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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
ihren König absonderlich mit Trähnen zuwarnen/ er möchte sich doch vorsehen/ und be-
denken/ was es auff sich hätte/ daß nicht allein Dropion ihm den wahren Verlauff hinter-
halten dürffte/ sondern auch solche Leute umb sich hätte/ welche ihm geträuer währen/ als
dem Könige selbst. Aber es wolte diese Vermahnung noch nicht bey ihm wirken/ inson-
derheit/ weil der Abgeschikte/ nachdem er sich bedacht hatte/ den Feld Herrn zuentschuldi-
gen wuste/ daß derselbe seinen König mit so ungenehmer Zeitung nicht betrüben wollen/
sondern sich hoch verheissen/ sein Schart zuvor redlich auszuwetzen/ ehe man in Panno-
nien davon etwas erführe. Der König hielt darauff Raht mit den Gewaltigen/ was man
auff Dropions begehren vorzunehmen hätte/ und weil dieser noch gar einen grossen An-
hang bey dem Könige hinterlassen/ wusten dieselben alles nach dessen Willen zufidern.
Mastyes wahr sehr sorgfältig/ hatte mit Deon und etlichen wenig andern schon überleget/
was des Königes und seines Reichs beste seyn würde/ und trieb fleissig/ daß ein Heer von
150000 Reutern möchte gesamlet werden/ mit welchem der König selbst zu Felde ginge;
welches zusammen zutreiben äusserster Fleiß angewendet ward/ dann die Teutsche Hülffe/
deren Dropion selbst gedachte/ hielt sie nicht in geringer Furcht/ daß die verständigsten es
schon unter sich beklageten/ daß man den Krieg so liederlich angefangen/ und nicht zuvor
gütliche Handlung versucht hätte. So bald aber Dropions und aller Kriegs Obersten
anderes Ansuchen wegen eiligster übersendung der Speise Wagen/ dem Könige vorge-
tragen ward/ und daß ihr Lager mit allem Vorraht durch blossen Unfall (wie sie sageten)
im Feur auffgangen währe/ befahreten sich Mastyes und Deon viel eines ärgern/ erfuhren
auch durch heimliche Geschenke von einem mit übergekommenen Diener/ daß alles durch
Feindes List und Verrähterey zugangen währe. Jedoch/ weil auch dieser beständigst dar-
auff verblieb/ daß des Feindes Lager in wenig Stunden sich ergeben würde/ war die Furcht
bey ihnen nicht so groß/ wiewol Mastyes gnug zuverstehen gab/ daß er solcher guten Zei-
tung wenig trauete/ und Dropion mit guten listigen Worten gespeiset würde/ wunderte
sich auch nicht wenig/ daß er von Agis oder Hyppasus/ genommener Abrede nach/ gar kein
geheimtes Schreiben bekam; aber diesen ward viel zu fleissig auff die Hand gesehen/ daß
ihnen solches zuleisten unmöglich wahr. Es musten alsbald 1200 Wagen auffbrechen und
mit allerhand Speisen nach Böhmen zugehen/ welche den flüchtigen/ wie schon gemeldet/
wol zu gute kahmen. Weil dann Dropions abermahlige Gesandschafft (welche er gleich
seiner Ankunft auff die Pannonischen Grenzen abgehen ließ) sich angab/ nebest Vermel-
dung/ daß man wegen Mangel des nöhtigen Unterhalts/ des Feindes Bodem hätte ver-
lassen/ und sich zurük zihen müssen; entstund daher ein grosses Schrecken/ und gedachten
Mastyes und Deon nicht anders/ als währe das ganze Heer geschlagen; welches eigent-
lich zuerfahren/ sie dem Könige rieten/ er solte fich seiner Königlichen Gewalt gebrauchen/
und die 8 Abgeschikte absonderlich mit Ernst vermahnen/ daß sie ihm den ganzenn Ver-
lauff umständlich anzeigeten; wodurch diese auch geschrecket/ einhellig berichteten/ daß
sie über 70000 Mann in zweyen Stürmen und kleinen absonderlichen Schlachten ein-
gebüsset/ und doch dagegen dem Feinde sehr geringen Schaden getahn hätten; insonder-
heit zeigete ihrer einer dem Stathalter Mastyes vertraulich an/ wie hoch König Ladisla
und seine Verwanten von Dropion beschimpffet/ und zum Galgen gesodert währen/ wo-

durch

Achtes Buch.
