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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
gute Anzahl wolgeübete Teutsche wahren/ aber die Reuterey stellete er auswendig zu bey-
den Seiten hinter die Hügel und das Gehölze/ daß sie von den Feinden nicht kunten gese-
hen werden/ und nam ihm gänzlich vor/ in dreyen Tagen nicht zuschlagen/ weil die Gefan-
gene einhellig bekenneten/ daß in ihrem ganzen Heer kein undüchtiger oder ungeübeter
Mann währe/ und ihnen schon begunte an Speise abzugehen/ wozu dieses kam/ daß er La-
disla mit mehren Völkern vermuhten wahr. Das Pannonische Heer/ da sie die erhenketen
Häuptleute antraffen/ wolten an ihres Gefangenen Aussage und Träue weiter nicht zwei-
feln/ und weil die angeknüpffete alle hohes Adels wahren/ und der vornehmsten Obristen
nahe Anverwanten/ liessen sie sich verlauten/ sie wolten den Böhmischen König mit seinem
ganzen Adel gleich also erhöhen. Mit diesem Troz gingen sie fort/ nicht als zur Schlacht/
sondern/ ob solten sie gebundene arme Sünder/ wie die Scharff Richter/ ohn Gegenwehr
niderhauen. Weil es aber zu späte wahr/ einen Sturm oder Schlacht zuwagen/ lagerten
sie sich eine halbe Meile von den unsern ins offene Feld zwischen ihre Wagenburg/ und
liessen ihr gerichtetes Lager hinter sich mit 6000 Mann besetzet. Herkules bekam Zeitung
von ihrer nahen Anwesenheit/ wolte sich aber nicht an ihnen reiben/ dann seine Ausspeher
befunden/ daß sie sehr gute Wache hielten. Obgedachte neun Handwerks Gesellen hatten
sich in drey gleiche Geselschafften getheilet/ und wolte eine von der andern nichts wissen/
lieffen auff unterschiedlichen Wegen nach des Feindes hinterstem Lager/ und gaben sich
nach einander an/ sie währen Pannonische Handwerkspursche/ hätten teils in Böhmen/
teils in Teutsch- und Wendland gearbeitet/ und nicht ohn grosse Gefahr ihr Leben geret-
tet/ weil man sie wegen ihrer Landsleute ermorden wollen; begehreten Dienste/ und lies-
sen sich von dem Obristen der Besatzung einschreiben/ wiewol alle mit falschen Nahmen;
welcher ihnen Gewehr austeilen ließ/ und ihnen frey stellete/ ob sie lieber vor oder nach
Mitternacht wachen wolten. Diese ihrem Anschlage nach/ teileten sich durch alle Nacht-
Stunden/ damit es ihnen ja nicht fehlen solte; Ein jeder hatte sein Feurzeug und Zunder
bey sich/ und wahren bereit/ entweder ihrem Versprechen nachzukommen/ oder vor das
Vaterland zusterben; doch gingen sie behut sam/ legeten sich hinter etliche Strohhütten/
als wolten sie ruhen/ und stecketen den Zunder behende hinein/ daß niemand des gewahr
ward/ dann die Hütten wahren mehrenteils ledig/ insonderheit mitten im Lager/ da
sie das Feur eingeleget hatten/ daß in kurzer Zeit eine grosse Brunst auffging/ ehe ein
Mensch herzu lauffen und das Feur löschen kunte; Und als die Flammen hin und wieder
das Stroh erreicheten/ stund das Lager in vollem Feur/ ehe man sichs versahe/ daß die
Kriegsleute mit samt dem Troß hinaus zulauffen gezwungen wurden/ und die Uhrheber un-
vermerket und in guter Sicherheit davon strichen. Beyde Kriegsheere kunten den Brand
eigenlich sehen/ und freueten sich die unsern des glüklichen Fortganges nit wenig/ die Fein-
de aber gerieten in grosse Furcht/ meineten anfangs/ es würden die Böhmen das ledige
Lager angefallen und gestürmet haben/ daher sie sich in Ordnung stelleten/ ob sie etwa wür-
den angegriffen werden/ wie dann Leches gerne eine Schanze gewaget hätte/ aber wegen
hartes verbohts sich nicht regen durfte. Der Feind ward des Unfalles sehr bestürtzet/ dann
alle ihre Zelten/ die sie mit sich geführet/ samt aller Speise und anderem Voraht wahren
samt den mehrenteil Wagen aufgebrennet/ daß nichts mehr zufressen vor das Heer übrig

wahr;
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Achtes Buch.
