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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
be reissen/ ihn an eine Galgenseule binden/ und am Hinterleibe mit scharffen Ruhten von
den Fußsolen biß ans Häupt streichen muste/ daß keine ganze stelle an ihm übrig blieb;
da er anfangs mit schelten und lästern fortfuhr/ aber endlich durch schmerzen überwunden/
ein schrekliches Geschrey trieb/ auch mit den angebundenen Händen und Füssen solche Ar-
beit taht/ daß er die Galgenseule schier loßgerissen hätte; endlich ward er geschmieret/ wie-
der abgelöset/ und allein hingestellet/ da er ansehen und hören muste/ was vor eine Urtel man
seinen Gesellen fellete; massen alsbald Pyrechmes vorgefodert ward/ welchen Herkules
also anredete: Du frecher Bube/ erinnerstu dich auch noch deiner gestrigen Bosheit/ da
du die Galgen Urtel über uns sprachest/ uns vor Hunde und verlauffene ausscholtest/ und
bey dräuung/ daß mir die Zunge solte aus dem Halse gerissen werden/ mir keine verantwor-
tung gönnetest; ja auch noch auff meinen kräftigen und gütigen Gott hönisch reden durf-
test? Wer hat jemahls erfahren/ daß einiger Mensch deines gleichen/ sich eines so verwä-
genen Trotzes solte gebrauchet haben? aber sihestu nun schier/ daß du damahl selbst dein
Wahrsager gewesen bist/ mein Gott würde dich und deine Geselschaft an unsere Stelle
an den Galgen bringen? Dieser Boshafte bedachte sich ein wenig/ was er antwor-
ten solte/ biß Dropion ihm zurieff; laß den Muht nicht sinken/ du mein geträuer Freund/
damit unsere Feinde nicht rühmen/ sie haben unserer Tapferkeit angewonnen. Durch wel-
che Auffmunterung dieser ohndas verwägene Mensch gleichsam wieder sich selbst wütend
ward/ daß er in diese Worte loßbrach: Was ich gestern geredet und getahn habe/ gereuet
mich so gar nicht/ dz ichs noch tuhn wolte/ wans nur in meiner Macht stünde/ ob ihr Hun-
de mich gleich darüber zureissen würdet. Dir frechen Schelm mus der wolverdiente Lohn
werden/ gab ihm Herkules zur Antwort/ ließ ihn eben wie zuvor den Dropion mit Ruhten
streichen/ wobey er ein schändliches Lästern/ Fluchen und Geschrey trieb. Pelegon ward
nach ihm vor Gericht gestellet/ und von Herkules also zu Rede gesetzet: Du Gottloses
Schandmaul wirst dich erinnern/ wie höhnisch du mich bey dem gestrigen unbefugeten
Gerichte angetastet/ und mir nicht eins Zeit zum Gebeht gönnen wollen/ daneben es vor
unmöglich hieltest/ daß der Gott/ welcher Zeit seiner ernidrigung umb unser Sünde willen
sich hat lassen ans Kreuz henken/ mich und andere unschuldigen von dem Strange befreien
könte; nun aber sihestu wie mächtig derselbe sey/ und wie er dich mit deines gleichen andern
Buben zur wolverdieneten Straffe fodert. Du hast gut trotzen/ antwortete dieser/ aber
währen meine Fäuste so wol frey als die deinen/ würde der Ausschlag es bald geben/ wer
eines andern Richter zu seyn das beste Recht hätte/ nun aber mus ich wol schweigen und
mich drücken/ wil ich sonst der Henkersruhten geübriget seyn. Bato/ Dropions Sohn/
ward auch zu rede gestellet/ warumb er vor andern sich bemühet hätte diese unschuldige
Könige und Fürsten durch Meuchelmörder hinzurichten; dann eben dieser hatte solches
zu vollenden über sich genommen; welches er auch nicht verleugnen wolte/ sondern diese
Antwort gab: Ob ich meinem lieben Vater in verfolgung seiner Ertzfeinde gehorsam ge-
leistet habe/ ist nicht zuverwundern/ dann die eingegossene Pflicht erfodert solches von mir/
und Odaß mir nur mein Anschlag hätte mögen gelingen/ so hätte ich nicht dürffen mit mei-
nen blutigen Augen ansehen/ daß der treflichste Held unter allen Pannoniern/ mein Herr
Vater Dropion mit Henkersruhten ist gegeisselt worden; welches die hellischen Götter

