mich dieses überfals nicht sagete Herkules/ sondern vielmehr/ daß er sich nicht zeitiger ge-
reget hat/ weil mir stets vorgestanden/ daß der Kampff wider Pines vor Padua angefan-
gen/ sich in Böhmen würde endigen munssen; woran er dann gar nicht irrete; Dann weil
König Mnata und seine Stände nicht allein jensmahls von den zurük kommen den Die-
nern vernommen hatten/ was gestalt der Teutsche Großfürst Herkules nebest König La-
disla und andere mehr wider ihre Gesanten vor Padua gestritten/ und sie erlegt hätten/ sondern
auch wusten/ dz ihre streiffende Schaaren zu unterschiedlichen mahlen von den unsern zurük
geschlagen waren/ wolten die Pannonier solchen Schimpff und Schaden nicht länger auf
sich ersitzen noch ungerochen lassen; damit aber alles mit Raht und vorsichtigkeit angefan-
gen würde/ stellete ihr König eine Reichsversamlung an/ und solches auff unablässiges ge-
trieb seines Stathalters Dropion/ des verwägenen Pines und Bato dritten Bruders/
welcher ein unber aus Mannfester und hochmühtiger Mensch wahr/ und nicht geringere Ge-
walt im Königreiche als Mnata selbst hatte. So bald die gesamten Landstände beyeinan-

der

Achtes Buch.
zugeben ſchon fertig wahr; aber Leches verhinderte ſie daran/ welcher vor den Tiſch trat/
und untertaͤhnigſt umb Verzeihung baht/ daß er nicht unterlaſſen duͤrffte/ ihren Hocheiten
und Durchll. anzumelden/ was geſtalt eine fliegende Zeitung durch die Stad erſchollen
waͤhre/ die wenig gutes nach ſich fuͤhrete. Ladiſla fiel ihm in die Rede/ und ſagete: Was
vor Ungluͤk ſtraͤuet uns dann nun der leidige Teufel zwiſchen unſere Chriſtliche Froͤligkeit?
Ich gedachte wol/ er wuͤrde uns dieſelbe nicht lange ungeſtoͤret laſſen; iſts aber ein ſchlim-
meres/ als welches er hinte auff dem Wahle geſtifftet hat? Solches mag wol ein Zeichen
eines viel ſchaͤdlichern geweſen ſeyn/ antwortete er; maſſen uͤber die 20 Menſchen in groſ-
ſer Angſt zum Oſten Tohre herein gelauffen ſind/ mit vermelden/ es ſeyn die Pannonier
mit unſaͤglicher Macht ins Land gefallen/ und verwuͤſten alles vor ſich her als eine uͤber-
ſchwemmende Suͤndfluht/ ſo daß ſie weder Menſchen noch Vieh/ weder Staͤdte noch
Doͤrffer/ weder Acker noch der fruchtbahren Baͤume ſchonen. Iſt dem alſo/ ſagte Herku-
les/ ſo befuͤrchte ich ein groſſes Blutbad/ und ſchwere Landesverwuͤſtung; dann es wird
Koͤnig Mnata ſeinen Bato/ Pines/ und was er ſonſt finden kan/ zuraͤchen ſuchen. Doch
dem Allerhoͤchſten ſey herzlich Dank geſaget/ daß er unſer Wiederkunfft von dem Wendi-
ſchen Kriege erwartet hat/ dann ſonſt wuͤrde er alles uͤbeꝛn hauffen geworffen haben. Das
Fuͤrſtliche Frauenzimmer entſetzete ſich daruͤber/ daß ihnen alle Luſt zur Speiſe verging/
und weil das Geſchrey ſich in wenig Stunden hefftig vermehrete/ muſte Neda mit etlichẽ
Teutſchen/ Ekharden folgen/ umb/ ſo viel Reuter und Fußvolk/ als in der Eile moͤglich
