Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. nicht sonderlich versehret ward/ damit er desto länger zur Pein behalten würde. Man ließihn immerhin zappeln/ und gingen die unsern davon/ Speise zunehmen/ ward auch befoh- len/ daß er mit den glüenden Zangen nicht gezwakt würde/ biß sie sich wieder einstelleten/ wo sonst seines Lebens so lange seyn würde; da er dann nebest Pyrechmes und Pelegon ei- nen solchen Jammer betrieb/ daß nicht auszusprechen wahr. Neklam vermahnete sie/ umb Gnade und umb einen schleunigen Tod anzuhalten/ aber sie wahren zuverstokt/ und wolten durchaus nicht/ daher sie biß gegen den späten Abend in solcher Pein verblieben/ weil man sie mit Wein und kräfftigen Sachen labete. Endlich als unsere Helden wiederkahmen/ wurden Pyrechmes und Pelegon zuerst mit den Zangen angegriffen/ da dieser unter dem andern/ jener unter dem dritten Zwak verschiede/ und biß an ihr Ende zulästern und schän- den nicht auffhöreten. Dropion empfand den Tod noch so nahe nicht/ enthielt sich von al- lem Geschrey/ so daß er den ersten Angriff mit der Zange geduldig erlitte; bey dem andern seuffzete er; bey dem dritten geriet er in harte Ohmacht/ und nach geschehener Erquickung/ da er zum vierten mahle solte angetastet werden/ rief er mit erschreklicher Stimme: Ihr feurigen Teufel/ Herkules und Ladisla/ habt ihr nicht schier genug die Augen an unserm Jammer geweidet? fing darauff wegen des vierten Zwaks so hefftig an zubrüllen/ als ob er besessen währe. Der fünffte und sechste angriff erfolgeten bald darauf/ worunter er auch das Leben ließ; und ward mit seinen beiden Gesellen an den Galgen zu den andern hin ge- henket. Mnata muste nochmahl alles ansehen/ und nach Vollendung sich gerichtlich er- klären/ ob er die vorgeschlagenen Posten willig eingehen/ oder der Todesstraffe wolte ge- wärtig seyn; da er ohn einiges wegern alles einwilligte/ den Fußfal alsbald verrichtete/ und bey demselben umb Gnade und Vergebung anhielt/ nebest dem Erbieten/ das übrige glei- cher gestalt gerne zuleisten/ als viel in seinem Vermögen währe/ nur daß vor geschehener Beredung mit seinen Landständen er den 4/ 5/ 6/ 9/ 15/ und 20 Saz nicht zuversichern wü- ste/ es währe dann/ daß König Ladisla alsbald ein starkes Heer fort schicken/ und seine Leu- te durch harte Dräuungen in Furcht setzen wolte hoffete er die Volstreckung bald zuleisten. Die unsern sahen aus seinem Vorschlage/ seine Reue und Gutwilligkeit/ gaben Fürst O- laff als Obersten Feld Herrn 60000 Reuter/ welche Leches/ Klodius/ Neda/ Markus und Prinsla führen solten; nahmen Königes Mnata Geträue/ den Agiß/ Hyppasus und A- mythaon (Mastyes und Deon blieben bey dem Könige) mit sich/ und gingen mit gnugsa- mer schrifftlichen Volmacht fort/ da Mnata seinen Ständen zuwissen taht/ in was Un- glük Dropion und dessen Anhang ihn gestürzet/ und das ganze Vaterland krafftloß gema- chet hätte/ welches sie wol beherzigen/ und die begehreten Anfoderungen einwilligen möch- ten/ nicht allein/ daß er erlöset und auff freyen Fuß gestellet/ sondern auch das ganze König- reich vor algemeiner Verwüstung bewahret würde. Olaff ging mit seinem Heer freudig fort/ fand aber die Pannonischen Grenzen mit starker Manschafft besetzet/ die sich über der unsern Ankunfft ganz verzweifelte Gedanken macheten/ nicht anders wähnend/ es würde ihr Königreich zur Wüsteney gemacht/ und in Grund geschleiffet werden; dann die 500 stüchtige Reuter hatten nicht geseumet/ ihr Land zuerreichen/ da sie allen Verlauff erzäh- leten/ und des Feindes Völker grösser macheten als sie wahren; daher dann wenig Muht bey ihnen wahr; doch stelleten sie sich anfangs zur Gegenwehr/ welches die unsern nicht wenig