ihren Koͤnig abſonderlich mit Traͤhnen zuwarnen/ er moͤchte ſich doch vorſehen/ und be-
denken/ was es auff ſich haͤtte/ daß nicht allein Dropion ihm den wahren Verlauff hinter-
halten dürffte/ ſondern auch ſolche Leute umb ſich haͤtte/ welche ihm getraͤuer waͤhren/ als
dem Koͤnige ſelbſt. Aber es wolte dieſe Vermahnung noch nicht bey ihm wirken/ inſon-
derheit/ weil der Abgeſchikte/ nachdem er ſich bedacht hatte/ den Feld Herrn zuentſchuldi-
gen wuſte/ daß derſelbe ſeinen Koͤnig mit ſo ungenehmer Zeitung nicht betruͤben wollen/
ſondern ſich hoch verheiſſen/ ſein Schart zuvor redlich auszuwetzen/ ehe man in Panno-
nien davon etwas erfuͤhre. Der Koͤnig hielt darauff Raht mit den Gewaltigen/ was man
auff Dropions begehren vorzunehmen haͤtte/ und weil dieſer noch gar einen groſſen An-
hang bey dem Koͤnige hinterlaſſen/ wuſten dieſelben alles nach deſſen Willen zufidern.
Maſtyes wahr ſehr ſorgfaͤltig/ hatte mit Deon und etlichen wenig andern ſchon uͤberleget/
was des Koͤniges und ſeines Reichs beſte ſeyn wuͤrde/ und trieb fleiſſig/ daß ein Heer von
150000 Reutern moͤchte geſamlet werden/ mit welchem der Koͤnig ſelbſt zu Felde ginge;
welches zuſammen zutreiben aͤuſſerſter Fleiß angewendet ward/ dann die Teutſche Huͤlffe/
deren Dropion ſelbſt gedachte/ hielt ſie nicht in geringer Furcht/ daß die verſtaͤndigſten es
ſchon unter ſich beklageten/ daß man den Krieg ſo liederlich angefangen/ und nicht zuvor
guͤtliche Handlung verſucht haͤtte. So bald aber Dropions und aller Kriegs Oberſten
anderes Anſuchen wegen eiligſter uͤberſendung der Speiſe Wagen/ dem Koͤnige vorge-
tragen ward/ und daß ihr Lager mit allem Vorraht durch bloſſen Unfall (wie ſie ſageten)
im Feur auffgangen waͤhre/ befahreten ſich Maſtyes und Deon viel eines aͤrgern/ erfuhren
auch durch heimliche Geſchenke von einem mit uͤbergekommenen Diener/ daß alles durch
Feindes Liſt und Verraͤhterey zugangen waͤhre. Jedoch/ weil auch dieſer beſtaͤndigſt dar-
auff verblieb/ daß des Feindes Lager in wenig Stunden ſich ergebẽ wuͤrde/ war die Furcht
bey ihnen nicht ſo groß/ wiewol Maſtyes gnug zuverſtehen gab/ daß er ſolcher guten Zei-
tung wenig trauete/ und Dropion mit guten liſtigen Worten geſpeiſet wuͤrde/ wunderte
ſich auch nicht wenig/ daß er von Agis oder Hyppaſus/ genommener Abrede nach/ gar kein
geheimtes Schreiben bekam; aber dieſen ward viel zu fleiſſig auff die Hand geſehen/ daß
ihnen ſolches zuleiſten unmoͤglich wahr. Es muſten alsbald 1200 Wagen auffbrechen und
mit allerhand Speiſen nach Boͤhmen zugehen/ welche den fluͤchtigen/ wie ſchon gemeldet/
wol zu gute kahmen. Weil dann Dropions abermahlige Geſandſchafft (welche er gleich
ſeiner Ankunft auff die Pannoniſchen Grenzen abgehen ließ) ſich angab/ nebeſt Vermel-
dung/ daß man wegen Mangel des noͤhtigen Unterhalts/ des Feindes Bodem haͤtte ver-
laſſen/ und ſich zurük zihen müſſen; entſtund daher ein groſſes Schrecken/ und gedachten
Maſtyes und Deon nicht anders/ als waͤhre das ganze Heer geſchlagen; welches eigent-
lich zuerfahren/ ſie dem Koͤnige rieten/ er ſolte fich ſeiner Koͤniglichen Gewalt gebrauchen/
und die 8 Abgeſchikte abſonderlich mit Ernſt vermahnen/ daß ſie ihm den ganzẽn Ver-
lauff umſtaͤndlich anzeigeten; wodurch dieſe auch geſchrecket/ einhellig berichteten/ daß
ſie uͤber 70000 Mann in zweyen Stuͤrmen und kleinen abſonderlichen Schlachten ein-
gebuͤſſet/ und doch dagegen dem Feinde ſehr geringen Schaden getahn haͤtten; inſonder-
heit zeigete ihrer einer dem Stathalter Maſtyes vertraulich an/ wie hoch Koͤnig Ladiſla
und ſeine Verwanten von Dropion beſchimpffet/ und zum Galgen geſodert waͤhren/ wo-