allen

Achtes Buch.
be reiſſen/ ihn an eine Galgenſeule binden/ und am Hinterleibe mit ſcharffen Ruhten von
den Fußſolen biß ans Haͤupt ſtreichen muſte/ daß keine ganze ſtelle an ihm uͤbrig blieb;
da er anfangs mit ſchelten und laͤſtern fortfuhr/ aber endlich durch ſchmerzen uͤberwunden/
ein ſchrekliches Geſchrey trieb/ auch mit den angebundenen Haͤnden und Fuͤſſen ſolche Ar-
beit taht/ daß er die Galgenſeule ſchier loßgeriſſen haͤtte; endlich ward er geſchmieret/ wie-
der abgeloͤſet/ und allein hingeſtellet/ da er anſehen und hoͤren muſte/ was vor eine Urtel man
ſeinen Geſellen fellete; maſſen alsbald Pyrechmes vorgefodert ward/ welchen Herkules
alſo anredete: Du frecher Bube/ erinnerſtu dich auch noch deiner geſtrigen Bosheit/ da
du die Galgen Urtel uͤber uns ſpracheſt/ uns vor Hunde und verlauffene ausſcholteſt/ und
bey draͤuung/ daß mir die Zunge ſolte aus dem Halſe geriſſen werden/ mir keine verantwor-
tung goͤnneteſt; ja auch noch auff meinen kraͤftigen und guͤtigen Gott hoͤniſch reden durf-
teſt? Wer hat jemahls erfahren/ daß einiger Menſch deines gleichen/ ſich eines ſo verwaͤ-
genen Trotzes ſolte gebrauchet haben? aber ſiheſtu nun ſchier/ daß du damahl ſelbſt dein
Wahrſager geweſen biſt/ mein Gott wuͤrde dich und deine Geſelſchaft an unſere Stelle
an den Galgen bringen? Dieſer Boshafte bedachte ſich ein wenig/ was er antwor-
ten ſolte/ biß Dropion ihm zurieff; laß den Muht nicht ſinken/ du mein getraͤuer Freund/
damit unſere Feinde nicht ruͤhmen/ ſie haben unſerer Tapferkeit angewonnen. Durch wel-
che Auffmunterung dieſer ohndas verwaͤgene Menſch gleichſam wieder ſich ſelbſt wuͤtend
ward/ daß er in dieſe Worte loßbrach: Was ich geſtern geredet und getahn habe/ gereuet
mich ſo gar nicht/ dz ichs noch tuhn wolte/ wans nur in meiner Macht ſtuͤnde/ ob ihr Hun-
de mich gleich daruͤber zureiſſen wuͤrdet. Dir frechen Schelm mus der wolverdiente Lohn
werden/ gab ihm Herkules zur Antwort/ ließ ihn eben wie zuvor den Dropion mit Ruhten
ſtreichen/ wobey er ein ſchaͤndliches Laͤſtern/ Fluchen und Geſchrey trieb. Pelegon ward
nach ihm vor Gericht geſtellet/ und von Herkules alſo zu Rede geſetzet: Du Gottloſes
Schandmaul wirſt dich erinnern/ wie hoͤhniſch du mich bey dem geſtrigen unbefugeten
Gerichte angetaſtet/ und mir nicht eins Zeit zum Gebeht goͤnnen wollen/ daneben es vor
unmoͤglich hielteſt/ daß der Gott/ welcher Zeit ſeiner ernidrigung umb unſer Suͤnde willen
ſich hat laſſen ans Kreuz henken/ mich und andere unſchuldigen von dem Strange befreien
koͤnte; nun aber ſiheſtu wie maͤchtig derſelbe ſey/ und wie er dich mit deines gleichẽ andern
Buben zur wolverdieneten Straffe fodert. Du haſt gut trotzen/ antwortete dieſer/ aber
waͤhren meine Faͤuſte ſo wol frey als die deinen/ wuͤrde der Ausſchlag es bald geben/ wer
eines andern Richter zu ſeyn das beſte Recht haͤtte/ nun aber mus ich wol ſchweigen und
mich druͤcken/ wil ich ſonſt der Henkersruhten geuͤbriget ſeyn. Bato/ Dropions Sohn/
ward auch zu rede geſtellet/ warumb er vor andern ſich bemuͤhet haͤtte dieſe unſchuldige
Koͤnige und Fuͤrſten durch Meuchelmoͤrder hinzurichten; dann eben dieſer hatte ſolches
zu vollenden uͤber ſich genommen; welches er auch nicht verleugnen wolte/ ſondern dieſe
Antwort gab: Ob ich meinem lieben Vater in verfolgung ſeiner Ertzfeinde gehorſam ge-
leiſtet habe/ iſt nicht zuverwundern/ dann die eingegoſſene Pflicht erfodert ſolches von mir/
und Odaß mir nur mein Anſchlag haͤtte moͤgen gelingen/ ſo haͤtte ich nicht duͤrffen mit mei-
nen blutigen Augen anſehen/ daß der treflichſte Held unter allen Pannoniern/ mein Herr
Vater Dropion mit Henkersruhten iſt gegeiſſelt worden; welches die helliſchen Goͤtter

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 823. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/829>, abgerufen am 22.11.2024.