Achtes Buch. nicht ſonderlich verſehret ward/ damit er deſto laͤnger zur Pein behalten wuͤrde. Man ließihn immerhin zappeln/ und gingen die unſern davon/ Speiſe zunehmen/ ward auch befoh- len/ daß er mit den gluͤenden Zangen nicht gezwakt wuͤrde/ biß ſie ſich wieder einſtelleten/ wo ſonſt ſeines Lebens ſo lange ſeyn wuͤrde; da er dann nebeſt Pyrechmes und Pelegon ei- nen ſolchen Jammer betrieb/ daß nicht auszuſprechen wahr. Neklam vermahnete ſie/ umb Gnade und umb einen ſchleunigen Tod anzuhalten/ aber ſie wahren zuverſtokt/ und woltẽ durchaus nicht/ daher ſie biß gegen den ſpaͤten Abend in ſolcher Pein verblieben/ weil man ſie mit Wein und kraͤfftigen Sachen labete. Endlich als unſere Helden wiederkahmen/ wurden Pyrechmes und Pelegon zuerſt mit den Zangen angegriffen/ da dieſer unter dem andern/ jener unter dem dritten Zwak verſchiede/ und biß an ihr Ende zulaͤſtern und ſchaͤn- den nicht auffhoͤreten. Dropion empfand den Tod noch ſo nahe nicht/ enthielt ſich von al- lem Geſchrey/ ſo daß er den erſten Angriff mit der Zange geduldig erlitte; bey dem andern ſeuffzete er; bey dem dritten geriet er in harte Ohmacht/ und nach geſchehener Erquickung/ da er zum vierten mahle ſolte angetaſtet werden/ rief er mit erſchreklicher Stimme: Ihr feurigen Teufel/ Herkules und Ladiſla/ habt ihr nicht ſchier genug die Augen an unſerm Jammer geweidet? fing darauff wegen des vierten Zwaks ſo hefftig an zubruͤllen/ als ob er beſeſſen waͤhre. Der fuͤnffte und ſechſte angriff erfolgeten bald darauf/ worunter er auch das Leben ließ; und ward mit ſeinen beiden Geſellen an den Galgen zu den andern hin ge- henket. Mnata muſte nochmahl alles anſehen/ und nach Vollendung ſich gerichtlich er- klaͤren/ ob er die vorgeſchlagenen Poſten willig eingehen/ oder der Todesſtraffe wolte ge- waͤrtig ſeyn; da er ohn einiges wegern alles einwilligte/ den Fußfal alsbald verrichtete/ und bey demſelben umb Gnade und Vergebung anhielt/ nebeſt dem Erbieten/ das uͤbrige glei- cher geſtalt gerne zuleiſten/ als viel in ſeinem Vermoͤgen waͤhre/ nur daß vor geſchehener Beredung mit ſeinen Landſtaͤnden er den 4/ 5/ 6/ 9/ 15/ und 20 Saz nicht zuverſichern wuͤ- ſte/ es waͤhre dann/ daß Koͤnig Ladiſla alsbald ein ſtarkes Heer fort ſchicken/ und ſeine Leu- te durch harte Draͤuungen in Furcht ſetzen wolte hoffete er die Volſtreckung bald zuleiſtẽ. Die unſern ſahen aus ſeinem Vorſchlage/ ſeine Reue und Gutwilligkeit/ gaben Fuͤrſt O- laff als Oberſten Feld Herrn 60000 Reuter/ welche Leches/ Klodius/ Neda/ Markus und Prinſla fuͤhren ſolten; nahmen Koͤniges Mnata Getraͤue/ den Agiß/ Hyppaſus und A- mythaon (Maſtyes und Deon blieben bey dem Koͤnige) mit ſich/ und gingen mit gnugſa- mer ſchrifftlichen Volmacht fort/ da Mnata ſeinen Staͤnden zuwiſſen taht/ in was Un- gluͤk Dropion und deſſen Anhang ihn geſtuͤrzet/ und das ganze Vaterland krafftloß gema- chet haͤtte/ welches ſie wol beherzigen/ und die begehreten Anfoderungen einwilligen moͤch- ten/ nicht allein/ daß er erloͤſet und auff freyen Fuß geſtellet/ ſondern auch das ganze Koͤnig- reich vor algemeiner Verwuͤſtung bewahret wuͤrde. Olaff ging mit ſeinem Heer freudig fort/ fand aber die Pannoniſchen Grenzen mit ſtarker Manſchafft beſetzet/ die ſich uͤber deꝛ unſern Ankunfft ganz verzweifelte Gedanken macheten/ nicht anders waͤhnend/ es wuͤrde ihr Koͤnigreich zur Wuͤſteney gemacht/ und in Grund geſchleiffet werden; dann die 500 ſtuͤchtige Reuter hatten nicht geſeumet/ ihr Land zuerreichen/ da ſie allen Verlauff erzaͤh- leten/ und des Feindes Voͤlker groͤſſer macheten als ſie wahren; daher dann wenig Muht bey ihnen wahr; doch ſtelleten ſie ſich anfangs zur Gegenwehr/ welches die unſern nicht wenig
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Achtes Buch.