gute Anzahl wolgeuͤbete Teutſche wahren/ aber die Reuterey ſtellete er auswendig zu bey-
den Seiten hinter die Huͤgel und das Gehoͤlze/ daß ſie von den Feinden nicht kunten geſe-
hen werden/ und nam ihm gaͤnzlich vor/ in dreyen Tagen nicht zuſchlagen/ weil die Gefan-
gene einhellig bekenneten/ daß in ihrem ganzen Heer kein undüchtiger oder ungeuͤbeter
Mann waͤhre/ und ihnen ſchon begunte an Speiſe abzugehen/ wozu dieſes kam/ daß er La-
diſla mit mehren Voͤlkern vermuhten wahr. Das Pannoniſche Heer/ da ſie die erhenketẽ
Haͤuptleute antraffen/ wolten an ihres Gefangenen Ausſage und Traͤue weiter nicht zwei-
feln/ und weil die angeknuͤpffete alle hohes Adels wahren/ und der vornehmſten Obriſten
nahe Anverwanten/ lieſſen ſie ſich verlauten/ ſie wolten den Boͤhmiſchen Koͤnig mit ſeinem
ganzen Adel gleich alſo erhoͤhen. Mit dieſem Troz gingen ſie fort/ nicht als zur Schlacht/
ſondern/ ob ſolten ſie gebundene arme Suͤnder/ wie die Scharff Richter/ ohn Gegenwehr
niderhauen. Weil es aber zu ſpaͤte wahr/ einen Sturm oder Schlacht zuwagen/ lagerten
ſie ſich eine halbe Meile von den unſern ins offene Feld zwiſchen ihre Wagenburg/ und
lieſſen ihr gerichtetes Lager hinter ſich mit 6000 Mann beſetzet. Herkules bekam Zeitung
von ihrer nahen Anweſenheit/ wolte ſich aber nicht an ihnen reiben/ dann ſeine Ausſpeher
befunden/ daß ſie ſehr gute Wache hielten. Obgedachte neun Handwerks Geſellen hatten
ſich in drey gleiche Geſelſchafften getheilet/ und wolte eine von der andern nichts wiſſen/
lieffen auff unterſchiedlichen Wegen nach des Feindes hinterſtem Lager/ und gaben ſich
nach einander an/ ſie waͤhren Pannoniſche Handwerkspurſche/ haͤtten teils in Boͤhmen/
teils in Teutſch- und Wendland gearbeitet/ und nicht ohn groſſe Gefahr ihr Leben geret-
tet/ weil man ſie wegen ihrer Landsleute ermorden wollen; begehreten Dienſte/ und lieſ-
ſen ſich von dem Obriſten der Beſatzung einſchreiben/ wiewol alle mit falſchẽ Nahmen;
welcher ihnen Gewehr austeilen ließ/ und ihnen frey ſtellete/ ob ſie lieber vor oder nach
Mitternacht wachen wolten. Dieſe ihrem Anſchlage nach/ teileten ſich durch alle Nacht-
Stunden/ damit es ihnen ja nicht fehlen ſolte; Ein jeder hatte ſein Feurzeug und Zunder
bey ſich/ und wahren bereit/ entweder ihrem Verſprechen nachzukommen/ oder vor das
Vaterland zuſterben; doch gingen ſie behut ſam/ legeten ſich hinter etliche Strohhuͤtten/
als wolten ſie ruhen/ und ſtecketen den Zunder behende hinein/ daß niemand des gewahr
ward/ dann die Huͤtten wahren mehrenteils ledig/ inſonderheit mitten im Lager/ da
ſie das Feur eingeleget hatten/ daß in kurzer Zeit eine groſſe Brunſt auffging/ ehe ein
Menſch herzu lauffen und das Feur loͤſchen kunte; Und als die Flammen hin und wieder
das Stroh erreicheten/ ſtund das Lager in vollem Feur/ ehe man ſichs verſahe/ daß die
Kriegsleute mit ſamt dem Troß hinaus zulauffen gezwungen wurden/ uñ die Uhrheber un-
vermerket und in guter Sicherheit davon ſtrichen. Beyde Kriegsheere kunten den Brand
eigenlich ſehen/ und freueten ſich die unſern des gluͤklichen Fortganges nit wenig/ die Fein-
de aber gerieten in groſſe Furcht/ meineten anfangs/ es wuͤrden die Boͤhmen das ledige
Lager angefallen und geſtürmet haben/ daher ſie ſich in Ordnung ſtelleten/ ob ſie etwa wuͤꝛ-
den angegriffen werden/ wie dann Leches gerne eine Schanze gewaget haͤtte/ aber wegen
hartes verbohts ſich nicht regen durfte. Der Feind ward des Unfalles ſehr beſtuͤrtzet/ dañ
alle ihre Zelten/ die ſie mit ſich gefuͤhret/ ſamt aller Speiſe und anderem Voraht wahren
