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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
Mastyes/ der vierde Agiß/ der fünfte Pyrechmes heissen/ und so fort an/ wie viel ihnen der
hohen Pannonischen Häupter bekant wahren. Aber auff euer begehretes/ ihr grossen Hel-
den/ zukommen/ so haben die verlauffene Bauren hin und wieder ein grosses Geschrey ge-
macht/ als ob euer Heer wol 100000 Mann stark währe/ welches man ihnen doch nicht
gläuben kan/ und ich/ dem Himmel sey dank/ ein übriges befinde. Der junge Bömische
König/ und etliche seiner Anverwanden sind nicht von schlechter Verwägenheit/ aber den
Krieg dieser Landesart verstehen sie nicht; so hat eure Weltkündige grosse Macht ihnen
solche Furcht und Schrecken eingejaget/ daß sie sich ihres Lebens erwogen/ massen sie wol
sehen/ wie es ihnen endlich ergehen werde; jedoch umb einen Versuch zutuhn haben sie
bey die 50000 Bauren zusammen geraffet/ wobey sich etwa vier oder fünff und zwanzig
tausend Teutsche/ Friesische/ und Wendische zimlich geübete Kriegsleute befinden; der
vorgedachten aber kaum der fünffte Teil auff Kriegerisch bewehret ist/ und der zehnde mit
Waffen nicht umzugehen weiß/ weil alle Trill- und übunge viel Jahr lang stille gelegen sind;
Wollen nun meine Herren eine Anzahl Affter Reuter sehen/ wie dieselben mit Mistgabeln/
Schweine Spiessen/ Häuvorken und dergleichen musterischem Baurgerähtlein auffge-
zogen kommen/ ob wolten sie auf die Wolffes Jagt reiten (dann an Pferden mangelts ih-
nen nicht/ wiewol die meisten ungesattelt sind) mögen sie etwa eine gute Meile förder zihen.
Das gestrige Glük hat sie etwas muhtig gemacht/ aber ihre drey Führer (kan nicht eigent-
lich erfahren/ ob ihr König/ wie ich gänzlich davor halte/ mit darunter gewesensey) sind
gleichwol dergestalt geputzet/ daß sie des Bettes wol eine geraume Zeit werden hüten müs-
sen. Die Völker liegen in ihrem Lager ganz sicher; dann sie haben so viel Erde umb sich
hergeworffen/ daß sie meinen/ wer zu ihnen kommen wolle/ müsse zuvor Flügel erborgen.
Meine Schwacheit lässet mich nicht mehr reden; lieber erbarmet euch eures unglüklichen
geträuen Landsmannes/ gebet ihm Pflaster auff seine Wunden/ und erwartet hernach/ wz
vor Dienste er euch zuleisten kündig sey. Hierauf ließ er etliche Trähnen fallen/ und sagete:
O mein allerliebstes und einiges Söhnlein/ hätte ich dich nur bey mir/ deine Mutter/ die
Böhmische Sau/ möchte daheime immerhin grunzen; aber bleibestu mir/ O mein aller-
liebster Mnata (diesen meines angebohrnen Königes Nahmen habe ich ihm aus sonder-
licher Anmuhtigkeit gegeben) bleibestu mir zurük/ so wil und begehre ich nicht eine Stun-
de zuleben. Schwieg hlemit stille/ und stellete sich gnug ohmächtig an. Die Pannonier hö-
reten ihm dergestalt ins Maul/ als währe er ihnen von Gott als ein Engel vom Himmel
zugeschicket/ liessen ihn fleissig verbinden/ und zeigeten Dropion alles an/ welcher mit Py-
rechmes selbst zu ihm ging/ und zu ihm sagete: Guter Geselle/ wie gehets in eurem Lager
zu? Dieser gab zur Antwort: Großmächtiger und Unüberwindlicher Herr Ober Stat-
halter; als es pfleget zugehen/ da Bauren und Adelleute eine Geselschafft machen; und
kan wol bezeugen/ daß der hohe und teure Nahme/ Dropion/ von ihrer vielen als ein Don-
ner angehöret wird. Dieser ließ ihm solche hohe Ehren-benennung sehr wol gefallen/ und
sagte: Du hast deinem Glük wol zudanken/ daß du auff solche weise gerettet bist; gab ihm
etliche hundert Kronen/ und stellete ihm frey/ wieder nach Böhmen zureiten/ sein Söhn-
lein abzuhohlen/ und inzwischen der Böhmen Macht und Anschläge sich zuerkunden/ in-
sonderheit/ ob sie auch nach Teutschland umb Hülffe geschicket hätten. Allergnädigster

Herr/
z z z z ij

Achtes Buch.