nicht ſonderlich verſehret ward/ damit er deſto laͤnger zur Pein behalten wuͤrde. Man ließ
ihn immerhin zappeln/ und gingen die unſern davon/ Speiſe zunehmen/ ward auch befoh-
len/ daß er mit den gluͤenden Zangen nicht gezwakt wuͤrde/ biß ſie ſich wieder einſtelleten/
wo ſonſt ſeines Lebens ſo lange ſeyn wuͤrde; da er dann nebeſt Pyrechmes und Pelegon ei-
nen ſolchen Jammer betrieb/ daß nicht auszuſprechen wahr. Neklam vermahnete ſie/ umb
Gnade und umb einen ſchleunigen Tod anzuhalten/ aber ſie wahren zuverſtokt/ und woltẽ
durchaus nicht/ daher ſie biß gegen den ſpaͤten Abend in ſolcher Pein verblieben/ weil man
ſie mit Wein und kraͤfftigen Sachen labete. Endlich als unſere Helden wiederkahmen/
wurden Pyrechmes und Pelegon zuerſt mit den Zangen angegriffen/ da dieſer unter dem
andern/ jener unter dem dritten Zwak verſchiede/ und biß an ihr Ende zulaͤſtern und ſchaͤn-
den nicht auffhoͤreten. Dropion empfand den Tod noch ſo nahe nicht/ enthielt ſich von al-
lem Geſchrey/ ſo daß er den erſten Angriff mit der Zange geduldig erlitte; bey dem andern
ſeuffzete er; bey dem dritten geriet er in harte Ohmacht/ und nach geſchehener Erquickung/
da er zum vierten mahle ſolte angetaſtet werden/ rief er mit erſchreklicher Stimme: Ihr
feurigen Teufel/ Herkules und Ladiſla/ habt ihr nicht ſchier genug die Augen an unſerm
Jammer geweidet? fing darauff wegen des vierten Zwaks ſo hefftig an zubruͤllen/ als ob
er beſeſſen waͤhre. Der fuͤnffte und ſechſte angriff erfolgeten bald darauf/ worunter er auch
das Leben ließ; und ward mit ſeinen beiden Geſellen an den Galgen zu den andern hin ge-
henket. Mnata muſte nochmahl alles anſehen/ und nach Vollendung ſich gerichtlich er-
klaͤren/ ob er die vorgeſchlagenen Poſten willig eingehen/ oder der Todesſtraffe wolte ge-
waͤrtig ſeyn; da er ohn einiges wegern alles einwilligte/ den Fußfal alsbald verrichtete/ und
bey demſelben umb Gnade und Vergebung anhielt/ nebeſt dem Erbieten/ das uͤbrige glei-
cher geſtalt gerne zuleiſten/ als viel in ſeinem Vermoͤgen waͤhre/ nur daß vor geſchehener
Beredung mit ſeinen Landſtaͤnden er den 4/ 5/ 6/ 9/ 15/ und 20 Saz nicht zuverſichern wuͤ-
ſte/ es waͤhre dann/ daß Koͤnig Ladiſla alsbald ein ſtarkes Heer fort ſchicken/ und ſeine Leu-
te durch harte Draͤuungen in Furcht ſetzen wolte hoffete er die Volſtreckung bald zuleiſtẽ.
Die unſern ſahen aus ſeinem Vorſchlage/ ſeine Reue und Gutwilligkeit/ gaben Fuͤrſt O-
laff als Oberſten Feld Herrn 60000 Reuter/ welche Leches/ Klodius/ Neda/ Markus und
Prinſla fuͤhren ſolten; nahmen Koͤniges Mnata Getraͤue/ den Agiß/ Hyppaſus und A-
mythaon (Maſtyes und Deon blieben bey dem Koͤnige) mit ſich/ und gingen mit gnugſa-
mer ſchrifftlichen Volmacht fort/ da Mnata ſeinen Staͤnden zuwiſſen taht/ in was Un-
gluͤk Dropion und deſſen Anhang ihn geſtuͤrzet/ und das ganze Vaterland krafftloß gema-
chet haͤtte/ welches ſie wol beherzigen/ und die begehreten Anfoderungen einwilligen moͤch-
ten/ nicht allein/ daß er erloͤſet und auff freyen Fuß geſtellet/ ſondern auch das ganze Koͤnig-
reich vor algemeiner Verwuͤſtung bewahret wuͤrde. Olaff ging mit ſeinem Heer freudig
fort/ fand aber die Pannoniſchen Grenzen mit ſtarker Manſchafft beſetzet/ die ſich uͤber deꝛ
unſern Ankunfft ganz verzweifelte Gedanken macheten/ nicht anders waͤhnend/ es wuͤrde
ihr Koͤnigreich zur Wuͤſteney gemacht/ und in Grund geſchleiffet werden; dann die 500
ſtuͤchtige Reuter hatten nicht geſeumet/ ihr Land zuerreichen/ da ſie allen Verlauff erzaͤh-
leten/ und des Feindes Voͤlker groͤſſer macheten als ſie wahren; daher dann wenig Muht
bey ihnen wahr; doch ſtelleten ſie ſich anfangs zur Gegenwehr/ welches die unſern nicht
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/834>, abgerufen am 16.07.2024. |