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[733/0739] Achtes Buch. gute Anzahl wolgeuͤbete Teutſche wahren/ aber die Reuterey ſtellete er auswendig zu bey- den Seiten hinter die Huͤgel und das Gehoͤlze/ daß ſie von den Feinden nicht kunten geſe- hen werden/ und nam ihm gaͤnzlich vor/ in dreyen Tagen nicht zuſchlagen/ weil die Gefan- gene einhellig bekenneten/ daß in ihrem ganzen Heer kein undüchtiger oder ungeuͤbeter Mann waͤhre/ und ihnen ſchon begunte an Speiſe abzugehen/ wozu dieſes kam/ daß er La- diſla mit mehren Voͤlkern vermuhten wahr. Das Pannoniſche Heer/ da ſie die erhenketẽ Haͤuptleute antraffen/ wolten an ihres Gefangenen Ausſage und Traͤue weiter nicht zwei- feln/ und weil die angeknuͤpffete alle hohes Adels wahren/ und der vornehmſten Obriſten nahe Anverwanten/ lieſſen ſie ſich verlauten/ ſie wolten den Boͤhmiſchen Koͤnig mit ſeinem ganzen Adel gleich alſo erhoͤhen. Mit dieſem Troz gingen ſie fort/ nicht als zur Schlacht/ ſondern/ ob ſolten ſie gebundene arme Suͤnder/ wie die Scharff Richter/ ohn Gegenwehr niderhauen. Weil es aber zu ſpaͤte wahr/ einen Sturm oder Schlacht zuwagen/ lagerten ſie ſich eine halbe Meile von den unſern ins offene Feld zwiſchen ihre Wagenburg/ und lieſſen ihr gerichtetes Lager hinter ſich mit 6000 Mann beſetzet. Herkules bekam Zeitung von ihrer nahen Anweſenheit/ wolte ſich aber nicht an ihnen reiben/ dann ſeine Ausſpeher befunden/ daß ſie ſehr gute Wache hielten. Obgedachte neun Handwerks Geſellen hatten ſich in drey gleiche Geſelſchafften getheilet/ und wolte eine von der andern nichts wiſſen/ lieffen auff unterſchiedlichen Wegen nach des Feindes hinterſtem Lager/ und gaben ſich nach einander an/ ſie waͤhren Pannoniſche Handwerkspurſche/ haͤtten teils in Boͤhmen/ teils in Teutſch- und Wendland gearbeitet/ und nicht ohn groſſe Gefahr ihr Leben geret- tet/ weil man ſie wegen ihrer Landsleute ermorden wollen; begehreten Dienſte/ und lieſ- ſen ſich von dem Obriſten der Beſatzung einſchreiben/ wiewol alle mit falſchẽ Nahmen; welcher ihnen Gewehr austeilen ließ/ und ihnen frey ſtellete/ ob ſie lieber vor oder nach Mitternacht wachen wolten. Dieſe ihrem Anſchlage nach/ teileten ſich durch alle Nacht- Stunden/ damit es ihnen ja nicht fehlen ſolte; Ein jeder hatte ſein Feurzeug und Zunder bey ſich/ und wahren bereit/ entweder ihrem Verſprechen nachzukommen/ oder vor das Vaterland zuſterben; doch gingen ſie behut ſam/ legeten ſich hinter etliche Strohhuͤtten/ als wolten ſie ruhen/ und ſtecketen den Zunder behende hinein/ daß niemand des gewahr ward/ dann die Huͤtten wahren mehrenteils ledig/ inſonderheit mitten im Lager/ da ſie das Feur eingeleget hatten/ daß in kurzer Zeit eine groſſe Brunſt auffging/ ehe ein Menſch herzu lauffen und das Feur loͤſchen kunte; Und als die Flammen hin und wieder das Stroh erreicheten/ ſtund das Lager in vollem Feur/ ehe man ſichs verſahe/ daß die Kriegsleute mit ſamt dem Troß hinaus zulauffen gezwungen wurden/ uñ die Uhrheber un- vermerket und in guter Sicherheit davon ſtrichen. Beyde Kriegsheere kunten den Brand eigenlich ſehen/ und freueten ſich die unſern des gluͤklichen Fortganges nit wenig/ die Fein- de aber gerieten in groſſe Furcht/ meineten anfangs/ es wuͤrden die Boͤhmen das ledige Lager angefallen und geſtürmet haben/ daher ſie ſich in Ordnung ſtelleten/ ob ſie etwa wuͤꝛ- den angegriffen werden/ wie dann Leches gerne eine Schanze gewaget haͤtte/ aber wegen hartes verbohts ſich nicht regen durfte. Der Feind ward des Unfalles ſehr beſtuͤrtzet/ dañ alle ihre Zelten/ die ſie mit ſich gefuͤhret/ ſamt aller Speiſe und anderem Voraht wahren ſamt den mehrenteil Wagen aufgebrennet/ daß nichts mehr zufreſſen vor das Heer uͤbꝛig wahr; z z z z iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/739>, abgerufen am 22.11.2024.