Maſtyes/ der vierde Agiß/ der fuͤnfte Pyrechmes heiſſen/ und ſo fort an/ wie viel ihnen der
hohen Pañoniſchen Haͤupter bekant wahren. Aber auff euer begehretes/ ihr groſſen Hel-
den/ zukommen/ ſo haben die verlauffene Bauren hin und wieder ein groſſes Geſchrey ge-
macht/ als ob euer Heer wol 100000 Mann ſtark waͤhre/ welches man ihnen doch nicht
glaͤuben kan/ und ich/ dem Himmel ſey dank/ ein uͤbriges befinde. Der junge Boͤmiſche
Koͤnig/ und etliche ſeiner Anverwanden ſind nicht von ſchlechter Verwaͤgenheit/ aber den
Krieg dieſer Landesart verſtehen ſie nicht; ſo hat eure Weltkuͤndige groſſe Macht ihnen
ſolche Furcht und Schrecken eingejaget/ daß ſie ſich ihres Lebens erwogen/ maſſen ſie wol
ſehen/ wie es ihnen endlich ergehen werde; jedoch umb einen Verſuch zutuhn haben ſie
bey die 50000 Bauren zuſammen geraffet/ wobey ſich etwa vier oder fuͤnff und zwanzig
tauſend Teutſche/ Frieſiſche/ und Wendiſche zimlich geuͤbete Kriegsleute befinden; der
vorgedachten aber kaum der fünffte Teil auff Kriegeriſch bewehret iſt/ und der zehnde mit
Waffen nicht umzugehen weiß/ weil alle Trill- und uͤbunge viel Jahr lang ſtille gelegẽ ſind;
Wollen nun meine Herren eine Anzahl Affter Reuter ſehen/ wie dieſelben mit Miſtgabeln/
Schweine Spieſſen/ Haͤuvorken und dergleichen muſteriſchem Baurgeraͤhtlein auffge-
zogen kommen/ ob wolten ſie auf die Wolffes Jagt reiten (dann an Pferden mangelts ih-
nen nicht/ wiewol die meiſten ungeſattelt ſind) moͤgen ſie etwa eine gute Meile foͤrder zihẽ.
Das geſtrige Gluͤk hat ſie etwas muhtig gemacht/ aber ihre drey Fuͤhrer (kan nicht eigent-
lich erfahren/ ob ihr Koͤnig/ wie ich gaͤnzlich davor halte/ mit darunter geweſenſey) ſind
gleichwol dergeſtalt geputzet/ daß ſie des Bettes wol eine geraume Zeit werden huͤten muͤſ-
ſen. Die Voͤlker liegen in ihrem Lager ganz ſicher; dann ſie haben ſo viel Erde umb ſich
hergeworffen/ daß ſie meinen/ wer zu ihnen kommen wolle/ muͤſſe zuvor Fluͤgel erborgen.
Meine Schwacheit laͤſſet mich nicht mehr reden; lieber erbarmet euch eures ungluͤklichen
getraͤuen Landsmannes/ gebet ihm Pflaſter auff ſeine Wunden/ und erwartet hernach/ wz
vor Dienſte er euch zuleiſten kuͤndig ſey. Hierauf ließ er etliche Traͤhnen fallen/ und ſagete:
O mein allerliebſtes und einiges Soͤhnlein/ haͤtte ich dich nur bey mir/ deine Mutter/ die
Boͤhmiſche Sau/ moͤchte daheime immerhin grunzen; aber bleibeſtu mir/ O mein aller-
liebſter Mnata (dieſen meines angebohrnen Koͤniges Nahmen habe ich ihm aus ſonder-
licher Anmuhtigkeit gegeben) bleibeſtu mir zuruͤk/ ſo wil und begehre ich nicht eine Stun-
de zuleben. Schwieg hlemit ſtille/ und ſtellete ſich gnug ohmaͤchtig an. Die Pannonier hoͤ-
reten ihm dergeſtalt ins Maul/ als waͤhre er ihnen von Gott als ein Engel vom Himmel
zugeſchicket/ lieſſen ihn fleiſſig verbinden/ und zeigeten Dropion alles an/ welcher mit Py-
rechmes ſelbſt zu ihm ging/ und zu ihm ſagete: Guter Geſelle/ wie gehets in eurem Lager
zu? Dieſer gab zur Antwort: Großmaͤchtiger und Unuͤberwindlicher Herr Ober Stat-
halter; als es pfleget zugehen/ da Bauren und Adelleute eine Geſelſchafft machen; und
kan wol bezeugen/ daß der hohe und teure Nahme/ Dropion/ von ihrer vielen als ein Don-
ner angehoͤret wird. Dieſer ließ ihm ſolche hohe Ehren-benennung ſehr wol gefallen/ und
ſagte: Du haſt deinem Gluͤk wol zudanken/ daß du auff ſolche weiſe gerettet biſt; gab ihm
etliche hundert Kronen/ und ſtellete ihm frey/ wieder nach Boͤhmen zureiten/ ſein Soͤhn-
lein abzuhohlen/ und inzwiſchen der Boͤhmen Macht und Anſchlaͤge ſich zuerkunden/ in-
ſonderheit/ ob ſie auch nach Teutſchland umb Huͤlffe geſchicket haͤtten. Allergnaͤdigſter