ſeyn wuͤrde/ heruͤber zuſchaffen/ und ſie reicher Beute zuvertroͤſten. Dieſe jageten eilend
fort/ und erreicheten jenen mit ſeiner Geſelſchafft an den Grenzen/ gaben ihm den Koͤnig-
lichen Befehl/ und kehreten wieder umb nach Prag/ da ſie 9000 Teutſche Reuter mit ſich
nahmen/ auch von darab biß an Prag alle wehrhaffte junge Manſchafft mit ihren Waffen
auffbohten. Umb Prage her geſchahe desgleichen/ von Leches/ Prinſla/ Neklam und ande-
ren. Herkules freuete ſich ſeiner Teutſchen/ Frieſen und Wenden/ 34000 ſtark/ zu welchen
ſich 14000 Boͤhmen tahten/ und unter Baldrich und Siegward noch deſſelben Tages
fortgingen/ denen ernſtlich eingebunden ward/ nichts hauptſachliches wider den Feind
vorzunehmen/ noch durch ihre bekante Liſt ſich in Gefahr locken zulaſſen. Ich wundere
mich dieſes uͤberfals nicht ſagete Herkules/ ſondern vielmehr/ daß er ſich nicht zeitiger ge-
reget hat/ weil mir ſtets vorgeſtanden/ daß der Kampff wider Pines vor Padua angefan-
gen/ ſich in Boͤhmen würde endigen mūſſen; woran er dann gar nicht irrete; Dann weil
Koͤnig Mnata und ſeine Staͤnde nicht allein jensmahls von den zuruͤk kommen den Die-
nern vernommen hatten/ was geſtalt der Teutſche Großfuͤrſt Herkules nebeſt Koͤnig La-
diſla und andere mehr wider ihre Geſantẽ vor Padua geſtrittẽ/ uñ ſie erlegt haͤttẽ/ ſondern
auch wuſten/ dz ihre ſtreiffende Schaaren zu unterſchiedlichẽ mahlẽ von den unſern zuruͤk
geſchlagen waren/ wolten die Pannonier ſolchen Schimpff und Schaden nicht laͤnger auf
ſich erſitzen noch ungerochen laſſen; damit aber alles mit Raht und vorſichtigkeit angefan-
gen wuͤrde/ ſtellete ihr Koͤnig eine Reichsverſamlung an/ und ſolches auff unablaͤſſiges ge-
trieb ſeines Stathalters Dropion/ des verwaͤgenen Pines und Bato dritten Bruders/
welcher ein ũber aus Mañfeſter und hochmuͤhtiger Menſch wahr/ und nicht geringere Ge-
walt im Koͤnigreiche als Mnata ſelbſt hatte. So bald die geſamten Landſtaͤnde beyeinan-

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[711/0717] Achtes Buch. zugeben ſchon fertig wahr; aber Leches verhinderte ſie daran/ welcher vor den Tiſch trat/ und untertaͤhnigſt umb Verzeihung baht/ daß er nicht unterlaſſen duͤrffte/ ihren Hocheiten und Durchll. anzumelden/ was geſtalt eine fliegende Zeitung durch die Stad erſchollen waͤhre/ die wenig gutes nach ſich fuͤhrete. Ladiſla fiel ihm in die Rede/ und ſagete: Was vor Ungluͤk ſtraͤuet uns dann nun der leidige Teufel zwiſchen unſere Chriſtliche Froͤligkeit? Ich gedachte wol/ er wuͤrde uns dieſelbe nicht lange ungeſtoͤret laſſen; iſts aber ein ſchlim- meres/ als welches er hinte auff dem Wahle geſtifftet hat? Solches mag wol ein Zeichen eines viel ſchaͤdlichern geweſen ſeyn/ antwortete er; maſſen uͤber die 20 Menſchen in groſ- ſer Angſt zum Oſten Tohre herein gelauffen ſind/ mit vermelden/ es ſeyn die Pannonier mit unſaͤglicher Macht ins Land gefallen/ und verwuͤſten alles vor ſich her als eine uͤber- ſchwemmende Suͤndfluht/ ſo daß ſie weder Menſchen noch Vieh/ weder Staͤdte noch Doͤrffer/ weder Acker noch der fruchtbahren Baͤume ſchonen. Iſt dem alſo/ ſagte Herku- les/ ſo befuͤrchte ich ein groſſes Blutbad/ und ſchwere Landesverwuͤſtung; dann es wird Koͤnig Mnata ſeinen Bato/ Pines/ und was er ſonſt finden kan/ zuraͤchen ſuchen. Doch dem Allerhoͤchſten ſey herzlich Dank geſaget/ daß er unſer Wiederkunfft von dem Wendi- ſchen Kriege erwartet hat/ dann ſonſt wuͤrde er alles uͤbeꝛn hauffen geworffen haben. Das Fuͤrſtliche Frauenzimmer entſetzete ſich daruͤber/ daß ihnen alle Luſt zur Speiſe verging/ und weil das Geſchrey ſich in wenig Stunden hefftig vermehrete/ muſte Neda mit etlichẽ Teutſchen/ Ekharden folgen/ umb/ ſo viel Reuter und Fußvolk/ als in der Eile moͤglich ſeyn wuͤrde/ heruͤber zuſchaffen/ und ſie reicher Beute zuvertroͤſten. Dieſe jageten eilend fort/ und erreicheten jenen mit ſeiner Geſelſchafft an den Grenzen/ gaben ihm den Koͤnig- lichen Befehl/ und kehreten wieder umb nach Prag/ da ſie 9000 Teutſche Reuter mit ſich nahmen/ auch von darab biß an Prag alle wehrhaffte junge Manſchafft mit ihren Waffen auffbohten. Umb Prage her geſchahe desgleichen/ von Leches/ Prinſla/ Neklam und ande- ren. Herkules freuete ſich ſeiner Teutſchen/ Frieſen und Wenden/ 34000 ſtark/ zu welchen ſich 14000 Boͤhmen tahten/ und unter Baldrich und Siegward noch deſſelben Tages fortgingen/ denen ernſtlich eingebunden ward/ nichts hauptſachliches wider den Feind vorzunehmen/ noch durch ihre bekante Liſt ſich in Gefahr locken zulaſſen. Ich wundere mich dieſes uͤberfals nicht ſagete Herkules/ ſondern vielmehr/ daß er ſich nicht zeitiger ge- reget hat/ weil mir ſtets vorgeſtanden/ daß der Kampff wider Pines vor Padua angefan- gen/ ſich in Boͤhmen würde endigen mūſſen; woran er dann gar nicht irrete; Dann weil Koͤnig Mnata und ſeine Staͤnde nicht allein jensmahls von den zuruͤk kommen den Die- nern vernommen hatten/ was geſtalt der Teutſche Großfuͤrſt Herkules nebeſt Koͤnig La- diſla und andere mehr wider ihre Geſantẽ vor Padua geſtrittẽ/ uñ ſie erlegt haͤttẽ/ ſondern auch wuſten/ dz ihre ſtreiffende Schaaren zu unterſchiedlichẽ mahlẽ von den unſern zuruͤk geſchlagen waren/ wolten die Pannonier ſolchen Schimpff und Schaden nicht laͤnger auf ſich erſitzen noch ungerochen laſſen; damit aber alles mit Raht und vorſichtigkeit angefan- gen wuͤrde/ ſtellete ihr Koͤnig eine Reichsverſamlung an/ und ſolches auff unablaͤſſiges ge- trieb ſeines Stathalters Dropion/ des verwaͤgenen Pines und Bato dritten Bruders/ welcher ein ũber aus Mañfeſter und hochmuͤhtiger Menſch wahr/ und nicht geringere Ge- walt im Koͤnigreiche als Mnata ſelbſt hatte. So bald die geſamten Landſtaͤnde beyeinan- der

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/717>, abgerufen am 22.11.2024.