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[746/0752] Achtes Buch. ihren Koͤnig abſonderlich mit Traͤhnen zuwarnen/ er moͤchte ſich doch vorſehen/ und be- denken/ was es auff ſich haͤtte/ daß nicht allein Dropion ihm den wahren Verlauff hinter- halten dürffte/ ſondern auch ſolche Leute umb ſich haͤtte/ welche ihm getraͤuer waͤhren/ als dem Koͤnige ſelbſt. Aber es wolte dieſe Vermahnung noch nicht bey ihm wirken/ inſon- derheit/ weil der Abgeſchikte/ nachdem er ſich bedacht hatte/ den Feld Herrn zuentſchuldi- gen wuſte/ daß derſelbe ſeinen Koͤnig mit ſo ungenehmer Zeitung nicht betruͤben wollen/ ſondern ſich hoch verheiſſen/ ſein Schart zuvor redlich auszuwetzen/ ehe man in Panno- nien davon etwas erfuͤhre. Der Koͤnig hielt darauff Raht mit den Gewaltigen/ was man auff Dropions begehren vorzunehmen haͤtte/ und weil dieſer noch gar einen groſſen An- hang bey dem Koͤnige hinterlaſſen/ wuſten dieſelben alles nach deſſen Willen zufidern. Maſtyes wahr ſehr ſorgfaͤltig/ hatte mit Deon und etlichen wenig andern ſchon uͤberleget/ was des Koͤniges und ſeines Reichs beſte ſeyn wuͤrde/ und trieb fleiſſig/ daß ein Heer von 150000 Reutern moͤchte geſamlet werden/ mit welchem der Koͤnig ſelbſt zu Felde ginge; welches zuſammen zutreiben aͤuſſerſter Fleiß angewendet ward/ dann die Teutſche Huͤlffe/ deren Dropion ſelbſt gedachte/ hielt ſie nicht in geringer Furcht/ daß die verſtaͤndigſten es ſchon unter ſich beklageten/ daß man den Krieg ſo liederlich angefangen/ und nicht zuvor guͤtliche Handlung verſucht haͤtte. So bald aber Dropions und aller Kriegs Oberſten anderes Anſuchen wegen eiligſter uͤberſendung der Speiſe Wagen/ dem Koͤnige vorge- tragen ward/ und daß ihr Lager mit allem Vorraht durch bloſſen Unfall (wie ſie ſageten) im Feur auffgangen waͤhre/ befahreten ſich Maſtyes und Deon viel eines aͤrgern/ erfuhren auch durch heimliche Geſchenke von einem mit uͤbergekommenen Diener/ daß alles durch Feindes Liſt und Verraͤhterey zugangen waͤhre. Jedoch/ weil auch dieſer beſtaͤndigſt dar- auff verblieb/ daß des Feindes Lager in wenig Stunden ſich ergebẽ wuͤrde/ war die Furcht bey ihnen nicht ſo groß/ wiewol Maſtyes gnug zuverſtehen gab/ daß er ſolcher guten Zei- tung wenig trauete/ und Dropion mit guten liſtigen Worten geſpeiſet wuͤrde/ wunderte ſich auch nicht wenig/ daß er von Agis oder Hyppaſus/ genommener Abrede nach/ gar kein geheimtes Schreiben bekam; aber dieſen ward viel zu fleiſſig auff die Hand geſehen/ daß ihnen ſolches zuleiſten unmoͤglich wahr. Es muſten alsbald 1200 Wagen auffbrechen und mit allerhand Speiſen nach Boͤhmen zugehen/ welche den fluͤchtigen/ wie ſchon gemeldet/ wol zu gute kahmen. Weil dann Dropions abermahlige Geſandſchafft (welche er gleich ſeiner Ankunft auff die Pannoniſchen Grenzen abgehen ließ) ſich angab/ nebeſt Vermel- dung/ daß man wegen Mangel des noͤhtigen Unterhalts/ des Feindes Bodem haͤtte ver- laſſen/ und ſich zurük zihen müſſen; entſtund daher ein groſſes Schrecken/ und gedachten Maſtyes und Deon nicht anders/ als waͤhre das ganze Heer geſchlagen; welches eigent- lich zuerfahren/ ſie dem Koͤnige rieten/ er ſolte fich ſeiner Koͤniglichen Gewalt gebrauchen/ und die 8 Abgeſchikte abſonderlich mit Ernſt vermahnen/ daß ſie ihm den ganzẽn Ver- lauff umſtaͤndlich anzeigeten; wodurch dieſe auch geſchrecket/ einhellig berichteten/ daß ſie uͤber 70000 Mann in zweyen Stuͤrmen und kleinen abſonderlichen Schlachten ein- gebuͤſſet/ und doch dagegen dem Feinde ſehr geringen Schaden getahn haͤtten; inſonder- heit zeigete ihrer einer dem Stathalter Maſtyes vertraulich an/ wie hoch Koͤnig Ladiſla und ſeine Verwanten von Dropion beſchimpffet/ und zum Galgen geſodert waͤhren/ wo- durch

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/752>, abgerufen am 22.11.2024.