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[731/0737] Achtes Buch. Maſtyes/ der vierde Agiß/ der fuͤnfte Pyrechmes heiſſen/ und ſo fort an/ wie viel ihnen der hohen Pañoniſchen Haͤupter bekant wahren. Aber auff euer begehretes/ ihr groſſen Hel- den/ zukommen/ ſo haben die verlauffene Bauren hin und wieder ein groſſes Geſchrey ge- macht/ als ob euer Heer wol 100000 Mann ſtark waͤhre/ welches man ihnen doch nicht glaͤuben kan/ und ich/ dem Himmel ſey dank/ ein uͤbriges befinde. Der junge Boͤmiſche Koͤnig/ und etliche ſeiner Anverwanden ſind nicht von ſchlechter Verwaͤgenheit/ aber den Krieg dieſer Landesart verſtehen ſie nicht; ſo hat eure Weltkuͤndige groſſe Macht ihnen ſolche Furcht und Schrecken eingejaget/ daß ſie ſich ihres Lebens erwogen/ maſſen ſie wol ſehen/ wie es ihnen endlich ergehen werde; jedoch umb einen Verſuch zutuhn haben ſie bey die 50000 Bauren zuſammen geraffet/ wobey ſich etwa vier oder fuͤnff und zwanzig tauſend Teutſche/ Frieſiſche/ und Wendiſche zimlich geuͤbete Kriegsleute befinden; der vorgedachten aber kaum der fünffte Teil auff Kriegeriſch bewehret iſt/ und der zehnde mit Waffen nicht umzugehen weiß/ weil alle Trill- und uͤbunge viel Jahr lang ſtille gelegẽ ſind; Wollen nun meine Herren eine Anzahl Affter Reuter ſehen/ wie dieſelben mit Miſtgabeln/ Schweine Spieſſen/ Haͤuvorken und dergleichen muſteriſchem Baurgeraͤhtlein auffge- zogen kommen/ ob wolten ſie auf die Wolffes Jagt reiten (dann an Pferden mangelts ih- nen nicht/ wiewol die meiſten ungeſattelt ſind) moͤgen ſie etwa eine gute Meile foͤrder zihẽ. Das geſtrige Gluͤk hat ſie etwas muhtig gemacht/ aber ihre drey Fuͤhrer (kan nicht eigent- lich erfahren/ ob ihr Koͤnig/ wie ich gaͤnzlich davor halte/ mit darunter geweſenſey) ſind gleichwol dergeſtalt geputzet/ daß ſie des Bettes wol eine geraume Zeit werden huͤten muͤſ- ſen. Die Voͤlker liegen in ihrem Lager ganz ſicher; dann ſie haben ſo viel Erde umb ſich hergeworffen/ daß ſie meinen/ wer zu ihnen kommen wolle/ muͤſſe zuvor Fluͤgel erborgen. Meine Schwacheit laͤſſet mich nicht mehr reden; lieber erbarmet euch eures ungluͤklichen getraͤuen Landsmannes/ gebet ihm Pflaſter auff ſeine Wunden/ und erwartet hernach/ wz vor Dienſte er euch zuleiſten kuͤndig ſey. Hierauf ließ er etliche Traͤhnen fallen/ und ſagete: O mein allerliebſtes und einiges Soͤhnlein/ haͤtte ich dich nur bey mir/ deine Mutter/ die Boͤhmiſche Sau/ moͤchte daheime immerhin grunzen; aber bleibeſtu mir/ O mein aller- liebſter Mnata (dieſen meines angebohrnen Koͤniges Nahmen habe ich ihm aus ſonder- licher Anmuhtigkeit gegeben) bleibeſtu mir zuruͤk/ ſo wil und begehre ich nicht eine Stun- de zuleben. Schwieg hlemit ſtille/ und ſtellete ſich gnug ohmaͤchtig an. Die Pannonier hoͤ- reten ihm dergeſtalt ins Maul/ als waͤhre er ihnen von Gott als ein Engel vom Himmel zugeſchicket/ lieſſen ihn fleiſſig verbinden/ und zeigeten Dropion alles an/ welcher mit Py- rechmes ſelbſt zu ihm ging/ und zu ihm ſagete: Guter Geſelle/ wie gehets in eurem Lager zu? Dieſer gab zur Antwort: Großmaͤchtiger und Unuͤberwindlicher Herr Ober Stat- halter; als es pfleget zugehen/ da Bauren und Adelleute eine Geſelſchafft machen; und kan wol bezeugen/ daß der hohe und teure Nahme/ Dropion/ von ihrer vielen als ein Don- ner angehoͤret wird. Dieſer ließ ihm ſolche hohe Ehren-benennung ſehr wol gefallen/ und ſagte: Du haſt deinem Gluͤk wol zudanken/ daß du auff ſolche weiſe gerettet biſt; gab ihm etliche hundert Kronen/ und ſtellete ihm frey/ wieder nach Boͤhmen zureiten/ ſein Soͤhn- lein abzuhohlen/ und inzwiſchen der Boͤhmen Macht und Anſchlaͤge ſich zuerkunden/ in- ſonderheit/ ob ſie auch nach Teutſchland umb Huͤlffe geſchicket haͤtten. Allergnaͤdigſter Herr/ z z z z ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/737>, abgerufen am 22.11.2024.